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SerNfprecher Nr. W.

87. Zahrgaug.

Fernsprecher Nr. 29.

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Dienstag, den 9. Septemöer

Allzeigru-Lrvthl jür die cinspaU. Zette au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung?? H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilage»: PlauderMbchrn, Mustr. SostNagrbiatt und

Schwöb, «emdwirt.

1913

Amtliches.

K. Höevarnt Aagokd.

Bekanntmachung.

Auf die Bekanntmachung der K. Zentralstelle für Ge­werbe und Handel im Gewerbeblatt Nr. 36 betreffend

Borbereitnngsknrs für Bauleute in Hall vom 3. November ds. Is. ab, werden die beteiligten Kreise hiedurch hingewiesen.

Das betr. Gewerbeblatt kann auf dem Rathaus ein- gesehen werden.

Den 8. Sept. 1913.Kommerell.

Laser-Reuigkette«.

La« rtadt mi >«t.

Nagold, 9. September 1913.

Alt gewohnt, jung getan! Man schreibt uns: Ging ich da eines abends von der Borstadt aus in eine Seitenstraße und habe dabei folgendes gesehen und gehört: Ein Vater steht mit feinem Jungen, einem 13jährigen Burschen auf der Straße und beide rauchen Pfeife. Der Junge ist gewohnt, mit dem Alten um die Wette zu rauchen und will wieder eine frische gestopft haben. Der Vater kommt diesem Wunsche nach und der Junge nimmt sie in Empfang mit den Worten: So, jetzt zündscht mir fe au a. Solange der Vater dem Nachkommen will, sagt der Junge wieder: Wenn du mir se awer net ewa jeden) a'züudscht, no wurscht seah, was kommt."

Lalldesuachrichten.

r Stuttgart, 8. Sept. (Deutscher Armen­pflege Kongreß in Stuttgart). Der Kongreß desDeutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit", der am 25. und 26. Sept. in Stuttgart tagen wird, ist vor eine Aufgabe von größter Bedeutung gestellt. Er wird Grundzüge und Richtlinien für einDeutsches Reichs­armengesetz" feststellen. Der soeben erschienene 100. Band der Schriften des Deutschen Vereins für Armenpflege und WohltätigkeitEin deutsches Reichsarmengesetz, Grundzüge und Richtlinien" wird die Grundlage für die Beratungen des Stuttgarter Kongresses bilden. Die berufensten Sach­verständigen: Bürgermeister v. Hollander-Mannheim, Bei­geordneter Dr. Greven-Köln, Schatzrat Dr. Drechsler- Hannover, Stadtrechtsrat Dr. Sperrling-Mannheim, Prof. Dr. Klumker-Franksurr a. M., RechlsrasFleischhauer-Nürn­berg, Bürgermeister Dr. Thode-Stettin werden über die einschlägigen Fragen sprechen.

Dußlingen, 8. Sept. Gestern vor 50 Jahren, am 7. September 1863, flog dis frühere hiesige Puloermühle, die ein 3ahr vorher durch Explosion zerstört wurde und neu aufgebaut werden mußte, tn die Luft. Vier Personen sind damals ums Leben gekommen. Der Jahrgang 1863 derTübinger Chronik" (181) berichtet über den Vorfall:

Me Borbilimg der Journalisten.

Kirr Wort unter vier Augen.

Ergriffen von Wippchen.

(Schluß.)

Nicht das Sem'nar macht die Journalisten, sondern die Praxis. Wer dies bestreitet, ist wie ein Ei, das klüger sein will als der Kolumbus. Wie der Journalist alles aus zu­verlässiger Quelle schöpft, die er nicht angibt, weil er sic nicht kennt, wie er, wenn er rächt: erfuhr, sich bestunter­richtet nennt, w>c er aus einer unscheinbaren Mück- einen Elefanten, und, umgekehrt, aus einer hübschen Choüstlu eine Primadonna macht, wie er die Butter, die er auf dem Kopf h-l, nicht aufkommen läßt, sondern nur zugibt, sie sei Margarine, wie er frei von der Leber spricht und versichert, er spiechc von der Lunge, wie er heute widerruft, was r morgen schreiben wird, wie er aus einem ganz gesunden Theaterabend einen Durchsall gestaltet, und wie er, ohne musikalisch z: sein, das Gras wachsen hört, wie er alles nachpfeift, was die Spatzen von den Dächern pfeifen, wie er wie mit fchweroerdaulichen Neunaugen in die Zukunft schaut und wie er seine Nase in alles, was nicht Taschentuch ist, hineinsteckt und doch jeden Braten riecht: alles das kann in keinen: Seminar gelehrt werden. Ich stelle daher den Antrag, über die Seminare zur Tagesord­nung überzugehen.

Ich habe mit vielen Kollegen über diesen Gegenstand

Bon der Wiesatz. 16. Sept. Gestern abend um 6 Uhr explodierten 2 Stampfwerke und ein kleines Nebengebäude der Pulverfabrik von Ruoff und Rilling, wobei leider die darin beschäftigen vier ledigen Arbeiter die Opfer ihres Be­rufes wurden.

Mordtat aus Eifersucht i« Plattenhardt.

Plattenhardt, 8. Sept. Heute nacht gegen 12 Uhr war Plattenhardt der Schauplatz einer blutigen Mordtat. Der 27jährige Maurer Christian Roth hatte schon längst den Verdacht, daß der 23 Jahre alte Christian Epple, ebenfalls Maurer, von hier, zu seiner Frau in unerlaubten Beziehungen stehe. Es soll gerade aus diesem Grunde des­halb öfter zu Streitigkeiten zwischen Roth und seiner Frau gekommen sein, was diese veranlaßte, sich von ihrem Mann zu trennen und wieder in das Haus ihrer Mutter zu ziehen. Gestern abend saß nun Roth im Wirtshaus, wo er den Epple genau beobachtete. Als dieser fortging, schlich er sich ihm nach. Er bemerkte, wie Epple sich nach dem Haus begab, in dem Roths Frau bei ihrer Mutter lebte. Und als dieser in der Nähe angekommen war, schoß er ihn mit seinem Revolver nieder. Der Erschossene wurde in die neben dem Wohnhaus befindliche Scheuer gebracht, wo er nach zwei Stunden starb. Epple hatte ein Verhältnis mit einem Mädchen von Plattenhardt, das nicht ohne Folgen blieb. Die Ettern des Mädchens wollten von einer Heirat mit Epple nichts wissen. Epple soll schon öfters gedroht haben, er werde in Plattenhardt noch vier erschießen.

r Zuffenhausen, 7. Sept. (Eine eigenartige Wette). Ein Kommissionär behauptete unlängst in einer Wirtschaft einem Gipsermeister gegenüber, er könne binnen kurzem feststellen, wie viel Platz, Hypotheken und Schulden der Gipsermeister habe. Die Wette galt 10 Flaschen Wein. Am andern Morgen überreichte der Kommissionär dem Gipsermeister kurzerhand eine Abschrift aus dem Grundbuch. Der Gipsermetster war sehr erbost darüber, daß das Grund- buch in dieser Weise seine Verhältnisse offenlege und es kam zu einem heftigen Wortwechsel. Aus dem Grundbuch- amt erklärte man, es könne sich nur um den Vertrauens- bruch eines Geometers handeln, der jederzeit Einsicht in die Grundbuchakten habe nehmen können. Die Sache werde sofort beim Amtsgericht Ludwigsburg anhängig gemacht werden. (Anz. f. Zuff.)

r Oberudorf, 7. Sept. (Pensionierung.) Die Bürgerlichen Kollegien nahmen gestern zu dem Pensionie­rungsgesuch des Stadtschultheißen Sulzmann Stellung. Nach Verlesung des Gesuchs und der beiden ärztlichen Zeugnisse wurde einstimmig beschlossen, daß, nachdem durch die beiden Zeugnisse die an die Pensionierung geknüpften Bedingungen des Art. 5 Ziffer 2 des Körperschaftspensions­gesetzes zutreffen, gegen die Pensionierung nichts einzuwenden sei. Zum Amtsverweser wurde Privatier Erb gewählt. Bürgecausschußobmann Bauer hatte abgelehnt.

r Rottweil, 7, Sept. (Ausstellung.) Stadt- schultheiß Glückher eröfsnete heute die Gartenbauausstellung.

Sie ist wirkungsvoll arrangiert und darf mancher großstädt- ischen Veranstaltung zur Sette gestellt werden. Einige Kabinettstücke moderner Blumenbindekunp und die Erzeug­nisse gärtnerischen Fleißes zeugen von dem hohen Stand der Garlenbaukunst im Schwarzwald. Der hiesige Bezirk ist der erste unter den Gärtnervereinigungen Württembergs, der es wagte, eine Bezirksausstellung zu veranstalten.

r Tuttlingen, 7. Sept. Die bürgerlichen Kollegien befaßten sich gestern mit der Frage der Unterstützung des Projekts zur technisch-praktischen Lösung der Donauversicke­rung von Ingenieur Bader. Bon der Ortsgruppe des Verbands der württ. Industriellen war an die Kollegien eine Eingabe gerichtet worden, sie möchten bei der Regierung energische Schritte tun. um die Erlangung der Bauerlaubnis für das Bader'sche Projekt durch die badische Regierung zu erhalten. Stadtschultheiß Scherer bemerkte, nach ihm gewordenen Mitteilungen sei man in den Kreisen der hiesigen Industrie mit dem Bader'schen Projekt nicht in allem ein­verstanden. Die Wirtschaftlichkeit der Anlage müsse erst fkstgestellt werden und von ihr sei man vorerst nicht über­zeugt. Es fehle vor allem an einem Absatzgebiet für die Elektrizität, die Bader erzeugen solle. Das Projekt stehe und falle mit der Zusage der Stadt, ob sie die Elektrizität beziehen wolle oder nicht. Eine solche Zusage wäre ein Sprung ins Dunkle. Das erforderliche Kapital von 3500000 Mark lasse sich gegenwärtig nicht zu 4 °/o aufbringen. Die bürgerlichen Kollegien schlossen sich den Ausführungen des Vorsitzenden an und brachten damit unzweideutig zum Ausdruck, daß sie dem Bader'schen Projekt nicht zufltmmen. Welche Wendung die Angelegenheit nunmehr nehmen wird, muß abgewartet werden.

r Crailsheim, 7. Sept. (Ein Saccharinschmuggler). Bor etwa 8 Tagen ließ ein Reisender im Gasthos zu« Lamm" einen Koffer zurück mit dem Bemerken, daß er ihn nächster Tage abholen werde. Man schöpfte Verdacht nnd der Koffer wurde auf dem Amtsgericht geöffnet. Er enthielt 25 Kilogramm Saccharin. Als der Reisende, ein angeblicher Joseph Weber aus Frankfurt ä. M., gestern vormittag den Koffer abholen wollte, wurde er verhaftet.

x Ravensburg, 8. Sept. Der frühere Redakteur des Oberschwäbischen Anzeigers, Ernst Huber, der die Leitung des Blattes von 18901901 innehatte, und dann eine eigene Akzidenzdruckerei hier gründete, ist im Atter von 68 Jahren hier gestorben.

r Ravensburg, 7. Gept. (Räuberischer Ueberfall.) Ein 20 Jahre alter Chemiker aus Neckarsulm, der auf seiner Ferienreise in Ravensburg Halt machte, besichtigt« gestern nachmittag die Bektrburg. Bei seiner Rückkehr durch die Anlagen wurde zwischen 7 und 8 Uhr von zwei Stro­mern angefallen und seiner silbernen Uhr mit goldener Kette, sowie einer Barschaft von 42 beraubt. Die Täter hielten ihm einen Revolver vors Gesicht und drohten ihm mit Er­schießen, falls er Miene mache, um Hilfe zu rufen. Bis jetzt konnten die Räuber, die kurze Zeit nach dem Ueber- sall gesehen wurden, noch nicht festgenommen werden.

gesprochen. Die meisten hatten keine Zeit, weil ihnen das Morgen-, das Mittags- oder das Abendblatt auf den Nägeln brannte. Andere hielten mich für verrückt. Einer fragte mich, was Seminar sei uns ob das Wort von Semit «b- stamme, was er sich verbat, und fügte hinzu, er sei ein Feind aller Fremdwörter, die besteuert werden sollten. Nur einer, halb Sitz-', halb Nacht-, also ein ganzer Redakteur, mit dem ich ein Glas Bier trank, antwortete ausführlich: Wenn ich schon höre Seminar! Wie Sie mich hwr sehen, war ich Doktor, Philologe. Bücherwurm, Dramatiker, Ueber- setzer, Saethesorscher, Sanskriiiker, Talmudist, Filmdichter, Improvisator, Vorleser, Eddakenner, Essoyist, l.cr oft nichts zu essen halte, Pfadfinder, was ich besonders sab finde, und Autor eines Werkes über die Bienengenossenschaft. 'Ms mir aber eines Tages da- Messer, mit dem im mein Schwarz­brot schnitt, an die Kehle stand, da schleppte ich mich, auf meinen Bettelstab gestützt, in die Redaktion derNordd. Huppe", und ich hatte Glück. Der Posten eines Aus­schneiders und Bearbeiters kleiner Theater-, Zirkus- und Knio-Notizen war frei und der Chef engagierte mich mit dem ausdrücklichen Bemerken, meine Gelehrsamkeit werde sich hoffentlich verlieren, und ich würde der Gchcere, die er mir vertrauensvoll überreichte, Ehre machen, und da nun auch plöt;lich ein Vorschuß fiel und ich meinen besten Koch stillen konnte, trat ich sofort meine Stellung an. So wurde ich einer der unverantwortlichsten Redakteure der Blätter, die die Welt bedeuten, während von mir heute nichts übrig wäre als etliche Professoren, die mir, dem Verhungerten, nachgerufen hätten:Sanft ruhe deine Urne!"

Er verließ mich, um, wie er mir sagte, im Abendblatt einige Nachrichten zu berichtigen, die er im Morgenblait veröffentlicht hatte» Ein gewissenhafter Journalist!

Darf rch nun auch von mir sprechen, geehrter Leser? Nein? Also höre: Schon als Knabe, als ich noch nicht das Schönste auf den Fluren suchte und auch mein Auge den Himmel noch nicht offen sah, war keine Feder sicher, von mir derart ergriffen zu werden, daß ihr Hören und Scher: vergingen. Selbst in Anwesenheit Erwachsener scheute ich mich nicht, das Blaue vom Himmel herunter zu reimen, oder Artikel zu schreiben, in den--n ich nach den Do- mit dem Accusativ verwechselte und überhaup'. m.E.s Grammatik noch nicht stubenrein gewesen ist. M in Vater : ar -rei: Freund solcher Literatur, und häufia. wenn ich mein-: Schutt ausguben gar zu 'inks hatte lagen lassen, tadelte er lies mit strenger Rute, drr ich ab r den Rücken kehrte. So entstanden meine ersten Rätsellösungen. Die damaligen Blätter brachten schon wie hei re noch Charaden, die ich meist urch Flammenschwert auflöste, bst ich eines Tages meinen Namen als den eines richtigen Lösers gedruckt fand.

Das erste Mal gedruckt! Das ist ein Reiz, dessen Zauber Wunder tut, wie das Wort: Das erste Mal allein! Ich war so glücklich, daß ich wünschte, einen Wald von Purzelbäumen schießen zu können. Und von diesem Augen­blick an saß ich gesanacn, um bis an mein Ende nicht Ivicder aufzustehen. Ich hatte mein Herz entdeckt, das.der Journalistik gehörte, und ich werde der Pike, von der auf ich gedient habe, ein treues Gedenken bewahren.

Julius Stcttenheim.