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er Grskllslhlistrr.
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Fernsprecher Nr. 29. 88. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
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Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
1914
Tages-Nerrigkeiten.
Aus Sradt uud Amt.
Nagold, 28. Februar 1914.
Sonntagsgrdanken.
Einkehr.
Ost in der stillen Nacht, wenn zag der Aiem geht und sichelblank der Mond am schwarzen Himmel sicht, wenn alles ruhig -ist und kein Begehrt» schreit, führt meine Seele mich in Kindeslande weit.
Dann seh ich, wie ich schüft unfest mit Füßen klein, und seh mein Kinderaug' und seh Ne Hände mein.
Und höre mein n Mund, wie Ionier klar er sprach, und senke meinen Kops und denk mein Leben nach: bist du, bist du allweg gegangen also rein, wie du gegangen bist auf Kiydessüßen klein?
Hast du, hast du allweg gesprochen also klar, wie eirstens deines Munds lautleise Elin me war ? Sahst du, sahst du allweg so klar ins Angesicht der Sonne, wie dereinst der Kindcsaugen Licht?
Ich blicke, Sichel, aus zu deiner weißen Pracht;
Tief, lies bin ich betrübt oft in der stillen Nacht.
O. I. Bierbaum.
*
Warum bin ich so lange in des Tages dumpfer Niederung gl blieben? War mein Auge blind sür die son- nenbestrahllen Höhen, krank durch mein krankes Wollen? Am Gemeinen konnte ich Lust empfinden? Ach, nein, Last
war die Lust und heiße Scham. .... Empor Über
denStaub! Le Seur.
*
Man kann aus dem Leben etwa» Herrliches machen; denn das alleeschönste, was sich die menschliche Phantasie überhaupt verstellen kann, ist ein ganz freies, durch und durch edel geartetes Menschenkind. Dazu zu gelangen, ist unser offenbares Lebensziel; alles andere sind blos armselige Surrogate. Und dazu müssen denen, die es recht wollen, alle ihre Schicksale dienstbar sein.
Hilty.
Nach klang zur Seminarfeier am SS.Febr. (Mit- geteilt) Der Bortrcg von Scminaroberlehrer Weinbrenner üser Forderungen des modernen Naturkundeunterrlchts, der mit seinen Sireifltchtern aus die Exkursionen, Beobachtungen und Experimente. Aquarien und Terrarien. Zeichnen, Hand- betäligung, Schul- und Schülergärten usw. zunächst das Interesse des Schulmanns in Anspruch nimm», war doch auch geeignet, der Allgemeinheit etwas zr bieten, insofern es sich nicht bloß um Erwerbung von Kenntnissen und Erkenntnissen sondern auch um die Pflege des Gemüts und des ästhetischen Gefühle, ferner um ak'.ives, d. h. zielbewußtes Sehen handelt, an das sich Skizzterübungen anschließen sollen zur Erwerbung von klaren Vorstellungen. Dadurch soll dem Streben nach Heranbildung von Qualitätsarbeitern eine nicht zu unterschätzende Hilfe werden, und die Schule soll dazu beitragen, aus unsrem Volk der Dichter und Denker herauszuformen die „Kenner und Könner" für dm Weltkonkurrenzkampf ums Dasein.
Gewerbebank Nagold e. G. m. b. H. In der
letzter Tage staltqehabten Bilanzsitzung des Vorstands und Aussichtsrats dieses Instituts wurde berichtet, daß dasselbe auch im Jahre 1913 sich befriedigend weiter entwickelt habe. Der Umsatz beträgt von einer Hauptbuchseile ca. ^ 15.400.000. — gegenüber ca. 14.200000. — im Vorjahre und der Re ngewinn hat sich infolge der Erweiterung des Geschäslsumsanges ebenfalls von 17 302. — i. V. auf 19.162. — im Berichtsjahre erhöht. Es wurde ausgcführt, daß die Dank leicht einen weit höheren Reingewinn hätte erzielen können, wenn sie nicht, um ihren c.enossmschastl chen und geireinnützign, Zw.ck nach Möglichkeit zu erfüllen, auch während der im Berichtsjahr de- standenen Geldteurrunq ihren kreditnehmcnden Geschäftsfreunden nur sehr mäßig? Zinssätze in Anrechnung gebrächt hätte. Andererseits wurden den Einlegern von Dcpositen- und Spargeldern möglichst hohe Zinsen vergütet. Die Kunden der Gewerbedank genießen auch sonst noch besondere Vergünstigungen, v. a. l ägt z. B. die Bank die Echcck- stempelsteuer, sowie sämtliche im Postscheck oerkehr entstehenden Gebühren.
Der am 8. März d. I. st fttfindenden Generalversammlung soll wieder die Verteilung einer Dividende von 5"/g vorgeschlagen werden. Außerdem sollen zur Verteilung einer Extra-Iubiläumsdioidende im nächsten Jahre. anläßlich des 50 jährigen Bestehens der Bank, 3.461.18. -»rlickg-stellt werden. Der rest! che Gewinn soll zur Ab
schreibung aus Mobilien- und Immobilien und zur Stärkung de- alsdann über 90.000. — betragenden Reserven und Rückstellungen verwendet werden.
Stenographisches. Hiezu wird uns geschrieben: Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich ist, wird bei genügender Beteiligung auch Heuer wieder ein Stenographiekurs (System Gabrlsberger) abgehalten. Auf denselben sei auch an dieser Stelle ganz besonders aufmerksam gemacht. Den hohen Wert der Stenographie im Geschäft - und Privatleben har man längst erkannt; namentlich hat sie aber in unserer Zeit des Vielsch^eibens immer mehr an Bedeutung gewonnen, wa; auch daraus hervorgeht, daß cs viele Bureaus gibt, die nur Stenographiekundige cmstellen. Es soll'e sich daher niemand, der genötigt ist rasch und viel zu schreiben, die Gelegenheit entgehen lasten, dieses „Gemeingut aller Gebildeten" zu erlernen.
1 Alteusteig, 26. Febr. Die Feier des Geburtssestes unseres Königs wurde hier in herkömmlicher Weise gefeiert: morgens 7 Uhr Böllerschüsse vom Schloßderg; um 11 Uhr gemeinschaftlicher Kirchgang unter Borantritt der Stadtkapelle. Bei d;m Fkstessen im Waldhorn brachte Forstmeister Rommel das Hoch aus den König. Kameral- verwalter Fromlet das aus die Königin aus. Der Kriegerverein hatte sein Essen im grünen Baum, bei dem der Vorstand desselben städt. Obersölster Pfister, das Königshoch aurbrachte. Abends war gemütl'che Zusammenkunft im grünen Baum unter Mitwirkung der Stadtkapelle, wobei Hauptlehrcr Schwarz einen Vortrag hielt über: „Württembergs geologische Urgeschichte und die Besiedelung des Landes bis zum Ende der Psohlbauzeit", dem die zahlreich Anwesenden mit großem Interests folgten.
Haiterbach, 26. Febr. (Korr.) Die Kö.iizsgeburts- tagsfeier wurde hier in herkömmlicher Weise abgehalten. In der Frühe Böllerschüsse und Togwache, 11 Uhr Fest- gotlesdicnst, 1 Uhr Festesten im Gasthaus zum Löwen unter großer Beteiligung, anschließend hieran das Bankett des Kriegeroereins unter Mirwirkung des Gesangs- und Musikoereins und im 3 rsammenhang zu einem lehrreichen Vortrag Königstoast durch Herrn Oberlehrer Dagenbach.
sj Rohrdorf, 27. Febr. Das Geburtrfest des Landesherrn wurde gestern auch hier in üblicher Weise gefeiert. Abends fand in der „Sonne", ein vom Militär- und Gesangverein veranstaltetes Bankett statt. Den Königstoast brachte Herr Schultheiß Killinger au;. Herr Privatier Walter erinnerte an Blüchers Rheinübergang bei Caub in der Nevjahrsnacht 1813/14 und schloß mit einem Hoch auf unsere Land- und Seemacht. Der Vorstand des Mili- täroeretns, Herr Veteran Reichert gab aus dem reichen Schatz seiner Kriegserinnerungcn wieder einige Episoden zum Besten. Passende Lieder verschönten die patriotische Feier.
:: Oberschwundorf, 27. Febr. Der Militärverein versammelte seine Mitglieder gestern abend im Gasthaus zum Hi'schx um den Geburtrlag des Königs festlich zu begehen. Der Vorstand begrüßte die Anwes nden und dankte ihnen für ihr zahlreiches Erscheinen. Nach einer kurzen Ansprache brachte er den üblichen Königstoast aus. Dann folgten zwei Borträge; 1. von Unlerlehrer Kemps über: „König Wilhelm II." und 2. von Hauptlehrer Schnizler über: „Der schleswig-holsteinische Krieg 1864". An letzteres anschließend redete Gutspächtcr Könekamp aus Unterschwandors über seine eigenen Erlebnisse in Schleswig-Holstein. Sodann gedachte er in ehrenden Worten der 5 Veteranen aus unserer Gemeinde. Erhöht wurde die Feier durch patriotische Gesänge und humoristische Deklamationen. Zum Schluß dankte der Vorstand allen denen, die zum Gelingen des Abends beitrugen.
Ebershardt, 27. Febr. (Korr.) Das Gcburtsfest des Königs wurde gestern abend vom Krlegeroerein bei Kamerad Braun z. „Krone" gefeiert. Vo>stand Kübler begrüßte die Versammlung und erteilte das Wort dem treuen Mitglied Herrn Hauptlehrcr Breitling, welcher nach einem Chor des Gesangvereins einen Bortrag hielt über frühere kriegerische Zeiten und mit einem Hoch aus den König schloß. Zum Schluß kamen dann noch einige Gedichte und Gesänge zum Vortrag.
a Ebhaufen, 28. Febr. Der hiesige Radfahreroerein „Alpenrose" hielt kürzlich seine Fasinachtsfeier im Gasthaus z. Linde ad; sie war von hier und auswärts gut besucht. Die Darbietungen, besonders dos Lachkouplet eines Bauern in hübscher Tracht, fanden großen Beifall. Zum Schluß wurde ein Tanz mit Schäfermusik aukgesührt; am ganzen hatte der anwesende Prinz Carneval seine Helle Freude.
Llmdesuachrichte«.
Das Lichtspielgesetz im Landtag.
Ttnttgart, 27. Febr. Die Zweite Kammer begann heute nachmittag die zweite Beratung des Lichtspielgesetzes, nachdem die erste Beratung in der Ersten Kammer schon vor längerer Zeit erfolgt war, und nahm zunächst den Art. 1 an, zusammen mit dcn Aurschußanträgen, die der Berichterstatter Weber (Z.) begründete. An der Debatte beteiligten sich außer dem Minister des Inne n, der die Notwendigkeit einer besonderen württembergischen Zensur nachwies, die Abg. Heymann (S.), der eine Filmzensur in Berlin für genügend erklärte und von der Doppelzensur eine Verteuerung des Theaters des kleinen Mannes befürchtete. die Abg. Dr. Spet H-Biberach (Z), Löchner (B ), Dr. v. Hieber (N ). Dr. Wolfs (BK.) und Gras (Z ), die sämtlich den sozialdemokratischen Einwendungen gegen den Entwurf mit dem Hinweis entgegentra- ten, daß nicht nur die Jugend, sondern auch die Erwachsenen gegen Schmutz und Schund geschützt werden müssen. Es wurde der Sozialdemokratie vorgehalten, daß sie anstelle der württembergischen Zensur eine auswärtige wünsche, damit die Kinobesitzer die liberalste Zensur wählen könnten. Gegen den Art. 1 und die Ausschußanttäge stimmte denn auch nur die Sozialdemokratie. Während er grundsätzlich nur solche Bildstreifen zuläßt, die von der Landeszensurstelle geprüft sind, bezeichnet Art. 2 die Gründe sür ein Verbot der Zulassung. Dabei ist auch von einer Verletzung des religiösen Empfindens, die Rede und die Altersgrenze für Iugendvorstellungeri wird auf 17 Jahre festgesetzt. Ein oolksparteilicher Antrag Eisele wollte diesen Passus streichen und die Altersgrenze auf 16 Jahre herabsetzen, was vom Abg. Hartenstein (B.) begründet wurde. Ein sozialdemokratischer Antrag Heymann drückt die Altersgrenze sogar auf 14 Jahre herab und beschränkt die Versagungsgründe lediglich auf die beiden Gründe der Gesundheit und Sittlichkeit. Für dcn Entwurf und dieAus- schußanträge traten Speth (Z.). Roth (BK.) und Hasel (N.) ein, desgleichen der Minister dcs Innern. Ueberein- stimmend gingen die Ausführungen dahin, daß das religiöse Gefühl gewahrt bleiben müsse. Als der Abg. Roth dem Abg. Hartenstein vortselt, daß er sich als Mitglied der evangelischen Landessynode zur Begründung des Antrags Eisele hergrgeben habe, sah sich Präsident v. Kraut zu der Bitte veranlaßt, Eigenschaften die außerhalb des Hauses ausgeüdt werden, nicht in dieser Weise zu erwähnen. Um 7 Uhr wurde abgebrochen und die Weiterberatung auf morgen vorm. 9 Uhr vertagt. Auf der Tagesordnung stehen auch die Eingaben des Buchdruckergewerbes.
r Tübingen, 27. Febr. (Wohlverdienter Ruhestand.) Am 3. März gibt Obermustkmeistcr Schneckenburger vom 180 Regiment sein Abschiedskonzert, da er demnächst — etwa; später als zu dem anfänglich ins Auge gefaßten Termin des 1. April — in den Ruhestand tritt. Schneckenburger, im 66. Lebensjahre stehend, konnte schon 1912 sein 50jähriges Mtliiärdienstjubtläum begehm. bei welchem Anlaß ihm eine Menge Ehrungen und Sympathiekundgebungen zuleil wurden. Die Brust de; Scheidenden, der auch 1866 und 1870 mit im Felde stand, schmücken zahlreiche Orden und Ehrenzeichen, u. a. das Ritterkreuz 2. Klasse des F iedrichsordens. Schneckenburger stellte durch mehr als 5 Jahrzehnte im gleichen Umfang seinen Monn als Soldat wie als Musiker; in zäher, zielbewußter Arbeit gelang es ihm. seine — 1897 übernommene — Kapelle zu einem höchst leistungsfähigen Ensemble zu gestalten und ihr auch außerha b der Universitätsstadt einen guten Ruf zu verschaffen. Alle, die Schncckenburger kcnnen, begleiten den alten Herrn gewiß mit den besten Wünschen sür einen langen, sonnigen Lebensabend in den wohlverdienten Ruhestand. Sein Nachfolger wird Kapellmeister Kühn vom Gmünder Bataillon.
Deutsches Reich:
Deutscher Reichstug.
Berlin, 26. Febr. Der Reichstag berict heute den Titel Reichseisenbahnamt. Der Etscnbahnmlnister von. Breitenbach betonte oabct: Die Arbtiter seien absolut nicht rechtlos. Die Verwaltung verlange nur. daß sie sich nicht auf sozialdemokratischen Boden uud sich nicht auf einen Streik einlasten. Es sei ein berechtigtes Bei langen der Verwaltung, daß die Arbeiter in ihren Ve'sawmlungen nicht gegen die Verwaltung Hetzen. Die Weiterberatung wurde dann aus Freitag 1 Uhr ve tagt.
Berlin, 27. Febr. Der Reichstag setzte heute die zweite Lesung dcs Etats der Retchseisenbahnen fort. Es kommen zur Sprache die Verbesserung der Löhne