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Erscheint Dirn Stag, Donnerstag und Samstag.!! Die EinrücknngSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- ! gebung S Psg. die Zeile, sonst 12 Pig. ^
Amtliche ZLekanntmachungen.
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Schneider, welche geneigt sind, im Falle außerordentlichen Bedarfes militärische Bekleidungsstücke: Mäntel, Tuchhosen und Landwehrblusen (Litewken) anzufertigen, werden hiermit aufgefordert, solches unter Angabe der Zahlen, welche sie von den genannten, zugeschnitten übergebenen, Stücken wöchentlich fertigen können, hierher anzuzeigen, Wehrpflichtige unter Beifügung ihres Militärverhältnisses.
Bekleidungsamt 13. (5k. W.) Armeekorps Ludwigsburg.
Vorstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Calw, den 14. Juli 1890.
K. Oberamt. Supper.
Deutsches Reich.
— Vom Fürsten Bismarck berichten die Hamb. Nachr.: Seit einigen Tagen geht durch die Presse die Meldung, daß Fürst Bismarck beabsichtige, den Kaiser zu bitten, bei seinen Lebzeiten von der Errichtung eines Denkmals für ihn abstehen zu wollen und bei den einzelnen Komites für das Bismarckdenkmal anzufragen, ob sie damit einverstanden seien, daß die gesammelten Gelder zum Bau einer Gedächtniskirche in Berlin Verwendung finden. Diese Mitteilung ist vollständig aus der Luft gegriffen. Dasselbe gilt von der Zeitungsangabe, daß eine ganze Reihe in- und ausländischer Publizisten, welche sich nach Friedrichsruh mit der Bitte um eine Audienz gewandt, von dort ein gut autografiertes, sehr lakonisch verfaßtes Schreiben erhalten hätten. Was die fernere
Dienstag, den 15. Juli 1890.
Preßmitteilung betrifft, in gutunterrichteten Kreisen verlaute mit Bestimmtheit, daß der Gesundheitszustand des Fürsten „trotz aller Ableugnungen" viel zu wünschen übrig lasse und daß den Fürsten besonders ein hochgradiger Schlafmangel quäle, so entstammt sie ersichtlich der nämlichen Quelle, wie die vorstehend widerlegten falschen Nachrichten und dient selbstredend derselben Absicht. Der Gesundheitszustand des Fürsten ist zur Zeit erheblich besser als seit Jahren, und zwar derart, daß die Frische und Rüstigkeit Sr. Durchlaucht jeden Besucher überrascht. Selbst die Schlaflosigkeit, unter welcher der Fürst während der Zeit seiner Amtsführung häufiger litt, macht sich weniger bemerkbar, seitdem die Last von Sorge und Verantwortung, die früher auf seinen Schultern ruhte, von ihm genommen ist.
Berlin, 11. Juli. Bei dem gestrigen Schützenbankett gab es nach den N. N. leidenschaftliche Reden und sehr viel Begeisterung. Oberschützenmeister Tarzengruber (Wien) sagte: „Laßt uns den alten Herzensbund erneuern, diesen Bürgen einer friedlichen Zukunft. Glück soll ihn nicht zu Fall bringen, Unglück ihn nicht zerreißen." (Jubelnde Zurufe.) Ein Florentiner Professor gedachte Kaiser Friedrichs, an dessen Sarge ganz Italien geweint und trank auf die Brüderschaft und das große Deutschland (minutenlanger Beifall). Festpräsident Tiersch gab in französischer Sprache dem Wunsch nach Verbrüderung aller Nationen Ausdruck, was einen Italiener so erregte, daß er Tiersch umarmte und küßte.
Ausland.
Eide, 10. Juli. Die kaiserliche Pacht „Hohen- zollern", welche die Flotte heute früh 8 Uhr in Bergen verließ, ist abends 6 Uhr mit dem Kaiser an Bord hier eingetroffen.
London, 11. Juli. In einer Besprechung
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt DO Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch d^e Post bezogen Mk. 1. 15, sonst in ganz Württemberg Mk. 1. 35.
der gestrigen Erörterung des englisch-deutschen Abkommens im Oberhaus betont die „Times" Lord Roseberys Aeußerung, er wolle ein Abkommen, welches zur Freundschaft beider Länder beitrage, grundsätzlich nicht bekriteln. „Standard" meint, Rosebery und Granville hätten aus ihrer Ansicht, daß Salisbury ein gutes Geschäft geschloffen, kaum ein Hehl gemacht. England sei mit dem Abkommen einverstanden. Seit der Gründung des deutschen Reiches sei der Nationalstolz Deutschlands gewachsen; der Anblick einer englischen Flotte auf der seiner Küste nahen Insel sei ihm empfindlich geworden. Leicht möglich sei es gewesen, daß England Helgoland ohne Gegengabe Deutschland geschenkt hätte, blos um die Freundschaft zu befestigen. „Daily Telegraph" meint, die Abtretung der „sentimentalen" Insel entspreche den wahren Interessen Englands. „Morning Post" macht auf den unanfechtbaren Einfluß Englands am Nil aufmerksam, welcher aus dem Abkommen erwachse.
— Aus London, 11. Juli, wird dem „Frkf. Journal" geschrieben: Wie schleunig die Streiklust der hauptstädtischen Schutzleute dank der energischen Haltung und der umsichtigen Maßnahmen der Behörden verflogen ist, läßt sich am Besten daraus ersehen, daß das gestrige Meeting der Unzufriedenen nur von etwa 20 Mann besucht war. Die Reden waren äußerst zahm. Es wurde viel von streng „verfassungsmäßigem" Vorgehen gesprochen und man wollte mittelst der Presse die Schutzleute zu einem weiteren „verfassungsmäßigen" Meeting einladen. Selbst dem Vorsitzenden schien die einmal übernommene Rolle gar nicht zu behagen und er schien das Damoklesschwert der Entlassung schon in allen Gliedern zu verspüren. Der Mißerfolg des Streiks der Schutzleute wird jedenfalls auch seinen ernüchternden Einfluß auf die ansäßigen Briefträger und Briefsortierer ausüben. Die Beschwerden derselben be-
Jeuilleton.
Aas Totenschiff.
Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar
von W. tzlark Hlussekk.
(Fortsetzung.)
Seine Gestalt war eine außerordentlich edle und sein hochgetragenes, stolzes Haupt, seine hochmütig aufgerichtcte, stattliche Herrschergestalt gaben ihm eine Haltung, die eines Königs würdig gewesen wäre. In seinem Gesicht war auch nicht die leiseste Spur von jener Stumpfheit und Ausdruckslosigkcit zu lesen, wie man sie unter jenem fleißigen, aber etwas phlegmatischen Volke nur allzu oft antrifft. Seine Nase zeigte prächtige Adlerform, die Nasenlöcher verbargen sich unter dem Schnurrbart, der mit dem langen, mächtigen Druidenbarte in Eins verschmolz. Die Stirn war bereit und massig, das Haar dünn, doch mehr als genügend, die Kopfhaut zu bedecken; aus seinen dunklen Augen leuchtete Leidenschaft und Härte, und das momentan in ihnen flimmernde Rubinlicht gab ihnen, wie sie so, von langhaarigen Brauen beschattet, unruhig umherschweiften, einen abschreckenden, furchtbaren Ausdruck. Er trug einen dicken, mit Knöpfen besetzten Rock und einen Gürtel um seine Taille. Dies bildete im Verein mit den bereits beschriebenen kleineren Kleidungsstücken einen Anzug, wie ich einen ähnlichen niemals zuvor gesehen. Da waren weder Riffe noch, Stopfnähte noch Flicklappen sichtbar — rein gar nichts, was das hohe Alter dieser Gewandung angezeigt hätte. Und war ein Etwas in seiner Respekt einflößenden Person, das mir ein unerklärliches Gefühl, tiefer als Scheu oder Furcht, einflößte; ein Etwas, welches mich überzeugte, daß er nicht war wie ich, nicht wie andere Menschen, die von der Wiege bis zum Grabe ihre natürlichen Glieder tragen. Un
willkürlich mußte ich an die gräßlichen Befürchtungen Kapitän Skevington's denken und als ich auf die schweigsame, majestätische Seemannsgestalt blickte, däuchte eS mir, als ob der verstorbene Herr des Saracen, der durch sein selbstbereitetes Ende seine Geistesumnachtung genügend bekundet, in seinem Wahnsinn — wie es andere geistesgestörte Personen zu Zeiten ja auch gethan — dis vollste schrecklichste Wahrheit klar erkannt hätte. Und von Neuem gewann die Furcht Herrschaft über mich, und die Hände an die Augen pressend, schickte ich in meiner Herzensangst ein flüchtiges Gebet zu Gott hinauf, indem ich rhn inbrünstig um Kraft zur Sammlung meines Geistes und um baldige Befreiung aus meiner gräßlichen Lage anrief.
Keine Silbe fiel von des Kapitäns Lippen, bis endlich Prius eintrat, ein bärtiger Mann mit vertrocknetem Gesicht, der ein grobwollenes Hemd trug und mit Hosen aus Tüffelstoff und einer alten Jacke bekleidet war. Er nahm weder von meiner Anwesenheit noch von meinem Zustand irgendwelche Notiz, kaum daß er mich anblickte.
„Bringe diesem Engländer trockene Kleider!" redete ihn der Kapitän an. „Nimm, was Du brauchst, aus meiner Kajüte. Sie werden ihm freilich etwas zu groß sein, aber sie müssen eS eben so lange verrichten, bis seine eigenen wieder trocken sind. Schnell! Du siehst ja, daß er vor Kälte zittert."
Natürlich wurde dies Alles auf Holländisch gesagt, doch, wie ich bereits erwähnt, in einem Holländisch alter Zeit, was nicht so leicht zu verstehen war; daher will ich nicht behaupten, daß ich Alles, was gesprochen wurde, genau wiedergebe; jedoch das Wesentlichste hatte ich richtig aufgefaßt.
Der mit Prius angeredete Mann ging nach der Backbordkabine am andern Ende, während der Kapitän an den Tisch herantrat und einen unter demselben befindlichen Schubkasten hervorzog. den ich für eine Kiste gehalten hatte, und aus welchem er einen silbernen Becher und eine seltsam geformte Steinflasche nahm.
„Trinken Sie, Herr!" rief er mit anmaßender Heftigkeit und reichte mir den Becher dar, nachdem er ihn mit einer Flüssigkeit gefüllt hatte.
Es war reiner Branntwein und die mir eingeschenkte Dosis nicht unbeträcht-