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Fernsprecher Nr. 28.
88. Jahrgang.
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Beilagen: Ptaudrrstübchen. Illustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
M 170
Wichtiges vom Tage.
Gesternabend wurde die Note der österreich- ungarischen Regierung in Belgrad über- reicht.
Bei der gestrigen Stichwahl in Labiau-Wehlau wurde Bürgermeister Wagner (F. B.) gewählt.
In der Zweiten bayrischen Kammer blieben die Sozialdemokraten bei der Bekanntgabe der Verlobung im Königshause sitzen.
Der Swinemünder Dampfer „Berlin" wurde auf der Fahrt von Stettin nach Swinemünde gerammt. Um ein Sinken des Dampfers zu vermeiden, wurde er bei Stepenitz auf Grund gesetzt. Die Fahrgäste wurden von dem Dampfer „Sedan" übernommen.
Der Großgrundbesitzer Millers, der das Großglocknergebiet käuflich erwerben wollte, hat den für den Abschluß des Kaufes festgesetzten Termin verstreichen lassen, sodaß der Kauf unterbleibt.
Die Aufständischen in Albanien drohen Durrazzo zu zerstöre», falls die Kriegsschiffe in den Kampf gegen sie eingreifen sollten.
Zwischen dem französischen Ministerpräsidenten Bi- viani und Sasanow fanden in Petersburg längere Verhandlungen statt, wobei die vollständigeEinig- keit der Ansichten in internationalen Angelegenheiten zum Ausdruck gebracht wurde.
Bei Straßenkämpfen anläßlich des großen Strei- kes in Petersburg wurden Arbeiter und Polizei- beamte getötet.
Der Eucharistische Kongreß ist in Lourdes feierlich eröffnet worden.
Bei einem Zusammenstoß mit Wilddieben erschoß ein Forstaufseher in Osterweddingen bei Magdeburg einen jungen Mann und verletzte sechs Personen schwer.
Amtliches.
A. Höevcrrnt Nagold.
Bekanntmachung, betr. die Feldbereinignng II anf Markung Schönbronn.
Das aus der am 23. Juli d.I. auf dem Rathaus in Schönbronn abgehaltenen Abstimmungstagfahrt vorläufig festgestellte Abstimmungsergebnis über die beantragte Feldbereinigung der Gewände „Diemerschlag, Bühl. Hofweg. Stockäcker, Große Aecker, Bulacher Höfe. Pfad, Seeger, Aeußere Buhlergaffe, Feld usw." der Markung Schönbronn ist folgendes:
Bon 110 Stimmberechtigten mit einem Steuerkapital von 7895 74 ^ haben gestimmt:
I. mit „Ja" niemand.
Abwesend waren und nach Art. 9 Abs. 3 des Feld-
beretnigungsgesetzes als zustimmeud anzusehen sind:
106 Teilnehmer mit 7630 46 ^ Steuerkapital.
Hin IrüMngskaum.
Bon Fr. Lehne.
(46. Fortsetzung.) lNachdr. verb.)
ll.
Und über der See, tiefblau und weit,
Liegt der Himmel unermessen —
Doch über allem mein Herzeleid Um Dich, die ich nie kann vergessen I
„Die gnädige Frau erwartet die Herren im Salon." meldete der Diener. Wolf begab sich mit dem Freunde dorthin. Liebenswürdig lächelnd begrüßte die schöne Frau den Gast ihces Gatten. Nach einigen oberflächlichen Bemerkungen wandte sie sich an Wolf.
„Verzeih, mein Freund, daß ich Dich warten ließ; es ist schon spät heute. Doch Frau Major war so lebhaft und angeregt, daß sie uns alle bat, noch zu bleiben; daher die Verzögerung. Herr Major ist übrigens nicht daheim; er ist auf die Jagd nach Sellin gefohen! -- Doch Du hast gewiß Hunger — darf ich die Herren bitten?" Sie erhob sich, die Herren folgten ihrem Beispiel und begaben sich m dar Speisezimmer, in dem der festlich geschmückte UN" geeckte Tisch einen sehr einladenden Eindruck machte. Das Mahl verlief unter anregender Unterhaltung; Detlev verstand sehr amüsant zu plaudern, und der Stoff versiegte auch nicht, da von früher her genug Anknüpfungspunkte vorhanden waren. Nach dem Tisch zogen sie sich in Ellas Zimmer zurück, das nur ein kleiner, aber mit raffinierter
KreiLag, den 34. Juli
ll. mit „Nein"
4 Teilnehmer mit 265 28 ^ Steuerkapital.
Es ist daher das Unternehmen als beschlossen anznsehe«.
Dies wird mit dem Anfügen bekannt gemacht, daß die zur Minderheit gehörenden, sowie die nach Art. 9 Abs. 3 bezw. Art. 11 Abs. 5 als zustimmend angenommenen Grundeigentümer das Recht haben, innerhalb der unerstrecklichen Frist von 2 Woche« vom Tage der Abstimmung an dem Oberamt die nach ihrer Ansicht der Ausführung des beschlossenen Unternehmens entzegenstehenden Gründe mündlich oder schriftlich darzulegen, soweit solches nicht schon bet der Abstimmungstagfahrt geschehen ist.
Binnen derselben Frist find bei dem Oberamt Beschwerden gegen den Bescheid über die in Art. 10 Abs. 1 genannten Ansprüche auf Freilassung von dem Unternehmen und hieraus oder aus anderen Gründen abgeleitete Anträge aus Berichtigung des Ergebnisses der Abstimmung vorzubringen.
Den 23. Juli 1914. Kommers! l.
Ernste Lage in Oesterreich-Ungarn.
In Oesterreich-Ungarn wurden verschärfte Maßnahmen getroffen, die aus eine recht ernste Lage schließen lasten. So wurden am Mittwoch die Redakteure aller Zeitungen Oesterreich-Ungarns von den politischen Behörden darauf aufmerksam gemacht, daß die Lage eine Verschärfung der Pressezensur erfordere und alle Mitteilungen über militärische Vorkehrungen unnachsichtlich beschlagnahmt werden würden. Ebenso sei es ratsam, Meldungen, welche zu einer Panik der Bevölkerung Anlaß geben könnten, nicht zu veröffentlichen. Ferner wurden sämtliche Polizeidirektoren in Oesterreich und Ungarn vom Urlaub zurückberufen, und ebenso mußten alle Truppenkommandanten, die Chefs der Korpskommandos und alle Leiter der Bezirkshauptmann- schasten ihren Urlaub abbrechen. In den letzten Tagen wurden die Statthalter aller österreichischen Provinzen nach Wien berufen, von wo sie direkt auf ihre Posten zurückgekehrt sind, ohne ihre Sommerurlaube fortzusetzen. Damit im Zusammenhang wird bekannt, daß bereits anfangs Juni an alle Offiziere und politischen Beamten die Weisung erging, sich während ihres Urlaubs nicht zu weit vom Dienst- ort zu entfernen und den Aufenthalt so zu wählen, daß ihre Rückberufung leicht und rasch bewerkstelligt werden kann. Militärische Einberufungen sind bis jetzt nicht erfolgt. Auch alle diese Vorbereitungen sind im Grunde, möchten wir dazu bemerken, selbstverständlich. Damit ist noch keineswegs gesagt, daß eine friedliche Lösung grundsätzlich ausgeschlossen ist.
Der Ministerpräsident Graf Tisza hat im ungarischen Abgeordnetenhaus Erklärungen abgelehnt. Dor Uebergong zu den Interpellationen über die Beziehungen zu Serbien ergriff er das Wort: Im Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit und in Kenntnis der Sachlage hielte er es für seine Pflicht, der Anschauung Ausdruck zu geben, daß cs
Eleganz ausgestatteter Raum war — sie liebte es, dort zu verweilen, wenn sie nur einen oder zwei Gäste hatten — waren sie allein, pflegte Wolf meist in seinem Zimmer noch zu arbeiten oder zu lesen.
„Gnädige Frau, Ihren Jungen habe ich ebenfalls schon bewundert," sagte da Strachwitz, „er ist wirklich ein Prachtkerl."
„Finden Sie? Das freut mich! Er ist aber ein kleiner oder vielmehr ein großer Dickkopf. und sein Vater verzieht ihn sehr."
„Das kannst Du nicht sagen, Gabriele." wandte Wolf ruhig ein, „ich studiere seinen Charakter gründlich. Hasso muß vorsichtig behandelt werden, da er ein sehr entwickeltes Zartgefühl hat!"
„Ah, Du willst damit sagen, das ich es nicht verstehe, Hasso zu erziehen? Wenn Du mir freie Hand gelösten hättest, so wäre Hasso nicht so empfänglich für jede Krank- heit und —"
„Du vergißt, Ella, was der Stabsarzt gesagt hat —"
„Ja, ja, ich weiß — mußt Du mir das permanent wiederholen — ich laste Dich ja gewähren und rede nicht mehr über Deine Erziehungsmethode," versetzte sie ungeduldig, „wir werden uns ja nie einig darüber."
Detlev wurde diese Wendung des Gespräches peinlich; er wandte sich daher an Ella: „Gnädige Frau, ich muß Ihnen wirklich das Kompliment machen, daß Sie brillant ausschen — so frisch und rosig —"
„Wirklich, finden Sie?" lächelte sie etwas spöttisch,
1914
im gegenwärtigen Augenblicke nicht im Interesse des Landes sei, diese Frage im Parlament zu erörtern. (Großer Lärm links.) Sobald die Zeit hierfür gekommen sei, werde er es sür seine Pflicht halten, im Hause diese Fragen zu besprechen. Schließlich ersuchte er die Interpellanten, von der Einbringung der Interpellationen abzusehen. Ein Abgeordneter der Unabhängigkeitspartei interpellierte dennoch wegen der bosnischen Lage. Graf Tisza erklärte, die augenblickliche Lage sei jcht nicht derart, daß man das Eintreten einer ernsten Wendung als sicher oder auch nur als wahrscheinlich erachten könne. Die auswärtige Lage sei jetzt durchaus ungewiß. Sie könne ebensogut mit friedlichen Mitteln gelöst werden, wie aber auch die Möglichkeit einer ernsten Verwicklung oorliege.
Die österreichische Note überreicht.
Wie«, 23. Juli. Der österreichisch-ungarische Hesaudte in Aekgrad «verreichte Heute nachmittag 6 Ahr der serbische« Regierung die Kote.
Die Kervakuote enthält die Aordernngeu der österreichisch-ungarische« Regierung. In der Aste wird die Antwort vis Samstag, den 25. Juli, avends K Mhr, verlangt.
Rom, 23. Juni. „Italia" zufolge haben Italien und Deutschland ihre Bemühungen bei den Mächten des Dreiverbandes, um durch diese Serbien zur Rücksichtnahme auf die berechtigten österreichischen Forderungen nach Unterstützung der Verfolgung der Attentäter der Sarajewo« Bluttat zu veranlassen, ausgenommen. Nach der „Italia" besteht begründete Hoffnung, daß auch der Dreiverband Serbien bestimme« werde, es nicht zu einem Waffengange mit Oesterreich kommen zu lassen, dennoch aber bleibt die Lage sehr ernst.
Der dritte Tag im Caillaux-Prozeß.
Als Labori den Gerichtssaal betritt, wird ihm, offenbar wegen seiner gestrigen energischen Haltung, von den jungen Advokaten eine lebhafte Sympathiekundgebung bereitet. Nach Eröffnung der Sitzung erhebt sich Generalstaatsanwalt Herbeau; und sagt, er sei zu der Erklärung ermächtigt, daß das sog. „grüne Schriftstück" nicht existiere und nicht existiert habe und demzufolge die Ehrenhaftigkeit und der Patriotismus Caillaux' in keiner Weise angelastet erscheinen. (Lebhafte Bewegung). Präsident Albanel er- klärt, daß der Zwischenfall damit als erledigt anzusehen fei. Der Vertreter der Privatbeteiligten, Chenü sagt dann: Der Zwischenfall ist zur Befriedigung des Herrn Caillaux erledigt, aber nicht zu der meinigen, Hr. Caillaux, fährt Chenu fort, hat seinen Zweck erreicht und verläßt diesen Saal mit dem Zeugnis des nationalen Loyalismus. Caillaux protestiert mit lebhaften. Worten gegen diese Auffassung. Auch Labori erhebt Einspruch. (Heftiger Lärm im Auditorium. Präsident Albanel ruft das Publikum zur Ordnung. Chenu ruft: Rufen Sie lieber den Zeugen zur Ordnung! Lärm.) Der Vorsitzende des Vermal!ungsrats des „Figaro",
„habe ich mich in meiner Ehe so verändert, daß Ihnen jetzt erst mein Aussehen auffällt?"
„O, ich habe Sie stets bewundert —"
„Sehr interessänt für mich I Jedoch hatte ich nie etwas davon bemerkt."
„Gnädigste kennen doch die Geschichte vom Fuchs und den Trauben, die bekanntlich zu sauer waren?" —
„Ah, das ist mir neu I Auch Du, mein Sohn Brutus? Denken Sie. Herr von Strachwitz, und ich habe stets gedacht, daß Sie mich nicht leiden mögen!"
„Gnädigste Frau, ich bin untröstlich —"
„Ach. lassen Sie nur gut sein, Strachwitz." entgegnete sie in verändertem Tone, „wir wollen uns doch nichts Vorreden I Ich glaube ja doch nicht, was Sie sagen, dazu kenne ich Sie Spötter viel zu genau!" und zu ihrem Gatten, „nicht wahr, Wolfsburg? Aber Du sagst ja gar nichts? Ist Dir nicht wohl?" Es klang aber mehr Aerger darüber als Besorgnis aus ihrer Stimme.
„In der Tat, Ella, mir ist nicht gut, ich bin recht abgespannt —"
„Siehst Du, ich habe Dir ja immer gesagt, das kommt von dem vielen Schreiben! Mein Gott. Du hast's doch wirklich nicht nötig! — Sehen Eie, Strachwitz, so geht es mir — er arbeitet, als ob es ums tägliche Brot ginge und wird mir darüber krank! — — Da bin ich am Ende gar voreilig gewesen mit meiner Zusage für morgen abend —?" was sür eine Zusage — ?"
(Fortsetzung folgt.)