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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw
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Erscheint Dien S ta g , Donnerstag nnd Samstag. Die Einrückungsgebühr betrügt im Bezirk und nächster Um- > gebung » Psg. die Aeile, sonst 12 Psg.
Deutsches Reich.
— Ueber den bevorstehenden Besuch des Kaisers Wilhelm II. gehen der „Pol. Korr." aus St. Petersburg nachstehende weitere Einzelheiten zu: Der Kaiser trifft in der Nacht des 17. August in Reval ein, wo er von einer Ehrenwache des 85. Infanterieregiments von Wiborg, dessen Chef der deutsche Monarch ist, begrüßt werden wird. Am 18. setzt der Kaiser die Fahrt nach Narwa fort, wo ihn der Chefkommandierende der Gardetruppen und des Militärbezirkes von St. Petersburg, Großfürst Wladimir empfängt, und wo eine zweite Ehrengarde des genannten Regiments mit Fahne und Musikkapelle an der Spitze aufgestellt sein wird. Am 18. August wird der Kaiser einer Parade des Regiments Preobraschensky und der Garde beiwohnen. Am nächsten Tage werden die Manöver durch ein Vorrücken der Truppen gegen Hamburg beginnen, w§ nach dem U ebergang des Westkorps, das sich zum Angriff des Ostkorps anschickt, über den Fluß Narma, die Hauptschlacht stattfinden soll.' Das letztere Korps wird mit einer asrostatischen Brigade und einem Ballon zur Ueber- ivachung des Feindes ausgerüstet sein. Die weiteren Truppenbewegungen finden bis zum 23. August in der Richtung des Lagers von Kraßnoje-Selo, wo eine große Truppenrevue vorgenommen weroen soll, statt. Der Kaiser wird nur den einzigen Tag vom 24. August in Peterhof verbleiben, wo sein Aufenthalt durch ein großes Essen, eine Beleuchtung des kaiserlichen Parks u. s. w. gefeiert werden wird, und unmittelbar darauf zur See an Bord der Jacht Hohen- zollern, die vom Prinzen Heinrich von Preußen befehligt wird, abreisen.
— Es bestätigt sich, daß die Begegnung des Kaisers Wilhelm mitdem Kaiser Franz Josef am 12. September stattfindet. An diesem
Samstag, den 16. August 189V.
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Tage trifft Kaiser Franz Josef, von Breslau kommend, wo eine Begrüßung der Kaiserin Auguste Victoria geplant ist, auf Schloß Rohnstock ein, Kaiser Wilhelm von dem Manöverfelde. An dem gleichen Tage trifft voraussichtlich König Albert von Sachsen zur Teilnahme an den Hebungen des 5. und 6. Korps ein und nimmt auf Schloß Börnchen der Besitzung des Rittergutsbesitzers Major a. D. v. Mutius, Quartier. Die Begegnung der drei Monarchen wird einen streng vertraulichen Charakter tragen und es wird deshalb von allen größeren öffentlichen Kundgebungen Abstand genommen werden. Um den vertraulichen Charakter der Begegnung zu wahren, findet dieselbe nicht, wie ursprünglich angenommen wurde, in Liegnitz, sondern auf Schloß Rohnstock statt. Aus diesem Grunde wird auch in der Nähe von Rohnstock außer dem mit dem Kaiser eng befreundeten König Albert keine Fürstlichkeit Quartier finden. Caprivi und Kalnoky werden in dem Rohnstock unmittelbar benachbarten Schlosse der Gräfin Schweinitz auf Hansdorf ubsteigen. Im Gefolge Kaiser Wilhelm's befinden. sich außer dem Kanzler noch Waldersee, Wittich und Hahnke sowie der Oberhaushofmarschall Graf Eulenburg, welche sämtlich Quartier im Schloß Rohnstock finden werden.
Berlin, 14. Aug. Der Kaiser ist mit dem Reichskanzler und dem übrigen bereits bekannten Gefolge heute Nachmittag um 2ff> Uhr zum Antritt der Petersburger Reise nach Kiel abgereist.
Hamburg, 13. Aug. Die aus Helgoland abgegangene Torpedoflotte vermißte auf der Fahrt nach dem Eiderkanal eines der sieben Boote und kehrte nach Helgoland zurück, wo ebenfalls keine Spur oder Nachricht von dem verschwundenen Boote zu erlangen war. Dem „Hamburger Fremdenblatt" zufolge ist der Totalverlust des Bootes nicht ausgeschlossen.
Tages-Neuigireiten.
Calw. Einer Einladung aus befreundeten Kreisen Folge leistend, gedenkt der in unserer Stadt wohlbekannte und hochgeschätzte Herr Konzertsänger Carl Diezel, am Sonntag abend 6 Uhr in der hiesigen evangel. Stadtkirche, unter gütiger Mitwirkung des Liederkranzes und des Kirchengesangvereins, sowie unter weiterer freundlicher Assistenz des Herrn Lehrers Vingon und des Herrn Georg Baumann, ein Konzert zu veranstalten. Wie aus dem Inseratenteil zu ersehen ist, wird uns Herr Diezel einige der schönsten Arien aus ersten Meisterwerken vorführen, weshalb wir bei viel Abwechselung bietendem Programm eine höchst genußreiche Stunde in Aussicht stellen können und wünschen wir, daß sich eine zahlreiche Zuhörerschaft derselben erfreuen möge.
Stuttgart, 14. Aug. Kartosfelmarkt: Zufuhr 600 Zentner. Preis 2 80 iL bis 3
50 >rZ pr. Ztr. Krautmarkt: 1000 Stück Filder- kraut 20—24 per 100 Stück.
Freudenstadt, 11. Aug. Gestern wurde vom hiesigen evangel. Kirchenchor unter Leitung des Dirigenten Schullehrer Schult in der evangel. Stadtkirche das Oratorium „Die Schöpfung" von Haydn zur Aufführung gebracht. Die Soli wurden von Frl. Anna Luz, den Lehrern Dieterle, Haas und Stahl und den HH. Bangert und Kächelen hier gesungen. Die Orgelbegleitung hatte Lehrer Griesinger jun. übernommen. Alles gelang vortrefflich, so daß die sehr zahlreiche Zuhörerschaft hoch befriedigt war. Bei einer darauf folgenden geselligen Unterhaltung im Schwarzwaldhotel feierte Helfer Majer die Verdienste des jungen Kirchenchors und seines eifrigen Dirigenten. — In letzter Woche wurde hier zu Ehren ! der sehr zahlreich anwesenden Luftkurgäste eine ita lren-
Jeu Uleton.
Das Hotenschiff ——
Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar
von W. Klark Wusse kl.
(Fortsetzung.)
„Die Pest aus die Ratten!" schrie Jans. „Es bleibt uns nur noch ein Mittel: Sobald wir nach Tafel-Bay kommen, muß der ganze Kielraum ausgeschwefelt werden.
»Ich habe niemals gewußt, daß sich dies Rattcnvieh so ungeheuer vermehren kann wie cs auf unserm Schiff geschieht," sagte einer der Matrosen, Namens Jryns. „Wären wir schon zehn Jahre von Batavia unterwegs, das Geschmeiß hätte kaum zu einer größeren Heerde anwachsen können."
„Wo schläft die Mannschaft?" fragte ich.
Jans deutete mit dem Daumen über die Schultern nach einer Oeffnung . gegenüber dem Hinteren Ende des Vorderkastell-Bollwerkes. Sie war geschloffen, denn der Sprühregen schoß unaufhörlich wie kochender Wasserdampf empor und füllte den eisenharten Kanal des Fockseqels mit schäumendem Wasser, welches unter dem llnterleik hervor in wahren Gewittergüssen herniederrauschte. Sonst würde ich um die Erlaubnis gebeten haben, hinuntergehen zu dürfen, um das Volkslogis auSzu- forschen, denn ich meinte, daß kein Teil dieses Schiffes interessanter und merkwürdiger fein müßte als der Ott, den das Schiffsvolk inne hatte, und besonders war es mein Wunsch, ihre Schlafstätten — nein - sie schlafen zu sehen und die Form ihrer ! Betten, ob Hängematten oder Pritschen, und ihre Laden oder Säcke zur Aufbewahr- > -ung der Kleider in Augenschein zu nehmen.
Ich sagte: „Ich vermute, daß es da unten, wenn der Eingang geschloffen, j ; ziemlich finster sein muß?"
„Ja," erwiederte der dem Aussehen nach jüngste der Matrosen, Namens Abraham Bothma — Jmogene diktierte mir später alle ihre Namen in die Feder und ich schrieb sie auf, in der Absicht, daß ihre Erwähnung diesem oder jenem ihrer Nachkommen in Holland, dem diese Erzählung zufällig in die Hände fiele, von Interesse sein möchte — „aber wir haben immer eine Lampe brennen."
„Aber wenn das Oel knapp wird?" warf ich furchtsam ein, denn ich hatte mir fest vorgenommen, von nun an gegen Jeden und Alls den Glauben zu heucheln, als ob sie erst im vergangenen Jahre Batavia ve-lassen hätten, und diese Frage bildete eine Einleitung meines Verfahrens.
„Oel ist leicht zu haben," stieß Jans räuh hervor. „Zu was benutzt Ihr Engländer denn den Braunfisch und den Nordcaper? Ist nicht ferner der Seevogel voll davon? Fischt nur in irgend einer Bai längs der Küste zwischen Natal und dem Kap und ich stehe dafür, daß Ihr so viel Leberthran einheimset, um Eure Lampen für eine Reise um die Welt zu versorgen. Und mit genug Kleingeld an Bord kann ein Schiff überhaupt nicht Mangel leiden."
„Herr Jans," sagte ich, „ich bin ein Matrose und höre gern die Ansichten von Personen meines eigenen Berufs. Deshalb möchte ich Euch Etwas fragen: Meinet Ihr nicht, daß jener Spriettopmast und die schweren Raaen da oben Euer Schiff sehr am Vorwättskommen verhindern?" und um noch verständlicher zu machen, deutete ich auf den Mast, der — wie ich bereits beschrieben — am Ende des Bugspriets aufsaß.
„Wie würdet Ihr es denn ausgerüstet haben?" fragteer mich in spöttelndem Tone.
„Nun," antwortete ich vorsichtig, „nicht anders als die meisten Schiffe, denen man begegnet, ausgerüstet sind — mit einem Klüverbaum, an dem man entschieden nützlicheres Segelwerk als nur Sprietsegel anbringen kann."
„Ihr mögt Eure Schiffe auftakeln wie es Euch beliebt," entgegnetr Bothma; „doch müßt Ihr zugeben, daß die Holländer bezüglich des Seehandwerkes und der Steuerkunst mehr verstehen als Eure Nation verdauen kann."
Ich hätte laut auflachen können, aber die St-mme dieses Mannes, die Totenstarre seiner Antlitzes, das unheimliche Leben in seinen Augen, der düstere Ernst