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Fernsprecher Nr. 29. 87. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Donnerstag, den 4. Dezember

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Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Echwäb. Landwitt.

1913

Tages-Nerrigkeiten.

Aus Stadt und Amt.

^ Wildberg, 3. Dez. Der erblindete Schmied­meister Kemps fil gestern be!M Heuholen die Siege herab und brach dabei dreimal den Fuß. Der Verunglückte Hai trotz seiner Erblindung in und bei dem Haus alle mög­lichen Arbeiten verrichtet, selbst in der Schmiede hat er dem Sohn manchen Dienst erwiesen. Dem bedauernswerten Manne wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

Wart, 3. Dez. (Korr.) Der Dienstag-Abend sah in den Räumen desHirsch" eine stattliche Versammlung. Die Glieder der Gemeinden Wart und Ebsrshardt hatten sich mit d'M Kriegeroerein Wenden eingesunken, um mit dem scheidenden OrtsgeMichen, Herrn Pfarrer Erhard, noch einige Stunden gemütlich zusammen zu sein. Herr Haupt- lehrer Kehrer, der den Vorsitz führte, begrüßte die Anwesen­den, die sich in so überaus großer Anzahl eingefunden hatten und erteilte Herrn Schultheiß Großmann das Wort. Mit herzlichen Worten des Dankes ernannte dieser den treubesorgten Scheidenden zum Ehrenbürger der Gemeinde Wart. Freudig stimmte die Versammlung in das vom Vorsitzenden ousgebrachte Hoch auf den Ehrenbürger ein. In buntem Wechsel folgten nun Ansprachen und musikali­sche Darbietungen des Kirchenchors und des Sängerbundes. Schöne Angebinde wurden überreicht von dem Vertreter der Gemeinde Ebershardt, Herrn Hauptlehrer Breitling, der in einem feinsinnigen Gedicht seine Wünsche für den Scheidenden und dessen Familie zum Ausdruck brachte, von Herrn Gern inderat Hartmann im Namen des Sänger­bundes, von Herrn Forstwart Allgayer im Namen des Kriegeroereins. von Herrn Stoll und Frl. Gwßmonn im Namen des Ktrchenchores und von Herrn Hirichwirt Dürr im Namen des Kirchcngemeinderats. Tiefbewegt dankte der Scheidende für die ihm und seiner Familie erwiesenen Ehrungen. Herzliche Wünsche begleiten die scheidende Fa­milie, die Liede und Wohltaten in reichem Maße ousgestreut hat.

Aus den Nachbarbezirken.

Gündringen, 2. Dez. Am letzten Sonntag hielt der Krieger-Verein seine Champignyfeier imRößle" ab. Vorstand Kamerad Löffler gab einen Rückblick auf den Tag von Champ^gny und brachte ein H ch aus auf die Veteranen. Kamerad Sergeant Müller hielt einen be­lehrenden Bortrag über Deutsch - Süd - Westafrika und schilderte dis Aufgabe der Schutztruppe. Schriftführer P. Schmider dankte für die schöne Veranstaltung und wünschte Herrn Müller eine glückliche Rückreise. Die Musikkapelle und der Gesangverein umrahmten die Feier mit hübschen Vorträgen.

Calw, 3. Dez. Nach den neuesten Feststellungen gibt e-,-> in Calw in-gesamt 109 viehbesitzende Haushaltungen mit 99 Pferden, 210 Rindern, 325 Schafen, 120 Schwei­nen und 61 Ziegen.

r Wurmlingen O.-A. Rottenburg, 3 Dez. (Droben stehet die Kapelle.) Die Wiederherstellung der Kirchhof­mauer as-s dem Berge ist nun auch vollendet. Majestäit ch erhebt sich dis Kapelle inmitten eines Zinnenkranzes. Die Gemeinde hat kein Opfer gescheut, das Ganze würdig unter der Leitung des bewährten Oderamt- bautechn kers zur Vollendung zu bringen. Zwei gewölbte Tore, mit Ziegeln gedeckt, wie die ganze Mauer, bilden den Eingang zum Kirchhof, der auch ent prechend hergerichtet wurde.

Landesnachrichten.

p Stuttgart, 3. Dez. Der Evangelische Ober­schulrat wird im Jahr 1914 zwei Prüfungen für die Aufnahme in dis Lehrerseminare (Aspirantenprüfungen) ab- Hallen und zwar im Februar und März für die Aufnahme in die Lehrerseminare in Eßlmqen. Nürtingen und Künzelsau, im Juli oder August für die Ausnahme in die Lehrerseminare in Nagold, Backnang und Heilbronn. Gesuche um Zu­lassung zu jrter der beiden P üfungen sind bis spätesten« 1. Januar 1914 beim Evangelischen Oberschulrst.einzureichen.

r Stuttgart, 2. Dez. (Ungetreuer Angestellter.) Der verheiratete Kaukmann Rudolf Glatttnch hat sich als Buchhalter ein-r Untertürkheimer F.rma Unregelmäßigkeiten zu Schulden kornm-m lassen. Er war geständig, 3 700 ^ unterschlagen und für sich verbraucht zu haben. Davon hat er 700 wieder ersetzt. Die Unterschlagungen ver­teilen sich auf 7 Jahre. Er hatte einen Monatagehrlt von 135 Die Strafkammer verurteilt« ihn zu 9 Monaten Gefängnis, unter Abrechnung von 2 Monaten Untersuchungs­haft.

r Stuttgart, 3. Dez. (Das Sonntagsblatt- verbot.) Der Verlag des katholischen Sonntagsblalts hat gegen die Verfügung der Stadtdirektion, die den Ver­kauf des Sonntagsblatis an derx Sonntagen vor den Kirchen verbot. Beschwerde eingereicht. Diese ist inzwischen zurück­gewiesen worden. Die Angelegenheit wurde daraufhin bei der K. Kreisregkerung anhängig gemacht.

r Oberudorf, 3. Dez. (Sradtschultheißenwahl.) Bei der heutigen StadtschultdeißkMvahl haben von 663 Wahlberechtigten 630 95°/o abgestimmt. Gewählt wurde mit 370 Stimmen Steuerratsschreider Heckler- Schramberg. Auf Schultheiß Zwick-Obernheim Oberamt Spaichingen entfielen 189, auf Oderawtss >arkossenkowrolleur Göser-Heidenheim 69 und auf Ratsschre.ber Ruck-Schram- berg 1 Stimme. Eine weitere Stimme war ungültig.

Gerichtsskra!.

r Stuttgart, 2. Dez. (Der Iubiläumsrnmmel vor Gericht.) Das bekannte sozialdemokratische Plakat: Gegen den Iubiläumsrununel", dessen Anschlag an den Plakatsäulen bekanntlich von der Polizetdirektion verboten worden war und das dann als Flugb att auf der Straße von arbeitslosen Parteimitgliedern verteilt würbe, beschäftigte heute das Schöffengericht. Der Parteisekretär Bullmer hatte gegen einen Strafbefehl in Höhe von 50 der gegen ihn von der Stadid rektion ergangen war, well er der Pe lizeidehörde etn Pflichtexemplar nicht vorgelegt hatte, Antrag auf gerichtliche Entscheidung gestellt Der Angeklagte macht es geltend, daß er es nicht für nötig gehalten habe, ein Pflichtexemplar vorznlegen, da das Flugblatt nur eine E nlrdung zu einer erlaubten Versammlung und einen leichten Hinwei:- auf ihren Zweck enthalten habe. Solche Einladungen seien bisher von der hiesigen Polizei nicht beanstandet worden. Der A.ntsamvult beantragte, aus die Strafe von 50 ^ zu erkennen. Es handle sich um eine bewußte Zuwiderhandlung gegen das Verbot. Vom Ver­teidiger, R.A. Dr. Süßheim aus Nürnberg wurde bestritten, daß für den Angeklagten eine rechtliche BerpflichMng zur Vortage eines Pflichtexemplars bestanden habe. Das Schöffenge icht erkannte wegen Uebertret ng des Preßgesetzes aus 50 Geldstrafe. Das Flugblatt enthalte nicht nur eine Einladung zu einer Versammlung, sondern auch eine Kritik der bürgerlichen Auffassung übcr die Jahrhundert­feier. Im Anschluß kam der Antrag eines Flugblatt­oertellers zur gerichtlichen Enscheidung. Die Flugblattver- teiier, die bekanntlich von der Straße weg verhaftet, mehrere Stunden eingesperrt und dem Fingerabdruckver­fahren unterworfen wurden, sind von der Pollzeidirektion mit 1 Geldstrafe belegt worden, weil sie ohne polizeiliche Erlaubnis gewerbsmäßig Druckschriften verbreitet haben sollten. Vom Parteisekretariat erhielten sie 1 Zehrgeld als Vergütung. Das Schöffengericht verneinte die Ge- werbsmäßiglreit und sprach den Angeklagten frei. Das Gericht war der Ansicht, daß es sich nicht um eine eigent­liche Gegenleistung, sondern um eine Gratifikation handle. Dem Angeklagten könne nicht widerlegt werden, daß er im Parlliinleresse gehandelt habe und nicht, um einen Gewinn zu erzielen.

Göppingen, 3 Dez. (Schwurgericht.) Sämtliche Bäckerme ster eines Bezirksortes wurden aus Grund des Kinderschutzgesetzes vom Schöff ngericht zu je 10 Gelb­st: afe samt den Kosten des Verfahrens verurteilt. weil sie jchulpflichtige Kinder vor Beginn der Schule zum Wecken- austragen verwandt halten.

Deutsches Reich.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 2. Dez. Erste Lesung des Etats. Reichs schatzsekretär Kühn: Die verbündeten Regierungen Häven sich b muht, die innere Festigkeit und die sol de Basis aufrecht zu erhalten und nicht von den erprobten Grundsätzen abzuweichen. Der Schstzsckretär bespricht dann die einzelnen Etats. Trotz der im Frühjahr 1912 infolge der damaligen Wehroorlage nötigen Erhöhung der Aus­gaben hatten wir am Schluffe des Jahres noch einen U-ber- schuß vo r 77 Millionen Mark. Das hat uns die Uebernahme »er einmal gen Kosten der großen Wehroorlage wesentlich erleichtert. In den nächsten Jahren wird sich eine Anleihe- Begebung nicht ganz vermeiden lassen, doch wird dieFinanz- verwaltmm dabei schonend Vorgehen. Die Reichsbank er­reicht in diesem Jahre einen Goldschatz von 1219 Millionen Mark, der höchste je erreichte Sollbestand, der den nächst höchsten noch um 50 Prozent übsrtrifft. Die künftige Ge­staltung der Reichsfinanz,n hängt aber ebenfalls vom Wehr- bsttrage ab. Geht er nicht in der geschützten Höhe rin, dann können wir in eine überaus ernste Lage geraten. Das

müssen w'r uns vor Augen halten, um nicht unangenehme Ueberraschungen zu erfahren. Die Finanzverhältnisie der Kolonien find erfreulich. Die Bezüge der Deck-Offiziere sollen neu geregelt werden und auch die Lage der Alt­pensionäre und deren Hinterbliebenen soll eine gesetzliche Regelung erfahren. Alles in allem: Der Etat beweist immer­hin, daß wir nicht nur das tägliche Brot aufbringen können, sondern daß wir auch weitergehende Ausgaben bestreiten können. Freilich viele Wünsche müssen zurückyestellt wer­den. Lassen sie uns darnach handeln. (Beifall.) Mittwoch 1 Uhr: Interpellation über Zabern.

Berlin, 2. Dez. In der heutigen Dormittagsziehung der preußisch-süddeutschen Klossenlotterie fielen 60000 auf dis Nummer 7082. !5000-^ auf die Nummer 51433. 10000 ^ auf die Nummer 99174 und je 5000 auf die Nummern 21604, 54060, 95879, 127631 und 140205. (Ohne unsere Gewähr.)

r Straßburg. 3. Dez. Wie der Berliner Lokal­anzeiger erfährt, wird Geheimrat Dr. Hergesell demnächst einem an ihn ergangenen Ruse nach Berlin Folge leisten.

Hattersheim a. M., 2. Dez. Bet dem Erweiter­ungsbau der katholischen Pfarrkirche stürzte heute mittag kurz nach 2 Uhr die etwa 15 Meter hohe Frontwand ein und begrub etwa 10 Ai beiter unter ihren Trümmern. Der 46jährige Maurer Wilhelm Hettler aus Gätzenhain wurde sofort getötet; sechs andere Personen, darunter der Bauunternehmer Hch. Wildhardt aus Mombach, wurden mit schweren inneren und äußeren Verletzungen aus den Schuitmossen hervorgezogen. Der Bau wurde von der Firma Gebr. Wild Hardt (Mombach) ousgeführt. Ueber die Ursache der Katastrophe läßt sich Sicheres noch nicht sagen. Man vermutet, daß die feuchte Witterung, die das Mauerwerk nicht rasch genug austrockncn ließ, den Einsturz herbrigcsiihrt hat. Die Verletzten, denen zwei Aerzte aus Hattersheim und Sindlingen, sowie die Haltersheimer Barmherzigen Schwestern die erste Hilfe leisteten, wurden im Automobil ins Höchster Krankenhaus gebracht.

r Tt. Goar, 3. Dez. Das kürzlich verstorbene Fräu­lein Maria Heriell hat der Stadt 1200000vermacht.

Die Vorgänge in Indern.

Straßbnrg, 3. Dez. In der Zaberner Affäre ist gegen insgesamt 36 Bürger der Stadt das Straf­verfahren weoen Beleidigung von Offizieren und Mannschaften der Garnison eivgeleiiet worden.

Im Militärb-z': k Siraßburg fanden ebenfalls mehrere Beschimpfungen deutscher Offiziere durch Passanten statt.

Berlin, 3. Dez. Wie wir erfahren, dürste sich die Meldung eines elsässtschen Blattes, daß das 99. Infanterie- Regiment von Zabern nach dem Truppenübungsplatz bet Hagenau verlegt werden soll, als zutreffend erweisen.

Oberst v. Rentier pensioniert.

Zaber«, 2. Dez. Wie die Nat.-Ztg. zuverlässig er­fährt. ist die Pensionierung des Obersten v. Reutter be­schlossene Sach'.

Eine Unterredung mit Oberst a. D. Barth.

Zabern, 2. Dez, Ich besuchte heute den Vorgänger des Obersten von Reutter, Obersten a. D. Barth, der seit seiner Pensionierung vor einem Jahre in Zabern sich nieder­gelassen hat. Ich befragte ihn. welcher Ansicht er über die Vorfälle in Zabern sei. Oberst Barth erklärte, er möchte aus begreiflichen Gründen kein Urteil abgeben, obgleich er sich natürlich seine Ansichten gebildet hätte. Er jedenfalls trabe mit der Zivilbevölkerung von Zabern stets im besten Einvernehmen gelebt. Die Bevölkerung wolle so behandelt sein, daß man ihre Eigenart berücksichtige, dann käme man sehr leicht mit ihr aus.

Der AusdruckWackes" bedeutet zweifellos eine Be­leidigung. Die Erregung in Zabern sei daher durchaus begreiflich. Der Ort sei friedlich und die Bewohner keines­falls besonders rauflustig. Eher könne man das Gegenteil behaupten.

Der peinliche Konflikt zwischen dem Militär und der Bevölkerung könne nach seiner Ansicht leicht lu hoben wer­den, wenn der Stein des Anstoßes beseitigt würde. Vom naltm alen Standpunkte aus habe die Affäre dem Deutschtum schweren Schaden zugesügt. Eine Spannung zwischen Zivil und Militär hat nach der Ansicht des Obersten Barth früher nie chestandev.Not Z?g."

Laband und Ziegler über Zaber«.

Straßburg. 3. Dez. Der bekannte Staatsrechtslehrer Pros. Dr. La band hat sich über die Borget" ge in Zabern