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Fernsprecher Nr. 28.
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87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Anzrigra-Debkhr sür die einspaU. ZeRe au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 1ö bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen:
Plauderstitdcheu.
Wustr. Souutapnblatt und
Schwöb. Landwirt.
174
Dienstag, dm 29. Juki
1913
Amtliches.
Bekanntmachung der Königliche» Bangewerkschnle, die Anmeldung betreffend.
Die Anmeldungen sür das Wintersemester haben vor dem I. September zu erfolgen. Später eintreffende Ausnahmegesuche haben keinerlei Anspruch auf Berücksichtigung.
Die Direktion der K. Baugewerkschule:
Schmohl.
Seine Königliche Majestät haben am 25. Juli d. I. allergnädlgst geruht, dem Rcallehrer Roll an der Latein- und Realschule in Altrnsteig eine Rcallehrersstelle an der Oberrealschule in Tübingen zu übertragen.
Lage--Rerrigkeite«.
Lu« Ltadt md Amt.
Nagold, 2S. Juli 1913.
Tagesordnung sür die öffentliche Sitzung des Gemeinderats am 30. Juli vorm. 8 Uhr.
1. Mitteilungen (Schulsachen, Bausachen).
2. Gesuch des Kommandos der Freiw. Feuerwehr um Neuanschaffung eines Saugschlauches sür den Hydrophor.
3. Vergebungen:
u) des Steinbrechens im stiidt. Steinbruch Mittlerbergle; d) der Lieferung des städt. Kohlenbedarfs im Winter 1913/14.
Diözesansyuode. Im Saale des Dereinshauses versammelten sich heute die Geistlichen und di« von den Kirchengemeinderöten gewählten weltlichen Vertreter der Diözese zur Beztrkssynode. Herr Prälat v. Hermann, hier weilend zur kirchlichen Inspektion, beehrte die Versammlung mit seiner Anwesenheit. Den Verhandlungen ging ein Gottesdienst voran, in dem Herr Stadtpsarrer Metzger von Haiterbach die Predigt übernommen hatte. Aus Grund des Textes „Mit dem Herrn wollen wir Taten tun" wies er aus die große Zeit von 1813 hin, da die Deutschen in Kamps und Sieg zogen mit Glaubens-und Opfermut, Tatkraft und Gottvertrauen. In seiner Weise übertrug er diese mannhaften Tugenden aufs Leben des Christen im Kamps und Streit mit allen Feinden des Göttlichen und Ewigen, des Guten und Wahren, allein und im Derbundensein mit »Gleichgesinnten, ausmunlernd zu Taten des Glaubens und der Liebe. — Geleitet wurden die Verhandlungen von Herm Dekan Pf lei derer, der zunächst der Freude über die Anwesenheit des Vertreters der Oderkirchenbehörde Ausdruck verlieh und dann ein sehr unterrichtendes, von warmem Herzen für das religiöse und soziale Wohlergehen der Be- zirksongehörigen zeugendes Referat erstattete, in dem er die kirchlichen Verhältnisse in der Diözese beleuchtete, Bericht gab vom Bezirkswohltäiigküts-, Hilssbibel- und Erziehungsverein. In die sich anschließende Aussprache griff Herr Prälat wiederholt ein. Herr Pfarrer Erhardt-Wart machte wieder Mitteilungen über die Gustav-Adolf-Bereinssache.— Unser Abgeordneter sür die Landessynode, Herr Seminar- Rektor Dieterle, führte die Zuhörer mit Worten, welche
die wohltuende innere Anteilnahme an den Verhandlungen in Stuttgart bekundeten, in die wichtigsten Beratungsgegen- stände ein. — Klar und gründlich, ermutigend und wegweisend beantwortete Herr Pfarrer Lörcher aus Rohrdorf die Frage: „Wie soll im Bezirk die Gemeinde-Krankenpflege gefördert werden?" Seine Ausführungen wurden in interessanter und aneifernder Weise von einem Praktiker auf diesem Gebiet, Herr Pfarrer Fischer ads Pfäffingen unterstützt. Mögen nach des Vorsitzenden Wunsch die Verhandlungen dieser Synode gute Früchte tragen.
Mnsenm Nagold. Das Kgl. Seminarrektorat hat sich in liebenswürdigem Entgegenkommen bereit erklärt, gemeinsam mit der Museumsgesellschast ein Konzert des des Pianisten Franz Faver Mühlbauer und des Tenors Ernst Walden-Gutmann zu veranstalten. Dasselbe findet am Donnerstag den 31. Juli 1913 im Festsaale des Seminars statt und verspricht einen vollen künstlerischen Genuß. Näheres folgt morgen im Anzeigenteil des Blattes.
Lie-erkrauz-Konzert. Der hiesige Liederkranz hielt gestern, wie schon kurz berichtet, im Traubensaal ein Konzert ab. das sich trotz des schönen Sommersonntags eines sehr starken Besuches erstellte, so daß der Saal bis auf den letzten Platz besetzt war. Der 60 Sänger starke, in Tübingen preisgekrönte Männerchor brachte in der Hauptsache Volkslieder, aber auch einige schwierigen Chöre, wie z. B. „Seligkeit" von Wörz zum Bortrag. Das Stimmen- material ist als ein sehr gutes zu bezeichnen, das weit über dem Durchschnitt steht; namentlich der II. Baß ragt durch ausgiebigen satten Tonklang hervor. Die Erwartungen der Konzertbesuchcr wurden denn auch nicht getäuscht; die Sänger unter der trefflichen, sicheren Leitung ihres Dirigenten Herrn Gewerbelehrer Ratsch entledigten sich ihrer Ausgabe auf das beste. Sämtliche Vorträge zeugten von sehr guter Schulung, wobei der innige Kontakt zwischen Dirigent und jedem einzelnen Sänger sich angenehm bemerkbar machte. An einigen Stellen namentlich in dem Kaiserpreischor „Der Retter und sein Lieb" (Schultz) hätten wir das Piono noch etwas zarter und duftiger gewünscht; auch die Stimmenausgleichung bedarf noch einiger Sorgfalt und Verbesserung, was besonders in dem Chor „Seligkeit" zutage trat. Wenn der Chor auf der eingeschlagenen Bahn weikerfchreitet, so kann ihm der Erfolg nicht ausbleiben und wir glauben sicher, ihm dann bei der Beteiligung am Weltgesang auf einem der nächsten Schwäb. Liederfeste zu einem ersten Preise gratulieren zu dürfen. Die Auswahl der Chöre zeigte das Bestreben, in der Hauptsache volkstümlichen Gesang zu pflegen, was wir umso gerner bemerkten und dem Liederkranz hoch anschreiben, als heutzutage viele (leider!) Vereine ihre Kraft überschätzen und fast ausschließlich, unter gänzlicher Mißachtung des Volkslieds, Chöre zum Vortrag bringen, die wett über ihrer Leistungsfähigkeit liegen, deshalb nicht mustergiltig vorgetragen werden und als Folge hievon bei dem Zuhörer das Gegenteil des Gefühls der Befriedigung erwecken. Als Solisten traten die Herren Präzeptor Wieland und Kaufmann G. Schmid auf. Namentlich der elftere bestrickte durch den Wohllaut seiner weichen und klangvollen Stimme. Als Heldenbartton lernten wir Herrn Schmid
kennen, dessen Stimme sich durch großen Umfang auszeichnet. Opernsoli, hauptsächlich Wagner'sche, eignen sich nur bedingt für den Konzertsaal; wir hätten deshalb bei dem zweiten Auftreten des Sängers statt „Siegmunds Liebeslied" gerne ein Ballade oder Konzertlied gehört. Die Klavierbegleitung sowohl der Solisten als auch des Chors „Reiterlieo" (Hirsch) führte Herr Seminarlehrer König gewandt und verständnisvoll durch. Die Streichmusik stellten 4 Mann der Schneckenburger'schen Militärkapelle Tübingen. Wenn auch deren Leistungen alles Lob gezollt werden muß, o hätten wir doch die Hinzuziehung des Klaviers zur Be- etzung gewünscht, da dies der Verstärkung der Tonfülle ehr zu statten gekommen wäre. — Den Liederkranz können wir zu seinem vorgestrigen Konzerterfolg nur beglückwünschen indem wir dabei die Hoffnung aussprechen, daß er seine Angehörigen und Freunde noch oftmals mit solchen Darbietungen erfreuen möge.
^ Der Ausschuß des landwirtschaftliche« Bezirksvereins versammelte sich gestern nachmittag in der „Waldlust" hier um weitere Vorbereitungen für das beschlossene landwirtschaftliche Fest zu treffen. Der Vorstand, Oberamtmann Kommerell, teilte mit, daß seitens dek Amtskörperschast und der Stadtgemeinde Nagold die übliche Unterstützung zur Abhaltung des landwirtschaftlichen Festes in dankenswerter Weise zugesichert worden, auch die Seminarturnhalle zur Verfügung gestellt und die projektierte Lotterie vom K. Ministerium des Innem genehmigt sei. In letzter Zeit seien jedoch Stimmen aus landwirtschaftlichen und gewerblichen Kreisen laut geworden, welche die Beratung über eine Verschiebung des Fe st es angezeigt erscheinen lasten. Der Obstbauverein ist infolge des heurigen Fehljahrs nicht in der Lage, sich an der Ausstellung zu beteiligen, auch bestehen für die Imker bis jetzt keine günstigen Aussichten, die heurige Witterung laste für die Land- Wirtschaft zu wünschen übrig. In Anbetracht dieser Umstände und mit Rücksicht darauf, daß der Verein im Jahr 1915 sein 75jöhriges Jubiläum feiern kann, hat der Ausschuß beschlossen, oie Abhaltung des landwirtschastl. Festes zu verschieben aus das nächste oder übernächste Jahr. Bei dem Beschluß ist insbesondere auch in die Wagschale gefallen, daß das Geld gegenwärtig etwas rar ist und im allgemeinen bei den Landwirten und den Gewerbetreibenden, welche ihre Einkünfte in der Hauptsache von den Landwirten beziehen, keine Festfreude besteht.
r Des Königs Gnade. Anläßlich des am 16. Juni d. I. veröffentlichten Allerhöchsten Gnadenerlasses sind im Bereich der Württ. Militärverwaltung im ganzen nahezu 160 disziplinär und gerichtlich bestrafte Mannschaften des aktiven Dienststandes und des Deurlaubtenstandes eines Gnadenaktes des Königs teilhaftig geworden.
v Erleichterung des Absatzes von Eteiuabfällev.
Zur Erleichterung des Absatzes von ungemahlenem und ungewaschenem Steingrus (Steinsplitt) d. h. dem Abfall bei der Herstellung von Steinschlag aus Bruchsteinen und bei der sonstigen Bearbeitung von Steinen wurde für Wagen- ladungen ein besonders ermäßigter Ausnahmetaris »on
^errechnet.
Bon Alfred Mayer-Eckhardt.
(Nachdr. vrrb.)
Ganz unten im letzten Häuschen des Dorfs wohnte ganz allein der alte Iensen.
Früher hatte er als Taglöhner gearbeitet, und seine Frau hatte das Fleckchen Kartoffelacker und den kleinen Gemüsegarten besorgt. Seit die Grete ober tot war, hatte der alte Iensen immer weniger gearbeitet und war allmählich ans Trinken geraten. Aus dem Kartoffelfeld wuchs nur mehr Unkraut, und der Garten war ganz verwildert, und die Hütte verfiel von Tag zu Tag mehr.
Früher hatte Iensen, wenn mal irgendwo ein Riß sich in der Mauer zeigte, ihn mit einem Gemengsel von Kalk und Kuhmist zugeschmiert, das Strohdach geflickt, den Zaun im Stand gehalten. Aber jetzt sah das Haus ebenso verkommen aus. wie sein Herr, der nur noch die halbe Woche arbeitsfähig war.
Und heute war Iensen ganz gegen seine Gewohnheit drei volle Stunden früher uus seinem Mittwochsrausch erwacht. als sonst; es war ihm, als ob ihm irgend was auf der Seele läge, das ihn bedrückte, er konnte sich nur nicht drauf besinnen was, — der Kopf tat ihm noch weh und es war ihm noch so neblig — ja, was war nur heute?" —
Die Erleuchtung kam ihm von außen. Die Tür öffnete sich nämlich und aus der Schwelle erschien der Mooshofdauer, dem die Hütte gehörte.
„Dunnerwetter, Iensen, süht dat hi us! ? Und dal riecht! Segg mal, weit'st woll, wat heut is?"
Wortlos glotzte Iensen ihn an.
„Bist woll noch duhn? Da ierste Juli is, un Du hast hunnert Mark to tahlen? Wo is't mit de Miet?"
Nun wurde Iensen munter. Donnerfchlag, — die Iahresmiete war heute fällig! Das war's, was er gesucht hatte, was ihm nicht hatte einfallen wollen. Verlegen kratzte er sich Hinterem Ohr.
„Ja, Buur, — ich hew' nix!"
„Dal hew'k mi dacht? Drägst ja alles na'n Krugk! Na, denn is man jod, - hü abend büst' fei rut! Ber- stannen?!" Krachend fiel die Türe ins Schloß und Iensen aus seinen Strohsock zurück.
Da hatte er die Bescheerung! Nun war er obdachlos, der Bauer spaßte nicht. O, — und der Kater!
Fluchend rappelte ec sich aus und torkelte hinaus ins Freie. Er trat auf die Dorfstraße; der warme Sonnenschein tat ihm wohl; er setzte sich aus einen Meilenstein und überlegte, was nun werden sollte.
Vergeblich kramte er in allen Taschen, nicht ein Sechser mehr. Hunger bekam er auch, freilich, noch mehr Durst! Aber was half'». Nun hatte er nicht mal mehr ein Dach überm Kaps.
Es war ein elendes Leben! Warum hatte auch die Grete ihm sterben müssen? Seitdem war mit ihm nichts mehr anzusangen gewesen, das wußte er selber ganz genau. Und wüü>e auch nie mehr was werden.
Es war schon bester, er machte ein Ende.
Aber wie?
Nicht mal 'nen Strick besaß er, an dem er sich hätte aufhängen können. Es half nichts, er würde wohl in den Dorfteich müssen, — wo er doch oor'm Wasser solchen Abscheu hatte! Aber, cs mußte halt sein.
Seufzend stand er auf und wandte sich um; der Teich lag. hinter der Kirche. Da hörte er gerade von dort her ein lautes Tuten-
Ein Auto kam daher gesaust.
Iensen war's als ob es der Herrgott selber gesandt hätte, ihn, den alten Iensen in den Himmel zu holen. Nun brauchte er nicht ins eklige Wasser! Wankenden
Schrittes taumelte er dem Fahrzeug entgegen-tut —
tut — ein Fluchen des Chauffeurs, — das Auto stand, die Dörfler kamen aus den Türen — auch noch die Schule mußte gerade aus sein, so daß die ganze Dorfjugend, der Lehrer mitten darunter, um die Scene herumstand —
„Da oll Iensen! „Secker wedder duhn!"
„Is hei dod?"
Iensen schlug die Augen aus!
Nun trat der Lehrer hinzu:
„Na. Iensen, kommt mal zu Euch, so geht's? Paßt mal auf, — merkt Euch die Herren da, — Ihr habt Anspruch auf Schadenersatz, versteht Ihr? Könnt vielleicht' ne Rente verlangen! Seid Ihr selbst auch gegen Unfall versichert? Nein? Schade! Was fehlt Euch denn?"
Iensen hatte nur die Worte „Schadenersatz" und „Rente" gehört, als verständnisinniges Grinsen über sein Gesicht ging. Das Auto hatte wirklich der Himmel gesandt, als