päischen Krieg das deutsche System sich dem englischen gegenüber als das praktischere erwiesen hat. Vielleicht ist es darauf zurückzuführen, daß so viele Japaner militärische deutsche Erziehung genießen. Die Gefahr des Militaris­mus, gegen die in England und Amerika gepredigt wird, bekümmere Japan nicht im Geringsten.

Das Vorgehen der Araber in Tripolis.

Nach einer Meldung desVerl. Lok.-Anz" aus Lhiasso berichtet derSccolo" aus Tripolis, daß die feindlichen Araber bereits vor Tripolis angekommen find. Unter den Europäern fei eine Panik ausgebrochen und sie verließen in Eile die Stadt und Afrika.

Das Gchiffsunglück in Amerika.

London, 26. Juli. (WTB.) Wie Lloyds meldet, ist die Zahl der Todesopfer des Chicagoer Vergnügungsdamp- fers Eastland auf 1300 gestiegen.

Paris, 26. Juli. WTB. Nach Blättermeldungen aus Chicago sind von den 2572 Personen, die sich aus dem Dampfer »Gastland" befanden, 762 gerettet worden. 1810 kamen um. Bisher wurden 885 Leichname geborgen, zu­meist Frauen und Kinder. Auf Grund der von den Be­hörden eingeleiteten Untersuchung sind 30 Verhaftungen vorgenommen worden.

Derartige ungeheure Schiffsunfälle der amerikanischen Binnenschiffahrt kommen so ziemlich jedes Jahr vor. Es würde den Grundsätzen der Menschlichkeit jedenfalls sehr entsprechen, wenn die Herren in Washington einmal zunächst für die Sicherheit harmloser Sonntagsausflügler sorgten, ehe sie leichtsinnige Europareisende, die trotz ergangener Warnung ihr Leben für den ungefährdeten Transport eng­lischer und französischer Munition einsetzen.

Zusammentritt des Reichstags.

B-rliu, (Amtlich WTB.) Die nächste Vollsitzung des deutschen Reichstags findet am 19. August nachmittags 2 Uhr statt. Die Haushollskommission des Reichstages wird ihre Beratungen am 17. August vormittags 10 Uhr wieder aufnehmen.

Aus Stadl und Land.

Nagold, 28. 3uli 1915.

k Herzog Albrecht von Württemberg,^Generaloberst und Oberfehlshabcr der 4. Armee, wurde vom König von Sachsen durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Säch­sischen Militär-St. Heinrich Ordens ausgezeichnet. Der Kaiser von Oesterreich verlieh dem Herzog das österreichisch­ungarische Militärverdienstkreuz 1. Kl. mit Kriegsdekoratton.

Das Eiserne Kreuz II. Klaffe hat erhalten: Konrad Bürkle, Besitzer des Gasthoss z. Hirsch in Unterhaugstett.

Die silberne Mlttäroerdienstmedaille wurde verliehen: Gottlieb Genkinger und Johann Stör von Pfalz- grafenweiler. dem Gefreiten Jakob Müller. Sohn des Holzhauers Chr. Müller in Kälberbronn. Res. Gottlob Göltenbodt, Sohn des Wagnermstrs. Göltenbodt in Cresbach, Christian Saut 1 sr von Bondorf, Gefreiter im Landweh >Ins.-Regt. 120; Gefr. Eugen Ottmar, Sohn des oerst. Briefträgers Ottmar, Altensteig; Ioh. G. Klink von Neuweiler, früher bei Chr. Bühler, Schmiedmeister in Altenstetg tätig.

r Geheimhaltung von Militärangelegeuheite».

Trotz wiederholter Einschärfung der Vorschriften betreffend die Geheimhaltung von Militärangelegenheiten, insbesondere der militärischen Transporte,' Heeresverschiebungen usw. hat kürzlich ein Schaffner auf einer Bahnstation gegenüber An­gestellten einer andern Verwaltung von angeblichen Ver­schiebungen deutscher Truppen vom einen Kriegsschauplatz zum andern gesprochen. Da gegen derartige gefährliche Schwätzereien mit aller Schärfe eingeschritten werden muß, hat die Generaldirektion der Staatselsenbahnen die Akten dem Stellv. Generalkommando zur Weiterverfolgung über-

Buntes Allerlei.

P«lt«sk. Ein wichtiger Stützpunkt der Narewlinie ist durch die Einnahme von Puktusk in unsere Hände ge­fallen. Es ist eine jener Städte Polens, deren rascher Aufschwung durch die strategische Bedeutung dieser Orte noch beschleunigt worden ist. Durch die Garnison und die Befestigungswerke ist Geld und Leben in diese Gemeinden gekommen, und so hat auch Pultusk innerhalb der letzten 25 Jahre feine Bevölkerung, die im Jahre 1890 nur 9200 Seelen betrug, fast verdreifacht. Trotzdem darf man sich unter Pultusk kein städtisches Gemeinwesen vorstellen, wie wir es in Deutschland und Oesterreich-Ungarn von Orten mit rund 30 000 Einwohnern gewöhnt find. Da», was den Besuchern auf den ersten Blick auffällt, ist der beispiel- lose Schmutz aus Straßen und Plätzen und der elende Zu­stand der meisten Wohnhäuser. Immerhin gibt es auch in Pultusk einen sehr ansehnlichen Bau; das ist das große Schloß, in dem ehemals die Bischöfe von Plock residierten. Auch die orthodoxe Kirche mit ihrer vergoldeten Kuppel hebt sich aus den armseligen Bauten der Stadt hervor. Die Bevölkerung treibt vorwiegend Handel, und unter die- sem Handel steht das ziemlich bedeutende Getreidegeschäft weitaus an erster Stelle. Pultusk ist übrigens eine uralte Siedelung und schon im Jahre 956 gegründet. Nicht zum ersten Male erscheint sein Name in der Kriegsgeschichte. Im Jahre 1703 besiegte hier Karl Xll. von Schweden ein sächsisches Heer unter dem General Steinau und nahm es

geben. Die Generaldirektion gab dem Personal bekannt, daß sie im Interesse der Sicherheit des Vaterlandes gegen die bezeichneten Verfehlungen stets unnachstchtlich einschreiten wird.

Ei» »euer Verw«»dete»tra«sport traf gestern abend kurz nach 9 Uhr hier ein. Es war diesmal wieder Lazarettzug U, der über 200 teils schwer, teils leichter verwundete Kämpfer aus dem Priesterwalde brachte. Zum Teil wurden sie in vorhergehende Lazarette abgeführt. Der Rest kam nach hier, 132, darunter 79 Liegende. Der Abtranspott vollzog sich durch die Sanitätsmannschaft und Seminarschüler rasch und ohne Störung. Das Wetter war weniger günstig. Besonders fiel hierbei recht unangenehm auf. daß der schlüpfrige Abgangsweg vom Bahnhof nicht beleuchtet war. Könnte da nicht in solchen Fällen eine Ausnahme gemacht werden?

x Auswahl bei der Eiustelluug i« die Kraft­fahrtruppe«. Die Inspektion des Kraftfahrwesen« hat laut Staatsanzeiger mitgeteilt, daß bei den Kraftsahrtmppen nur solche Leute eingestellt werden, die eine längere Tätig­keit als Krastfahrzeugführer Nachweisen können, ferner Schlosser, Monteure usw., die infolge ihrer technischen Vor­bildung besonders geeignet erscheinen; für letztere find bei den Ersatzabteilungen des Kraftfahrbataillons Fahrschulen eingerichtet, die für das vorhandene Bedürfnis genügen. Die vielfach in Tageszeitungen erscheinenden Anzeigen, in denen ein kurzer Lehrkursus bei Fahrschulen zwecks Erzie­lung der Einstellung bei den Kraftsahrtruppen empfohlen wird, sind nicht zutreffend. Leute, die erst seit kurzem einen Führerschein besitzen, werden bei der Einstellung nicht be­vorzugt.

Ausstellung vo» Arbeite« Verwundeter. Um

die Langeweile und deren mißlichen Folgen aus den Laza­retten fernzuhalten, haben weitschauende Menschen sich be­müht, den Verwundeten Gelegenheit zu geben, allerlei Handarbeiten anzusertlgen. Den Erfolg dieser Bemühungen kann man an der in ihrer Art wohl einzig dastehenden Ausstellung sehen, die z. Zt. in der König-Karls-Halle des Landesgewerbemuseums in Stuttgart dem allgemeinen Be­such geöffnet ist. Mit Staunen und Bewunderung erblickt man hier, was fleißige und geschickte Soldatenhände an allerlei nützlichen und anderen Gegenständen heroorgebracht haben, ja es wird unter den weiblichen Besuchern wohl manche geben, die beschämt eingestehcn müssen, daß die Soldaten ihnen h'er. was Handarbeiten anbelangt, in mancher Beziehungüber" sind. Betrachten wir uns ein- mal zuerst die Knüpf-, Filet-, Strick- und Stick­arbeiten. Welche Fülle von Taschen, in jeder Form und Farbe, erfreuen hier das Auge der Damen. Daneben die wunderschönen Kissen und Decken mit geknüpfte« Fransen, Arbeiten, die nicht so schnell vergänglich sind und dauernd wertvoll bleiben. In Strickarbeiten finden wir mehr prak­tische Sachen, Ktaderröckchen. Häubchen, und vor allem Schals, die zum Gebrauch der Vatcrlandsverteidiger selbst bestimmt sind. Einen großen Raum in der Ausstellung nehmen die Peddigrohr flech larbeiten ein, Körbe in jeder Art und Größe, bemalt und unbemalt, Arbeits­und Blumenkörbe, sind in reicher Fülle vorhanden, daß die vielen Blumenoasen aus Peddigrohr ebenfalls Erzeug­nisse unserer Soldaten sind, muß noch extra bemerkt werden. Die in Holz und Linoleum ausgeführten, z. Teil hervor­ragend schönen Kerbschnittarbeiten, die in großer Zahl ausgestellt sind, zeugen von viel Fleiß und Geduld ihrer Verfertiger. Auf dem Gebiet der Keramik leistete ein Stuttgarter Lazarett bemerkenswertes. Mit Vergnügen betrachten wir die ausgestellten Spielsachen, das Schwarzwälder-Bauernhaus findet besonders viele Bewun­derer. Ja, es ist wirklich erstaunlich, was fleißige Sol­datenhände an Kunstfertigkeiten heroorgebracht haben und es würde zu weit führen, alles einzelne auszuführen. Einer Gruppe von Gegenständen sei jedoch noch besonder« er- wähnt: Der Arbeiten Einarmiger. Welch' einen Aufwand von Mühe und Geduld mag es wohl gekostet haben, bis all' die hübschen Sachen in Kerbschnitt, Strick- und Knüpfarbeit vollendet waren. Deshalb nötigen uns

fast gänzlich gefangen. Und reichlich hundert Jahre später erfüllte wieder kriegerischer Lärm die Stadt am Ufer des Narew. Am 26. Dezember 1806 fließen bet Pultusk die Russen mit den Franzosen zusammen, die sich den lieber- gang über den Narew erkämpften. Die Russen, unter Bennigsen, versuchten den Vormarsch des napoleonischen Heeres auszuhalten, wurden aber geschlagen und mußten sich zurückziehen.

Der Reichsbankvräfident als Dichter.

Die erfolgreiche Goldsammlung an der katholischen Volksschule in Pleß gab den Schulkindern Anlaß, an den deutschen Reichsbankpräsidenten o. Havenstein ein auf den Goldfuchs bezügliches Gedicht zu senden. Als Antwort darauf schickte Havenstein ein Postpaket mit Schokoladen. Zwanzigmarkstücken und seine Photographie mit folgender Begleitschrift:

Habt Dank, ihr Jungen und Mädels,

Daß ihr mir Helsen wollt,

Mit diesem Handgeld neh'm ich Euch gern in meinen Sold.

Ihr reiht euch an den Kämpfern,

Die draußen in Waffen und Wehr Für unser Vaterland ringen

Glückauf, mein kleines Heer!

Wie sich für dieses Ringen Das Gold dem Eisen gesellt,

Zeigt, daß auch deutsche Jugend Mit Männern Wache hält.

auch diese Handarbeiten besondere Hochachlung ab.^Ia die ganze Ausstellung bietet uns ein Bild rührenden Fleißes, niemand, der Gelegenheit hat, dieselbe zu besuchen, sollte es versäumen. Sehr zu begrüßen wäre es, wenn auch die Soldaten der auswärtigen Lazarette Erlaubnis bekämen, die Ausstellung anzusehen, sowohl diejenigen, die selbst ihr Teil dazu beigetragen haben, als auch die. denen unter- haltende Handarbeit bisher wenig sympathisch war. Wir haben mit Vergnügen bemerkt, daß auch die Lazarette Nagold und Rötenbach gut vertreten waren auf der Aus- stellung. Wie verlautet, dauert die Ausstellung noch bis 8.Aug. 8.

Notiz. In der gestrigen Besprechung über das Seminarkonzert ist ein Schreibfehler unterlaufen, der nur in einem Teil der Auflage berichtigt werden konnte. Den Soloteil der vorzüglich eingeübten Seligkeiten" von Liszt sang nicht Herr Ackermann, sondern Herr Conzrlmann. _

fj Rohrdorf. Am gleichen Tage (13. Juli), wo Ernst Bühler sein Geschick ereilte, hat noch ein weiteres hoffnungsvolles Menschenleben von hier seinen Abschluß ge- funden. Der 25jährige Ersatzreservist Robert Braun, Sohn des früheren Heizers Iohs. Braun, seit Kriegsbeginn dienend, hat ebenfalls dem Vaterland sein Leben opfern müssen. Der tote Held, dessen wir stets ehrend gedenken wollen, wurde mehrfach als hilfsbereiter, treuer Kamerad geschildert. Er war Goldarbeiter von Berus und allgemein als talentvoller, fleißiger, junger Mann bekannt, der seinen Eltern mit seltener Pflichttreue an die Hand ging, weshalb auch sein Tod von seinen Angehörigen äußerst schmerzlich empfunden wird. Wir teilen diesen berechtigten Schmerz, und hoffen bestimmt, daß die vielen und großen Opfer nicht umsonst gebracht werden, weil unser Schild rein ist, und wir nach dem herrlichen Katserwortden Krieg nicht gewollt" haben.

A«S de« Nachckar-ezirke«. r Calw. In Dachtel hat am Sonntag ein junger Bursche bei Schießübungen einen sechsjährigen Knaben in den Unterleib getroffen. Der Verletzte starb bald nach der Entfernung der Kugel im Krankenhaus.

Grömbach. Am Sonntag wurde der nach langem Leiden verstorbene Ottsvorstcher Johann Dteterle zu Grabe getragen. Bon 18811885 war er Gemeindepfleger und amtierte sodann 29 Jahre lang in bester Gesundheit als Gemeindevorstand. Die Nachrufe des Oberamtsvorstandes, Herrn Oberamimann Dr. Flauer, sowie der Vertreter der bürgerlichen Kollegien und des Kirchengemeinderats gaben der Anerkennung für die Pflichttreue des Verstorbenen und dem Danke für seine Tätigkeit ehrenden Ausdruck. Zum Schultheißenamtsverwkser ist Herr Gemeinderat I. Klenk

bestellt worden. -

r Stuttgart. Der Württembergisch-Hohenzollertsche Müllerbund hielt eine Aueschußsitzung ab, in der zu den neuen BundesratsbeschlÜssen betreffend den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl für das Jahr 1915 Stellung ge­nommen wurde. Der Vorsitzende Blank-Kanzach erstattete einen Bericht und legte den Entwurf einer an die Regie­rung oorzulegenden Denkschrift vor. Die neuen Vorschriften lasten hoffen, daß eine bestere Berücksichtigung der württ. Mühlen erfolgen wird, als dies bei den letzten Bestimmungen der Fall gewesen ist. Die in der Versammlung geäußerten Wünsche werden in den nächsten Tagen der Regierung vor­gelegt werden. Grundsätzlich anerkennt das Müllergewerbe, daß die Regelung des Brotgetreide- und Mehloerkehrs durch die Behörden im Interests der Landesverteidigung notwen­dig ist und ist bereit seinerseits dabei milzuwirken, daß der fragliche Zweck erreicht wird. Etwaigenfalls soll eine Ab­ordnung des Mülleroerbands bei der jRegterung vorstellig werden. Don der Abhaltung einer Hauptversammlung soll zunächst abgesehen werden. Nach einem Bericht des Der« bandssekretärs Hiller-Stuttgart wurde weiter beschlosten, der Mittelstandshilfe" als Mitglied beizutreten. Ein entsprechen­der Beitrag wurde bewilligt.

p Stuttgart. Der sozialdemokratische Kretsoorstand des 1. württ. Reichstagswahlkreises hat die sozialdemokra­tische Reichstagsfraktion ersucht, von der Reichsregierung die Erfüllung folgender Forderungen zu verlangen: 1. Herab-

yolt nur heraus die Füchse,

Die Füchse von lauterem Gold!

Ihr jagt damit die Wölfe,

Die uns ans Leben gewollt.

Mit herzlichem Gruß an euch und eure Lehrer

Havenstein.

Der schwerste Soldat de- deutsche« Heeres ist der aus Duderstadt im Eichsseld stammende Ingenieur Al­fred Lehne, der gegenwärtig den Posten eine« Lazarettver­walters i« ReservelazarettSt. Iosephsheim" in Frankfurt a. M. versteht. Sr ist, wie derVeteran" mitteilt, von großer, stattlicher Figar und besitzt das ansehnliche Gewicht von 316 Pfund. Selbstverständlich mußten ih« sämtliche Uniformstücke nach Maß besonders angefettigt werden. Nahe kommt ihm ein Feldwebel in Frankfurt, der bei etwas ge­ringerer Körpergröße 280 Pfund wiegt.

Aus dem SImpltzisfimus: Als ich vor etlicher Zeit meiner Mädchenklaste, die mich recht gern hat, mitteilte, daß ich am nächsten Tage zur ärztlichen Untersuchung aufs Bezirkskommando bestellt sei, zeigte sich unter den zehn­jährigen Geistern große Besorgnis um meine drohende Ein­berufung. Am folgenden Tag muß ich den Mädels sagen, daß ich von ihnen Abschied nehmen müsse, da ich dienst­tauglich befunden worden sei. Laut schluchzend bringt da ein Mädchen die Wort« hervor:Und ich Hab' doch so sehr gebetet, daß der Herr Lehrer einen recht großen Herzfehler bekommen möcht'!"