Erschein! täglich mit Ausnahme der Sonn- und Seftlazr.

Preis vierteljährlich hier mit Lrilgerlshn 1.20 im Bezirke und 10 Lm.«Berkehr 1.LZ km Sbrige» WLrttembecg 1.85 Monatsabouvement, nach DrrhAtnis.

Fernsprecher Nr. 29.

86. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigeu-Gebihr sllr die einspalt. Zeile ans gewöhnliche» Schrijt oder deren Raum bei einmal.

Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderpiidchen.

* Wusk. Soantagsblati snb

Schwöb. Senedwirt.

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Ireitag, den L. Ieöruar

L812

Bekanntmachung der Kgl. Zentralstelle.

Blitzableiterkurs.

Es ist beabsichtigt, an der K. Fachschule sür Fein­mechanik in Schwenningen ein Kurs zur Unterweisung von Schlossern, Mechanikern, Flaschnern, Elektromonteuren usw. im Entwurf, Bau und Prüfung von Blitzableiteranlagen vonr 26. Februar bis 2. März 1912 ^bzuhalten. Zu dem Kurs werden im Lande ansässige, selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, welche im Begriff sind, sich selbständig zu machen, zugelassen. Ein Unter- richrsgeld wird nicht erhoben. Auswärtigen minderbemittelten Teilnehmern können auf Ansuchen als Beitrag zu den Reisekosten die Auslagen sür eine Rückfahrkarte vom Wohn­ort nach Schwenningen ersetzt werden. Gesuche um einen solchen Beitrag sind gleich bei der Anmeldung beizubringen.

Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs sind durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder des Vorstands einer örtlichen gewerblichen Bereinigung bis spätestens IS. Februar ISIS an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einzureichen. Dis Gemeindebe­hörden und dis Vorstände der gewerblichen Bereinigungen werden ersucht, bei der Vorlage der Anmeldungen sich darüber zu äußern, ob die Angemeldcten nach ihrer Aus­bildung und ihren Fähigkeiten voraussichtlich in der Lage sind, mit Erfolg an dem Kurs sich zu beteiligen.

Aus den Anmeldungen sollen im übrigen ersichtlich sein: Namen, Beruf, Berusstellung (ob selbständig oder Geselle), Wohnort und Alter der Angemeldeten.

Die Gemeindebehörden und die gewerblichen Vereini­gungen werden ersucht, die beteiligten Handwerker auf den Kurs aufmerksam zu machen.

Stuttgart, den 24. Januar 1912. Mosthas.

LÄgetz-NsrügLeiterr.

R«S MM rmb Laub.

Nagold, 2. Februar 1912.

* Ueber Verkehrs-Verbesserungen (Zugsoer- bindungcn) in Württemberg und letzten Endes zwischen Nagold, Calw und Stuttgart haben wir gestern berichtet, und fügen dem heute an, was darüber im ,,'Lalwer Tageblatt" gesagt wird. Es heißt da:

Daß diese Berkehrsverbesserung (Einlegung eines Etl- zugs von Calw ab etwa 6 Uhr 30 rm Anschluß an die Züge von Nagold und Unterreichenbach) in Calw allgemein begrüßt werden wird, darüber ist kein Zweifel. Ungemischte Befriedigung aber würde innerhalb unserer Bevölkerung eigentlich eist eine günstigere Abendverbindung von Stuttgart nach Calw Hervorrufen, zu welchem Zweck, nebenbei bemerkt, gerade dieser Eilzug äußerst vorteilhaft geführt werden könnte. Uns Calwern fehlt derletzte Zug", der geht z. Zt. in Stuttgart ab 9 Uhr 36 und trifft hier nach zwei geschlagenen Stunden ein. Daß damit von einer guten, oder auch nur notwendig erforderlichen Verbindung zwischen Stuttgart und Calw nicht die Rede sein kann, findet jeder Einsichtige.

Der Kampf um einen günstigeren letzten Zug Stuttgart- Calw geht ja schon lange, und wenn dieser neue Eilzug, der etwa 8 Uhr in Stuttgart ankommen dürste, dort wieder gegen Vs 11 oder 11 Uhr abfahren würde, dann wären wir Calwer der Eisenbahndirektion wirklich dankbar. Alle maßgebendem Persönlichkeiten und Vereinigungen sollten in der Verfolgung dieses Ziels, eine dem Bedürfnis Calws entsprechende Nachtverbindung zwischen Stuttgart und Calw den seitherigen ungenügenden Verbindungen angegliedert zu erhalten nicht ermüden".

Das gleiche trifft für Nagold zu in dem Bestreben diesen Abendzug bis Nagold zu führen.

* Besuch. Gestern kamen zwölf Studenten der Forst­wissenschaft unter Leitung von Professor Dr. Wagner von Tübingen hieher. Die Herren statteten morgens der Samenklenganstalt der Firma CH. Geigle einen Besuch ab. Nachmittags wurde ein Ausflug in den Stadtwald Killberg unternommen. Hiebei wurden hauptsächlich die großen Beschädigungen besichtigt, welche die Hitze des vergangenen Sommers an den Kulturen angerichtet hat. 6.57 reisten die Herren wieder nach Tübingen zurück.

* Bortrag im evangelischen Arbeiterverein. Der Bortrag, den Herr Amtmann Mayer am kommenden Sonntag abend um 7 Uhr im Saale des Gasthoss zum Rötzle" über das neue Gesetz derReichsversicherungs­ordnung" halten wird, verdient wegen der Bedeutung und der praktischen Wichtigkeit des Gegenstandes allgemeines Interesse. Er ist mit Rücksicht auf unsere Mitglieder auf Sonntag abend gelegt, und man wird bei dieser ungemein wichtigen und praktischen Sache einer vollzähligen Be­teiligung von seiten des evang. Arbeitervereins sicher ent­gegensehen dürfen. Es sind aber zu diesem wichtigen Dor­trag alle Personen, welche sich dafür interessieren, und da­rum kümmern müssen, freundlich eingeladen, der Vorstand und die Mitglieder der Bezirkskrankenkasse, der Gewerbe­verein. die Arbeitgeber und die Arbeiter, die Beamten; auch unsere Frauen, sür welche die Sache gleichfalls praktisch wertvoll ist. Man wird auf einen umso größeren Besuch des Vortrags rechnen dürfen, als der Herr Vortragende Fachmann und der amtliche Leiter und Vertreter des Ver­sicherungswesens in unserem Bezirk ist. Ein Besuch des Vortrags, der an und sür sich ein allgemeines Interesse bietet, wird sich schon aus dem praktischen Grund emp­fehlen, weil die dankenswerte Belehrung von seiten des Herrn Redners zur Vereinfachung und Erleichterung des Geschäftsverkehrs zwischen dem Beamten und dem Publi­kum wesentlich bettragen wird. Es versäume daher nie­mand die treffliche Gelegenheit, die sich bietet. Es ist jedermann und jeder Verein freundlich eingeladen. (Siehe Anzeige im heutigen Blatt.)

Die Handwerkskammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer heutigen Nummer auf die Veranstal­tung von Gesellenprüfungen in den Monaten März und April d. I. aufmerksam. Wir selbst möchten nicht ver­fehlen, ganz besonders aus dieselben hinzuweisen, umsomehr als die Erstehung der Gesellenprüfung vom kommenden

Jahr ab die Voraussetzung zur Zulassung zu den Meister­prüfungen bildet.

Die Mitglieder der gewerbliche« Berufs- genossenschaften (Arbeiter-Unfallversicherung) haben in Gemäßheit des tz 99 des Gewerbe-Unsallversicherungs- gesetzes vom 30. Juni 1900 den Vorständen ihrer Genossen­schaften binnen 6 Wochen nach Ablauf des Rechnungsjahres 11. Februar 1912) zum Zwecke der Verteilung der Gesamt­umlage eine Nachweisung über die im verflossenen Jahre beschäftigten oersicherungspflichtigen Personen und die von denselben verdienten Löhne und Gehiilier^einzureichen. Für Mitglieder, welche mit der Einsendung einer solchen Nach­weisung im Rückstände bleiben, erfolgt die Feststellung der Löhne strafweise, durch die zuständigen Organe der Genossen­schaft. Außerdem können derartig säumige Mitglieder gemäß Z 147 des obigen Gesetzes mit einer Geldstrafe bis zu 300 Mark belegt werden. Es sei deshalb hierdurch an die Einreichung der betreffenden Lohnnachweisung erinnert und aus die Folgen der etwaigen Versäumnis hingewiesen.

r Vom Lande, 1 . Febuar. (Seht nach den Bäumen!) Aus Aeckern und Wiesen ist noch arbeitslose Zeit. Höchstens wird da und dort eine Furche eingeebnet, ein Abzuggraben aufgemacht oder Mist ausgefllhrt. Da­gegen gibt es Arbeit genug auf den Baumseldern. Das Aus­putzen der Bäume, das Schneiden von Reisern zur Ver­edelung, das Reinigen der Stämme von alter schorfiger Rinde und Unrat wird jetzt besorgt. Beim Ausputzen soll man ja keine Stumpen stehen lassen, die Wasserschossen ge­hören weg, die Baumkrone muß gelichtet werden, aber nicht sehr, in den Gabelungen der Aeste muß tüchtig Umschau gehalten werden nach Ungeziefer. Da haben die Schmarotzer gerne ihre Schlupfwinkel. Alle Schnittwunden sind zu ver­streichen, am besten mit Lehm oder Teer. Denn offene Schnittwunden führen durch Eindringen von Regenwasser zu Faulungen und mancher Obstbaum ist schon durch das Messer, dem kein Zuftrich folgte, zu Grunde gegangen.

x Stuttgart, 31. Jan. Der Finanzausschuß der Zweiten Kammer behandelte heute in der fort­gesetzten Beratung des Lehrergesetzes zunächst die Frage, durch welche Mittel erreicht werden könne, daß die Zahl der unständig verwendeten Lehrerinnen in ein richtiges Ver­hältnis zu der Zahl der ständig angestellten kommen könne. Bisher stehen etwa 4200 ständigen Lehrern etwa 1600 un­ständige Lehrer gegenüber, dagegen ist bei den Lehrerinnen das Verhältnis nahezu umgekehrt, denn hier kommen aus 150 ständige 447 unständig verwendete Lehrerinnen. Der Berichterstatter Löchner hatte die Annahme einer Resolutton empfohlen, die er aber dann zu Gunsten einer von dem Abg. Heymann beantragten zurückzog mit dem Wortlaut: Die Staatsregierung zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Ständigmachung der Lehrerinnen und Arbeitslehrerinnen in weiterem Ilmsang als bisher erfolgt. Diese Resolution wurde mit 9 Ja gegen 2 Nein und 4 Enthaltungen ange­nommen. Dagegen wurde eine von dem Mitberichterstatter Weber beantragte Resolution, die Staatsregierung zu er­suchen, bei Bewilligung von Unterstützungen nach Art. 118

Schlacht bei Leuthen.

(Schluß.)

Der Sieg bei Leuthen ist eine der glorreichsten Kriegs- laten, von welchem die Weltgeschichte erzählt: ein Sieg des überlegenen Scharfsinns, der begeisterten Hingebung und der musterhaften Taktik über die scheinbar furchrbarste Ueber- nmcht. Die schräge Schlachtordnung, welcher Friedrich den Sieg verdankte, war in der Art, wie er sie anwandte, seine eigene Erfindung. Napoleon sagt von der Schlacht bet Leuthen:sie ist ein Meisterwerk der Bewegungen, der Manövers und der Entschlossenheit; sie allein würde hin- hinreichen, Friedlich unsterblich zu machen und ihm eine Stelle unter den größten Feldherrn anzuweisen." Die Aus­führung seines Planes konnte jedoch nur mit einem Heere gelingen, dessen Führer und Soldaten durch das gründlichste Exerzitium zu allen unvorhergesehenen Wendungen geschickt gemacht waren. Hier bewährte sich auf dem Schlachtfeld in glänzendster Weise, was die preußischen Soldaten unter Friedlich Wilhelm l. und unter Friedrich auf dem Exerzier­platz gelernt hatten, denn nimmer hätte die größte Bravour allein hingereicht, das auszuführen, was ihr im Verein mit der musterhaften Schulung und Disziplin bei Leuthen gelang.

Doch, so groß das Verdienst des Königs und seiner Truppen war, diesmal fühlte ein jeder, dcch doch das Ge­lingen vor allem von oben gekommen war. Die brave Armee gab diesem Bewußtsein in erhebender Weise lauten Ausdruck und übertrug die Ehre und den Dank.des großen Tages auf des Höchsten. Am Abend stimmte <ein alter

Grenadier inmitten des Schlachtfeldes das Lied an:Nun danket alle Gott", und sogleich fiel die ganze Umgebung und bald darauf die ganze Armee in den schönen Lobge- sa-'g ein, und unter Begleitung der gesamten Feldmusik er­scholl es von vielen Lausend Zungen, wie aus einem Munde: Nun danket alle Gott Mil Herzen, Mund und Händen,

Der große Dinge tut An uns und aller Enden."

Ein wahrhaft erhebender Augenblick, bei dunkler Nacht und unter Tausenden von Leichen! Ein Augenzeuge, von Retzow, schreibt darüber:Wie aus einem tiefen Schlafe erwacht, fühlte sich jetzt jeder zum Danke gegen die Vor­sehung hingerissen, und mehr als fünfundzwanzigtausend Menschen sangen diesen Ehoral einstimmig bis zu Ende. Die Dunkelheit der Nacht, die Stille derselben und das Grausende eines Schlachtfeldes, wo man fast bei jedem Schritt auf eine Leiche stieß, gaben dieser Handlung eine Feierlichkeit, die sich besser empfinden, als beschreiben läßt; selbst die aus der Wahlstatt liegenden Verwundeten, die bis­her öie Gegend mit ihren Wehklagen erfüllt hatten, vergaßen aus einige Minuten ihre Schmerzen, um Anteil an diesem allgemeinen Opfer der DankbarlÄt zu nehmen. Eine er­neuerte innere Festigkeit belebte jeA den durch so viele An­strengung erschlafften Krieger und ein lauter Jubel ertönte aus aller Munde."

Auch der König, in dessen Gemüt in solch großen Stunden das Gottesbewußtseia mit größerer Lebendigkeit zu erwache« Pflegte, schrieb den errungenen Sieg der Fügung Gottes zu. Er sagte in einem Brief an des Feldmarschall

Keith: Wenn je Preußen Ursache gehabt hat, dasHerr Gott dich loben wir" anzustimmen, so ist es bei dieser Ge­legenheit .... der Himmel sei gelobt, daß uns dies ge­glückt ist." Als ihm ein alter General feine Glückwünsche abstattete, erwiderte er:das hat ein Höherer getan." Ja," sagte der General,und Ew. Majestät vortreffliche Dispositionen."Ach, was will Er mit seinen Dispositionen, na es kommt wohl eins zum andern.

Ein Brief Friedrichs des Großen an de» Herzog Karl Eugen von Württemberg. Potsdam,

6. Febr. 1744. Denken Sie nicht, das LandWir-

temberg sei für Sie geschaffen, sondem glauben Sie, daß die Vorsehung Sie hat geboren werden lassen, um das Volk darin glücklich zu machen. Ziehen Sie immer den Wohlstand desselben Ihren Vergnügungen vor. Wenn Sie schon in Ihrem zarten Alter Ihre Wünsche dem Wohl Ihrer Untertanen aufzuopfern wissen, so werden Sie nicht nur die Freude Ihres Landes, sondern auch die Bewunderung der Welt sein. Sie sind das Oberhaupt der bürgerlichen Religion in Ihrem Lande, die in Rechtschaffenheit und allen sittlichen Tugenden besteht. Es ist ihre Pflicht, die Ausüb­ung derselben, besonders der Menschlichkeit, zu fördern, welche die Haupttugend jedes denkenden Geschöpfes ist. Die geist­liche Religion überlassen Sie dem höchsten Wesen. In diesem Stück sind wir alle blind und irren auf verschiedenen Wegen. Wer unter uns wäre so kühn, daß er den rechten bestimmen wollte! Hüten Sie sich also vor dem Fanatis­mus io der Religion, der Verfolgungen bewirkt. . . ."