r Berlin, 23. Okt. Der Vertrieb des durch die Stadt bezogenen russischen Fleisches hat heute morgen wieder begonnen. Der Verkauf fand bei 40 Ladenschlächtern und in 120 MalkihoUcnstandcn statt. Das Fleisch sah recht gut aus und fand schnellen Absatz. Einzelne Stände waren schon im Lause des Vormittags geräumt.

r Neumarkt (Oberpfalz). 23. Okt. Bei der bentigen Reich stagsersatzwakl für den verstorbenen Reichs- tagsabg. Kohl (Z.) im 3. Obcrpfälzer Wahlkreis Neumarkt erhielt Lederer (Z) 11 649, Dollinger (lib. und Bauern­bund) 1000 und Trümmer (Soz) 527 Stimmen. 66 Stimmen waren zersplittert. Zwei Ortschaften fehlen noch.

r Braunschweig, 23. Okt. Der Landtag ist aus den 27. Oktober zu einer außerordentlichen Session ein be­rufen worden.

r Delitzsch, 23. Okt. Die anfangs mit 30000 ^ angegebenen Unterschlagungen desStadthauptkassenrendanten Ru dl off betragen, wie nunmehr seststeht 165000 Mark. Von Rudloff fehtt nach wie vor jede Spur.

Ausland.

r Kouopischt, 23. Okt. Kaiser Wilhelm ist h'er eingetroffen. In den Zimmern des Kaisers wurde der Tee eingenommen. Um 8 Uhr fand im großen Speisesaal des Schlosses ein Diner zu 26 Gedecken statt. Daraus kon­zertierte während des Cercles im Rittersaal eine Marine- Kapelle aus Pola.

r Algier, 23. Okt. Aus Colomb-Bechar wird ge­meldet. daß ein Soldat der Fremdenlegion 3 Schüsse auf eine Wache abgegeben hat, wobei er einen Korporal tötete. Er suchte darauf den seine Kompanie befehligenden Offizier auf und drang in das Zimmer eines Leutnants ein, der ihn angesichts feiner drohenden Haltung ntederschoß.

r Newyork, 25. Okt. Mexikanische Zeitungen melden, daß Daniel und Eoaristo Madero, Brüder des ermordeten Präsidenten Madero in Mvnteicy unter der Beschuldigung verhaftet worden find, an einer Verschwörung beteiligt zu sein, durch die Stadt den Aufständischen übergeben werden sollte.

200 Bergleute durch schlagende Wetter getötet.

Dawsou, 23. Okt. Auf der Hirschschluchtkohlengrube sind durch Entzündung schlagenderWelter SVO Bergleute getötet worden.

r Dawson (Neu-Mexiko), 23. Okt. Die Rettungs­mannschaften brachten heute aus der Hirschschluchtkohlen­grube 23 Etngeschlvssene lebend ans Tageslicht. Einige waren besinnungslos. Ferner wurden 14 Leichen geborgen. Die ganze Nacht hindurch wurden große Ventilatoren in Tätigkeit gehalten. Man hofft aus diese Weise die Gase in der Grube genügend mit frischer Luft zu durchmengen, um die noch Eingeschlossenen am Leben zu erhalten. Nach Ansicht Sachverständiger liegt eine Kohlenstaubexplosion vor.

Die Lage auf dem Balkan.

r Belgrad, 23. Okt. (Skupschtina.) In Be­antwortung einer Anfrage erklärte der Minister des Innern, Pwlitsch, daß nach der Schätzung der eingesetzten Kommis­sionen der von den Bulgaren gelegentlich des Einfalles bul­garischer Truppen im Knjazewac- und im Timok-Kreis verursachte Schaden sich auf 2 683 797 Dinar, der gesamte in Allserbien verursachte Schaden sich auf ungefähr 4 Mill. Dinar beläuft. Die Auszahlung der Entschädigung an die betroffenen serbischen Bürger werde nach Annahme des vor­liegenden Gesetzes beginnen.

r Belgrad, 23. Okt. In einer Interpellation, welche der Führer der Fortschrittspartei, Stojan Novakooitsch, an den Ministerpräsidenten gerichtet Hot, wird von der Regierung Aufklärung darüber gefordert: 1) ob das von Oesterreich- Ungarn gestellte Ultimatum als eine bloße Forderung Oester­reich-Ungarns oder aus Grund eines Mandats sämtlicher Großmächte erfolgt ist, 2) warum die serbische Regierung, wenn die Forderung Oesterreich-Ungarns nicht einem Auf­trag der Großmächte gefolgt ist, dieser Forderung Folge gegeben habe, 3) in welcher Weise die Regierung in Zu­kunft die serbischen Interessen an der Westgrenze zu hüten gedenke, wenn sie im gegebenen Fall derart unvorsichtig einem Verlangen aus Wien nachgebe.

Athen, 23. Okt. Der Unterausschuß der Friedens­konferenz ist gestern zusammengetreten. Ueber mehrere Punkte ist eine Einigung erzielt worden.

Die Eo. Pretzkorrespondeoz st Württemberg

schreibt:

Im Inseratenteil desGesellschafter" vom 17. Oktober d. I. hat Stadtpfarrer Stemmler eine Erklärung abgegeben gegen einen Vortrag, den Pastor Meyhoffer aus Brüssel am 14. Oktober üb?rDas Werk der belgischen Missions- Kirche" gehalten hat. Um diese Erklärung würdigen zu können, war es notwendig, sestzustellen, was Pastor Mey- hoffer eigentlich gesagt hat, worüber einige Tage hingegen.

Sodann ist folgendes zu beachten: 1. Pastor Meyhoffer spricht nicht das Deutsche, sondern das Französische als Muttersprache, kann sich also wohl im Ausdruck einmal vergriffen haben. Wir kennen ihn seit vielen Jahren und haben an dem ehrwürdigen Mann nie etwas von konfessio­nellem Fanatismus bemerkt. 2. Diechristliche belgische Mtssionskirche" ist ein Eoangelisattonswerk namentlich unter den religiös verwahrlosten Kohlenarbeitern Belgiens, welcher Konfession sie auch von Hause aus angehören mögen, nicht zum Zweck des Kampfes, sondern aus Bruderliebe zu Ver­nachlässigten.

Und nun die Punkte der Erklärung von Stadtpsarrer Stemmler:

1. Stadtpsarrer Stemmler:Es ist unwahr, wie der Redner mir noch selbst gestehen mußte, doß ein belgi­scher Katechismus den Katholiken das Lesen der H- Sch ist verbietet (sowenig wie auf der ganzen Welt)."

Antwort: Zugestanden hat Pastor M, daß die neueren Katechismusausgaben sich etwas weniger schroff ausdrücken als die älteren. Er vermute, daß darauf ein Traktat eingewirkt habe, den die belg. Missions- Kirche neuerdings herausgab über die Frage:Warum verbietet euch euer Pfarrer, die Bibel in der Volks­sprache zu lesen?" Das Wichtigste daran ist, daß der einfache katholische Mann überzeugt ist, die Bibel in seiner Sprache in der Regel nicht lesen zu dürfen.

Der Katechismus von Mecheln (Prov. Brabant) Ausgabe von 1839 sagt:Die Bibel zu lesen ist dem einfachen Gläubigen verboten in der Volkssprache und ohne Erlaubnis". Versteht der einfache Gläubige eine andere Sprache, und ist etwas, wozu man besondere Erlaubnis braucht, erlaubt? Der Katechismus von Tournay von 1889 Seite 89 sagt dasselbe und fügt hinzu:Das Lesen der Bibel sei nicht notwendig, es könnte oft gefährlich sein." Der Katechismus von Mecheln vom Jahr 1901 sagt:Die Bibeln der Ketzer (also auch die Lutherbibel) sind vielfach gefälscht und darum nicht die H. Schrift; man darf die H. Schrift in der Volkssprache nicht lesen in Uebersetzungen, die nicht von der Kirche gutgeheißen sind; sie ist vielfach dunkel und für weniger gebildete Leute ist es gefähr­lich, sie zu lesen.

Es steht also so: ein formelles gänzliches Verbot besteht nicht; aber es ist alles getan, was verhindert, daß die Bibel, die Urkunde des Christentums, z»m Volksbuch wird. Für ein evangelisches Publikum ist das so seltsam, daß ihm die Arbeit der belgischen Misstonskirche ohne einen Hinweis darauf unverständ­lich wäre.

2. St. Stemmler:Es ist unwahr, daß in Belgien,dem ganz durch und durch katholischen Land, eine für evange­lische Ländergar nicht oorzustellendeUnwissenhcit herrscht", denn es zählt unter den Kindern 3^2, unter den Er­wachsenen nur 6 Prozent Analphabeten, trotzdem es IW.! keinen Schulzwang hat".

Antwort: Daß Belgien keinen Schulzwang hat, hob Pastor M. mehrfach hervor. Das ist aber ja gerade charakteristisch! Eine ministerielle Ver­öffentlichung von 1900 zählt 121 OM Kinder im Alter von 614 Jahren, die überhaupt keine Schule besuchen d. h. 13,40/g aller Kinder. Belgien hat 275 Ge­meinden ohne Schule. Nach derselben amtlichen Ver­öffentlichung waren unter den Soldaten des Jahres 1900 13,60/g Analphabeten (im Deutschen Reich kommen 40 Mann auf das ganze Heer!) Die amtliche belgische Statistik auf Grund der Volkszählung vom 31. Dez. 1910 zählt unter der Bevölkerung, die über 20 Jahre alt ist, 14,8 "/g von solchen, die weder lesen noch schreiben können.

3) Stadtpsarrer Stemmler:Es ist unwahr, daß in Bel­gien die Gewissenlosigkeit größer ist. wie in anderen Ländern; die Kriminalität beträgt dort 5°/og der Ein­wohner. weniger wie nach Gef.-Dir. Dr. Finkelnburg, Moabit, in Deutschland!"

Antwort: Die Zahlen für den gegenwärtigen Stand der belg. Kriminalität stehen im Augenblick in einer amt­lichen zuverlässigen Statistik nicht zur Verfügung, da die Verarbeitung der Volkszählung von1910nochdieserSeite noch nicht im Druck erschienen ist. Gewissenlosigkeit und Kriminalität decken sichjedoch kcinecwegs. M.spricht auf­grund von Erfahrungen in einer Arbeit unter dem Volk während mehrerer Jahrzehnte von Abstumpfung des Ge­wissens. Die Kriminalität kann verschieden berechnet werden, je nach dem Vergehen und leichtere Gesetzes- verletzunoen rriigerrchnet werden oder nicht, je nachdem die Berechnung nur die strafmünd'ge oder die ganze Bevölkerung zu Grunde legt.

4. St. Stemmler:Es ist unwahr, doß in Belgien'aus 29 Einwohner ein Priester kommt."

Antwort: Pastor M. hat gesagt, in der Stadt Löwen komme aus 29 Einwohner einPriester" und dabei betont, daß er in diesem Begriff alle durch Gelübde mit der Kirche verbundenen Personen, auch Mönche und Nonnen einschließe (vergleiche darüber dos über Mey­hoffers Muttersprache Gesagte).

5. St. Siemmler:Es ist unwahr, daß in Belgien in der geschilderten Weise Trunksucht und Unordnung herrscht. Denn schon Ende 1885 betrug die Summe der Einlagen bei der staatlichen Sparkasse 178356733 Frcs , darunter gehörten 70°/o den Arbeitern. Die sreimaurerischeTribuna" stelle Belgien als Vorbild jür andere Staaten hin."

Antwort: Pastor M. e. kennt die Arbeitsamkeit des Volkes an. Religiös gilt cs ihm nach seiner evangelischen Auffassung von Frömmigkeit als vernach­lässigt. Ob das derfreimaurerischen Tribuna" nicht vielleicht gerade gefällt? Mit einer absoluten, nicht relativen Zahl von Sparkasseneinlagen allein kann man doch die Erfahrungen von Trinkerelend, die ein Mann in 38 Jahren religiöser Arbrit unter dem Volk machte, nicht widerlegen! Belgien hat bei 7 Millio­nen Einwohnern 280000 Wirtshäuser. Das mag für sich sprechen.

Landwirtschaft, Havde! and Verkehr.

Bo« -er Ernte. Der diesjährige Bericht der Landesproduklrn- börse Stuttgart über die Ernte in Württemberg besagt: Roggen und Gerste konnten im Unterland meist noch in trockenem Zustand ein­gebracht werden. Weizen und Haber hatten unter der Ungunst der Witterung mehr zu leiden, die Früchte kamen mangels Sonnenschein nicht genügend trocken und hart nach Hause, bedurften daher einer sorgfältigen Behandlung auf den Böden. Der Ertrag in sämtlichen Getreidearten ist befriedigend bis gut, die Beschaffenheit läßt teilweise zu wünschen übrig. Der Handel ist in sämtlichen Früchten schleppend, die Preise gedrückt infolge der allgemein guten Welternte. Im ein­zelnen ist folgendes zu berichten: Weizen: befriedigend bis gut, teil­weise nicht ganz trocken. Dinkel: der Anbau geht zu Gunsten des Weizens zurück, Beschaffenheit befriedigend. Roggen: Beschaffenheit und Ertrag gut. Gerste: Ertrag gut. Beschaffenheit nicht immer br- friedigend. Haber: Ertrag gm, die Güte hakte aber unter den un­günstigen Wetterverhältnissen während der Ernte zu leiden. Erbsen: Menge und Beschaffenheit befriedigend bis gut. Ackerdohnen: Er» trag gut. Heu und Oehmd: reichlicher Ertrag und meist gute Be­schaffenheit. Rot-und Biaukl e: ebenso. Futterrüben: Ertrag gut. Kartoffeln: im allgemeinen gut, auf schweren Böden wird über Fäule und schwaches Erträgnis aeklagt bei einzelnen Sorten. Hopsen: Er­trag unter mittel, Beschaffenheit teilweise schön, jedoch hat ein großer Teil durch die ungünstige Witterung an Farbe eingebüßt. Obst: Mißernte im ganzen Land. Wein: mit ganz wenig Ausnahmen schlechter Ertrag.

Heilbro««, L3. Okt. (Dom Herbst.) Die Lese geht hier nur langsam vorwärts. Die Menge schlägt, namentlich in rotem Gewächs, sehr zurück. Käufe werden abgeschlossen für weißes Ge­wächs zu 7080 für rotes zu 82-90 pro bl. Die Nachfrage ist lebhaft.

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