Beilage zum „Calwer Wochenblatt"
Rro. 31.
Feuilleton.
Nachdruck vnbotm.
Nach hartem Ringen.
Roman von L. Dohrmann.
(Fortsetzung.)
„Mit Nichten, Herr Baron/ entgegnete statt der Schwester lachenden Tones Helme. „Trotzdem Margarethe die Königin der Saison war und förmlich mit Huldigungen überschüttet wurde, erwartete sie doch voller Ungeduld die Stunde unserer Abreise/
Der Baron sah Margarethe, die bei den Worten der Schwester errötend die Lider senkte, glückstrahlend an.
Sie waren währenddessen auf der Veranda angelangt und begrüßten nun auch die dort noch Sitzenden.
In der anwesenden Dame erkannte man unschwer, schon wegen der Aehn- lichkeit mit Margarethe, die Hausfrau. Dasselbe goldblonde Haar, welches die strahlende Schönheit der Tochter so sprechend hervorhob, umgab einfach gescheitelt das Haupt der Regierungsrätin; es waren auch dieselben tiefblauen Augen Jener, die au» dem von Güte und Sanftmut zeugenden Antlitz hervorblickten.
Eben so leicht war der Regierungsrat dutch die frappante Aehnlichkeit mit seiner jüngsten Tochter zu erkennen. Er war eine hohe, stattliche Erscheinung mit dunklem, leicht gelocktem, jedoch schon stark grau meliertem Haar. Im eifrigen Gespräch mit der dritten auf der Veranda befindlichen Person, dem Geheimen Medizinalrat Brauns, begriffen, unterbrachen beide Herren ihre Unterhaltung, als die drei jungen Leut« herzutraten.
Jovialen Tone» begrüßte der Geheimerat die beiden Töchter des Hauses und lobte Margarethe wegen ihres frischen, rosigen Aussehens, während er Helene scherzend mit dem Finger drohte, daß sie sich aus dem Bade keine Rosen auf den Wangen mitgebracht habe.
Das Gespräch ward bald allgemein; dasselbe drehte sich um das Badeleben, die dort getroffenen Bekannten und die mit denselben genoffenen Vergnügungen.
Sobald der Regierungsrat auf das Thema der Musik zu sprechen kam, war er ganz und gar Enthusiast. Er besaß ein äußerst feines, musikalisches Talent und einen reinen, kräftigen Tenor, mit welch beiden Vorzügen er schon oft seine Soireen verherrlicht und seine Gäste entzückt hatte.
Auch jetzt war er in lebhaften Eifer geraten über einen derartigen in dem Badeort veranstalteten Kunstgenuß und wandte sich daraufhin an Helene mit der Aufforderung, das eben kritisierte Lied vorzutragen.
Helene erhob sich bereitwillig, um dem ausgesprochenen Wunsche Folge zu leisten. Sie verließ die Veranda, die hohe Flügelthür zum Salon weit hinter sich offen lassend, damit die Klänge zu den dort Sitzenbleibenden ungehindert heraus- tönrn konnten, während Margarete und Baron Baldern ihr in das Musikzimmer folgten.
DaS herrliche Talent des Vaters hatte sich voll und ganz auf die jüngste Tochter vererbt. Helene besaß eine wundervolle Altstimme und wußte das Instrument trotz ihrer großen Jugend mit Meisterschaft zu behandeln. Wohl verfügte auch Margarethe über eine liebliche Stimme und eine nicht zu verachtende, musikalische Fettigkeit, jedoch die Virtuosität Helene's hatte sie nicht erreicht.
Bald drangen, von kunstgewandten Fingern, dem herrlichen Instrument entlockt, rauschende Accorde zu den auf der Veranda Lauschenden hinaus; jetzt verhallten die vollen Töne und in leisen, sanften Klängen schwebten, wie von Engelshänden getragen, die von einer wunderbar prächtigen Stimme gesungene Melodie einer jener einfachen, aber tief zu Herzen düngenden Weisen, an denen die deutsche Sangcskunst so reich ist, durch da» hohe Gemach.
Margarethe saß in sich versunken, während Baldern's Augen bewundernd an ihren Zügen hingen. Der Gesang war beendet, der Schlußaccord verhallt; ehe jedoch die entzückten Zuhörer ihrem Beifall Ausdruck geben konnten, griff die junge Künstlerin schon wieder in die Tasten und dies Mal war es ein ausgelassener Reigen, der unter ihren Händen hervorhüpfte, und ihre Stimme erhob sich zu einem lustigen Zigeunerlied.
Der Uebergang von jenem ersten zu diesem zweiten war ein sonderbar greller, und mit verwundert fragendem Ausdruck sah Baron Baldern Margarethe an, die
ebenfalls mit grenzenlosem Erstaunen zu der Spielenden aufschaute. Und als wenn Helene diesen Blick fühlte, so erhob sie sich, kaum daß sie das Lied bendet hatte, von ihrem Sitz und rief heiter:
„Da siehst Du, Margarethe, daß die Zigeunerin mich nicht meiner Ruhe beraubt hat!"
Und fröhlich lachend, eilte sie auf die Veranda hinaus, wo sie mit Beifallsäußerungen überschüttet wurde.
Gedankenvoll folgten Margarethe's Augen der elfenhasten Gestalt, um dann, dem jungen Baron den Sinn von Helene's Worten verständlich zu machen, diesem jene Begegnungen mit der alten Zigeunerin zu erzählen.
Baldern folgte ihren Worten mit ungeteilter Aufmerksamkeit; als sie schwieg, sprach er lächelnd: „Und Sie, gnädiges Fräulein, waren nicht neugierig, zu erfahren, was die Zukunft für Sie in ihrem rätselhaften Schoße birgt/'
Margarethe schüttelte lebhaft ihr Haupt.
„Ich? O, nein!" versetzte sie mit Entschiedenheit. „Doch wenn Sie, Herr Baron, Verlangen danach haben, so bietet sich Ihnen ja jetzt die beste Gelegenheft dazu!"
Einen Moment preßte Baldern die Hand vor die Augen; als er sie wieder sinken ließ, hingen seine Blicke mit so leidenschaftlichem Feuer und inniger Liebe an den holden Zügen Margarethe's, daß sie, das Antlitz von dunkler Purpurglut überzogen, die Lider senkte, indes er mit nur mühsam unterdrückter Aufregung hervorbrachte :
„Ja, ich möchte meine Zukunft wissen, ich muß sie wissen, wenn die Unruhe mich nicht verzehren soll. Doch nicht aus dem Munde der Zigeunerin kann ich sie erfahren; nur Ihre Lippen, teure Margarethe, können sie mir verkünden. O, sprechen Sie und endigen Sie diese qualvolle Ungewißheft, die auf mir lastet. In Ihren Händen ruht mein Schicksal. Darf ich — darf ich hoffen, daß meine heißesten Wünsche Gewährung finden werden, — daß mein Leben kein verlorene» ist?"
Mit wechselndem Erröten und Erbleichen, in den holden Zügen den Ausdruck peinlichster Verwirrung, hatte Margarethe die leidenschaftlichen Worte des jungen Mannes angehört.
„Ich — ich verstehe Sie nicht, Herr Baron," stammelte sie unsicheren Tones.
„Sie verstehen mich nicht?" wiederholte er schmerzlich, und fast flüsternd erklang seine Stimme, indem er ernst fortfuhr: „Oh, Margarethe, muß ich deutlicher sprechen? Muß ich es Ihnen mit Worte» sagen, daß ich Sie liebe, Sie und einzig Sie allein? Darf ich hoffen? Sprechen Sie, o, sprechen Sie, machen Sie mich zum glücklichsten aller Sterblichen, — oder — schleudern sie mich in den Abgrund der Verzweiflung!"
Bei diesen letzten, bebend hervorgestoßenen Worten zuckte sie, wie von einem heftigen Schlag getroffen, zusammen; die langen, seidenen Wimpern hoben sich langsam und ihre dunkelblauen Augen richteten sich scheu zu ihm empor.
Da — in diesem entscheidenden Moment, in welchem er mit lautklopfendcm Herzen ihrer Antwort harrte, ertönte ein mutwilliges Lachen hinter ihnen und rief ihn unsanft in die Gegenwatt zurück. Er wandte sich hastig und blickte in das Antlitz Helene's, welche soeben mü dem Geheimrat auf der Schwelle erschien.
„Pardon, Herr Baron, wenn wir stören. Der Herr Geheimrat wünschte das Lied noch einmal zu hören," rief sie, um hierauf auf den Flügel zuschreftend, ihren Platz vor demselben aufs Neue einzunehmen.
Margarethe atmete, wie von einem schweren Druck befreit, auf, und fast ängstlich vermied sie die Augen des Barons, der vergeblich einen Blick von ihr zu erhaschen suchte. Völlig erleichtert schien sie sich erst zu fühlen, als gleich darauf auch die Eltern eintraten und der Regicrungsrat nun Baldern arglos in ein Gespräch hineinzog. Sich leise erhebend, schlüpfte sie, wie sie wähnte, unbemerkt hinaus. Erwin von Baldern hatte jedoch ihre Entfernung wahrgenommen und in seinem Antlitz leuchtete es freudig auf, denn er glaubte in ihrem Fortgehen eine stumme Aufforderung für sich zu erkennen. Das Gespräch, in welchem er eben mit dem Hausherrn begriffen war, voller Hast beendend, verließ er gleichfalls das Gemach. Nach Verlauf von kaum einer Viertelstunde trat er wieder in das Zimmer ein. Sein Antlitz war seltsam verändert und mit wirrem Ausdruck flogen seine Augen überaus Anwesenden hin. Ein plötzliches Unwohlsein vorschützend, empfahl er sich und verließ das Haus.
(Fortsetzung folgt.)
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