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Fernsprecher Nr. 88.
87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
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Einrückung IS »L, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Plauderstibcheu, Illustr. Souutaprblatt und
EchwSb. Landwirt.
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Amiliches.
Nagold.
Au -Le K. Ev. Pfarrämter.
Vorläufig wird bekannt gegeben, daß die heurige Diözesansyuode aus Montag, den 28. Juli geplant ist.
Nagold, 15. 7. 1913. Ev. Dekanatamt.
Psleiderer.
TageK-Renigkeite«.
Ans Gtadt Md Amt.
Nagold. 16. Juli 1913.
r Souderzuge. Wir machen auf die in der Nacht vom 19 /20. 3ult von Stuttgart und Cannstatt nach Friedrichshasen abgehenden Sonderzöge aufmerksam. Die Sonderzüge verkehren: Hinfahrt I. Zug Cannstatt ab 11.05 Uhr abends am 19. Juli, Eßlingen ab 11.28 Uhr, Plochingen 11.43, Göppingen ab 12.10 früh am 20. Juli, Süßen ab 12.24, Geislingen 12.49, Friedrichshafen Hasen an 3.40 Uhr früh. U. Zug Stuttgart Hptbh. ad 11.30 abends am 19. Juli, Ulm ab 1.54 Uhr früh am 20. Juli, Friedrichshafen Hafen an 3.55 Uhr isrüh. Rückfahrt: Friedrichshafen Stadt ab 10.36 Uhr abends am 20. Juli, Ulm an 12.43 Uhr früh am 21. Juli, Geislingen 1.37, Süßen 1.51, Göppingen 2.01, Plochingen 2 23, Eßlingen 2.35, Cannstatt 2.47 Uhr. Stuttgart Hptbh. an 2.56 Uhr früh. Alles Nähere über die Fahrpreise und die Ausführung enthalten die auf den Stationen ausgehängten Bekanntmachungen.
* Eisenbahuassistrntendieust. Die Eisenbahnver- roaltung wird im laufenden Kalenderjahr noch eine größere Anzahl von Kandidaten des Eisenbaynafsistentendiensts annehmen. Bewerber, die nicht auf Grund ihrer Schulzeugnisse von einer Latein-, Real- oder Bürgerschule angenommen werden können, haben sich einer im Oktoder d. Is. stattzu« ^findenden Aufnahmeprüfung zu unterziehen. Aufnnhmegesuche können durch Vermittlung der Betriebsinspektionen und Bahnstationen, die auch weitere Auskunft über die Annahme- dedingungen erteilen, de: der Generaldirektor eingereichl werden.
Balkon-, Aenster und Borgartenschmuck. (Mit- grteill.) In ganz erfreulicher Weife macht am hiesigen Platze die Schmückung von Balkons und Fenstern immer weitere Fortschritte. Nachdem Herr Whistler, Herr Wohl- bold, Herr Paul LuZ, letzterer besonders auch durch Neuanlage eines reizenden Ziergartens, Herr Zoeppritz, Herr Strähle und oersch. andere diese schöne Sitte in die Wege leiteten, folgen auch schon eine ganze Anzahl hiesiger Geschäfts- und Privatleute diesem schönen Beispiel. Es ist dies um so beachtenswerter, als hier noch nicht wie anderwärts eine Prämierung veranstaltet werden kann und gebührt allen Veranstaltern, auch solchen, welche sich noch in bescheideneren Grenzen bewegen, der vollste Dank der Einwohnerschaft. Gewiß wird dieser Ausputz auch allen Frem- den einen guten Eindruck machen. An dieser Stelle soll
Mittwoch, dm 18. Juki
auch unseres schönen Friedhofs, dessen Gräber mit wenig Ausnahmen im schönsten Blumenschmuck prangen und dessen Wege in anerkennenswerter Weise von Seiten der Stadtverwaltung tadellos gereinigt wurden, lobend gedacht werden, ebenso des schönen Schmucks der großen Brunnen.
s* Bezirksziegenzuchtvereiu. In dankenswerter Weise hat sich Herr Oberamtmann Kommerell des beinahe verwaisten Bezirksziegenzuchtvereins angenommen und eine Versammlung auf Sonntag nachmittag 2 Uhr im Gasthof z. „Rößle" einberufen und um das Interesse an der Ziegenzucht aufs neue zu wecken zugleich auch einen Dortrag des Herrn Oberamtstierarzts Honecker-Freudenstadt über das „Bockhaltungsgesetz- veranstaltet. In seinen einleitenden Worten hob Herr Oberamimann Kommerell namentlich die volkswirtschaftliche Bedeutung der Ziegenzucht im allgemeinen hervor und erteilte sodann dem Herrn Oberamtstierarzt Honecker das Wort zu seinem allgemein verständlich gehaltenen Dortrag. Aus demselben ist hervorzuheben, daß die Gemeinden, in welchen über 20 sprungsähige Ziegen vorhanden sind, verpflichtet sind, einen Zuchtbock zu halten. 60 Ziegen werden auf 1 Bock gerechnet, wo mehrere Böcke zu Hallen sind. Da wo Regie- sarrenhaltungen bestehen, werden eben die Zuchtböcke auch im Regie übernommen werden, wenn genügend Raum im Farrenstall vorhanden ist, andernfalls muß eben das Pflegesystem wie bei der Farrenhaliung eingeführt werden. Gemeinden. welche zur Bockhaltung nicht verpflichtet find (beim Vorhandensein von weniger als 21 sprungfähigen Tieren) können zu gemeinsamer Aufstellung der männlichen Zuchttiere vom Bezirksrat verpflichtet, oder aber an solche Gemeinden angeschiossen werden, die zur Ziegenbockhaliung verpflichtet sind. Also Gemeinden mit weniger als 21 Zuchttieren können nicht geltend machen, wir haben in der Sache nichts zu tun, denn wir haben nicht die vorgeschriebene Anzahl Ziegen, vielmehr wird überall da wo eine freiwillige Regelung nicht stattfindet, der Bezirksrat die notwendigen Anordnungen treffen. Bei Aufstellung von Bockhaltern müsse ein Verpflegungsgeld von 70—90 für den Bock angesetzt werden. An der hierauf sich entspon- nenen Debatte haben der Vorstand des Bezttksziegenzuchi- vereins Hartmann-Pfrondors und Stadlpfleger Rieger- Haiterbach teilgenommen. Der Vorsitzende keilte hierauf mit, daß Haitmann als Vorstand des Bezirksziegenzuchtvereins enthoben sein wolle und ihm die Vorstandschaft angetragen habe, er müsse jedoch aus Geschäftsrückstchten ablehnen. trotzdem er der Ziegenzuchtsache großes Interesse entgegenbringe, er schlage vielmehr Herrn Sradtpfleger Rieger- Haiterbach als Borstand vor. Dieser wurde dann auch durch Zuruf einstimmig gewählt, nachdem auch der von Herrn Rieger zum Borstand oorgeschlagene Oberamtstierarzt Dr. Metzger aus geschäftlichen Gründen abgelehnt hatte. Als Kassier wurde gewählt Herr Friseur Grenzen dorf-Haitervach. Der Vorsitzende gab noch einige beachtenswerte Winke bezüglich der Organisation. Er erblickt hauptsächlich eine Förderung der Ziegenzuchtsache darin, daß möglichst viele Ortsoereine gegründet werden sollen, die als solche dem Bezirksziegen-
1913
zuchtoerband Nagold beizutreten hätten. Es wurden dann noch Vertrauensmänner tn denjenigen Gemeinden, die eine Anzahl von Ziegen haben, oorgeschlagen und es wäre zu wünschen, daß die vorgeschlagenen Herren sich um die Sache annehmen. Zum Schluß wurde dann noch dem Herrn Oberamtmann für sein reges Interesse an der Ziegenzuchtsache der Dank der Versammlung ausgesprochen. Letzterer dankte dem Herrn Oberamtstierarzt Honecker für seinen vorzüglichen Dortrag und Stadtpsleger Rieger dem Herm Oberamtstierarzt Dr. Metzger, daß er feine Mitarbeit an der guten Sache zugesagt und den Vorsitz in der Körkommission übernommen hat. Zu bemerken ist noch, daß über 900 Ziegen im Bezirk vorhanden sind, rund 100 mehr als bet der letzten Zählung. Es wäre zu wünschen, daß die Nagolder Ziegenbesitzer, die doch die meisten Tiere im Bezirk haben, mehr Interesse an der Sache zeigen würden, sie waren nur durch 4 Mann bei der Versammlung vertreten.
Aus den Nachbarbezirke».
x Calw, 15. Juli. In Unterreichenbach brach in dem Doppelwohnhaus des Müllers Steinmetz und des Goldarbeiters Schäninger Feuer aus, dem das ganze Anwesen samt der Scheuer zum Opfer fiel. Der Scheden beträgt etwa 25 000
r Rottenburg, 15. Juli. (Im Zeichen des Verkehrs.) Morgen werden die von der Amtskörperschaft errichteten Kraftwagenlinien Rottenburg—Ergenzingen, Ergen- zingen—Baistngen und Rottenburg—Hirrlingen dem Betrieb übergeben.
r Bildechinge» OA. Horb, 15. Juli. (Selbstmord.) Die Ehefrau des schon einige Jahre im Bett liegenden schwer kranken Konstantin Epple wurde auf ihrer Bühne mit fast ganz durchschnittenem Halse, zwar noch lebend, aber unrettbar, aufgesunden. Die Arme hatte neben sich ein Rasiermesser liegen. Sie hat diesen Schritt in einem Schwecmutsansall oollführt.
r Freudeustadt, 15. Juli. An der scharfen Kurve beim Gasthaus zur Glocke stürzte von drei anetnanderge- hängten Heuwagen eines Baiersbronner Fuhrmanns der mittlere Wagen, auf dem mehrere Personen Platz genommen hatten, um. Ein Mann namens Haist und seine Frau erlitten Gehirnerschütterungen. Eine ältere Frau namens Fahrner, die neben dem Wagen ging, wurde vom Vorderrad überfahren und erlitt einen komplizierten Schenkelbruch. Die Verletzten wurden nach Anlegung der Verbände nach Baiersbronn gebracht.
Laudesuachrichteu
V Stuttgart, 15. Juli. (Parlamentarier-Jubiläen). Mit dem Abgeordneten Haußmann geht auch der Führer des Zentrums, der Abgeordnete Gröber, seinem 25jährigen Landiagsjubitäum entgegen. Beide Abgeordnete kandidierten erstmals im Herbst 1888 und wurden am 9. Januar 1889 in den Landtag gewählt, in den sie am 30. Januar 1889 eintraten. Die beiden Abgeordneten sind jetzt diejenigen der gegenwärtigen Volksvertreter, die der 2. Kammer am
Das neue Bier.
Humoreske von Victor Blüthgen.
(Fortsetzung.)
^Nachdruck verboten).
„Ja — und — ich müßte den Hopsen ganz mitkochen, aber das wäre doch jammerschade — es muß doch bezahlt werden was da verloren geht . . ."
„Bezahle ich!" nickte Herr Drickes. „Lassen Sie zum Henker gehen, was will. Nebenbei gesagt — Hopfen — Hopsen — müssen wir Hopfen haben ?"
„Ja!"
„Nein," sage ich. „Ein bißchen Aloe, ein bißchen Dttterklee, Tausendgüldenkraut, Quassia . . ."
„Das wäre aber unreell."
„Lassen Sie's! Ich habe niemanden versprochen, ihm Bayrisches mit Hopfen oorzusetzen. Unreell — unreell! Meine Sache. Ich bin immer reell."
Der Bayer fuhr sich in die Haare. „Lieber maische ich noch mit geringer Gerste — wir können am Material sparen, billigsten Hopsen Kausen . . ."
.Gut, wäre für den Anfang. Das soll meine Sache ein. Ich sehe schon, wir werden uns mit der Zell ver- ehen, junger Mann! Es soll Ihr Schaden nicht sein."
Herr Drickes ging zur Lampe und legte die Finger an die Dochtschraube als Zeichen zum Aufbruch. „Noch eins, Herr Rauchenegger: das ganze ist unser Geheimnis; ich rechne selbstverständlich auf Ihre volle Diskretion, besonders auch , gegen Labes, der, wie Sie wohl gemerkt haben, überhaupt l
je
st
nicht mein Fall ist. Wollten Sie wohl gefälligst die Tür öffnen?"
Damit war die Unterredung zu Ende.
Die Sache war eingeleitet, Herr Drickes von dem Ergebnis vollkommen befriedigt.
Aber der liebende Bayer um so weniger.
Er ging aus sein Zimmer hinauf, froh, daß sein Nachbar diesen Abend bei seiner Trauten verbrachte.
Dort schritt er in schwerer Herzensnoi auf und nieder. Man denke sich einen tüchtigen, gewissenhaften Brauer, der das Beste leisten kann und der verdammt ist, mit dem traurigsten Material zu arbeiten — ungerechnet, was ihm nachher winkle.
Aloe — Biiterklee — Tausendgüldenkraut — Quassia — summte es mit teuflischer Hartnäckigkeit vor seinen Ohren, während vor seinen geistigen Augen ebenso hartnäckig das Bild des geliebten blonden Mädchens mit den flehenden Augen stand.
„Dummheit," sagte der Versucher. „Was geht's dich an, wenn's der Alte vertreten will?"
„Tu's nicht," sprach sein Gewissen. „Halte deine Brauerehre hoch. Es würde dich ewig wie ein Alp drücken."
„Ach Aloys, mein Aloys (Aloys war nämlich sein Dorname, wiewohl Herr Rauchenegger sonst protestantisch war), wäre es denn nicht möglich?" ertönte die zitternde Stimme von Trinken.
'„Ich kann nicht, ich kann nicht!" stöhnte der unglückliche Braumeister. „Wenigstens wenn's zu Aloe, Bitter- Klee, Tausendgüldenkraut. Quassia kommt — niemals!" Und er fiel auf einen Stuhl und hielt sich den Kops.
^ Endlich arbeitete sich der beruhigende Gedanke durch, daß es vorläufig noch auszuhalten wäre. Vielleicht bleibt ihm das Schlimmste erspart.
Und Herr Drickes kaufte mit innerlichem Händereiben einen großen Posten verkümmerter Gerste und den billigsten Hopfen, den sein Lieferant aufzutretben vermochte (so lautete die Order), daneben wieder beste Qualität, um seinem Lagerbier eine ganz besondere Würzigkeit zu verleihen.
Als Herr Labes die Rechnungen für die ersteren Posten buchen wollte, blickte er mit Erstaunen auf die Zahlen.
^Stimmt das, Herr Drickes?"
„Jawohl, das stimmt, Wertgeschätzter!"
„Da muß ich doch mit dem Rauchenegger reden," schloß im Geist Herr Labes mißtrauisch. Und sobald er mit diesem allein war. meinte er: „Der Alte hat da Gerste und Hopfen zu sabelhaft billigen Preisen gekauft. Haben Sie das Zeug schon angesehen?"
„Jawohl," war die gedrückte Antwort.
„Das kann doch nur Schund sein? Ich kenne doch .die Preise."
k!n Seufzer.
„Ja, und dabei wieder ganz gute Ware. Wollen Sie denn das zusammen verarbeiten?"
Der Braumeister schwieg. „Fragen Sie mich nicht wetter ans," sagte er endlich melancholisch. „Vielleicht kann ich Sie später einmal darüber aufklären."
„Oho" — machte Herr Labes," „was ist da los? Ich denke, ich komme auch ohne Eie dahinter."
(Fortsetzung folgt.)