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89. Jahrgang.

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Schwäb. Landwitt.

142

Dienstag, den 22. 2uni

1915

Ser AWs M Lemberg Zilkiem.

Amtliches.

Agk. Wcrgokd.

Bekanntmachung,

betr. de« Verkehr mit Brotgetreide und Mehl, sowie die Festsetzung von Höchstpreisen sür Brot.

Zufolge Beschlusses des Bezirksrats vom 19. d. Mts. werden beim Aufkauf des Brotgetreides sür die Amtskörpcr- schüft im Monat Juni folgende Preise bei normaler Beschaffenheit des Getreides bezahlt:

für eines Zentner Weizen 14 ^ 75

Roggen 12 ^ 75

.. Dinkel 10 30

Der Kommissionär der Amtskörperschast wird bei nicht normaler Beschaffenheit einen entsprechend niedereren Preis festsetzen, auch zutreffendenfalls das Nachputzen d.-r Frucht vnordnen. Bei Mischfrucht wird künftig, wenn die Ver­käufer nicht die Auseinanderhaltung der Getreidearten vor- ziehen, nur noch der niederere Preis für die einzelnen Ge- treideartsn bezahlt werden.

Sodann hat der Bezirksrat mit Wirkung vom 1. Juli d. Js. an den Mehlpreis bis auf weiteres wie folgt festgesetzt:

1. ) für die Abgabe des Kommunolverbands aus der Mühle, wobei die Säcke von den Abholenden mitzubrinzen sind, an Großhändler und Bäcker

für 1 Doppelzentner Auszugsmehl .... 44 ^ 1 , Weizenmehl (Kriegsmehl) 40

1 Roggenmehl .... 37 ^

2. ) für die Abgabe vom Großhändler

an Bäcker und Kleinhändler für 1 Doppelzentner Auszugsmehl 45 ^ 20 1 , Weizenmehl (Kriegsmehl) 41 .4s 20

1 Roggeumehl 38 ^ 20 Z.

3. ) für die Abgabe im Kleinverkans

für 1 kA Auszugsmehl 54

1 KZ Weizenmehl (K-iegsmehl) 46 1 kA Roggenmehl 43

(s. im übrigen die Bekanntmachung vom 3. April ds. Js. Ges. Nr. 78).

Die Höchstpreise für Brot sind mit Wirkung vom L. Juli ds Js.:

für 1 Weizenkleinbrot (100 Ar) 8

Hapsbrot (Z. 4 der oberamtlichen Be­kanntmachung vom 14. April ds. Js.

Nr. 87 des Gesellsch.)

- zu 640 Ar 26

1280 Ar 51 H.

Rem io« Mmrschill Hindenburg.

Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben:

Während die dem Oberbefehl des Generaloberst v. Mackensen unterstellten deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen den größen Borstoß in Galizien vorbereiteten und mit glänzendem Erfolg durchführien, hatten die Armeen des Feldmarfchalls v. Hindenburg die Aufgabe, in dem nörd­lichen Teil der gewaltigen Kampffront die errungenen großen Erfolge zu behaupten und zu erweitern. Durch die unmit­telbare Bedrohung Warschaus haben seine Truppen den Russen jede große Offensive verleitet, in den Masurischen Winterschlachten haben sie mit äußerster Anspannung der Kräfte das d rutsche Land rein gefegt. Man muß in diesen schönen Frühsommertagen durch die ostpreußischen Grenz­marken gefahren sein, muß die wogenden Kornfelder rings um die traurigen Wahrzeichen russischer Zerstörungswut ge­sehen haben, um ganz die Bedeutung jener großen Be- fretungstaten Mitempfinden zu können. Aber die Truppen des Generalfeldmarschalls dursten und wollten nicht auf ihren Lorbeeren ruhen, so leicht gaben auch die zähen Russen ihren Ostpreußen-Hunger nicht aus. Unter Ausnutzung ihrer Menschenfülle versuchten sie zwar keine allgemeine Offen- sive, doch immer neue Einzelvorstößr aus ihrer Berteidi- gungsstellung heraus. Sie hielten die Festunqslinie am Narew, Bobr und Njemen und schickten Angriffskolonnen namentlich aus Grodno und Kowno vor. Die Lust dazu ist ihnen mittlerweile vergangen. Die deutschen Truppen

Ueberschreiten der Höchstpreise, sowie Aufforderung oder Sich Erbieten zum Abschluß eines Vertrags, durch den di; Höchstpreise überschritten worden sind, wird nach § 6 der Höchstpreisgesetzs (R.G.Bl. 1914 S.516) mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 10000 bedroht.

Den 21. Juni 1915. Kommerell.

Bekanntmachung, betr.: Krastfuttermittel.

Zufolge Mitteilung der Kausstelle des Verbands landw. Genossenschaften hat sich bei der Verteilung der sür Würt­temberg zur Verfügung gestellten beschlagnahmten Futter­mittel folgender Ueberschuß ergeben:

300 Zentner

Knochenschrot

ISO .,

Erbsenschalen

200 ..

Hlisekleie (Gehalt 1 , 50/0 Fett, 5,5°/o Eiweiß.)

550 ..

Repskuchenmehl

200 ..

Repskuchen

500 ..

Wicken

80 ..

Eicheln

70 .,

Soyabohnen

38 ..

getrocknete Zuckerrüben.

Weiterhin sind noch 400 Ztr. beschlagnahmte Weizen­kleie. zum Preise von ^ 22.40 für 100 kA ohne Sack ab Mannheim, zuz. 7°/g Ausschlag zur Verfügung gestellt worden.

Da die bestellten Krastfuttermittel nur zum Teil (zu erfragen bei der Oberamtssparkasse) geliefert werden können, sollten die Landwirte alsbald Bestellungen hierher machen. Bestellungen werden nach dem Tag des Einlaufs berücksichtigt.

Die Herren Ortsvorsteher ersuche ich, in ihrer Gemeinde zur sofortige» Bestellung aufzufordern und spätestens bis SS. -s. Mts. Bestellungen telephonisch oder telegraphisch zu machen.

Den 21. Juni 1915. Kommerell.

Ein Ersitz in den Arginne«.

WTB. Großes Hauptquartier, 21. Juni. Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz:

Gegen die Front nördlich von Arras beschränkte sich der Gegner hauptsächlich auf Artilleriefeuer. Nur nörd- lich von Touchez erfolgte ein Jnfanterieangriff, der von uns abgewiesen wurde.

Westlich von Toiffons scheiterte ein vereinzelter nächtlicher französischer Vorstoß gegen unsere Stellung westlich von Monlin-fous tons-les vents.

haben nicht nur alle Vorstöße blutig abgewiesen und sich in der Linie nördlich Prasznycz-Augustow-Suwalki-Kalwarja- Mariampo! bis Sapiezyszki am Njemen hinauf festgesetzt, sondern sind nördlich des Njemen selber mit einer überra­schenden Offensive weit in Feindesland eingedrungen. Dem kurzen russischen Raubzug nach Memel folgte bald der Einfall unserer Truppen nach Kurland. Ts war, als wollte Feidmarschall v. Hindenburg der Welt ein Beispiel und ein Gegenbeispiel z igen, wie die Russen und wie die Deut­schen solche Unternehmungen ansassen und ausführen.

lieber das Endziel dieser weit ausgreifenden Operation nördlich des Njemen, sowie über die anderen zur Zeit noch im Gange befindlichen Bewegungen größeren Umfanges kann naturgemäß vor ihrem Abschluß nichts Näheres ge­sagt werden. Wohl aber darf man die Aufmerksamkeit auf die besondere Art der Kriegführung lenken, die im Nord­osten auch in Zeiten scheinbarer Ruhe die Führer und ihre Truppen lebhaft beschäftigt. Die Weite der Entfernungen, die verhältnismäßig breite Frontausdehnung aller Verbände bei Freund und Feind, nicht zum mindesten auch die Eigen­art des russischen Gegners ermöglichen dort oben selbstän­dige Unternehmungen kleinerer Truppenkörper, wie sie auf anderen Kriegsschauplätzen undenkbar wären. An der Narew-Bobr- und Njemenfront haben solche Einzeloperatio- nen während der letzten Monate in reicher Zahl stattgcfun- den. Sie traten neben den gewaltigen Kämpfen an anderen Stellen naturgemäß in den Hintergrund; dafür sind sie aber, wenn man genauer hinsieht, von hohem miltärischem In­teresse. Sie verlangen von den Führern in besonderem

Im Westrands der Argouneu gingen wir zum Angriff über. Württembergs»: und norddeutsche. Landwehr erstürmte» ans S Kilometer Frontbreite mehrere hintereinanderliegeude Verteidigungs­linien und fügten den Franzosen bei ihren vergebliche« Gegenangriffe« die schwerste« Verluste z«. Bei diesen Kämpfen beträgt die Beute an Gefangene« 6 Offiziere, «SS Mau«, sowie 3 Maschinengewehre und 3 Mineuwerfer.

Auf den Maashöhe« richteten die Franzosen gegen unsere Stellungen in der Grande Tranchöe westlich von Lesvparges abends fünf starke Angriffe, die westlich der Straße in unserem Feuer zufammenbrache». Oest- lich der Straße drang der Gegner in Teile unserer Stellung ein. Er ist zum Teil bereits wieder verjagt. 7« Gefangene blieben in unserer Hand.

Oesttich von Lnneville nahmen wir unsere über Gondrezon vorgeschobene« Vorposten vor überlege­nen Kräften auf die Hauptstellung nordöstlich des Ortes zurück.

In den Vogesen wurden feindliche Angriffe im Fechttale und südlich blutig abgeschlagen. Nachts räumten wir zur Vermeidung unnützer Verluste plan­mäßig den Ort Metzeral, der von der französischen Ar­tillerie in Trümmer geschaffen wurde.

Oeftlicher Kriegsschauplatz:

In der Gegend nordwestlich von Szawle und östlich der oberen Dubiffa mißlangen mehrere zum Teile von stärkeren Kräften ausgeführte russische Angriffe.

Ser Kmis m Lemberg.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Die Armeen des Generalobersten von Mackensen kämpfe« um Lemberg und Zolkiew. Rawaruska ist in unserer Hand. Westlich von Rawaruska wurde der Feind gestern von deutsche« Truppe» an­gegriffen und geworfen. Am 19. und 20. Juni wurden aus dem Kampfselde zwischen Janow und nördlich von Magierow rund SSO« Russe« gefangen genommen. 8 Geschütze und S« Maschinengewehre erbeutet.

Oberste Heeresleitung.

Maße Selbständigkeit und Entschlußfreudigkeit und stellen an die Truppen sehr bedeutende Anforderungen. Die über­legene Ausbildung des deutschen Offiziers und Soldaten, die sich in dem langwierigen Stellungskriege an der West­front so glänzend bewährt, kommt an der Ostfront auch im Bewegungskriege kleineren Umfangs zur erfolgreichen Gel­tung. Die meisten dieser Einzelunternehmungen sind nur mit deutschen Führern und Truppen, manche wohl auch nur einem Feinde wie dem russischen Gegner gegenüber möglich.

Besonders wohlgelungrne Beispiele dafür, wie sich des Feldmarschalls o. Hindenburg Rufsenstrategie auf kleinere Verhältnisse übertragen läßt, hat in der letzten Zeit der Ge­neral der Infanterie Litzmann mit den ihm unterstellten Truppen geliefert. Er hält nach näherer Anordnung des Generalobersten o. Eichhorn fest die Wacht südlich des Njemen gegenüber der großen russischen Festung Kowno und dem befestigten Platz Olita. Die Front seiner Trup- pcnaufstellung glaubten die Russen durchbrechen zu können. Aus dem großen Walde westlich von Kowno sandten sie Angriffskolonnen gegen den deutschen linken Flügel. Ge­neral Litzmann aber holte schnell alles herbei, was an an­deren Stellen entbehrlich war, und schlug mit den Truppen, wie sie gerade ankamen manchen Verband erst auf dem Schlachtselde formierend die Russen bei Szaki so gründ­lich, daß sie in den Wald zurückfluleten. In diesem un­übersichtlichen Gebiet aber wollte der deutsche General sie auch nicht vor seiner Front haben. Er beschloß, ben ganzen Wald, bis zu besten Ostrond die Kanonen der Festung Kowno reichen, vom Feinde zu säubern. Dazu zog er