Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt -0 Pfg. nud 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1 . 35.
Erscheint Di en s t a g . Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
wird am Donnerstag, den K. März 18SV, in herkömmlicher Weise begangen werden.
im Gasthof zum „Waldhorn" wird um '/-I Uhr beginnen.
Der Unterzeichnete erlaubt sich, die Einwohner der Stadt und der Bezirksorte zu zahlreicher Beteiligung an der Feier ergebenst einzuladen mit dem Ersuchen, die Anmeldungen zum Festessen im genannten Gasthof zeitig machen zu wollen.
Gberamtmann Supper.
Deutsches Reich.
Berlin, 27. Febr. An den Kaiser wurde gestern abends folgendes Telegramm abgesandt: Eine Arbeiterversammlung von 4000 Männern, bestehend aus den Mitgliedern des evangelischen und katholischen Arbeitervereins und anderen königstreuen Arbeitern Breslaus bringt Ew. Majestät ehrfurchtsvollen tiefempfundenen Dank dar für die neuerlich in den Erlassen von Ew. Majestät vor aller Welt bekundeten Entschließungen, das Wohl des Arbeiterstandes kräftig fördern zu wollen. Wir erflehen Gottes Segen für Ew. Majestät und das Königliche Haus und geloben weiterhin festzustehen zu Kaiser und Reich.
— Der Münchener „Allg. Ztg." wird aus Berlin von unterrichteter Seite telegraphisch gemeldet, daß es dem Kaiser gelungen sei, den Fürsten Bis- marck zur Vertagung des vom Kanzler geplanten Rücktritts vom preußischen Ministerpräsidium zu bestimmen; damit sei eine in ihren Wirkungen auf die augenblickliche Lage nicht unbedenkliche Krisis zunächst beseitigt. Nach einer andern Nachricht des Blattes sei die Krisis ini Präsidium des preußischen Mini- nisteriums bereits vor den Wahlen beglichen und hie- für der Ausfall der letzteren nicht maßgebend gewesen.
— Die Stichwahlen finden in Preußen am 1. März statt, soweit nicht für einzelne Wahlkreise wie Frankfurt a. M., Hanau, Kassel aus besonderen Gründen dieselben schon am 28. d. M. er- folgen. Sachsen sind die Stichwahlen auf den 28. ds. M. anberaumt.
cs München. Der demokratische Verein hat den Beschluß gefaßt, bei der Stichwahl in München I den Kandidaten der Sozialdemokraten zu unterstützen.
— Das nationalliberale Zentral- Wahlko mite, so wird den „Hamb. Nachr." aus Berlin telegrafiert, hat beschlossen, seinen Freunden überall in den betreffenden Wahlkreisen zur Unterstützung der Freisinnigen gegen die Sozialisten zu raten, ganz abgesehen davon, ob von freisinniger Seite Gegenleistung zu erwarten ist oder nicht.
Die freikonservative „Post" in Berlin fordert dazu auf, auch die Freisinnigen in der Stich
wahl gegen die Sozialisten zu unterstützen, weil trotz alledem der Gesichtspunkt der Sammlung aller staatserhaltenden Elemente höher stehen müsse. Die Parole müsse bei der Stichwahl lauten: Zusammenschluß der Ordnungsparteien gegen die Sozialdemokratie.
Ausland.
Paris, 26. Febr. Der Ausfall der deutschen Wahlen bereitet den Chauvinisten große Genugtuung. Paul v. Cassagnac sagt in seiner „Autoritö": „In Deutschland hat die Äera der Revolution begonnen. England hat seine zwei Revolutionen gehabt, 1649 und 1689; Frankreich hatte 1789 und 1793; Deutschland, nach dem ersten und kurzen Rummel von 1848, war in seinen trägen Schlaf zurückgefallen. Das Erwachen ist furchtbar; ein düsterer Schein flammt am Horizont des mächtigen Reiches auf. Der Koloß mit den thönernen Füßen erbebt in seinem Fundamente und endlich können wir auf eine Revanche und Genugthuung für unseren nationalen Haß hoffen!"
— Preßstimmen aus England. Der „Standard" meint: „Es wäre voreilig zu schließen, daß eine ernstliche Gefahr für Staat und Gesellschaft in Deutschland bestehe. Wäre die Verfassung des Reiches eine andere oder säße das Haus Hohenzollern nicht so fest auf dem Kaiserthrone, so wäre die Sache anders. So aber haben Sozialisten und Radikale, selbst wenn sie doppelt so zahlreich wären, keine Macht, die Grundlagen des Staates zu zertrümmern. So stark aber auch die Staatsgewalt m Deutschland ist, so muß es den Kaiser doch tief betrüben, daß seine vortrefflichen Absichten von so vielen seiner Unter- thanen entweder mißverstanden oder mißbilligt werden. Was er ihnen anbietet, nehmen sie mit unwilliger Miene aus der Hand und sind entschlossen, seine Wohlthaten dazu zu benutzen, ihm seine Autorität zu nehmen." — Die „St. James Gazette" sieht den Augenblick voraus, da die deutsche Regierung genötigt sein werde, die Sozialisten auszurotten, wie die Bauernaufstände und die Kommune niedergeschlagen worden seien. Das Blatt schreibt das Wachstum des Sozialismus dem allgemeinen Stimmrechte zu, welches die Gewalt in die Hände der Unwissendsten lege.
New-Jork, 23. Febr. Der Gouverneur des Staates New-Pork hat die Weltausstellungsvorlage, kraft welcher der Staat 10,000,000 Dollars unter der Bedingung beiträgt, daß die Ausstellung im Jahre 1892 in New-Pork abgehalten wird, unterzeichnet. Die Republikaner sind jedoch der Ansicht, daß die Ausstellung erst im Jahre 1893 stattfinden soll, da die Zeit bis 1892 zu kurz ist und in diesem Jahre auch eine Präsidentenwahl stattfindet.
Sozialdemokratie und Revolution.
Eine Frage bringt die socialdemokratischen Führer und Agitatoren immer in große Verlegenheit, die Frage: Wie soll euer Zukunftsstaat aussehen?
Je unklarer die socialdemokratischen Führer über ihre sozialpolitischen Ziele im Einzelnen sind, uni so klarer sind sie über den Weg, welcher zu dem Zukunftsstaat führen soll.
Mit aller Offenheit hatBebel schon anfangs der siebziger Jahre sich darüber ausgesprochen m seiner Streitschrift gegen die demokratische Correspon- denz „Unsere Ziele". Daselbst heißt es (S. 43): „Zwei Wege giebt es, um unser Ziel zu erreichen. Der eine ist: nach Herstellung des demokratischen Staates die allmähliche Verdrängung der Privatunternehmer durch die Gesetzgebung. Dieser Weg wird eingeschlagen werden, wenn die beteiligten Kreise gegen welche die sozialistische Bewegung gerichtet ist, bei Zeiten zur Einsicht gelangten und auf dem Wege des Compromisses ihren Untergang als exploitierend» Klasse und ihren Uebergang als Gleiche in die Gesamtheit zu bewerkstelligen suchten. Der andere, entschieden kürzere, aber auch gewaltthätigere Weg wäre die gewaltsame Expropriation, die Beseitigung der Privat-Unternehmer mit einem Schlage, einerlei durch welche Mittel. Danach hängt also der Ausgang der Krisis von der Kapitalistenklasse selbst ab; der Charakter der Krisis wird bestimmt durch die Art, wie sie die in ihren Händen befindlichen Machtmittel anwendet. Läßt sie es auf die physische Gewalt ankommen — auf wessen Seite bei diesem Messen der physischen Kräfte endlich der Sieg fallen wird, darüber ist kein Zweifel. Die Masse ist auf Seite des arbeitenden Volkes, das