«rscheiot UigUch «ü Sts»mchmr d«r
Soun» und
Prrlr vlerleljShrlich hier m t TrSgerlaha !.W !« Brzirittl»
,»d !S Lo.-Lkltkbl 1.L5^>, i« »biigea MLittt«b«rg 1.85 Lllo»at»-Woo»rme«t» »ach BerhSltnt».
S«
Fernsprecher Nr. M.
87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Anzcigea-Eedthr slir die einspaU. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung IS >4, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
> Beilage«:
Plauderstibche»,
* Mustr. So»«ap»blatt und
Schwäb. Laudwirl.
ISS
LageA-Renigleite«.
«»« Stadt md Lmt.
Nagold, 19. August 1913.
Tagesordnung für die öffentliche Sitzung des Gemeind erats am 20. August vorm. 8 Uhr.
1. Arbeits- und Lieferungsvergebungen:
2. Wünsche zum Winterfahrplan für den Eisenbahn- und
Kraftwagenverkehr;
3. Gemeindegericht;
4. Sonstiges.
Anschließend nichtöffentliche Sitzung.
* Ei« nenes Wahlverfahre« für den rvürttcm- bergifchen Landtag
behandelt der volksparteiliche GemeindewL und Landtagskandidat Geometer Linkenheil in Schramberg in einer mit viel Fleiß und Sachkenntnis zufammengestellten Broschüre, die er im Verlag der Buchhandlung Fr. Wörz jr. hat erscheinen lassen. Der Verfasser knüpft an die Kritik an, die das Proportionalwahlversahren, das die Berfafs- ungsreoision von 1906 gebracht hat, nach den Landlagswahlen erfahren hat. Einig sind Wähler und Partei unterschiedslos in der Verurteilung der vielen dem neuen Verfahren anhaftenden Mängel, die in erschreckender Weise und Zahl bei den Wahlen zutage getreten find.
Der Verfasser hält trotz der unleugbaren Mängel und Nachteile des Proporzocrfahrens mit Recht an der Auffassung fest, daß der Uebergang zur Verhältniswahl als ein Fortschritt zu begrüßen ist weil dadurch allein die Möglichkeit gegeben ist, beachtenswerte Minderheiten in der Gesetz- gebung zu Wort kommen zu lassen. Zweifellos hat das Proportionalwahlversahren die Geltendmachung rücksichtsloser Parteiinkeressen und Parteileidenschasten eingedämmt und ein viel klareres Bild der politischen Grundanschauungen unseres Volkes vermittelt, und es darf nicht auf das Konto des Wahlsystems an sich verbucht werden, wenn das Tleber- gewicht engherziger Parteiinteressen nunmehr vielfach abgelöst wurde durch das brutale Heroorkehren von Einzelinteressen und leider auch von persönlichem Kandidat e n e g o i s m u s
Die im zweiten Teil der Broschüre gemachten Ber- befserungsoorschläge werden parteipolitisch nicht unangefochten bleiben, für die Regierung aber, die über den Parteien stehen muß, mögen die beigegebenen tatsächlichen und beispielshalber genannten Zahlen eine wertvolle Stütze darstellen, wenn auch sie darangeht, denjenigen Teil des Refoimwerks der Verfassungsrevifion einer Korrektur zu unterziehen, der infolge feiner unrichtigen Anwendung verbesserungsbedürftig geworden ist, also Beseitigung der Mängel, nicht des Systems, wird die Aufgabe einer Wahlreform einer absehbaren Zukunft fein.
Zwangsverst eigerung.
Bon Alfred Mayer-Eckhardt.
(Schluß.) (Nachdr. verb.)
„Wir kommen nun zum Mobiliar! Hier — eine Wiege in Nußbaum mit vollständigem Bettzeug! Ein Käufer hat sich schon gemeldet, zehn Mark sind geboten zum ersten, niemand mehr?"
Mit zusammengekrampften Lippen und stierem Blick wendet Frau Peters sich zur Seite. Jedermann sieht: — der Käufer ist niemand anders, als sie selbst."
„Nochmals, 10 Mark zum ersten! Zum zweiten ! Zum dritten zehn Mark-."
Schon will Maier den Hammer krachend niederfahren lassen, da ruft eine Stimme: „Zehn fünfzig!"
Alles dreht sich um und lacht. Das ist Hendriks, der Sonnenwirt, der angesehenste Mann im ganzen Ort, — er hat das meiste Geld.
Hendriks ist ein Spaßvogel und bekannt wegen seiner Faxen, die er sich gern leistet. Was seiner Beliebtheit keinen Eintrag tut; im Gegenteil ! Schon zweimal war er Bürgermeister, — das drittem«! hat er abgelehnt, er sei jetzt zu alt. Kinder hat er keine, und sein Weib ist schon zehn Jahre tot; fein Gebot auf die Kinderwiege löst deshalb all- fettige Heiterkeit aus; ja, der Hendriks, der ist doch immer der gleiche! Zurufe werden laut:
„Nanu, Hendriks, willst Du wieder freien?" — „Ist wohl für die Kathrin?" (Kathrin ist die dralle Magd in der Sonne.) „Ja, — der Kluge sieht sich vor beizeiten!" und was dergleichen zarter Scherze mehr sind.
Frau Peters aber sieht ihn eine Sekunde lang wortlos an; dann bietet sie mit zitternder Stimme!
Nienstag, den 19. August
V Entschädigung der Schössen und Geschworene«. Die mitgeteille Neufestsetzung der Entschädigung der Schöffen und Geschworenen Mit schon am 23. ds. Mts. in Kraft. _
Rotfelden, 18. Aug. (Korr.) Ein seltener Genuß wurde unserer Gemeinde am letzten Sonntag zu teil. Ein Posaunenchor von Pforzheim suchte gelegentlich eines Ausflugs das stille Dorf auf und überraschte die Bewohner mit den Klängen seiner Instrumente. Der Chor nahm am Gottesdienst teil. Kraftvoll mischte sich die Harmonie der Posaunen mit den Akkorden der Orgel. Die fremdartige Musik füllte unsere Kirche mit erhabener Weihe, und begeisterter als sonst nahmen die Kirchenbesucher am Gesang teil. Hatte der Chor schon vor dem Gottesdienst durch einen Hymnus auf freiem Platze die richtige Sonntags- stimmung gebracht, so verabschiedete er sich auch unter freiem, lachendem Himmel durch einige stimmungsvoll und exakt vorgetragene Lieder und Chöre» um bald darauf feine Schwarzwaldwanderung fortzusetzen.
Ans den Nachbarbezirken.
r Rottenburg, 18. Aug. Der neugewählte Domkapitular Seifriz wird auch das Dompfarramt übernehmen.
x Rottenbnrg, 18. Aug. Auf dem Metzer Katholikentag verlas der Präsident des Lokalkomitees folgendes Schreiben des Bischofs von Rottenburg an das Komitee: „Ich teile mit Ihnen die Ueberzeugung, daß der diesjährigen Tagung der Generalversammlung der Katholiken Deutschlands schon deswegen eine besondere Bedeutung zu- kommt, weil sie die erste ist auf lothringischem Boden. Ich zweifle nicht, daß sie auch hier sich alsbald heimisch fühlen wird. Denn auch hier ist katholischer Boden, auch hier der Boden des Vaterlandes, durch den unvergeßlichen euchari- sttschen Kongreß noch besonders zubereitet für Ausnahme guter Saat. Wir hoffen und wünschen, daß die beste Frucht der Tagung für Lothringen und ganz Deutschland sein möge eine Festigung und Konsolidierung und Konzentrierung des katholischen Glaubenslebens, daß sie beitragen möge zur Einigung der Geister, zum tatkräftigen und liebewarmen Zusammenschluß aller um den Einen heiligen Vater, den Gott auf unser Flehen aus schwerer Krankheit uns wieder geschenkt hat. Dann sind die inneren Vorbedingungen gegeben für die äußere Freiheit und Erhöhung unserer heiligen Kirche, die wir im Konstantinischen Jubeljahr doppelt schmerzlich missen, doppelt heiß ersehnen. In diesem Sinne werde ich mit meinem Memento die Generalversammlung oorbereiten helfen und begleiten."
Landesnachrichten.
Die nene Sieglin-Expeditio« nach Nubien«
p Stuttgart, 16. Aug. Dem hochherzigen Förderer der wissenschaftlichen Forschung, dem Geh. Hofrat Dr.
E^^Elf Mark!"
„Dreißig Mark!" überbietet Hendriks. Die Bauern spitzen die Ohren.
„Dreißig Mark 50!"
„Fünfzig Mark!"
„Pfui, Hendriks! Pfui! Alle meine Kinder haben in der Wiege gelegen, — Ihr wißt genau, eine Mutter läßt nicht die Wiege ihrer Kinder in fremde Hände kommen, — Herr Meier, Einundfünfzig!"
„Zwei Hundert!" sagt Hendriks mit dem ernstesten Gesicht von der Welt.
Ein schluchzender Seufzer entringt sich der Brust des gequälten Weibes. Die Kinder fangen wieder an zu schreien. — Meier will sich beeilen, aus das verrückte Angebot schleunigst den Zuschlag zu erteilen; die Frau fällt ihm in den bereits hoch erhobenen Arm . . .
„Noch eine Mark!" kreischt sie.
Und nun macht Hendriks der Sache ein Ende. Kurz und gewichtig ruft er:
„Drei Tausend! Aber mehr keinen Pfennig!"
„Dem Auktionator stockt der Atem, hat er recht gehört? Ist Hendriks denn total übergeschnappt?
„Sie sagten?? . . ."
„Drei Tausend!"
„Drei Tausend zum ersten! Drei Tausend zum zweiten! Drei Tausend zum dritten! Zugeschlagen! Herr Gastwirt Hendriks!" Bums, fällt der Hammer auf den Tisch, — das Geschäft ist richtig.
Die Bauem aber, die erst starr wie die Oelgötzen dagestanden haben, werden unruhig und messen Hendriks mit nicht gerade liebevollen Blicken. Was fällt denn dem Kerl ein? Natürlich, wenn er Geld zuviel hat, was er damit macht, ist schließlich seine Sache, - aber das da geht zu
1913
Erust v. Sieglin in Stut 1 gar 1, ist es zu danken, daß noch in diesem Jahre eine große Archäologische Expedition nach Aegypten unternommen werden kann. Zu deren wissenschaftlichen Leiter ist wiederum der berühmte Leipziger Aegyptologe, Prof. Dr. Steindorff, ausersehen. Der Aufbruch der Expedition wird Mitte September erfolgen. Während früher in den Jahren 1909 und 1910 von der Sieglin-Ezpedition Ausgrabungen an der Chephren-Pyramide von Gizeh, im Jahre 1912 Erforschungen an der Nekropolis Anibe in Nubien oorgenom- men wurden, sollen diesmal die Ausgrabungen in einer Nekropolis aus dem Ostufer des Nils, etwas südlich von der großen Provinzialstadt Assiut oder Siut aus dem Boden des alten Antäopolis eingeleitet werden. Systematische Ausgrabungen haben dort noch nie stattgefunden, lediglich antike Räuber trieben dort ihr Wesen. Sobald die Arbeiten an dieser Stelle beendigt sein werden, wird die Sieglin-Expedition, der zur Unterstützung des wissenschaftlichen Oberleiters ein Architekt, ein Photograph und ein junger Archäologe beigegeben werden, nach Nubien übersiedeln, um die Ausgrabungen der im Jahr 1912 bearbeiteten Nekropolis von Anibe vollständig zu erledigen. Möglicherweise soll auch noch eine Ausgrabung im Sudan in Angriff genommen werden.
r Stnttgart, 18. Aug. (Bebels Tod und unser Staatsanzeiger.) Die Berliner Morgenpost hatte in einer ihrer letzten Nummern heroorgehoben, daß der Neichs- anzeiger und die Nordd. Allg. Ztg. das Hinscheiden Bebels nur kurz erwähnt haben und zugesügt: „Nicht so zimperlich wie in norddeutschen allgemeinen Kreisen ist man in Süddeutschland. Der im Ministerium des Innern herausgegebene Staatsanzeiger für Württemberg hat den Tod Bebels durch Anschlägen eines Extrablattes bekanntgemacht." Hierzu bemerken die freikonservativen Berliner Neuesten Nachrichten: „Wir halten diesen Anschlag für sehr bedauerlich. Ein offizielles Staatsorgan ist nicht dazu da. um dem geschworenen Feind der Sitten--, Staats- und Gesellschaftsordnung ein Extrablatt zu widmen. Darin liegt nicht eine Würdigung der menschlichen Eigenschaften des Verstorbenen, sondern eine Anerkennung seiner politischen Wirksamkeit. Dieses Extrablatt deutet auf eine arge Begriffsverwirrung in den obersten wmttembergischen Stellen hin und ist geeignet, auch auf weitere Kreise verwirrend zu wirken. Wie man aus diese Weise noch den Umsturz bekämpfen will, darüber hat man in Stuttgart wohl noch nicht nachgedacht". Diese Bemerkungen erklärt der Staats- anzeiger für gegenstandslos, mit der Begründung, er habe nur eine Abschrift des Telegramms mit der Todesnachricht am Redaktionsgebäude ausgehängt.
x Stnttgart, 18. Aug. Der Rekrut Lehmann der 2. Schwadron des Dragonerregiments 26, der aus dem Oberamt Tübingen gebürtig ist, hat sich in der Nacht zum
weit! Damit hat er ja ihnen allen das Geschäft verdorben, — da ist ja am Ende gar keine weitere Auktion mehr nötig! Und sie sind doch zum Teil sogar von weither gekommen, und alle haben sie ihre Arbeit versäumt . . .
Hendriks läßt's sich weiter nicht anfechten. Seelenruhig tritt er an den Tisch, zieht eine wohlgespickte Brieftasche hervor und zählt drei Braune auf. Und als ein paar von den Unverschämtesten sich an ihn drängen, ihn schubsen und Miene machen, tätlich zu werden, wendet er sich kurz um. stemmt den linken Arm in die Seite, — die Rechte umspannt festen Griffs den knorrigen Dornstock:
„Ist das hier eine öffentliche Versteigerung oder nicht he? Und Hab' ich wohl das Recht, mir zu kaufen, was mir paßt? Oder vielleicht nicht? Und kann ich mit dem, was ich mir kaufe, machen, was ich will?"
Das letzte ist halb an den Auktionator gerichtet, der beifällig nickt. Die Flegel ziehen sich, wenn auch immer noch zornig murmelnd, doch verdutzt zurück. Hendriks kann verflucht eklig werden, das wissen sie, und es oerdirbts schließlich keiner gerne mit ihm, — er ist doch immerhin der reichste Mann im Dorfe . . .
„Dann hallet gefälligst die Mäuler, verstanden? Herr Meier, bitte, geben Sie die Wiege der Frau Peters, — ich Hab' sowieso keine rechte Verwendung dafür, — sie kann sie noch brauchen! Und nun Gott befohlen, Ihr Schubjacke alle zusammen! Adjes, auch. Herr Auktionator!" Damit drängt er sich durch und verschwindet.
Frau Peters aber sitzt, die Hände vor dem Gesicht, auf ihrem Echiebdarren und weint leise in sich hinein, — vor Freude.
„Die Versteigerung ist geschlossen!" erklärt Herr Meier.