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König blieb bei der Witwe und den Kindern des Herzogs. Das Leichenbegängnis findet voraussichtlich am Dienstag statt. Aus allen Teilen Italiens treffen Beileidskundgebungen der Munizipalräte an den Ge­meinderat von Tnrin ein. König Humbert telegraphierte dem Ministerpräsidenten Crispi die Nachricht vom Ableben des Herzogs von Aosta mit folgenden Worten:Mein geliebter Bruder ist um 6 Uhr 45 Minuten verschieden. Seine letzten Worte galten dem Vaterlande und der Armee, indem er sagte, daß er sie mit heißester Liebe geliebt habe und und nur bedaure, so frühzeitig zu sterben, weil er ihnen nicht mehr werde dienen können. Ich drücke Ihnen schmerzerfüllt die Hand. Ihr wohlgeneigter Humbert." Ebenso wie gestern bleiben auch heute hier alle Theater geschlossen.

Londoner Blättern wird aus Petersburg die Entdeckung von neuen Verschwörungen gegen das Leben des Zaren gemeldet. Oberst Vojeikoff von der kaiserlichen berittenen Garde, sowie mehrere andere Offiziere der Petersburger Garnison, welche der Be­teiligung an der Verschwörung hochverdächtig waren, verübten Selbstmord. Täglich finden Verhaftungen von Offizieren des Heeres und der Flotte, sowie von Civilbeamten, selbst in Hofkreisen statt.

Sansibar, 19. Jan. (Meldung des Reuter- 'schen Bureaus.) Das Befinden Emin Paschas hat sich etwas gebessert. Der britische Kreuzer Conquest" ist hiereingetroffen; gegenwärtig befinden sich hier vierzehn englische Kriegsschiffe, welche mit Kohlen beladen werden. Der Sultan hat der Regierung des Kongostaates die Anwerbung von 1200 sansibaritischen Ar­beitern gestattet. Das Kabel zwischen Mom- bassa und Sansibar ist nunmehr fertig und wird die direkte telegraphische Verbindung mit Europa heute eröffnet.

Tages-Keuigkeiteii.

(Amtlich es.) Die evangelische Oberschul­behörde hat am 10. Januar die erste Schulstelle in Unterhausen, Bez. Reutlingen, dem Schullehrer Kern in Breitenberg, Bez. Calw, die in Unter­lengenhardt, Bez. Calw, dem Lehramtskandidaten Haasis, zur Zeit Lehrer in Mühlhausen in Baden, definitiv übertragen.

Deckenpsronn, 14. Jan. Letzten Sonn­tag abend ist der Farrenhalter A. Dongus von hier beim Ablassen eines Farrens von diesem an den Stand gedrückt und ihm eine gefährliche Verletzung am linken Arm beigebracht worden.

Weilderstadt, 13. Januar. Viehmarkt. Zufuhr: 460 Stück Ochsen, 600 Kühe und Rinder, 1040 Schweine. Dem außergewöhnlich stark befah­renen Ochsenmarkt war vorwiegend Zugvieh und weniger Fettvieh zugetrieben. Der Handel in Zug­ochsen war lebhaft und wurde bis 900 ^ per Paar bezahlt. Fette Ochsen wurden mit 3335 ^ pr. Ctr. bezahlt. Melk- und Schmalvieh, war in größerer, fette Kühe und Rinder in geringerer Zahl vorhanden. In Melk- und Schmalvieh war der Handel lebhaft, in Schmalvieh weniger. Für Melkvieh wurde bezahlt

bis zu 400 per St., für Fettvieh 2832 ^ p Ctr. l. Gew. Auf dem Schweinemarkt war wenig fette Ware zu finden, dagegen Läufer- und Milchschweine wie gewöhnlich in großer Zahl. Fette Schweine galten 4850 ^ per. Ctr. l. Gew.,. Läufer von 4080 pr. Paar und Milchschweine: 2040 ^ pr. Paar.

Stuttgart.In der Ziemannschen Fabrik m Feuerbach ist ein Streik ausgebrochen, an dem sich etwa 30 Kupferschmiede beteiligen. Dieselben ver­langenbessere Bezahlung" und haben dem Fabrikbe-. sitzer verschiedene Forderungen vorgelegt, über die er: sich mit einer Ausnahme mit ihnen verglichen hat.. Die Ausnahme betrifft das Verlangen, daß die Ar­beiter, welche von 8 8^/2 Uhr Frühstückspause haben, um 10 Uhr sich in der Fabrik Bier holen lassen wollten. Gäbe man ihnen nach, so wären natürlich die anderen Arbeiter auch nachgefolgt und die ganze Fabrik wäre das schönste Frühschoppenlokal geworden, in der die Ordnung wahrlich sehr stark gefährdet ge­wesen wäre. Also weil kein zweites, in den Arbeits­räumen selbst einzunehmendes Frühstück erlaubt wird, fängt man einen Streik an und zwingt die Mitar­beiter auf Grund der Vereinsgenossenschast, sich wider­willig anzuschließen. O Freiheit! W. Ldztg.

Cannstatt, 16. Jan. Heute hat Fahnder Schreyer zwei junge hiesige Bursche im Alter von 15 Jahren ermittelt, welche aus zwei Hasenställen heraus im November v. I. und m letzter Nacht 7 Stallhasen gestohlen haben. Auch sind die Burschen geständig, im vorigen Monat einem Fuhrmann Haben gestohlen zu haben zur Fütterung der gestohlenen Hasen.

Eßlingen, 15. Jan. Seit etwa 14 Tagen, ist A. Jahn, der Besitzer des Gasthauses zur Traube in unserer Filial Wäldenbronn flüchtig geworden. Die Traube war unter früheren Besitzern für viele aus Nah und Fern ein beliebter Ausflugsort, da die Lage schön und günstig ist. Durch staunenswerte Thatenlosigkeit hat Jahn in kürzer Zeit sein schönes Vermögen und das Beibringen seiner Frau, die üb­rigens getrennt von ihm lebt, vergeudet.

Großgartach, 16. Inn. Vorige Woche­leerte eine hiesige Frau heißes Wasser in einen Kübel und entfernte sich einen Augenblick. Während dessen fiel das zweijährige Mädchen denselben, wahrscheinlich infolge Rückwärtslaufens beim Spielen mit andern Kindern in das Wasser und verbrannte sich derart, daß es nach 2 Tagen an den erhaltenen Verletzungen, starb. Der Schmerz der Eltern um das gesunde. Kmd ist groß.

Gmünd, 16. Jan. Daß die Influenza auf die Krankenkassen in recht unliebsamer Weise einwirkt, zeigt sich auch hier. Nach genauer Erkundigung ist. die Zahl der Unterstützung genießenden Kranken gegen­wärtig ca. 5000. Rechnet man für jede Person 8 bis 10 ^ wöchentliche Unterstützung, so ergibt sich, pro Woche eine Gesamtsumme von 45000 eine Neujahrsbescheerung, welche die Krankenkassen schwerlich, lange ertragen können.

Waldenburg, 16. Jan. Als gestern zu ge­wöhnlicher Zeit die hohen Herrschaften ausfuhren, ritt der Fürst der Fürstin, welche im Wagen saß.

bandes gekommen sind. Es ist geradezu unsipnig, unter gleichzeitiger Verkürzung der Arbeitszeit um eine Stunde (soviel würde die Ein- und Ausfahrt durchschnittlich Zeit erfordern) eine Lohnerhöhung von 50 pCt. zu fordern.

Es würde dann dahin kommen, daß manche Bergleute, die jetzt schon 180190 den Monat verdient haben, eine Einahme von 300 hätten, während andere es kaum auf die Hälfte brächten. Es besteht immer noch ein großer Unterschied in den Löhnen, wie es auch nicht gut anoers sein kann. Dem einen fällt ein sog. Berg­mannsglück zu, d. h. er bekommt eine Arbeit, wo die Kohle leicht zu gewinnen ist, während der andere bei der Schließung des Gedinges (Accords) vielleicht gute Verhältnisse hat, dann aber schlechtere finvet.

Sacye der Zechen würde es sein, Arbeitern, die bei allem Fleiß noch keine 70 ^ verdienen, etwas zuzu­setzen, damit der Abstand in den Löhnen kein allzu großer sei. Es ist kaum anders zu erwarten, als daß der Vorstand des bergbaulichen Vereins die For­derung des Verbandsvorstandes in der Form, wie sie gestellt ist, ablehnt. Vernünftige Bergleute, und deren giebt es Gott sei Dank noch viele, lachen selbst über derartige Forderungen. Wenn auch die Forder­ung seitens des bergbaulichen Vereins abgelehnt wird, dann ist nicht etwa Schlimmes zu erwarten. Die Hetzer haben auch jetzt mii ihren Wühlereien ganz etwas Anderes im Auge, als sie vorschützen; sie wollen den Arbeiter nicht zur Ruhe kommen lassen, damit am Tage der Wahl die Zahl der Unzufriedenen eine möglichst hohe sei und die überall aufgestellten Sozialdemokraten eine große Stimmenzahl erhalten.

Weiter hat die Sache keinen Zweck.

^ Essen, 18. Jan. DieRh. Wests. Ztg." veröffentlicht Forderungen der Belegschaft der Zeche Schlägel und Eisen" ähnlichen Inhaltes, wie sie der bekannte Rechtsschutzverein der Bergarbeiter an den Verein für bergbauliche Interessen gestellt. Es wird u. A. Feststellung des Minimallohnes für Hauer nicht unter 5 für Schlepper nicht unter 3 für Pferdetreiber nicht unter 2 ^ 80 iZ verlangt.

Hamburg, 18. Jan. Zum Ersatz der st reitenden Heizer und Trümer der im hiesigen Hafen liegenden Hamburger Dampfer wurde von auswärts gekommenes Personal angemustert.

Es fanden keinerlei Ruhestörungen statt.

Ausland.

Brüssel, 17.Jan. Der neuerlich aus­gebrochene Generalstreik der Bergbaubezirke von Charleroi flößt die größten Besorgnisse ein. Die Regierung entsendet Truppen in das Streikgebiet.

In der Ortschaft Binche wurde heute ein neuer Dvnamitanschlag verübt, welcher das Haus des Glas­fabrikanten Durien zerstörte.

Charleroi, 18. Jan. 5730 Grubenarbeiter weigern sich einzufahren, weil die Grubenbesitzer ihre Versprechungen nicht erfüllten.

Turin, 19. Jan. Das Hofmeisteramt des Herzogs von Aosta zeigte das Ableben des Herzogs sämtlichen Höfen an. Der Herzog und die Herzogin von Genua kehrten eine halbe Stunde nach eingetretenem Tode in ihr Palais zurück, nur der

Sie trat ihm wie sonst entgegen. Er aber fühlte, als er sie nach der Groß­mutter begrüßte, eine warme Blutwelle in sein Antlitz steigen.

Im Gespräch mit der Gräfin fand er bald seinen Gleichmut wieder. Dabei beobachtete er verstohlen das junge Mädchen, welches den Kopf auf eine Arbeit herabgebeugt hielt. Ihre Ruhe überraschte ihn. 'Sie war unverändert, wenigstens erschien sie ihm so auf den ersten Blick. Später freilich meinte er einen ihm fremden Zug um ihren Mund zu finden. Sie sprach wenig und es fiel ihm plötzlich auf

ihre Stimme klang verändert. Ja je tiefer er sie beobachtete, desto deutlicher erkannte er von Tag zu Tag, daß Edith dennoch eine Andere geworden. Nicht daß ihr Inneres, ihre Ansichten und Meinungen eine Aenderung erfahren hätten, abge- streist aber war von ihr der tändelnde Uebermut, der noch an das Kind Edith erinnert hatte.

Damals, als Eugen sie an ihre Thür geleitet und sie den Riegel zwischen sich und dis Welt geschoben hatte, lag sie offenen, thränenlosen Auges auf ihrem Bette stundenlang, Vorbei vorbei wehklagte ihre Seele. Sie vermochte lange Zeit ihre Gedanken nicht zu sammeln, über allen lag lähmend und trostes­arm der immer wiederkehrende Refrain:Vorbei."

Endlich raffte sie sich auf. Was war denn vorbei? Ihr Lieben?!

War eS vorbei? Mußte es vorüber sein?!.Nein, nein, tausend Mal

nein. Konnte sie jemals aufhören, Harald zu lieben? .... Was that es, daß er jene Isolde liebte, daß sie sein Weib würde. Ihr ward er damit nicht untreu. Er war ihr niemals anders als mit brüderlicher Herzlichkeit begegnet und hatte nie ein Wort gesprochen, das anders zu deuten gewesen. Nur sie hatte weiter gedacht

und heute da er ihr sein Inneres geoffenbart, hatte sie im Uebcrmaß ihre» Schmerzes ihn heimlich der Untreue geziehen. In dieser Nacht, während sie am Fenster stand und das Antlitz nach der Richtung wendete, wo Rudolfsburg lag, bat sie es ihm ab. Sie hatte ihm bitter Unrecht gethan zu einer Stunde, da er voll und ganz ihrer Bewunderung wert da er, erhaben über die Rücksichten eines Standes, gegen dieselben in die Schranken trat.

Und durfte sie ihn denn wenn die Andere seinen Namen trug nicht

mehr lieben? Ihn nicht mehr lieben Dies war nicht zu fassen; es war unmög­lich, sagte sie sich, und darum nicht zu erwägen. Eine große Liebs bedarf nicht der Gegenliebe, sie läßt sich genügen, den Geliebten glücklich zu wissen. Dazu konnte sie Manches beitragen.

Sie wollte sich Isolden nähern, ihr Alles Mitteilen, wodurch sie Harald das Leben verschönen könne. Sie kannte ihn ja seit ihrer Kindheit Tagen viel länger als Isolde wie sie sich mit Genugthuung sagte, kannte seine Vorliebe für Mancherlei, seine Eigenheiten, seine Lieblingsspeisen. Sie wußte, was er nicht

leiden konnte: manche Farben, manche Lieder, manche Worte.Dies Alles

wollte sie der jungen Frau Mitteilen. Sie fand sich plötzlich in eine Art Vorsehungs­rolle hinein, die ihr den Schmerz der Gegenwart verhüllte. Es war ja gar nichts, vorgefallen, was ihre Stellung veränderte. Er blieb für sieKousin Harald." Nur an das Eine mußte sie sich gewöhnen: daß Eine lebte die er viel, viel mehr liebte als sie.

Es kam ein Tag, da Harald wiederkehrte. Auf seine Anfrage, wann es Großmama und Onkel genehm sei, seine Braut zu empfangen, erhielt er abschlägigen Bescheid.

Damit hat es Zeit, bis sie Deinen Namen trägt" vertröstete die alte Dame in ihrer sanften, dennoch einen unabänderlichen Vorsatz kundgebenden Weise. Graf Karl von der Tann lehnte in der verdrießlichen Stimmung, die ihn zeither beherrschte, mit den kurzen Worten ab: Er wolle von der ganzen Angelegenheit nichts hören.

Harald war bleich geworden. Eine bittere Erwiderung lag ihm auf den Lippen. Edith, welche am Terrassengeländer lehnte, und die schreckhafte Veränderung seiner Mienen wahrnahm, zitterte, daß er den Onkel beleidigen werde. Er aber, eingedenk des eindringlichen Rates seiner künftigen Schwiegermutter, es mit seinen Verwandten auf keinen Fall zum Bruch kommen zu lassen, kämpfte die zornige Aufwallung nieder. Ein indifferentes Gespräch aber wollte sich nicht, mehr anbahnen, lassen und er brach bald auf.

(Fortsetzung folgt.)