Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn» und Festtage.

Preis vierteljährlich hier mit Trägerlohn 1.20 im Bezirks­und 10 Lin.-Verkehr 1.25 -F, im übrigen Württemberg 1.35 Monats-Abonnements nach Verhältnis.

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Fernsprecher Nr. 29.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Mittwoch, den 36. Aovemöer

Anzeigen-Gebühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 /H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

1813

Amtliches.

Agt. HöercrrnL Wagotü.

An die K. Standesämter!

Die Herren Standesbeamten haben für den rich igen Empfang der ihnen mit nächster Post zugehenden Formu­lare unter Benützung der Rückseiten der beigslegten Bestill- tistcn zu bescheinigen und die letzteren umgehend hieher zu­rückzugeben.

Nagold, den 25. Nov. 1913. K. Obcramt.

Kommerell.

Bekanntmachung

betr. den Verkauf von Feuerwerkskörper«.

Es wird darauf hingewiesen, daß nach § 26 der Min - Berf. vom 16. Aug. 1905 betr. den Verkehr mit Spreng­stoffen (Reg. Bl. S. 165) die Abgabe von Sprengstoffen und von solchen Feuerwerkskörpern, mit deren Ver­wendung eme erhebliche Gefahr für Personen oder Eigentum verbunden ist, Kauonenschläge, Frösche Schwärmer und dergl.) an Personen, von welchen ein Mißbrauch der­selben zu vefü chren ist, insbesondere an Personen unter 18 Jahren verboten ist.

Zuwiderhandlungen werdcn nach § 367 Z. 5 Rstgb. strenge bestrast.

Die Ortspolizeibehörden werden ersucht, die in Betracht kommenden Gewerbetreibenden aus vorstehendes noch besonders aufmerksam zu machen, auch die Polizetbe- diensteten zur Ueberwachung des Verbots und unnachsichtlicher Meldung von Uebertretungen desselben anzuhaltcn.

Den 24. Nov. 1913. Kommerell.

Deutscher Reichstag.

r Berlin, 25. Nov. Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 2.18 Uhr und begrüßt die Abgeordnetem Ec gedenkt sodann der inzwischen verstorben n 5 Mitglieder des Reichstages Kohl, Klose, Lender, Graf Kanitz und Bebel und erinnert an ihre umfangreiche und eingreifende parlamentarische Tätigkeit. Der Präsident erinnert sodann an den Untergang der beiden Marineluftschiffs „L. I" und „L. II". Der Reichstag werde all diesen Männern, die dort umgekommsn seien, ein ehrendes Andenken bewahren. — Das Haus hat sich von den Sitzen erhoben. — Da­raus teilt der Präsident die Namen der ncueingetretenen Abgeordneten mit und verliest die eingegai gencn

Liebe im Urwald.

Bon Alfred Mayer-Eckhardt.

(Schluß.) (Nachdr. verb.)

Der Vollmond, auf den ich gerechnet Hai e, erwies sich im Walde als wenig zuverlässige Straßen b.leuchtung. Die hohen Bäume mit ihrem Rankengewirr von Schmarotzer­pflanzen hinderten ihn am richtigen Funktionieren. Genug, ich koun-e schließlich kaum mehr die Hand vor den Augen sehen und verwünschte bald meine Kateridee, mich bei Nacht hier hinausgewagt zu haben. N cht mehr aus noch ein wußte ich und stapfte fluchend und schimpfend vorwärts.

Da, endlich ein Mondstrahl, die Bäume standen nicht mehr so dicht, es mußte die mir wohlbekannte Lichtung sein. Aber was war denn das für ein Getön, das daher drang, wie Trommelschläge, Stimmengcjohle.

Vorsichtig trat ich hinter einen Deckung bietenden Strauch, Teufel, das war ja gar nicht meine Waldlichtung, ich mußte mich verirrt haben. Und was ich sah, ließ mir fast das Blut gerinnen.

Zn der Mitte der Woldliatung lag en großer Fels- black, wie einer der ulcheU ruschen Opsera täre, d e man hier und da in der Lüneburger Heide findet. Auf dem Altar kniete mit gebundenen Händen ein Schwarzer: davor stand ein anderer, den ich im Mondlicht als meinen Freund Mbnjowamba erkannte, trotz der scheußlichen Maleret mit der er sein holdes Antlitz „verziert" hatte. Wie der leib­haftige Satan sah der Hellunke aus. Stcif wie'n Stock stand er; in seiner hocherhobenen Faust blitzte ein langes Messer.

Rechts daneben stand ein anderes Scheusal, das die große Holz rommel bearbeitete. Und rings um den Altar tobte, raste in einer Art von märadenhafien Turkey twt die gesamte männliche Dorsbewohnerschaft, die offenbar schon mächtig viel Palmsch:aps verbraucht haben mußte, während die Weiber gröhiend im Kreise gelagert auf der Erde kauerten, i Und milten unter den Tanzenden erblickte ich — den

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Interpellationen. — Unter den Eingängen befindet sich der Etat, die Interpellation der Sozialdemokraten über die Arbeitslosenversicherung und die der Fortschrittler über die Vorgänge in Zabern. — Das Haus tritt darauf in die Tagesordnung ein. Auf ihr stehen Petitionen.

Tages-Neuigkeiterr.

Aus Stadt und Amt

Ragold, 26. November ISIS.

* Bezirksvolksverein. In der am Sonntag abge- haltenenen Generalversammlung erstattete Mittelschullehrer Sandler den Kassenbericht; der Ausschuß wurde durch Zuruf wiedergewähit. Der Ausschuß wählte an Stelle des wegen Geft ästsundrang zurückgetretenen Rechtsanwalts Kncdel, Ei enbahnasststent Hauser zum Vorsitzenden. Schrift­führer ist Fabrikant Städele.

Jungdeutschland. Eine Geländeübung führte die 3 Ocrsgruppen Alienstetg, Horb und Nagold an Sonntag, den 23. Nov., in der Gegend von Halterbach zusammen. Gelb (die beiden Ortsgruppen Altensteig und Nagold) hatte Hailerbach gegen einen von Süden her zu erwartenden An­griff von Rot (Ortsgruppe Horb) zu verteidigen. Altensteig traf nach tüchtigem Marsch über Egenhausen, Beihingen, 35 Mann stark, kurz vor 3 Uhr am Schashaus bei Hailer­bach ein, mit dem rührigen Führer Herrn Haas an der Spitze. Etwa gleichzeitig erschien Ncgold, durch Nagoldcr Pfad­finder auf etliche 40 Mann verstärkt, vom Reservoir bei Dürreuhardt her, das nach einem schönen Marsch über Iselöhausen, Leiertanne erreicht worden war. Sogleich wur­den sämtliche von Süden und Südosten kommende Straßen besetzt. Hinter Steinrtegeln und Hecken versteckt spähten scharseAugen von jedemPunkt, der einen fceienBlick gewährte, ins Borgelände. Patrouillen wurden aus allen Wegen zu Fuß und trotz des schmutzigen Wetters auch zu Rad vor­geschoben. Eine Reserve stand rückwärts bereit, um be­drohte Punkte zu verstärken und zurückgchende Vorposten aufzunehmen. Bald liefen Meldungen vom Anmarsch des Feindes aus verschiedenen Straßen ein. Es gelang dem Angreifer durch geschicktes Vorgehen, lange Zeit Gelb über die Stelle, wo der Hauptstoß erfolgen sollte, tm Zweifel zu lassen. So wurde die gelbe Stellung trotz h rbeicilender Verstärkungen an ei em Punkte eingedrückt und alles zog sich aus die Reserven in eine Ausnahmestellung beim Schashaus zurück, die von Rot mit lautem Hurra gestürmt wurde, aller­dings mit Kräften, dir bedeutend schwächer waren als die der gesammelten Gelben. Allmählich trafen auch die kleinen

edlen Senhor Manuela de Mendoza in höchsteigener Person!

Das scheußlichste aber sollte noch erst kommen. Als die Bande, deren viehische Bewegungen schließlich in kon- vulsinisches Gliederrenken und Zücken übe ging, daß den Kerls buchstäblich der Geifer vor dem Munde stand, vor Erschöpfung fast zusammenzubrechen drohte, hörte die Pau­kenmusik mit einem dumpfen Schlage wie abgebrochen aus, und der Gesang verstummte. In diesem Augenblick fuhr das Messer des Oberbonzen Mbnjowamba dem unglücklichen Schlachtopser in die Keh>c. der ausspritzende Biuistrahl wurde in einer hohlen Kürbi« schale aufgesaugen und unter vielem Zeremoniell, nachdem Mbnjowamba vorgekostet hatte, kreiste der anmutige Trunkpokal in der Runde: d. h. nur unrer den Herren; die Damen bekamen ungalarrterweise nichts davon.

Nun der religiöse Teil der Feier hiermit erledigt war, schritt man zu den wettl chcn Geschäft« n. Anscheinend winde unter Mdnjowambas Vorsitz und Mendozas Beihilfe ein Gerichtsverfahren eröffnet, bei dem die Privatstreitigkeilen des Dorfes geschlichtet werden. Da ich von der Eingebo­renensprache nur wenig verstand, blieb das meiste mir dunkel.

Ich hatte mich natürlick längst zur Erde niedergeworfen und mich vor allem vergewissert, ob mein Gewehr auch — ordentlich gesichert war. Wenn das Ding losging, wars um mich geschehen — wenn auch vorher ein paar schwarze Teufel hätten daran glauben müssen.

Dann steckten Mendoza und Mbnjcwcmba die Köpfe zusammen und mit lauter Stimme rief der Vorsitzende: „Zamba!"

Mein Zamba trat in d.-n Kreis. Daneben, mit langer Na-r hornpeitsch.- bewaffnet, Senhor de Menoza.

„Du Schuft", sch ie dieser den Schwarzen an. „Ist heute nicht das Vollmonds fest? Und der Deutsche lebt noch?"

„Gnad , Massai,", wimmelte Zamba. „Massah Lührsen großer Zauberer! Alles wissen! Wollen armen Zamba tot- schießen, wenn nochmal Gl.s in Essen tun, oder hängen lassen."

„Hallunkc, hast du dich verraten?" tobie Mendoza,

roten Abteilungen ein, die durch ihr gewandtes Benehmen die Aufmerksamkeit der Gelben lange von der Einbruchs- stelle adgelenkt hatten. Zum Schluß hielt der Schieds­richter eine Besprechung der Uebung und richtete an die Iungmannschasten eine begeisternde Ansprache über die Ziele Iungdeulschiands, dis in ein freudig aufgeuommencs Hoch aus das deutsche Vaterland ausklang. Nach kurzer Rast, während der ein aussteigendes Lufisch ff die Jugend erfreute, wurde Abschied genomm« n. Mit Trommelschlag gings durch Haiterbach. Um ^7 Uhr trafen die Nagolder wieder da­heim ein. Es wäre nur zu wünschen, daß die Bestrebun­gen für das Wohl unsrer Jugend noch mehr Verständnis fänden und daß noch gcößece'Scharen mit Iungdeutschland hinauszögen zu fröhlichem Spiel in Gottes schöne Natur. Will doch Iungdeutschland keinem bestehenden Vereine Ab­bruch tun, sondern die verschiedensten Gruppen von Zeit zu Zeit zu gemeinsamen Unternehmungen vereinigen zum Wohl der Jugend, der sie alle dienen wollen.

r So ist's recht. In der Glems- und Wiirmgau- zeitung lesen wir folgende Brieskastennotiz: Wir pflegen nur über solche Versammlungen und Veranstaltungen zu berichten, die im Inseratenteil unseres Blattes angezeigt worden sind. Dies gilt insbesondere, wenn mehrere Ver­sammlungen kollidieren. Wenn die Veranstalter einer Ver­sammlung glauben, aus die vielen Leser unseres Blattes verzichten zu können, so liegt für uns kein Grund oo-, uns wegen des Berichts in geistige Unkosten zu stürzen. (Bravo!).

Jselshansen, 25. Nov. Dem Fuhrmann Martin Mutz wurde das 7. Mädchen geboren, aus welchem Anlaß er von I. M. der Königin das übliche Geschenk (20 ^tz) erhielt.

Ebhansen, 25 Nov. (Korr.) In den letzten Tagen machte ein Dieb die Gegend unsicher. Letzten Samstag nacht versuchte er in einer hiesigen Handlung einzubrechen. Durch die Wachsamkeit des Hundes erwachte der Besitzer, wodurch der Einbrecher das Weite suchte. Am Eonntng nacht ist cs vermutlich dem Gleichen besser gegangen in Rohrdorf. Dort zertrümmerte er eine Fensterscheibe in einer Handlung, und ging dann in das Ladenlekal, wo er nur an 8 Mark Kleingeld fand; der Kassenschrank widerstand seiner Kunst. Die vorhandenen Waren ließ er unbeiührt.

LandeSucrchrichten.

Stuttgart, 25. Nov. Der Ausschuß der Zweiten Kammer für Gegenstände der inneren Verwaltung trat gestern nachmittag zusammen, um den Gesamtbericht über

den die Wut in Helle Rasirei trieb — und klatsch, klatsch, — sauste die wuchtige Peitsche auf Zambas nackten Rücken, daß das Blut ausspritzte. Laut ausschreiend wich der Un­glückliche zurück — Mendoza ihm nach-und nun

kam das, was ihm zum Verhängnis und mir zur Rettung wurde.

Zamba war nach der Richtung des Altorsteins hin gelaufen, wo Mbnjowamba stand. Mendoza mit seiner Peitsche natürlich immer hinterdrein — da wollte s in Un­glück, daß rin H eb den Oberpn ster mitten ins Gesicht traf.

Ein hunderlstimmiger Wutschrei rings umher — die vom Schnaps und Blutrausch zum Wahnsinn aufgestacheiten Schwarzen stürzten sich aus Mendoza, schleppten ihn aus den Stein.

Bei lebendigem Leibe rissen sie ihm stückweise die Glieder aus.

Ich fiel vor Entsetzen in Ohnmacht. — Als ich ouf- wachte wars Heller Tag. Der ganze Hrxenspuk verschwun­den. Mein Gewehr lag neben mir.

Wie zerschlagen raffte ich mich auf. arbeitete mick durchs Gestrüpp, fand den richtigen Elksanienpfad und Wilkins Faktorei.

Sechs Wochen lang lag ich dort am Fieber. Als ich zu mir kam und wieder oufstehen konnte hatte Wilkins eine lange Unterredung mit mir. Im Fieber hatte ich die Hälfte von allem, was ich g sehen, ausgeschwätzt.

„Ein Iu'j r F st!" meinte Wrlkins. Haben Sie nie gehört, daß Mischlinge von Weiß und Schwarz oft, oller äuß ren Zivilisation zum Trotz, in den Wildheilszustand ihrer afrikanischen Vors hre.r zurückfallen? Mendoza ist nichts als ein Opfer seiner verhäagmsollen Abstammung von Kannibalen.

Sie aber müssen unbedingt von hier me : ich Hobe schon an Ihren Konsul nach Brazznille gesch'ieben. der an Ihr Haus Wetterberichte! hat. Würden Sie etwas dagegen haben, für unser Haus in Europa läng zu sein?

Und wollen Sie eine, die Sie fürs Leben gern dahin begleiten möchte, Mitnehmer.?

Seht ihr, so bin ich zu meiner Frau gekommen!"