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Fernsprecher Nr. 28. 87. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Nnzeigeu-Gebthr sür die einspatt. Zeile aa» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum dei einmal. Einrückung IS >4, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: PlaudrrstLbcheo, Jllustr. SonMaprblaU und

Schwäb. Landwirt.

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Vom Eoang. Oberschulrat ist am 14. August eine ständige Lehr­stelle in Dürrenzimmern, OA. Brackenheim, dem Hauptlehrer Bier­mann in Ebhausrn übertragen worden.

Der WeLLerwart.

politische Umschau.

p Die ganze Aufmerksamkeit der politischen Kreise war in der Berichtswoche fast ausschließlich den Vorgängen im Auslande, vornehmlich dem Bukarester Friedensschluß und dann auch noch der kritischen Lage gewidmet, die sich zwischen den Bereinigten Staaten von Nordamerika und Mexiko entwickelt hat. Nur Eines hat auf kurze Zeit die Augen der politischen Welt abgelenkt: als am Mittwoch der Telegraph die Kunde von dem Tode August Bebels brachte.

August Bebel tot! Das war nicht bloß eine erschütternde Trauerkunde sür die große sozialdemokratische Gemeinde, die in ihm ihren Besten verloren hat, sondern wurde allenthalben mit der ernsten Teilnabme ausgenommen, die der Bedeutung dieses Mannes zukommt, dem auch feine Gegner nie die Anerkennung versagt haben, daß er eben ein ganzer Mann war. Es gab und gibt keinen Sozialisten, der auch nur annähernd die Popularität Bebels erlangt hätte, der bei den Sozialdemokraten des In- und Auslandes eine solche Autorität genoß, wie derPartei­papst", wie ihn die Gegner manchmal zu betiteln pflegten. Seit Jahren war er zwar durch die gesundheitlichen Ver­hältnisse gezwungen, sich vom öffentlichen Leben mehr und mehr zurückzuziehen, aber obwohl sich im Laufe eben der letzten Jahre auch die Verhältnisse in der Partei geändert haben, sein Ansehen wurde dadurch nicht geschmälert, und feinem Einfluß war es vornehmlich zu danken, wenn dro­hende Spaltungen und Absplitterungen immer wieder ver­mieden wurden. Ec war eben der geborene Parteiführer, der geborene Parlamentarier, der das Vertrauen von Mil­lionen genoß. Mit der Geschichte der deutschen Sozialde­mokratie war sein Name auss engste verknüpft, für die sozialdemokratische Arbeiterbewegung war er der Eckstein, an dem zwar die Wogen der Umwälzung, die eben auch diese Partei über sich ergehen lassen muß. schon manchmal hart angepralll sind, der aber immer unverrückbar bleiben wird, mögen in der Geschichte der Sozialdemokratie auch andere Blätter ousgeschlagen werden, als er sie in seiner originalen Schöpferkraft geschrieben hat.

Eine Frage von höchster gewerkschaftlicher Bedeutung ist aus einer außerordentlichen Generalversammlung des Deutschen Metollarbeitcrverdonds entschieden worden. Wie erinnerlich waren die Arbeiter auf den verschiedenen W e r f- ten vor Wochen in den Streik eingetreten und zwar unter Bruch der tariflichen Abmachungen. Die Leitung des Metallarbeiterverbands hatte sich infolgedessen geweigert, Streikunterstützungen zu gewähren, es schien aber eine Zeit tanz, als ob sie damit unterliegen und die Anarchie im Geweckschsflskompf obsiegen würde. Die erwähnte Gene­ralversammlung aber hat den Dingen «inc andere Wendung gegeben; der Vorsitzende Schlicke-StuitgE hat auf der in Berlin abgehaltenen Persammlung mit Recht betont, daß der gewerkschaftliche Gedanke den Orgornsterten die Pflicht aufeilege, dte von der Gewerkschaft mit den Unternehmern eingegangenen Verträge strikte ewznhalten, und diese Mah­nung an die gewerkschaftliche Disziplin hat schließlich auch gefluchtet. Damit ist cs ausgesprochen, daß die gewerk­schaftliche Macht nicht in wilder Entartung sich geltend machen darf, sondern sich gerade so auf Treu und Glauben stützen muß, wie si; vom Unternehmertum allein schon vom moralischen Standpunkt aus mit Recht verlangt wird.

DerClou" der Berichtswoche war sonst, wie bemerkt, der Bukarester Friedensschluß mit seinen mannigfaltigen Nebenerscheinungen. Am nächsten berührt uns dabei die überraschende Kunde, daß Kaiser W lhelm vermittelnd in die Bukarester Verhandlungen eingegriffen und, wie aus der Depesche des Königs von Rumänien zu ersehen, damit auch Erfolg gehabt hat. In den offiziösen Kundgebungen ist nicht mitgeteilt worden, welcher Art diese Vermittlung war, aber aus der ganzen Sachlache ergab sich ohne weiteres, daß sie im Sinne eines freundschaftlichen Ratschlags an den König von Griechenland war, in den Forderungen gegen­über Bulgarien etwas Mäßigung walten zu lassen, was dann dadurch geschah, daß Griechenland Bulgarien wenig­stens das fruchtbare Hinterland von Cavalla einräumte. Diese G.undlage hat sich dann auch Rumänien in seinen Vorschlägen zu eigen gemacht. Daß auf ihr der Friedens- Vertrag aufgcbaut werden konnte, ist immerhin eine begrüßens­werte Erscheinung, die eigentliche politische Seite der Sache aber ist erst nachher zutage getreten in dem offenkundigen

Samstag, dm 16. August

Gegensatz, der sich zwischen Deutschland und Oesterreich geltend gemacht hat.

Oesterreich wünschte, daß auch der Hafen von Cavalla Bulgarien zugesprochen würde, damit dieses sich nach dem Meere hin entwickeln könne, die deutsche Regierung aber gab kund, daß sie die Abmachung so, wie sie in Bukarest getroffen wurde, anerkenne, mit der österreichischen Politik also nicht konform gehe. Daß das in Men verschnupft hat, erscheint ohne weiteres begreiflich, denn durch den Widerstand Deutschlands ist jede Möglichkeit einer Revision des Buka­rester Vertrags, d. h. einer kleinen Korrektur zu Gunsten Bulgariens hinfällig geworden, und es bleibt dabei, daß Bulgarien, das in dem Krikge gegen die Türkei die größten Opfer gebracht hat und ohne dessen Mitwirkung die Nieder­werfung der Türkei unmöglich gewesen wäre, einen ganz verschwindenden Teil der Beute abbekommt, während Ser­bien und Griechenland derartige Löwenanteile einheimsen, .daß sie in der europäischen Politik in Zukunst eine ganz andere Rolle spielen werden als seither. Dabei ist im gegen­wärtigen Augenblick für Bulgarien kein Gedanke der Rück­gewinnung Adrianopels, weil die Ohnmächtigkeit der Groß­mächte sich in ihrer ganzen Wirkungslosigkeit gegenüber der Türkei erweist. Es sollen zwar anscheinend die Ver­suche fortgesetzt werden, den Türken mit Geld- und anderen Versprechungen zu ködern, aber wenn es schließlich daraus ankommt, den Ernst zu zeigen, so fallen die Mächte ja doch wieder auseinander wie in allen andern Fragen auch. Ist es doch der Londoner Botschafterkonferenz nicht einmal gelungen, in der Frage der Aegäischen Inseln eins Ent­scheidung zu treffen, bevor sie in dieFerien" ging. Wie lang die wohl dauern werden? Womöglich so lange, bis da unten" geordnete Zustände geschaffen sind. Da aber kann man, denken wir, noch lange warten.

Den seit Jahren in Mexiko andauernden Wirren, die das Land von der einen Revolution in die andere warfen, hat man eigentlich bei uns kaum mehr Aufmerksamkeit ge­schenkt, als daß man die einzelnen Vorkommnisse registrierte. Die Dinge haben nun im Laufe der letzten Zeit eine Ent­wicklung genommen, die der Sache plötzlich ein ernstes Ge­sicht gaben, mußte man doch schon ziemlich sicher mit einer kriegerischen Eirmisckung der Bereinigten Staaten rechnen. Nicht wegen dieses Ereignisses, des Schauspiels eines neuen Krieges wäre dies interessant gewesen, sondern weil man überraschend schnell eine aktive Betätigung des amerikanischen, von dem republikanischen Präsidenten Roosevelt großge­zogenen Imperialismus vor sich gesehen hätte. Dieses Streben nach Wettmachtstellung hat sich ja schon ziemlich prägnant ausgeprägt in der Politik, die Amerika mit dem Panamakanal treibt, der zugleich der wirtschaftlichen wie der militärischen Machtstellung der Union dienen soll und diesen Zweck auch erfüllen wird. Die Vorgänge in Mexiko sind nun deswegen eigener Art, weil Amerika die Zustände in der südlichen NachbarrepMik sür unhaltbar erklärt, dabei mit eine der Hauptursachen dieser Zustände ist, dieweil es durch Waffen- und Munitionslieserung an die Rebellen dere- Macht immer und immer wieder gestärkt hat. Aus­gebrochen ist der jetzige latente Konflikt dadurch, daß der Präsident von Mexcko, Huerta, einen Abgesandten der amerikanischen Regierung, der an Stelle des zurückgetretenen Botschafters nach Mexiko geschickt wurde, umnach dem Rechten zu sehen" nicht empfangen und damit seine amtliche Mission nicht anerkennen wollte. Amerika hat daraufhin direkt mit Gewaltmaßnahmcn gedroht, aber schließlich hat man auf beiden Seiten wieder etwas eingelenkt. und nach dem heutigen Stand der Dinge ist wohl anzunchmen, daß dir Differenzen diesmal noch tm Frieden beglichen werden, aber Amerika wird wohl aus dem Ganzen ein gewisses Protektoratsrecht für sich in Anspruch nehmen, und Konflikts­stoff, der doch einmal zur Entladung führen konnte, ist dann immer vorhanden.

Aus Stadt und Amt.

Nagold, 16. August 1913.

* Genesungsheim Bad Röteubach. In Beglei­tung von Oberregierungsrat Bicsenberger von der Versicherungsanstalt Württemberg waren heute der Präsident des Reichsoersicherungsamtes Geheimer Oberregierungsrat Dr. v. Kaufmann sowie Senatsprästdent v. Radtke aus Berlin hier und ^besichtigten das Genesungsheim Bad Rötenbach. Die Herren wurden von Verwalter Bauer empfangen und durch sämiliche Räume der Anstalt geführt, wobei sie sich über die Einrichtungen und den Betrieb der­selben genau informierten. Dabei unterhielt sich der Herr Präsident in liebenswürdigster Weise mit den Pfleglingen

1913

der Anstalt und erkundigte sich eingehend nach dem per­sönlichen Befinden sowie den Familien- und Berufsverhält- nisten derselben. Nach der Besichtigung nahmen die Be­sucher in der Anstalt noch kurz eine Erfrischung ein, wobei die Pfleglinge einige Volkslieder zum Dortrag brachten. Die Herren drückten sich über das Gesehene wiederholt äußerst befriedigt aus. Ein von dem Verwalter aus den Präsidenten des Reichsversicherungsamtes Geh. Oberregie­rungsrat Dr. v. Kaufmann ausgebrachtes Hoch wurde von den Pfleglingen begeistert ausgenommen. Die Herren be­gaben sich sodann im Automobil nach Nagold, wo sie im Hotel zur Post Wohnung nahmen.

Das Sturmwetter Kit3 und ISIS Das Un­wetter vom 4. Juni 1913, das unsere Nachbarschaft in so schrecklicher Weise heimsuchte, hat vor genau 300 Jahren, wie jetzt aus denVeröffentlichungen des Kgl. Preuß. Meteorolog. Instituts" Nr. 256 heroorgeht, einen noch schrecklicheren Vorgang gehabt, der höchst merkwürdig fast bis aus dm Tag und die Stunde zusammenfällt. Der

29. Mai 1613 war für weite Gebiete Süd- und Mittel­deutschlands ein Schrcckenstag. Ein oder vielmehr mehrere Gewitter richteten an diesem Tage durch Hagel und Ueber- schwemmung ungeheuren Schaden an. Obwohl seit jenem Ereignis, das bald nachher dieThüringische Sündslut" (Diluvium RduriLAiasum ('ur»el^8mu8 DtmriuAiLCim) genannt wurde, 300 Jahre vergangen sind, ist die Erinner­ung daran in den am meisten betroffenen Gegenden, namentlich um Weimar noch nicht ganz verschwunden. Das Ungewöhn­liche der ganzen Erscheinung hat schon äußerlich in der großen Zahl der daraus bezüglichen Schriften Ausdruck ge­funden; mehr als zwei Dutzend derartiger Druckschriften sind uns noch erhalten, darunter auch eine Tübinger Predigt, die der Pfarrer und Professor Johann Georg Stgwart am

30. Mai (Dreifaltigkeitssonntag) in der Stiftskirche daselbst gehalten Hai. (Ein Predigt von Hagel und Ungewitter. Tübingen 1613 ") In de: Schweiz scheint die Sache noch harmlos verlausen zu sein; denn ein^Schweizer Chronist schreibt:Am 29. Mai fiel ein fruchtbarer Regen, der alle Aecksr, Gärten und Wiesen dergestalt erquickte, daß solcher ein guldiner Regen mag genannt werden." Schlimmer sah es in Württemberg aus. Am selben Tage nachmittags gegen 4 Uhr ging zwischen der oberen Nagold und dem Neckar ein ungewöhnlich starker Hagelschiag mit anschließen­dein Gußregen nieder, der in einer ungefähren Brette von 3040 Kilometer nach Nordosten sortzog. In Nagold kamen 10 Menschen durchs Wasser ums Leben, in Tübingen, wo dasGewässer umb Mitternacht angeloffen" kommt, wurden nur Häuser beschädigt. In Ellwangen und Dinkels- bühlhat man Stein zu zwey, drey und vier Pfund schwer gefunden". Das württembergische Gewitter und Hagelwetter scheint dann nordwärts gezogen zu sein, hat Franken zwar betroffen, aber dort offenbar nur geringen Schaden getan. Erst nördlich vom Thüringer Wald, aus dem Plateau zwischen Jena, Blankenhain und Weimar, erreichen Hagel­schlag und Gewitterregen eine solche Stärke, daß ungeheurer Schaden angertchtet wird".Es seynd von 6 an biß morgens umb 3 Uhr solche grausame Donnerschläge, Blitzen, Creutzstreiche, Fewerschieffen und Platzregen aus denen wider einander streitenden Wetterwolken gefallen, daß alle Christ­lichen Hrrtzen gedencken müssen, d'.tz Uagewittec werde der Welt den gar aus bringen, und sey der grosse Tagk des Herrn vorhanden, so sey rd die Elements, Ferner, Erde, Lufft und Wasser unter einander gangen." Fünf Stunden dauerte der Hagel. In Weimrr wurden 44 Wohnhäuser von den Fluten sortgertssen. In und um Mühlhausen be­trug die Zahl der Ertrunkenen 42, in Weimar 88. Im ganzen kamen über 500 Menschen und mchr als 1000 Stück Vieh in den Fluten um. Die Verluste an Menschen­leben sind offenbar deshalb so groß gew.sen, weil das Hoch­wasser in der Nacht elntcat uid wohl die Mehrzahl der Bewohner im Schlaf überraschte.

r Fahrpreisermäßigung für Teilnehmer ander Einweihung des Bölkerschlachtdenkmals. Für Mit­glieder der Krieger- Militär« und Betecanenvereine, der freiwilligen Sanitätskilonnen, der Samariteroereine vom Roten Kreuz und der Genoffenschaft freiwilliger Kranken­pfleger im Kürze vom Roten Kreuz, die an der Erinne- rungsfeier der Völker,chlacht teilzunehmsn gedenken, sollen ans den preußisch hessttchea Staaiseisenbahnen, den Reichs­eisenbahnen in Elsaß Lothringen und den sächsischen Staats­bahnen Fahrpreisermäßigungen bewilligt werden, derart, daß solche Festleilnehmer vom 15. bis 22. Okt. diese« Jahres in Eil- und Personenzügen von der Helmalstalion nach Leipzig und zurück in 11. Klasse zum Preise von 1^/4 Pfg. für das Tarifkiiometer befördert werden. Schnellzüge dürfen, auch gegen Entrichtung des Tarifmäßigen Zuschlages nicht benützt werden, ebenso ist der Uebergang in höhere