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Fernsprecher Nr. 26.
87. Jahrgang.
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Beilagen:
Plauderstübchen.
Jllustr. Sonntagrblatt und
Echwäb. Landwirt.
»0
Samstag, den 1. März
1813
Deutscher Reichstag.
Berlin, 27. Febr. Auf der Tagesordnung steht der Etat der Reichseisenbahnverwaltung.
Fuchs (Soz.) tritt für Verstaatlichung der in privaten Händen befindlichen kleinen Bahnen ein, wünscht eine Besserstellung der Arbeiter und unteren Beamten und Anerkennung der Berufsorganisation.
Schiffer-Borken (Z.) spricht sich gegen die sozialdemokratische Resolution aus, die eine allgemeine Lohnerhöhung verlangt. Seine Partei halte eine Lohnerhöhung gewisser Klassen von Arbeitern für notwendig, aber nicht eine allgemeine. Redner, der die rechtlichen Verhältnisse der Eisendaynarbeiter bespricht, empfiehlt dem Minister, sich mit einer modernen Gestaltung des Aidetierrechtes vertraut zu machen und seinen Einfluß in dieser Richtung zur Geltung zu bringen.
Eisenbahnminister v. Breitenbach fühlt aus: Eine gewisse Vereinheitlichung ist schon lange durchgeführt. Einheitliche Tarife für Güter und Person--» sowie einheitliche Wngenklassen sind in fast allen Srcwtm cingesührt. Die Frage der automatischen Sicherung der Züge wird fortgesetzt geprüft. Die Bewegungsfreiheit der Arbeiter wi.d in keiner Weise eingeschränkt. Daß sie selbstverständlich auch Disziplin zu wahren habrn, brauche ich wohl nicht besonders zu betonen. Auf die Verstaatlichung von gew ssen Bahnen haben wir keinen Einfluß. Me Gestellung von Betriebs- matcrial ist in ausreichendem Motz: erfolgt. Die Ausstattung der Eilzüge mit 4 Klasse tst undurchführbar. Die Arbeiter hätten davon keinen Vorteil. Redner bestreitet, daß die Löhne zu niedrig sind und stellt fest, daß eine allmähliche E Höhung um 22 Prozent stattgrsunden hat. Eine allgemeine Erhöhung um 10 Prozent iehiu der Minister ab unk, schließt, die Wünsche und Anträge der Arbeiter- Ausschüsse seien in weitestem Maße erfüllt worden.
Das Haus vertagt sich. Freitag 1 Uhr Fortsetzung und Marine-Ela'.
Tages-Nerrigkerterr.
Aus Stadt md Amt.
Nannld, I. März 1913.
ttnterhsttuugsabend des Franenvereins. (Mil getelll.) Am letzten Donnerstag veranstaltete der deutsch Fmuenoerein vom Roten Kreuz für die Kolonien, Abtciluu Nagold einen Unterhaltungsabend im Saal zur „Traube* Der Besuch war außerordemlich gut Alles zusammen Mitglieder mit ihren Angehörigen, sowie Gäste waren c kaum weniger als 390 Personen und dabei hatte der Bereu nicht einmal öffentlich eingeladen, ein Beweis, welche groß Anziehungskraft der junge Verein bereits auszuüben vermag D e Veranstaltung des Abends war in vielem neu uni eigenartig. Es sollien Darbietungen von höchstem Künstler! sch-m Wert geboten werden, und es war gelungen zu diesen Zweck die Bortragskünftlerin Fräulein Pfister aus Genu, zu gewinnen, die voriges Jahr im Seminar durch ihre rei zel-de und s-etennolle Vortragsweise auf die Hörer einer liefen Eindruck gemacht hatte. Sie hat es auch diesma verstanden, die Hörer vollständig zu sess.ln. Wenn auä die Haltung der Anwesenden musterhaft war, so werden er manche mit uns bedauern, daß zu Anfang allerlei klein, Storungen eintraten, die die Wirkung des Vortrags ab schwächten, unn auch der Vortragenden die innere Sammlunc erschwerten. Wir zweifeln nicht daran, daß künftig durct pünktliches Erscheinen bei solchen Gelegenhetien diesen Mangel abgeholfen wird, vielleicht wird es auch gut sein, wenn zu Anfang meh ere leichtere Stücke geboten werd-n, die den inneren Zusammenhang zwischen Vortragenden und schneller Herstellen. Zur volle!- Geltung kam Fräu- lein Pfister im zweiten Teil mit ihren heiteren Erzählungen, die lebhaften Beifall fanden. Alles in allem hatte jedermann den Eindruck, ganz Eigenaitiges gehört zu haben. Eine wundervolle Stimmung lag über der Versammlung, ein Behagen ergriff die Anwesenden, und sicherlich wird Em*siuckr des Abends noch lange nachwirken, indem er oas Gefühl für das Schöne wach hält. Noch eine zweite A°"raschlmg brachte der Abend, ein- Reise um Afrika, lein.« Aarrcr Stgwart hatte die Liebenswürdigkeit, am Ru? zur Verfügung zu stellen, und
iibnn^u^ ^bst die Leitung der Vorführung der Bilder zu auck die Bilder waren sehr deutlich, insbesondere
m-k ^ sorgfältigen Vorbereitung und so darf man den best--« ^ ?^wart für seine Unterstützung und Mühe der Frau?n»^^ aussprechen. Mit diesem Abend schloß hat "r ^ Veranstaltungen des Winters. Er
9 ch im ersten Jahr seines Bestehens es verstanden,
sich durch seine Leistungen Achtung und Anerkennung zu erwerben.
* Gewerbe-Verein. Auf den gelegentlich der Jahresversammlung des Vereins am Sonntag stattfindenden Bortrag von Herrn Handwerkskammersekretär Hermann über „Der Kamps der Handwerkskammern gegen die Mißstände im Eubmisstonswesen und gegen das Borgunwesen" sei auch an dieser Stelle hingewiesen.
* Kurs für Unteroffiziere des Beurlanbtenstandes. Wir machen aus den heute abend 7 Uhr stattfindenden dritten Bortrag des Herrn Major Blaich in der „Köhlerei" aufmerksam.
r Frühe Ostern. Eine Bauernregel sagt: Ostem im März verheiße ein gutes Brotjahr. Wenn man nach dieser Regel geht, so müßte das Jahr 1913 ein ganz außergewöhnlich glänzendes Brotjahr werden, weil Ostern Heuer schon bekanntlich am 23. März, dem zweilfrühsten überhaupt denkbaren Termin gefeiert wird. Der früheste Termin ist, da nach der Festsetzung des Konzils zu Ntcäa das Fest am ersten Sonntag nach dem Vollmond nach Frühlinganfang ocfeiert werden muß, der 22 . März. Nur wenige unserer Mitmenschen haben ein so frühes Fest erlebt. Es war zum letztenmal am 22. März 1818 und vorher 1761 und 1639 In den beiden nächsten Jahrhunderten kommt der 22 . März als Ostertermin gar nicht vor, sondern nach 1818 zum ersten Mal wieder im Jahre 2285, dann 2354 und 2437. Selbst der 23. März als zweitfrühster Termin ist im vorigen Jahrhundert nur 3 mal vorgekommen, 1845 und 1856. Er wird sich erst wiederholen in den Jahren 2008, 2160, 2380 und 2532. Ein seltener Fall ist auch, daß Heuer der Iosefstag (19. März) in die Kar woche und Mar >8 Beikündigung auf Osterdienstag fallen, sodaß einschließlich des Karfreitages und der beiden Oster feiertags innerhalb 7 Tagen 5 Feiertage stattfinden würden, wenn dk? Iosefstag und MaM Verkündigung als gesetzliche Feiertage noch in Betracht kämen.
* Schiffsliste für billige Briefe nach den Verein Staaten von Amerika (10 ^ für je 20 Gr.) Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe nach den Verein. Staaten von Amerika, nicht auch nach andern Gebieten Amerikas, z. B. Canada.
„Kaiser Wilhelm!!." ab Bremen 4. März
„Kaiserin Auguste Viktoria" „ Hamburg 6 .
„George Washington" „Kronprinzessin Cecilie" „Prinz Friedrich Wilhelm" „Amerika"
George Washington"
, Bremen 8.
- .. 18.
22 .
Hamburg 29. Bremen 5. April
Post- schloß n. Ankunft der
Früh
züge.
Alle diese Schiffe sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgänge die schnellste Besör- derungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briese mit einem Lciioermerke wie „direkter Weg" oder „über Bremen oder Hamburg" zu versehen.
* Vom Tage. Kaum ist wieder wärmere Witterung eingetreten, so wurde uns gestern schon der erste Schmetterling dieses Jahres überbracht.
Gültlingen, 28. Febr. (Römische Anlage). Anläßlich der Feldbereinigung, welche gegenwärtig hier durch- gesührt wird, ist man im Gewand „Braile" auf Baufundamente gestoßen. Ausgefundene Ziegel und Amphorenreste, sowie Stücke von terra, sissülata ließen keinen Zweifel übrig, daß es sich um eine römische villa aus dem 2 . Jahrhundert n. Ehr. handelt, was der gestern hier anwesende Landes- konseroator. Herr Professor Gößler, bestätigte. Don besonderem Interesse ist die aufgefundcne Feuerungsstelle. Da die bloßgelegten Mauern den fortschreitenden Arbeiten der Feidb r-inigung hinderlich sind, werden die Fundamente wohl bald beseitigt werden müssen.
Aus de« Nachbarbezirken.
Calw, 38. Febr. Bei der Heimkehr von der Königs- geburtstagefeiec kam ein hiesiger Architekt zu nahe an die Nagold, wodurch er das Uebergewicht verlor und im Festanzug hineinfiel. Schüler der Spöhrerschen Handelsschule hörten ihn und zogen ihn aus de- Tiefe.
r Liebenzell/28. Febr. (Kurtheater.) Diesen Sommer wird das Personal des Stuttgarter Residenztheaters hierher kommen und als städtisches Kmtheater seine Sommerferien hier zubtingen.
Laudesuachrichteu.
Evangelische Landessyuode. r Stuttgart, 28. Febr. Die Beratung betreffend die Konfirmation durch die Eo. Landessyuode ging auch heute noch nicht zu Ende. Der ganze Vormittag war ausgefüllt
mit einer fast uferlosen Debatte, die sich bis gegen 2 Uhr ausdehnte. Es sprachen die Abg. v. Mayer l, Präsident o. Zetter, Dr. v. Häring, der einen von ihm und dem Abg. Plank eingebrachten Abänderungsantrag begründete, wonach die Synode sich für überzeugt erklären soll, es sei eine wichtige Aufgabe der Gemeinde wie aller berufenen Organe der Landeskirche den angeregten Fragen sorgsame Aufmerksamkeit zuzuwenden; sie sehe aber die jetzigen Verhältnisse noch nicht für so geklärt an, daß sie im Stande wäre, sich für bestimmte Vorschläge auszusprechen. Aus der weiteren Debatte sind besonders als Redner die Abg. Dr. Hoffmann, Herzog, Konsistorialrat Dr. Merz und Prälat Dr. v. Kolb sowie Dr. Götz zu nennen. Am Montag nachmittag hofft man die Redeschlacht zu beendigen und in die zweite Lesung des Gesetzentwurfes über ein neues Spruch- und Liederbuch einzutreten.
x Stnttgart, 27. Febr. Der Finanzausschuß der Zweiten Kammer beriet in seiner heutigen Sitzung im Straßenbauetat. Auf eine Eingabe der Straßenwärter um Gewährung freier Dienstkleidung, für die der Minister de« Innern ein dienstliches Bedürfnis verneinte, wurde entsprechend einem Anirag Graf (Z.) beschlossen, die Eingabe im Sinne der Gewährung einer Enischädigung für Kleiderabnützung der Regierung zur Berücksichtigung zu übergeben. Lebhaft wurde Klage geführt über die Mißstände, die infolge der übermäßigen Schwere und Breite der Lastautomobile für den Straßenverkehr und die Straßenunterhaltung verursacht werden. Eine Erklärung Graf (Z.), wonach sich die Kammer grundsätzlich für die Gewährung von Staatsbeitritgen an bedürftige Gemeinden zu den Kosten ausspricht, die ihnen durch die für die Einführung von Kroflwagenlinien notwendig werdende Herstellung und Instandsetzung von Straße» erwachsen, wurde mit 13 Stimmen gegen eine Enthaltung angenommen. Eine Eingabe der Oberamtssekretäre auf Schaffung gehobener Stellen wurde, gemäß einem Antrag des Berichterstatters von Perglas, dahin erledigt, den Be- schluß vom Jahr 1911, in dem die Regierung ersucht worden war, in den letzten Hauptfinanzelat eine Anzahl gehobener Stellen einzustellen, für den Elat 1915/16 zu wiederholen. In diesem Sinne wurde beschlossen.
r Stnttgart, 28. Febr. (Spielplan der K. W. Hoftheater.) Großes Haus: 2.3. nachm. Ein Volksfeind (2*/s), abends Oberon (7), 4.3. Undine (7*/,). Ü.Z. La Boheme ( 8 ), 6.3. Weh' dem, der lügt ( 8 ), 7.3. Lohen- grin ( 6 ^ 2 ), 8 3. Der Freischütz ( 8 ), 9.3. Tiefland (7). — Kleines Haus: 2.3. Episode — Gastspiel Wiesenthal — Abschiedssouper (7), 3.3. Mein Freund Teddy ( 8 ), 4.L. Das Prinzip ( 8 ), 7.3. Belinde ( 8 >. 8.3. Belinde ( 8 ), 9.3. Mein Freund Teddy (7), 10 3. Flachsmann als Erzieher ( 8 ).
x Stuttgart, 27. Febr. (Stuttgart und die Wasserversorgung). In der heutigen Nachmittagssitzung der bürgerlichen Kollegien erklärte Oberbürgermeister Lautenschlager, es habe sich auf Grund der von der Stadt angestellten Berechnungen ergeben, daß es für die Stadt zweckmäßiger und vor allem billiger sei, wenn sie den für die Förderung des Wassers nötigen Strom selbst erzeuge und liefere. Es werde selbstverständlich sein, daß der Stadt kein Hindernis in den Weg gelegt werde, wenn sie von der technisch ohne Schwierigkeiten zu schaffenden Möglichkeit der Stromz»- führungen von Langenau, soweit ihr eigener Bedarf in Betracht kommt, Gebrauch machen wolle.
v Ulm, 27. Febr. (Steuergeschichten.) Der Pächter der Kantine des 120 . Infanterieregiments, der ein jährliches Pachtgeld von 33000 zu entrichten hat, erhielt vom Kameralamt ein Strafmandat von mehr als 8000 was ein der Steuer hinterzogenes Einkommen von 22 bis 23000 bedeuten würde. Er hat, laut: Beobachter Antrag auf gerichtliche Entscheidung gestellt, wodurch der Fall bekannt wurde. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Revision an das Reichsgericht eingelegt wurde. Auch die Kantinenpächter anderer Regimenter wurden zur Bestrafung und Steuernachholung herangezogen, haben aber keinen Antrag aus gerichtliche Entscheidung gestellt.
Deutsches Reich.
Berlin, 28. Febr. Im Reichstag sind Gerüchte Verbreitet. wonach für einmalige Ausgaben in d» neuen Militärvorlage der Betrag vonSOO bi« 600 Millionen Mark angefordert werde» soll, während die dauernden Ausgaben ayf 200 bis 2SO Millionen Mark jährlich veranschlagt seien. Auch i» Bundcsratskreisen sind derartige Gerüchte verbreitet und werden nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen. Ein« Nachprüfung indes erwies sich bis zur Stunde als unmöglich.
Berlin, 28. Febr. Die Haupidifferenzen im deutschen Holzgewerbe schienen kürzlich nach dem Schiedsspruch