Amts- und durchschnittlichen Gemeindeschaden des Bezirks Calw zu Grund legt:

Staatssteuer.3 50 ^

Amtsschaden. ^ 95

Gemeindeschadensdurchschnitt (die 43 Gemeinden des Bezirks bezahlen jähr­lich 80,048 ^ 59 Staatssteuer und 72,150 Gemeindeschadenvon Grund Gebäude und Gewerbe) 90°/« der

Staatssteuer.3 15 ^

7 ^ 60 ^

Dazu kommt, wenn er sein Hau­siergewerbe auf weitere 10 Oberämter ausdehnen und in jedem 30 Tage betreiben will, die Ausdehnungsabgabe mit 10°/« der Staatssteuer mit 17,5 oder im Mindestbetrag 20 pr.

Oberamt.2 ^ xZ

Dazu die erste und die Aus­dehnungssporteln . 11 -rZ

20 ^ 60

Für diesen Betrag darf er ein ganzes Jahr in 11 Oberämtern des Landes mehr bringt er nicht fertig hausieren. Ein solcher Hausierer ergänzt seinen Waarenvorrath alle 814 Tage von einem bestimmten Lagerplatz aus, den er in Württemberg hat, sein jährlicher Umsatz beträgt mindestens 3000 ^ Ein ansäßiger Kaufmann, der ebensoviel umsetzt, bedarf hiezu eines stehenden Waarenlagers von mindestens 3000 <^. Seine Gewerbesteuer berechnet sich, wenn er in Calw ansäßig ist, ungefähr folgendermaßen:

Steuerkapital vom persönlichen Arbeitsverdienst

Vom Waarenlager

Staatssteuer hieraus Amtsschaden . Gemeindeschaden .

1/0

180 ^

355

12 43 ^

4 ^ 3 ^ 19 13 iZ

35 -//ö 59 -rH

Hieraus ergibt sich, daß die in den Motiven zur Regierungs-Vorlage aufgestellte Behauptung: die Sätze der Klassentafel, nach welchen der steuerbare Betrag bemessen wird, seien für Wandergewerbe höher als für den stehenden Gewerbebetrieb nicht zutreffend ist. Diese Ansicht wäre richtig, wenn das stehende Gewerbe die gleichen Produktions-Bedingungen hätte, wie das Hausiergewerbe, dies ist aber nicht der Fall, der Hausierer setzt sein Betriebskapital mindestens 20mal um, bis der ansäßige Gewerbetreibende Imal, die beiden Klassentaseln können deswegen gar nicht mit einander verglichen werden. Aus dem gegebenen Beispiel geht hervor, daß der ansäßige Gewerbetrei­bende beinahe doppelt so hoch in der Steuer veran­lagt ist, als der Hausierer. Von der in dem neuen Gesetzes-Entwurf vorgesehenen Erhöhung der Steuer für Hausiergewerbe, wird der größte Teil der Hausierer gar nicht betroffen, weil ihr Steuerkapital unter 100 beträgt, nur diejenigen, welche einen umfangreichen Hausierhandel treiben, erhalten eine Zulage von einigen Mark. Der angestrebte Zweck, die ansäßigen Ge- werbtreibenden vor der ihnen durch den Hausier­handel zugehenden Benachteiligung zu schützen, wird hierdurch um so weniger erreicht, als die Hausier­

steuer unserer Nachbarstaaten sehr bedeutend höher ist, als in Württemberg. Derselbe Hausierer, welcher bei uns künftig mit einer Gesammtabgabe von 20 60 pr. Jahr belegt w:rd, muß in Baden und Bayern pr. Jahr 120 bezahlen, es ist deßhalb kein Wunder, daß Württemberg die größte Anzahl von Hausierern hat, (vor 25 Jahren 3000 und jetzt nahezu 30,000), die Zahl ausländischer Hausierer wird durch die niedere württemb. Besteuerung fortwährend vermehrt und dadurch den ansäßigen Gewerbetreibenden ihr Einkommen geschmälert. Diesem Uebelstand ent­gegenzutreten, ist um so mehr Aufgabe der Gesetz­gebung, als die Inhaber stehender Gewerbe bessere Stützen des Staats und der Gemeinden sind, als die Hausierer; es ist zu bedauern, wenn die Zahl der ersteren abnimmt, die Zahl der Hausierer aber sich vermehrt. Der ansäßige Gewerbetreibende bezahlt nicht nur seine Steuern, er nimmt auch sonst Anteil an den Pflichten und Lasten des öffentlichen Lebens, er trägt für gemeinnützige Zwecke Zeit und Geld bei, während der ausländische Hausierer die Gemeinden und das Land abweidet und dann wieder verläßt. Für die Bedürfnisse des Volkes ist nicht einmal der 10. Teil der Hausierer notwendig, mindestens 9/10tel derselben existieren zur Belästigung und zum Schaden des Publikums, sie vergeuden die Zeit, in der sie Nützliches leisten könnten in zwecklosem Hin- und Herreisen. Faßt man diese Gesichtspunkte ins Auge, so wird man keinen Augenblick darüber im Zweifel sein können, daß es notwendig ist, die Hausiergewerbe­steuer in einer Weise zu regeln, daß sie nicht nur der Steuer, welche vom stehenden Gewerbe erhoben wird, zum mindesten gleichkommt, sondern auch, daß sie zu Verminderung der großen Zahl ausländischer Hau­sierer der Wandergewerbesteuer unserer Nachbarstaaten gleichkommt. Um dieses Ziel zu erreichen genügen die Bestimmungen des vorliegenden Gesetzes-Ent- würfes nicht, wie an obenangeführten Beispielen nach­gewiesen ist. Die Staatssteuer von Wandergewerben muß erhöht werden, es sollte unter Verlassung des jedenfalls bezüglich der Wandergewerbe unzweckmäßigen Ertragsteuersystems, ein Haufiergewerbesteuertarif auf­gestellt werden, nach welchem die Staatssteuer für die einzelnen Hausiergewerbe unter Berücksichtigung der volkswirthschaftlichen Bedürfnisse eingeschätzt werden; dieser Steuertarif würde dann die Grundlage für die Kommunalbesteuerung bilden. Bei diesem Steuer­tarif könnten die althergebrachten Hausierartikel be­rücksichtigt und zu Gunsten alter und gebrechlicher Personen Ausnahmeabstufungen gemacht werden. Die Ausdehnungsabgabe sollte höher, als in dem Ent­wurf vorgesehen, bemessen werden und für den ein­zelnen Oberamtsbezirk mindestens den fünften Teil betragen.

Im Hinblick darauf, daß der vorliegende Ge­setzes-Entwurf in keiner Weise geeignet ist, den be­gründeten Klagen der Handel- und Gewerbetreibenden über Benachteiligung durch die Hausierer Rechnung zu tragen, hat die Handels- und Gewerbekammer Calw beschlossen, an die Kammer der Abgeordneten die Bitte zu stellen, dem eingebrachten Gesetzes-Ent­wurf die Genehmigung zu versagen und an die K. Regierung die Bitte zu richten, dieselbe möge in möglichster Bälde einen Gesetzes-Entwurf einbrmgen, welcher auf Grund eines fixen Steuertarifs die Staats­steuer voii Hausiergewerben und auf dieser Grundlage

die Ausdehnungsabgabe in einer der Wandergewerbc- steuer der benachbarten Staaten gleichkommenden Höhe regelt.

Keongvnsum.

Neues in der Wibttothek.

1) Jahrbuch der deutschen Landwirtschafts-

Gesellschaft. Herausgegeben vom Direkto­rium. Band 4.

2) Das Kaiserreich Ostindien und die an­

grenzenden Gebirgsländer. Nach den Reisen der Brüder Schlagintweit und anderer neuerer Forscher dargestellt.

3) Die Botenfrau. Die Kassette. Zwei Er­

zählungen von Marie Nathusius.

4) Martha, die Stiefmutter. Marie. Zwei

Dorfgeschichten von Marie Nathusius.

5) Die beiden Pfarrhäuser. Der neue

Schulmeister. Zwei Dorfgeschichten von Marie Nathusius.

6) Der Bankerott. Das Baregekleid. Zwei

Erzählungen von Marie Nathusius.

7) Vater, Sohn und Enkel. Eine Dorfgeschichte

von Marie Nathusius.

8) Erzählungen einer Großmutter. Für

junge Mädchen von Marie Nathusius.

9) Wißmanns Reis en durch Afrika. Der

deutschen Jugend erzählt von H. Elm.

10) Württembergische Forschungsreisende und Geographen des 19. Jahrhunderts. Im Aufträge des Württ. Vereins für Handels­geographie bearbeitet von E. Metzger.

Standesamt ßakw.

24. Dez. 1889.

26.

27 .

31. .

8. Jan. 1890.

Geborene:

Marie Helene, Tochter des Friedrich Nonnenmacher, Mühlebesitzers.

Marie Sophie, Tochter des Wilhelm Buck, Bäckermeisters.

Karl Gottlob, Sohn des Jakob Fried­rich Singer, Pressers.

Maria, Tochter desGeorg Schechinger, Maschinenstrickers.

Pauline Luise Friederike, Tochter des Joh. Keller, Eisenbahnschaffners.

27. Dez. 1889.

1. Jan. 1890.

Gestorbene:

Karl Eduard Burger, Sohn des Christof Friedrich Burger, Zoll­verwalters, 12 Jahre alt.

Christiane Rosine Stroh, ledig, 80 Jahre alt.

Luise Dorothee geb. Icnne, Ehefrau des Johann Michael Göckeler, Maurers, 53 Jahre alt.

Jakob Karch, Gärtnereibesitzer, 42 Jahre alt.

Karl Wagner, Fabrikarbeiter, 64 Jahre alt.

Wilhelm Friedrich Springer, Tuch­macher, 69 Jahre alt.

Gottesdienste

am Sonntag, den 12. Januar.

Vom Turme: 507. Vormirtagspredigt: Herr Helfer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr Abendpredigt: Herr Dekan Braun.

des jungen Mädchens Hand und zog sie an seine Lippen. Dann ließ er sie sinken, aber er hielt ihre Finger fest.

Dir will ich es zuerst vertrauen, Edith, vielleicht kann Dein Fürwort mir die Bahn ebnen. So höre denn, Mädchen ich liebe!"

-Ah!"

Es klang wie der Todesseufzer des verwundeten Rehs. Ein einziger Blick auf den Geliebten sagte ihr, daß s i e nicht der Gegenstand seiner Liebe sei.

Ja, ich liebe ein Mädchen, und zwar mit solcher Leidenschaft, daß ich Himmel und Erde in Bewegung setzen würde, es zu erringen."

Edith fühlte, wie alles Blut ihr aus dem Antlitz wich und wie ihr Herz still- stand, bald mit heftigen, unregelmäßigen Schlägen pulsierte. Ihre Kniee begannen zv zittern, ihre Zähne leise aneinander zu schlagen. Die Landschaft vor ihr gewann eine tanzende Bewegung. Sie schloß die Augen und lehnte sich zurück. Daß die knorrige Baumrinde hart gegen ihren leicht bedeckten Nacken drückte, that ihr wohl.

Harald bemerkte nichts von ihrer Seelenpein. Er blickte in die Ferne und mit vibrierender Stimme, strahlenden Auges, sprach er weiter:Es sind schon Monate her, daß ich Isolde kenne."

Schon Monate!" wiederholte Edith mechanisch, und in diesem Zeitraum Halle sie Harald's täglich mit der Gewißheit des Geliebtseins gedacht.

Auf Bällen, beim Schlittschuhlaufen, trat ich ihr näher. Oh Edith!" rief er plötzlichich liebe dies wunderschöne Wesen und Isolde oder Keine wird mein Weib." ,

Und scheint Dir dies schwer?" stammelte Edith mit nagender Neugier, mehr von der schönen Isolde zu hören, und konnte nicht fassen, daß es da Hinder­nisse geben könne. Sollte sie ihn nicht wieder lieben? Unmöglich!

Er blickte lebhaft auf.

Edüh hatte den Schirm ihres Hutes tief in die Stirn gezogen, es mochte sie wohl der glänzende Flußspiegel blenden.

Schwer?! . . . Sie ist bürgerlichen Standes. Ihr Vater ist Regenschori in unserer Garnisonskirche."

Weller nichts?" hauchte sie. Es schien ihr, als habe ihre Stimme jede Modulation verloren.Jst's weiter nichts? Sie wird ja Deinen Namen tragen."

Er zog ihre Hand an seine Lippen und bemerkte über der eigenen Aufregung nicht die eisige Kälte derselben.Dank kür dieses Wort, Mühmchen aber es ist doch nicht so leicht. Ich fürchte, der Onkel, die Großmutter werden Schwierig­kellen erheben. Allein stellen sich auch die Fürsten der Hölle dagegen Isolde wird meine Frau." Er hatte die letzten Worte mit der Emphase der Leidenschaft gesprochen.

Fürchte nichts" sagte sie, in dem krampfhaften Bestreben, ihm den Zu­stand ihrer Seele zu verbergen, eigentümlich kalten Tones.Großmama und Papa, die so wenig den Fürsten der Hölle gleichen, werden Deinen Wünschen kein Hindernis in den Weg legen. Dein Glück wird sie über die Mesalliance trösten."

Sie bereute sofort, mit den letzten Worten den Geliebten vielleicht verletzt zu haben und fügte hinzu:Gewiß ist Isolde eben so gut als schön." Dabei traten ihr ein paar Thränen in die Augen, die sie sofort zerdrückte.

Sie ist ein Engel!" rief er doch wollten die kommenden Stunden ihm nicht so verheißungsreich erscheinen, wie Edith. Handelte es sich doch auch darum, daß der Onkel zu dem neuen Haushalt einen Zuschuß gewähre. Von dem eigenen unzureichenden Einkommen und Eugens Beisteuer konnte man kaum bestehen.

Willst Du bei dem Onkel ein Wort zu meinen Gunsten sprechen, ehe ich mit meinem Anliegen selbst vor ihn hintrete, damit solches ihm nicht zu übcrrascher d kommt?" fragte er.

Sie zögerte mit der Antwort. War sie es im Stande? .... Es mußte geschehen.Ja, Harald ich werde thun was ich vermag Papa ist so gut."

Er war aufgesprungen. Man mußte das Eisen schmieden, so lange es warm war. (Forts, folgt.)