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Fernsprecher Nr. 29.

87. Jahrgang.

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Me Mriistung an der russW-österreichWen Grenze.

Petersburg, 11. März. Die offiziösePeters­burger Telegraphenagentur" teilt folgendes identische Eommunlque der russischen und der österreichisch-ungarischen Regierung mit:

Der Briefwechsel, welcher letzthin zwischen dem Kaiser Franz Joseph und dem Kaiser Nikolaus stattgefunden hat, hat von neuem bewiesen, daß die Ereignisse auf dem Balkan dem freundschaftlichen Gefühl zwischen den beiden Souver­änen keinen Eintrag getan haben und die Erhaltung des Friedens fortgesetzt das Ziel ihrer Bemühungen bildet.

Demgemäß sind die beiden Regierungen zu dem Ent­schluß gelangt, daß gewisse Maßregeln rein defensiver Art, welche in den Grenzprovinzen der beiden Staaten ergriffen worden wären, durch die Umstände nicht mehr erfordert zu werden scheinen. Daher ist die Herabsetzung der Truppen­stärke Oesterreich-Ungarns in Galizicn auf den normalen Stand soeben beschlossen worden. Ebenso wird die Ent­lassung der russischen Reservisten derjenigen Iahresklasse, welche sm Herbst des vergangenen Jahres hätte entlassen werden sollen, verfügt werden".

Um das identische Communique der russischen und der österreichisch-ungarischen Regierung zu ergänzen, ist die Peiersb. Telegraphenagentur ermächtigt, mitzuteilen, daß, wie aus den Besprechungen mit dem Wiener Kabinett her­vorgeht, O sterreich-Ungarn keine Angriffspläne gegen stine südlichen Nachbarn hegt.

Wie», 12. März. Zu dem Communique derPeters­burger Telegraphen-Agentur", betreffs die Entlassung der Reservisten on der österreichisch-russischen Grenze schreibt das offiziöseFremdenblatt" an leitender Stelle:

In ganz Europa wird man das Ergebnis dieses Tages als eine Erleichterung der politischen Situation be­werten Der Gedankenaustausch zwischen den Monarchen, als dessen Ergebnis die Entschließung, betreffend die En- tassung der Reservisten anzusehen ist, hat vor aller Welt d n Fortbestand der traditionellen Bestehung n zwischen den b iden Dynastien bekräftigt. Die Rückgängigmachung der Grenzmaßnohmm hat aber auch polnische Bedeutung; denn dadurch wölben die beiden Mächte einander ein Zeichen des Vertrauens geben. Unsere gesch'cht iche Oüentpol'tik hat immer den wahren Vorteil der Monarchie in der Forderung der Unabhängigkeit der Balkanstaaten erblickt und stets in den letzten Monaten den Beweis für die Ausrichtigkeit ihrer Politik, die nicht aus Eroberungen ausgeht, geliefert. Die gleichzeitige Abrüstung an den Grenzen wird man als ein gutes Zeichen dafür nehmen dürfen, daß sich in der russischen Politik eine Auffassung durchgesetzt hat, die in den Ergeb­nissen des Balkankrieges echeulicherweise die Möglichkeit

Fünf Jahre Fremdenlegionär.

Selbsterlebtes

währen- meiner fünMhvigen Dienstzeit.

Bon Franz Kull.

(Fortsetzung.)

Einfache aus Bambus zusammengestellte Baracken, welche von hohen Pallffaden umgeben sind, dienen zur Wohnung der Truppen. Wohl niemand könnte ffn einer solchen Ba acke ruhig schlafen, wenn er nicht wüßte, daß er durch die Pallffaden vor jedem Ueberfall geschnZr ist. Die Nachte sind fürchterlich. Unheimlich zerstreuen sich ganze Schwärme von Moskitos über die armen Schläfer, welche dadurch aus dem Schlafe geweckt werden. Auch ist es vorgekommen, daß des Nachts ein Tiger über die Pal- ltsaden sprang den ersten besten Legionär beim Kragen nahm und auf deinselben Wege, aus dem er gekommen war, wieder verschwand.

Außerhalb der Pallffaden befindet sich an jeder Ecke ein hoher Baumstamm, auf welchem sich unter einer kleinen Ueberdachung der Posten befindet. Der Posten steigt au einer Letter empor, zieht aber dieselbe sofort wieder herauf Durch d'ese Maßnahmen sind die Posten vor jedem Ueber­fall völlig geschützt.

Ein Teil der Bewohner dieses ungesunden Landes, die sogenannten Annamiten, sind gleich wie die Japaner von kleiner Statur, zum Militär aber absolut nicht zu gebrauchen. Die Eingeborenen leben mit den Franzosen in ständiger Feindschaft. Zu Hunderten überfallen dieselben oft ein kleines Lager der Legionäre, und nachdem sie alles gemo.det und geplündert haben, verschwinden sie wieder. Aber wehe dem Legionär, welcher von ihnen zum Gefangenen gemacht wird' An einen E'amm gebunden, wird er den entsetzlichsten

Donnerstag, den 13. März

erkennt, die einzige Quelle des Zwistes zwischen Wien und Petersburg endgültig zu verschütten."

Wie«, 12. März. Nachdem das Uebereinkommen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland über die end­gültige Demobilisierung an den Grenzen beider Länder perfekt geworden ist, Hai?>ie eigentliche Ent­spannung der Lage jetzt begonnen. Noch gestern schienen internationale Verwicklungen sehr nahe zu sein. Zar Niko­laus hat sich erst im letzten Augenblicke den Einflüssen der russischen Kriegspartei, durch die allein ein Krieg heraufge­schworen werden konnte, entzogen. Nun darf als sicher angenommen werden, daß die Ereignisse aus dem Balkan in aller Ruhe beurteilt werden. Wie von hiesiger militäri­scher Seite verlautet, soll die teilweise Demobilisierung in Galizien 40000 Mann der österreichischen Reserve umfassen, die bis zum 15. März entlasten werden.

Tsrges-Reuigkeiten.

Aus ELadl und Amt.

Nagold. 12. März 1913.

* Born Rathaus. Gemeinsame Sitzung der bürgerlichen Kollegien. Auf einen Erlaß des Gewerbe­oberschulrats brtr. Durchführung des Gewerbeschulgesetzes im vollen Umfange wird übereinstimmend mit dem Beschluß des Gewerbeschulrats beschlossen, zunächst nur den jüngsten Jahrgang nach der neuen Ordnung des Unterrichts in der Gewerbeschule heranzuziehen, im übrigen aber die nach dem Gesetz für 19l4 einzutretende Anstellung eines zweiten Ge­werbelehrers abzuwarten, so daß bis 1915 die Frage der Durchführung des Gesetzes im vollen Umsange unentschieden bleibt. Ein Gesuch von Gewerbelehrer Ratsch betr. Ein­richtung einer einfachen Flaschner- und Schlosserwerkstalt behuss Herstellung von Modellen wird ebenfalls zurückgestellt bis zur Durchführung des Gewerbeschulgesetzes: durch Ab­stimmung bewilligt wird ein im gleichen Gesuch angeforderter Kasten zur Aufbewahrung von Reißbrettern. Durchberaten und genehmigt wird der Voranschlag der Forstoerwaltung in Waldsachen im Betrag von 36 446 -6, darunter 9500 Kulturkosten. Genehmigt wird weiter der beantragte An­kauf von 40 000 Fichtenpflanzen zum Preis von 20 p. Tausend. Mitgeteilt wird, daß bet der Verpachtung der Ge­meindejagd in zwei Distrikten für Distrikt! 405 für Distrikt 11950^ geboten wurden. Fllr die ganze Jagd wurden 1545^6 geboten und dieses Angebot erhielt den Zuschlag. Ein Gesuch vom Vorsteherami der Latein- und Realschule um Anschaffung von Lehrmitteln für den Zeichenunterricht, wie Professor Huberich angeordnet, wird für hewe zurückgestellt. Genehmigt wird der geforderte Betrag von 250 zu den Kosten der Einrichtung der Badeanstalt im neuen Schulgebäude. Verlesen wird ein Gesuch von vier Mit-

Qualen unterworfen. Zuqespitztes Eichenholz wird dem armen Gefangenen unter die Fingernägel gelrieben, so daß die meisten bei dieser grausamen Tortur infolge der furchtbaren Schmerzen in Slacrkrampf verfallen.

An die Offiziere einer solchen Expedition werden ganz besondere Anforderungen in Bezug auf Schlauheit und Vor­sicht gestellt. Einen Hauptgrundsatz, bei den verschieden­artigsten Märschen nach Möglichkeit Schluchten und Täler zu vermelden und hauptsächlich Gebirgspfade zu benutzen, führen sie nach Möglichkeit durch. Die Vorteile dieses Grundsatzes sind augenfällig. Man braucht wenig Flüsse überschreiten und vermeidet die Gefahr von dem hinterlistigen Feinde umgangen oder überfallen zu werden. Die meisten Erkundigungen und Patrouillen sind auf der Spionage be­gründet. Spione, wenn auch nur zwei bis drei Mann, werden jeder größeren Patrouille vorausgefchickt. Natürlich muß vor allen Dingen mit den Bodenverhältnissen gerechnet werden, und schon aus diesem Grunde ist es nicht möglich, immer obige Taktik anwenden zu können.

Der Erfolg eines Gefechtes hängt viel von der Intelli­genz jedes einzelnen Legionärs ab. Als eines Tages 15 Mann und ein Hornist unter Führung eines Leutnants dazu kommandiert wurden, von einer weit entfernten Station Nahrungsmittel zu holen, wurden sie schon am zweiten Abend ihrer Wanderung von nahezu 200 Eingeborenen über fallen. Trotz verzweifelter Gegenwehr gelang es den Legionären nicht, den Feind zurückzuschlagen. Die Hälfte der Mann­schaft war bereits gefallen, als plötzlich und unerwartet im Rücken des Feindes der Regimentsmarsch geblasen wurde. Der Feind, erschrocken über den plötzlichen Rückenangriff, flüchtete nach allen Richtungen. Verwundert forschte der Leutnant nach der unerwarteten Hilfe, doch groß war sein Erstaunen seinen eigenen Hornisten zu erblicken. Dieser halte die Geistesgegenwart, sich in der Hitze des Gefechts zu ent-

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gliedern der bisherigen städtischen Musikkapelle wegen An­stellung eines ständigen Musikdirektors; es werden hiezu die Anstellungsoerhättnisse der Direktoren in verschiedenen Städten mtigeteili. Es ergiebt sich hieraus, daß die An­stellung eines wirklich guten Direktors mit größeren Kosten verknüpft ist. Beschlossen wird nach eingehender Besprechung die Sache zurückzustellen. Dabei soll es den Gesuchstellem überlassen bleiben im Einvernehmen mit den übrigen Mit­gliedern der bisherigen Kapelle Mittel und Wege zu finden, wie die Stadtkapelle wieder zustande kommen könnte., Auf ein Gesuch wird beschlossen, einen neuen Schäferwagen an Stelle eines abgängigen ansertigen zu lassen; Offerte sollen einverlangt werden. Beschlossen wicd, daß die Siadkasse wieder wie fernd 30°/g zu den Hagelversicherungs­prämien nach den Sätzen der Norddeutschen Hagelvcrsiche- rungsgesellschast gewähren wird. Beschlossen wird, die Empfehlungsanzeigen betr. die Stadt Nagold als Luftkurort in gleicher Weise wie bisher in vier Zeitungen zu bringen. Infolge verschiedenfacher Einbringung von Aschenresten Verstorbener auf dem Friedhof wird auf Antrag rückwirkend beschlossen, für Beisetzung von Aschenresten auf dem Grab eines Angehörigen bezw. auf einem sog. Familiengrab eine Gebühr von 10 ^ anzusetzen. Ein Gesuch von Fischzüchter Gropp um Beseitigung der Badeanstalten oder entsprechen­der Entschädigung für den Schaden an seinem Fischbestand in der Nagold wird dahin beschicken, daß Gesuchsteller auf den Rechtsweg zu verweisen ist. 12 Vt Uhr. Sitzung des Gemeinderats. Verlesen wird, ein weiteres Gesuch von Fischzüchier Gropp in Sachen der Anlage eines Fahr­wegs am Kleb zu dessen Fischweihern. Diesem Gesuch wird nicht entsprochen, dagegen die Bestimmungen unter welchen der Verkauf des betr. Grundstücks erfolgt, sestgestfllt.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen, ^.dn. Zur 25. Wiederkehr seines Todestages. Am 11. März 1888 starb in Heddesdorf b. Neuwied a. Rh. der Begründer der länd­lichen Spar- und Darlehnskassen-Bereine, Friedrich Wil­helm Raiffeisen. Er war geboren am 30. März 1818 in Hamm a. d. Sieg, schlug zuerst die militärische Laufbahn etn, mußte sie jedoch wegen eines Augenleidens aufgeben und trat in den Verwaltungsdienst über. 1852 wurde er Bürgermeister in Heddesdorf, 1865 ließ er sich pensionieren und widmete sich dann ganz der Ausbreitung seines Werkes, der ländlichen Spar- und Darlehnskassen-Bereine. Die ländlichen Genossenschaften sind ein achtunggebietender Faktor in unserem Wirtschaftsleben geworden, daneben haben sie eine große ethische Bedeutung. Ihr Ausbau und ihr Zu­sammenschluß, ihr Programm sind Meisterwerke. Aber noch größer als das Werk war der Meister selbst. Ein kranker Mann, fast blind, mit unzureichenden Existenzmitteln, in ewigem Kampf um den Lebensunterhalt, dabei abhold allen üblichen Zerstreuungen und Vergnügungen, scheinbar kalt, hart und streng und doch mit einem großen warmen Herzen

fernen, den Feind zu umgehen und diesen etnzuschüchtern, so daß derselbe glaubte, ein größerer Truppenteil sei im Anzuge. Dem Hornisten war es zu danken, daß die wenigen Mann noch gerettet wurden.

Doch ich will auf meine weitere Erzählung zurück­kommen.

Nur wenige Tage blieben wir in Hanoi, dann ging der Marsch flußaufwärts nach dem eigentlichen Kriegsschau­plätze. Die aufständigen Bewohner des Landes, welche heimlich von den Chinesen unterstützt wurden, hatten sich längs des Roten Flusses zusammengezogen, um die Fran­zosen von den dort gelegenen größeren Orten Bac-ninh und Sontay fernzuhalten. Die Feinde werden Seeräuber, Schwarz- oder auch Gelbflaggen genannt und sind wie euro­päische Soldaten mit Gewehren und Geschützen ausgerüstet. Dazu haben sie etwa ein Meter lange Messer, mit deren Verwendung vertraut, sie die ärgsten Gräuel verüben. Wir waren bis zu einem an der Flußkrümmung gelegenen Berge gelangt, dem gegenüber sich ein großer, mit sieben Kirchen geschmückter Ort befindet, als wir die in großer Ueberzahl uns umschwärmenden Schwarzslaggen erblickten. Es mochte ungefähr 11 Uhr abends sein, als sie zum Angriff schritten. Dieser wurde jedoch nach zweistündigem Kampfe abgewiesen. Nachts schlugen die Vorposten Alarm» als sie Tausende von glühenden Flämmchen unserm Lager sich nähern sahen. Wir hielten die Lichter für die Fackeln anrückender Seeräuber. Es stellte sich jedoch die zu vielem Gelächter Anlaß gebende Tatsache heraus, daß es Leuchtkäfer waren, welche weit größer und Heller leuchten als unsere Johanniskäfer. Den­noch war der Alarm rechtzeitig erfolgt, denn der Feind war. wie Schlangen durch das hohe Gras sich windend, bis auf fünfzig Schlitte unserm Lager nahe gekommen. Aber auch dieses Mal wurde der Angriff erfolgreich zmückgewiesen.

(Schluß folgt.)