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ab und verbrennt sie mit den Pfählen, Laub und allem, was im Boden gestanden hat, auf Haufen, welche mit Petroleum übergossen werden. Dann werden die Wurzelstöcke möglichst tief und vollstän­dig ausgehauen und ebenfalls verbrannt, das ent­standene Loch aber mit Petroleum behufs Ertötung der übrigen Wurzeln gefüllt und dann wieder ein­geebnet, der ganze Boden dann nochmals mit Petro­leum überbraust. In die so entstandene Fläche wer­den demnächst auf jeden Ouadrat-Meter zwei Löcher von 50100 Centimeter Tiefe geschlagen, in welche bestimmte Mengen von Schwefelkohlenstoff eingefüllt werden, dessen Verdunstung alles im Boden befind­liche Leben ertötet. Damit diese Schwefelkohlenstoff­dämpfe auf den sehr lockeren durchlässigen Boden konzentriert bleiben, auch nicht durch die spaltenreichen Trockenmauern entweichen und dadurch in ihrer Wirk­samkeit beeinträchtigt werden, müssen die Mauern und teilweise auch die Bodenfläche mit nassem Lehm be­worfen werden. Es wird auch viel Wasser bei diesen Arbeiten gebraucht, dessen Beschaffung besonders schwierig ist, weil es erst von dem Schweizerthal her auf den Fels hinaufgefahren werden muß. Petroleum und Wasser wird dann von oben her mittelst Schläu­chen bis in die Mitte des Seuchengebiets geleitet, in großen Kübeln aufgefangen und von dort durch die Arbeiter in Kannen an die Stelle des Gebrauches getragen. Inzwischen untersuchen mehrere Gruppen zahlreicher Sachverständiger die nächst angrenzenden Gebiete. Noch ist es nicht gelungen, zu ermitteln, woher die Krankheit in die Gegend eingeschleppt wor» den sein kann, oder welches der eigentliche Mutter­herd derselben hier ist. Noch sind leider die Grenzen der Verseuchung nicht festgestellt. In den beiden an das erste Gebiet angrenzenden Einsenkungen zwischen den Felsen, welche ebenfalls mit Weinbergsterassen besetzt sind, ist das Vorhandensein der Reblaus wieder­um konstatiert; in der zweiten ist sogar im oberen Teil wieder ein mehrere Hundert Stock umfassender Herd aufgedeckt worden.

Hamburg, 24. Aug. Rußland richtet hier ein großes Exportmusterlager ein.

Berlin, 20. Aug. Einem Gaunerstreich ist ein Radfahrer letzthin in Potsdam zum Opfer ge­fallen. Derselbe hatte erst vor wenigen Tagen von seinem Vater ein Zweirad geschenkt bekommen, das er aus einer Fahrt nach Potsdam probieren wollte. An der Glieniker Brücke machte er Halt, um an der dort stehenden Selterswasserbude sich zu erquicken. Da näherte sich ihm ein anständig gekleideter Mann und fragte höflich, ob er wohl gestatten würde, daß er das Stahlroß besteige; er habe noch niemals auf einem Zweirad gesessen und möchte doch einmal ver­suchen, wie es sich mache. Ohne weiteres erhielt der Herr die Erlaubnis zum Benutzen des Velozipedes und der Radfahrer hatte seine Freude daran, wie ungeschickt der Herr auf das Zweirad kletterte und welche strampelnden Bewegungen er machte. Plötzlich aber verwandelte sich das Lächeln in Erstaunen, denn der ungeschickte Fremde wurde im Umsehen ein äußerst geschickter Radfahrer, zog höflich seinen Hut und sauste davon, den Berliner verblüfft zurücklassend. Nun­mehr wurde ihm erst klar, daß er einem ganz ge­riebenen Gauner in die Hände gefallen, denn bald

war er seinen Blicken entschwunden.Was wird Papa dazu sagen?" rief weinend der um sein Rad gekommene junge Mann.

Pest, 18. Aug. Aus dem Szilagyer Komitat wird eine entsetzliche That gemeldet. Der jungver« heiratete Gutsbesitzer Geza von Golya hatte mit seiner Frau Streit, weil sie in seiner Abwesenheit auf einem Wohlthätigkeitsball gewesen. Der aufs höchste er­bitterte Gatte riß sein Jagdgewehr von der Wand und schoß die Frau nieder. Bei dem Anblick der Leiche stürzte er wie wahnsinnig in den Wald hinaus, flocht aus Ruten eine Schlinge und erhängte sich, allein die Schlinge riß; halb erstickt kam er zur Be­sinnung und lief in das Dorf zurück, wo er die Sterbeglocke für seiner Frau läuten hörte. Er schlich sich nun in das Haus, welches behördlich bereits ge­sperrt war, rannte die Thür ein, lud ven anderen Laus seines Gewehres mit Wasser und schoß sich in den Kopf. Er blieb auf der Stelle tot.

Vermischtes.

Heber die Dauerhaftigkeit des Holzes haben Versuche nachgewiesen, daß dieselbe von der Jahreszeit abhängt, wann es gefällt wurde. Bei einer Faßdaube von Eichenholz stellte sich das Resultat heraus, daß das im Dezember gefällte Holz kein Wasser durchließ, das im Januar geschlagene ließ jedoch schon nach 48 Stunden einige Tropfen durch, das im Februar geschlagene hielt das Wasser nur 48 Stunden, das im März nur 2 Stunden. Das Dezemberholz zeigte nach Jahresfrist 1,7 Liter Verminderung der Flüssigkeit, das Februarholz da­gegen 9,14 Liter. Fichtenholz im Dezember geschlagen hielt als Pfahl in der Erde 16 Jahre, das im Februar geschlagene dagegen nur 8 Jahre. Albbote.

Der junge Fürst von Monako scheint empfindlich zu sein gegen den schlechten Geruch der Millionen, welche ihm die Spielhölle einbringt. Er verwendet einen Teil im Interesse der Wissenschaft. Das Verfahren ist ja nicht neu, sondern steht von jeher im Gebrauch bei denen, die ihr Geld anders als auf redlichem Wege gewinnen. Es'ist eine moralische Desinsektion; sie hilft aber meist doch nicht gründlich gegen den schlechten Geruch. Der Fürst hat also für Ersatz für sein erstes Dampfschiff in England eine roßartige Dampf segelt) acht, dieHirondelle", estellt, welche ausschließlich für die Zwecke der Tief­seeforschung eingerichtet ist. Sie enthält daher an Stelle der üblichen Prunkräume allerlei Labora­torien, in denen die Ergebnisse der Züge mit den Schleppnetzen wissenschaftlich verarbeitet werden sollen. Das Schiff ist als dreimastiger Schuner getakelt und trägt 1200 Geviertmeilen Segel. Bei Windstille tritt eine Dampfmaschme von 350 Pferdestärken in Thätigkeit, welche dem Schiff eine Fahrt von 9 Knoten sichert. Die Schraube ist nur zweiflügelig. Sie läßt sich beim Segeln derart festlegen, daß die Flügel die Fahrt nicht behindern. Eine kleine Dampfmaschine liefert die elektrische Beleuchtung, sowie Eis zum Kühlhalten der Arbeitsräume.

Ein Gottesurteil. Ueber ein Gottesgericht und seine Folgen berichtet dieBosnische Post":

Welche Macht der Aberglaube noch im Volke besitzt, beweist der folgende Vorfall, der ein Nachspiel vor dem Gerichte hatte. Am 10. Oktober 1889 wurden im Hause der Witwe Doma Nizic aus Krehingradac bei Mostar Silber- und andere Gegenstände im Werte von etwa 50 fl. gestohlen. Alsbald nahm der Orts­älteste Miso Berkic folgendes Verfahren zur Ermitte­lung des Diebes vor: er berief sämtliche Dorfbewohner und that ihnen zu wissen, daß er den Dieb sofort ausfindig gemacht haben werde. Zu diesem Behufs ließ er m einem Kessel Wasser zum Sieden bringen und warf dann einen Feuersteinstahl (Cakmak) hinein. Hierauf verkündete er, daß die des Diebstahls ver­dächtigen Mija Cavar, Ante Pehar, Stipan Carapina und Grga Planinic nacheinander versuchen müßten, den Stahl mit der bloßen Hand aus dem siedenden Wasser zu holen. Wenn sie unschuldig seien, hätte das Wasser keine Wirkung und ihre Hand werde un­verletzt bleiben. Im anderen Falle wären sie als die Diebe zu bezeichnen. DasGottesgericht" wurde in Gegenwart der Volksmenge thatsächlich vollzogen und das Ende war, daß sich die vier Genannten die Hände gänzlich verbrühten. Die Sache kam dem Gendarmerie­posten zur Kenntnis und dieser erstattete beim Land­bezirksamte in Mostar die strafrechtliche Anzeige gegen den Ortsältesten. Beim Verhör verteidigte sich dieser damit, daß die von ihm vorgenommene Art der Diebs­suche auf einem althergebrachtenHader" (Volks­brauche) beruhe. Auch die Verletzten sagten entlastend für Berbic aus; nicht dieser, sondern die Volksmenge habe sie gezwungen, ihre Unschuld durch Hineingreifen ins heiße Wasser darzuthun. Der Richter verurteilte hierauf Berkic wegen Mißbrauchs seiner Befugnisse zu 15 fl. Geldstrafe oder drei Tage Arrest, welches Urteil in der höheren Instanz bestätigt worden ist.

Das größte Frachtschiff. Letzte Woche lief auf der Werfte von Harland u. Wolfs in Bel­fast der für die Firma Leyland u. Co. in Liverpool gebaute DampferGeorgian" vom Stapel. Es ist dieses das größte Frachtschiff, welches den Ozean be­fährt: 441 Fuß lang, 45 Fuß breit und 34'/s Fuß hoch. Es kann fast 7000 Tonnen verladen. Der Georgian" hat 2 Decks und kann 1000 Stück Vieh an Bord nehmen. Außerdem ist er mit Eiskammern versehen. _

Der Schlauere. Ein in der Zunft der Diebe als schlau und gewandt bekannter Polizei-In­spektor eines größeren Ortes hatte erfahren, daß an einem bestimmten Abend um 11 Uhr ein Juwelier­laden durch Einbrecher bestohlen werden sollte: Er besprach sich mit dem Besitzer, und alles ging am Tage seinen Lauf. Am Abend ließ sich der Inspektor einschließen und wartete, im Laden sitzend, auf die Einbrecher. Nach einer Stunde klopfte es, erst leise, dann stärker an das Schaufenster, und eine Stimme fragte von außen geheimnisvoll:Herr Inspektor, sind Sie drin?" Der Inspektor schwieg vorsichtig; aber die Frage wurde mehrere Male dringender, ängstlicher wiederholt, so daß er endlich an das Fenster trat und leise sagte:Ich bin hier."Danke herzlich", sagte die Stimme draußen,dann muß ich mich weiter bemühen." Der Spitzbube war also noch schlauer als der Inspektor.

Amtliche Bekanntmachungen.

Krirmt-Arrzeigen.

Würzbach.

Das Fischwasser

in dem sog. Würzbächle sowie Heselbach wird am

Mittwoch, den 27. v. Mts., vormittags 10 Uhr, auf dem Rathaus in Würzbach auf 6 Jahre bis 1. Juli 1896 verpachtet, u. zw.:

Abt. 1. von dem sog. Rennebrunnen bis Ende der Wiese von Philipp Luz von Naislach.

Abt. 2. gemeinschaftlich mit der Kgl. Staatsfinanzverwaltung von oben­genannter Stelle aus bis in den sog. Gemeindegrund.

Abt. 3. desgl. in dem Heselbach.

Pachtliebhaber sind eingeladen.

Den 22. August 1890.

Schultheißenamt.

Pfrommer, A.-V.

Weltenschwann.

900-1000 Wk.

sind bei der Stiftungspflege zu 4'/-"/<> sofort auszuleihen.

Stiftungspflege Knsterer. !

Danksagung.

Allen denen, welche so freundlich waren und bei dem mich so schwer be­troffenen Unglück mir eine Unterstützung zuteil werden ließen, sage ich hiemit meinen herzlichsten Dank.

Georg Eftig.

Calw.

Obst-Berkauf.

Der Obstertrag von dem Baumgut des verstorbenen Traubenwirts Kübler im Steckenäckerle, wird nächsten Mittwoch, den 27. ds., mittags 1 Uhr

an Ort und Stelle im Aufstreich ver­kauft.

Kübler 'scher Masseverwalter:

Bub.

100 ovo St. Säcke,

nur wenig gebraucht, groß, ganz und stark, für Kartoffeln, Kohlen, Ge­treide rc. pro St. 30 zZ. Probeballen von 25 Stück versend, u. Nachnahme und erbittet Angabe der Bahnstation. Mar Mendershausen, Cöthen i. Anh.

Hi kannte laden wir zu unserer am V

^Donnerstag, den 28. Aug.,U

.V, stattfindenden .ssnedreit in dn 6 lRnit- tN

-V stattfindenden Hochzeit in das Gast- H Haus zumRößle" freundlichst ein.

H Karl Midman«.

Luise Wörner.

üelMtlll Iialieii!

äuel'kruillt!-68l6 f.ilm'krlte! !

Dopptl-GlliliMrkk, Catton 25 qZ, Prima Reisstärke, Pfd. 30 -g, Soöcr, 5 Pfd. 30 Meichsoda, Packet 10 ^ Kernseife, Pfd. 28

feinstes Wafchökau,

Packet 3, 5, 10, 20, 30 --Z, bei

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