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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw
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Erscheint Dien S ta g , Donnerstag und Samstag. Die EinrückungSgebnhr beträgt im- Bezirk und nächster Umgebung S Psg. die Heile, sonst >2 Pig.
Amtliche Bekanntmachungen.
Calw.
Die Ortsvorsteher
-werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Liquidationen des Aufwands für die Straßenunterhaltung spätestens bis zum 31. ds. Mts. bei dem Oberamt «inkommen müssen, da deren Vorlage an das Kgl. Ministerium des Innern bis zum 1. Juli d. I. erfolgen mnß und eine vorgängige Prüfung durch den Amtsversammlungs-Ausschuß stattzufinden hat.
Den 15. Juni 1890.
K. Oberamt. Supper.
Deutsches Reich.
Berlin, 12. Juni. Nach Berichten der Berliner Blätter wäre bei der Besichtigung der Truppen auf dem Bornstetter Felde dem Kaiser beinahe ein Unfall zugestoßen. Der Kaiser hatte sich in Gemeinschaft mit dem Kronprinzen von Italien an die Spitze des 1. Gardeulanenregiments gesetzt, uin bei den Altaken die Hindernisse mitzunehmcn. Den Sprung über den Wassergraben machte sein Pferd aber zu kurz und kam infolge dessen mit den Hinterfüßen in den Graben. Der Kaiser hrelt sich aber in den Bügeln und das Pferd sprang wieder aus den: Graben heraus, worauf der Kaiser darauf verzichtete, die übrigen Hindernisse zu nehmen.
Berlin, 14. Juni. Die „Rordd. Allgem. eitung" schreibt: Die von den Blättern bereits als ermutung geäußerte Nachricht, daß Caprivi den Kaiser nach Rußland begleiten werde, ist seit einigen Tagen zur Wahrheit geworden. — Gegenüber der Meldung des „Standard", die Zusammenkunft Kaiser Wilhelm's mit dem Kaiser von Oesterreich in Liegnitz sei erst vor wenig Tagen beschlossen worden und bezweckte dieselbe, aller Welt den Beweis der unverändert guten Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich zu liefern, bemerkt die
Dienstag, den 17. Juni 189V.
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt »v Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch d^e Post bezogen Mk. t. 1b, sonst i» ganz Württemberg Ml. t. 35.
„Nordd. Wb- Ztg.", die Zusammenkunft in Liegnitz sei bereits vor zwei Monaten beschlossen. Der unveränderte Fortbestand der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich bedürfe für Niemand eines Beweises.
Berlin, 12. Juni. Die Militärkommission des Reichstags verhandelte heute über den Z 1 der Vorlage, den Antrag Rickert (2jährige Dienstzeit) und die Resolution Windthorst zusammen. Letztere wünscht (aber getrennt von der Vorlage), die Regierung möge wegen der unerschwinglichen Kosten Abstand nehmen von der zukünftigen Einstellung jedes Wehrfähigen in den aktiven Dienst, die Dienstzeit tatsächlich verkürzen und für die Zukunft die gesetzliche 2jährige Dienstzeit wie die jährliche Präsenzfeststellung durch das Budget in Aussicht nehmen. Ein Beschluß wurde hierüber nicht gefaßt, dagegen wurde tz 2 (Feststellung der Kadreszahl) mit 20 gegen 8 Stimmen angenommen. Windthorst (Zentr.) sprach sich warm für das Gesetz aus, bat aber, inan möge auch vie Resolution annehmen, v. Hüne (Zentr.) ist unbedingt für das Gesetz. — Es handelt sich jetzt um eine solche Fassung der Resolution Windhorst, die ihr die Mehrheit sichert. Für ihren jetzigen Wortlaut erklärt die Rechte nicht stimmen zu können. Kriegsminister v. Verdy war sehr zurückhaltend.
Potsdam, 13. Juni. Der Kronprinz von Italien ist heute abend 10'/, Uhr nach Frankfurt abgereist. Der Kaiser begleitete den Kronprinzen an den Bahnhof und verabschiedete sich von demselben auf das herzlichste. Der italienische Botschafter Graf de Lannay sowie die Mitglieder der italienischen Botschaft, ferner die Generalität und der Stadtkommandant waren auf dem Bahnhof anwesend.
Die italienische Presse über die Aufnahme des italienischen Kronprinzen in Deutschland. Die gesamte italienische Presse, mit Ausnahme der klerikalen Organe, konstatiert mit ! großer Genugthuung die sympatiiche Aufnahme, welche ! der Kronprinz von Italien während seines Aufent- ! Haltes in Deutschland findet. Sämtliche Organe '
geben zugleich der Gesinnung treuer Bundesgenoffenschaft Ausdruck, welche Italien mit Deutschland verknüpft. Die Zeitung „L'Jtalie" veröffentlicht einen Leitartikel unter der Ueberschrift „Ds prines äs Maxies ö. Lerlin." In diesem Artikel heißt es unter Anderem: „Mit berechtigtem Stolze, aber ohne Ueber- raschung, lesen wir die Beschreibungen des Empfanges unseres Kronprinzen." Das Blatt erinnert dann an die Scene, die sich im Januar 1878 abspielte, als der dainalige Kronprinz Friedrich Wilhelm vom Balkon des Quirinals herab dem begeisterten römischen Volke den damals noch kleinen Prinzen von Neapel zeigte. „L'Jtalie" hebt ferner die intimen Beziehungen zwischen den beiden Dynastien Hohenzollern und Savoyen, sowie zwischen dem italienischen und dem deutschen Volke hervor. Zugleich rühmt das Blatt die Energie und den politischen Sinn des deutschen Kaisers.
Ludwigsbad Unterfranken, 14. Juni. Man erfährt soeben aus erster Quelle, daß Fürst Bismarck Mitte August Hierselbst einzutreffen gedenkt. Bei der Badeverwaltung wurde bereits betreffs des Badebetriebs und einer Wohnung angefragt. Der Fürst beabsichtigt hierdie Schwefelbäder gegen Gicht und rheumatische Leiden zu gebrauchen. Frkf. I.
Ausland.
Chicago, 14. Juni. Der Ausbruch eines allgemeinen Jndianerkrieges ist drohender als je. Die Indianer in Cheyenne eröffneten bereits die Feindseligkeiten und versuchen die Siouxindian e r zur Beteiligung zu bewegen. Die Indianer verfügen über große Mafien von Pferden, Winchester- büchsen und Munition. Major Ca roll rückt mit einer Abteilung der Bundestruppen vor, um die Cheyenne-Indianer abzuwehren. Die Ansiedler treffen Vorkehrungen zu einer energischen Verteidigung. Der wahre Grund zur Erhebung der Indianer soll ein großer Mangel an Lebensmitteln sein.
Jeuilleton.
Das Totenschiff.
Eine seltsame Erzählung.
Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar
von ZS. ßkark Hlussekk,
Verfasser des .Wrack der GroSvenor* rc.
Autorisierte deutsche Uebertragung von Hermann RSHnor.
(Fortsetzung.)
„Das ist eine scharfsinnige Ansicht." sagte er, augenscheinlich wohlzufrieden, „doch überlegen Sie sich wohl, mein Junge, unsere Körper sind geschaffen, siebzig Jahre zu dauern. Einige schleppen sich bis zum Hundert, aber so Wenige darüber hinaus, daß jeder Monat weiterer Existenz sie mehr und mehr zu einer Art Wundertier macht. Am Ende eines langen Lebens, sagen wir von neunzig Jahren, tritt ein solcher Verfall, eine solche trockene Verwesung ein, daß der ganze Körper nur einen Grad von bloßer Asche entfernt fit. Nun. angenommen, da sollten Menschen leben, die wenigstens 150 Jahre, nein, es kommt ja noch das Durchschnittsalter 40 zu jedem Einzelnen hinzu, also 190 Jahre zählen, ohne bis jetzt irgendwelche Zeichen von Sterblichkeit bemerken zu lassen, würden Sie dann nicht sagen, daß ihre Körper, die längst die natürliche Grenze der Existenz überschritten, nichts als Leben heuchelnde Leichname sind mit nur einem Blendwerk von Seele, was in Wirklichkeit Stimme und Eigentum des Teufels ist?"
„Was halten Sie denn dann von Methusalem und Anderen aus den ältesten Zetten?"
„Ich spreche von der Gegenwart," erwiderte er. „Auf die alle Geschichte zurückzugehen, heißt den Boden aufgraben; man stößt auf Dinge, die man sich durchaus nicht erklären kann."
„Aber was für ein Mensch lebt in unserer Zeit, der 190 Jahre alt ist?" rief ich aus, erstaunt über seinen Blick und verwundert ob seiner düsteren Miene, während mich die Bestimmtheit seiner ganzen Ausdrucksweise davon überzeugte, daß er im Ernste sprach.
„Wohlan," sagte er, sehr langsam rauchend, „der Master jener Schnarre, ein gewisser Samuel Bullock aus Rotterhithe, den ich schon vor Jahren als Maat auf einem Freibeuter kannte, erzählte mir, daß, als er die Agulhas Bank passiert hatte, über seinem Steuerbord ein Segel in Sicht kam. Es war etwas so Ungewöhnliches und Ueberraschendes in der Erscheinung des am Horizont emportauchenden Fahrzeuges, daß er den Gedanken, einen Feind vor sich zu haben, bald aufgab.
„Er hielt darauf zu, halb gegen seinen Willen, wie von einer dunklen Macht unnatürlichen Reizes getrieben. ES war zur Zeit der ersten Hundewache, die Sonne senkte sich in's Meer hinab, doch war es noch tageshell, als sich das fremde Schiff bis auf Anrufsentfernung genähert hatte. Als Bullock mir das irzählte, ging ein Zittern durch seinen Körper, obgleich kein beherzterer Mann als er den Ozean befährt, und ich bemerkte, wie ihn die Erinnerung an diese Begegnung gleich einem schuldbeladenen Gewissen erregte. Er rief aus: „Möge der gütige Gott meinem Schiffe eine sichere Heimkehr gewähren!" Ich sagte: „Was für ein Schiff war es nach ihrem Dafürhalten?" „Ach, Kapitän," entgegnete er, „was war es Anderes als jenes Fahrzeug, das nach Gottes Willen für immer und ewig >n diesen Gewässern segeln soll?" Tiefrrschrocken, so etwas zu vernehmen, fragte ich ihn, ob er irgend einen von der