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Fernsprecher Nr. 28.

86. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

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WM.

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Schwöb, kaodwirt.

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Samstag, dm S. Aezemöer

1911

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Bekanntmachung.

In Ober««« DA. Rottenburg ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrocheu.

Rottenburg, den 7. Dez. 1911. K. Oberamt:

sto. Amtm. Fiederer.

Seine Königliche Majestät haben am 7. Dezember ds. Is. aller- gnädiast gemht, dem Amtsrichter Kautter bei dem Amtsgericht Stutt­gart Stadt die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst zu be­willigen.

Tages-Neuigkeiten.

Lu» Stadt m»d Laub.

Nagold, 8 Dezember 1911.

r Wichtig für Krankenkassen. Ueber die etwaige Verlängerung der Amtsdauer der Vertreter der Kranken­kassen haben sich Zweifel erhoben, weshalb der Vorsitzende des Wütttembergischen Krankenkassenverbandes an maß­gebender Stelle Erkundigungen eingezogen hat. Auf Grund dieser kann in Aussicht genommen werden, daß die Amts­dauer der gegenwärtigen Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten in den Organen der Krankenkassen, sofem die­selbe nach dem 31. März 1912 abläuft, auf Grund des Art. 4 Abs. 2 des Einsührungsgesetzes zur Reichsversicher­ungsordnung bis zum Amtsantritt der nach den Bestimm­ungen der Retchsverficherungsordnung gewählten Vertreter verlängert wird. Dagegen ist eine Verlängerung der Amts- dauer auch für diejenigen Vertreter, deren Wahlzeit vor dein 1. April 1912 abläu ft, nich t beabsichtigt.

r Herrenberg, 8. Dez. (Der Räuber.) Auf dem Westbahnhof in Stuttgart hat der 17jährige Wilh. Roller von Kuppingen einen Mann überfallen und seiner Uhr und Kette beraubt. Roller, der auch wegen sonstiger Vergehen steckbrieflich verfolgt würde, wurde vom Landjäger Schwarz hier verhaftet und ins K. Amtsgerichtsgesängnis eingeliesert.

Calw, 8. Dez. Die gestern stattgefundene Gemeind e- ratswahl ergab folgendes Resultat: Berw.-Akt. Emil Staudenmeyer erhielt 358, Privatier Franz Schoenlen 318, Kaufm. Eugen Dreiß 312, Metzgermeister Julius Widmaier 267, Uhrmacher Karl Zahn 166 und Glasermeister Wilh. Schwämmle 151 Stimmen. Die vier elfteren sind auf sechs Jahre gewählt. Don 621 Wahlberechtigten haben 403 gleich 65°/g abgestimmt.

r Neuenbürg, 8. Dez. (Ein Vergleich.) Der zwischen der Gemeinde Neuenbürg und Gräfenhausen droh­ende Prozeß wegen Eingemeindung einiger Gemarkungs­teile von Gräfenhausen ist nun durch Vermittlung des Ober­amtmannes Hornung gütlich beigelegt worden.

r Gräfenhausen, OA. Neuenbürg, 8. Dezbr. Im hiesigen Gemeindewald verunglückte gestern der 30 Jahre sedige Bauer Emil Ahr beim Holzfällen. Eine große Tanne traf ihn so schwer beim Umfallen, daß Ahr ein Bein doppelt gebrochen wurde und er schwere Verletzungen am Kopfe er­litt. Er blieb wie tot liegen. Sein Wiederauskommen ist zweifelhaft.

Evangelische Laudessyrrobc.

x Stuttgart, 8. Dez. In der heutigen Sitzung der evangelischen Landessynode gab der Vorsitzende, Präsident v. Zeller, zunächst ein Schreiben des Konsistoriums be­kannt, wonach laut allerhöchster Entschließung dem Kult­minister v. Fleischhauer ein Mandat für die Verhandlungen der Landessynode erteilt wurde. Außerdem wurden zu landesherrlichen Kommissären für die Beratungen der Lan­dessynode Konsistorialpräsident Dr. o. Habermaß, Oberhof­prediger Prälat Dr. v. Kolb, Prälat v. Hermann und die Oüerkonsistoiiaträte o. Römer, Dr. Merz und Binz bestellt. Auf Vorschlag des Präsidenten wurde, der Entwurf betr. das Stelloertretungsgesetz der ökonomischen Kommission, der Entwurf betr. die Perikopenordnung an die Kommission für Lehre und Kultus, der Entwurf betr. die Feierlags­ordnung ebenfalls an die Kommission für Lehre und Kultus und der Entwurf zur Abänderung des Reoerssliengesetzes an die kirchenrechtltche Kommission überwiesen. Präsident v. Nestle gab den Bericht der Legitimationskouuuission, wonach die neu eingetretenen Mitglieder der Synode für legitimiert erklärt wurden. Hierauf wurde zur Beratung des Rechenschaftsberichts des Synodalausschusses übergegangen. Berichterstatter war Präsident o. Restle. Aus den Beratungen sei hervorgehoben die Frage der kir­chenmusikalischen Ausbildung der Geistlichen, wobei von verschiedenen Rednern für eine Besserstellung der Organisten eingetreten wurde. Prälat v. Hermann wies darauf hin. daß die Gehaltsverhältnisse der Lehrerorganisten eine wesent­liche Verbesserung erfahren hätten, sodaß insbesondere amh bezüglich der Stellvertretungskosten die Bezahlung der Or­ganisten der evangelischen Kirche keine geringere ist, als die

der katholischen Kirche. Ein Antrag Herzog, der in der Verminderung der Zahl der Generalsuperintendenten ohne vorgängige Zustimmung der Landessynode einen Widerspruch mit der Landessynodalordnung erblickt, wurde an die kirchen­rechtliche Kommission verwiesen, ebenso ein Antrag Nestle betreffend die Frage der Baupflicht des Staates als In­haber des allgemeinen Kirchenguts bezüglich der Psarr- wohnungen für neuerrichtete Kirchenstellen. Nächste Sitzung Montag 4 Uhr.

p Stuttgart, 7. Dez. Zu der in verschiedenen Blät­tern enthaltenen Mitteilung, daß die neuen Ausführungs­bestimmungen zum Zigarettensteuergesetz es verbieten, daß Zigaretten in Restaurants und Cafös den Kunden an den Tischen anders als in ganzen Packungen verabreicht werden, und daß der Kunde, der einzelne Zigaretten kaufen wolle, sich diese selbst am Buffet holen müsse, wird uns mitgeteilt, daß diese Annahme nicht zutrifft. Vielmehr bestimmt das Gesetz nur, daß die Zigaretten direkt aus der Schachtel entnommen und dem Käufer eingehändigt werden. Außer- dem sind die Hauptzollämter ermächtigt, auf Antrag zu ge- statten, daß von den in der Berkaufsstätte gangbarsten Sor­ten nicht nur eine sondern mehrere Packungen für den Ein­zelverkauf offen gehalten werden, sodaß also jeder Kellner aus einer besonderen Schachtel am Tisch verkaufen kann.

r Schramberg, 8. Dez. (Erdstöße.) Dienstag nacht 2 Uhr Mittwoch nacht 12.45 Uhr haben wir wieder ein bis 6 Sekunden langes, ziemlich starkes unterirdisches Geröll mit Getöse von Ost nach Westen vemommen, so daß die Betten sowie Türen in ihren Angeln kräftig zitterten. Auch wurde sofort ein allgemeines Hundegebell hörbar.

Reutlingen, 8. Dez. (Der Rabenvater.) Der Bauer Karl Buck von Balzholz, der seinem Kind den Schädel eingeschlagen haben soll und dann flüchtig ging, wurde vom hiesigen Polizeiinspektor in vergangener Nacht verhaftet.

Rottweil, 8. Dezember. Obersorstrat v. Nagel aus Stuttgart ist hier plötzlich gestorben. Die Leiche wird nach Stuttgart übergeführt.

Reichstagskaudidatnre«.

p Stuttgart, 8. Dez. Der liberale Kandidat des ersten Reichstagswahlkreises, Oberbürgermeister Dr. Mül­berger, wird die Reihe der öffentlichen Versammlungen am Freitag 15. Dez. im Festsaal der Liederhalle eröffnen.

p Stuttgart, 8. Dez. Gegenüber der Mitteilung, daß die im 9. Reichstagswahlkreis aufgestellte Kandidatur des Hauptlehrers Bernecker-Tailfingen von einigen ver­ärgerten Nationalliberalen veranlaßt worden sei, stellt die Deutsche Reichspost heute fest, daß diese Kandidatur eine konservative Kandidatur und von Konservativen aufgestellt ist.

Deutsche Reich.

r Berlin, 7. Dezbr. In der heutigen Sitzung des Bundesrates wurde dem vom Reichstag angenommenen Entwurf eines Gesetzes betr. Ausbau der deutschen Wasser­straßen und die Erhebung von Schiffahrtsabgaben, der Vor­lage betr. ein Abkommen über den Verkehr mit Brannt­wein zwischen dem Gebiet der deutschen Branntweinsteuer- gemeinschast und dem Großherzogtum Luxemburg, der Vorlage betr. Ausführungsvorschriften zum Viehseuchengesetz, dem Entwurf einer Bekanntmachung betr. das Verfahren vor dem Aufsichtsamt für Privatoersicherung im Fall des § 1321 Abs. 3 Satz 3 der Reichsverftcherungsordnung und der Vorlage betr. Festsetzung von Tagegeldem und Fuhr- koften für die nicht.zu den unmittelbaren Reichsbeamten gehörigen Personen die Zustimmung erteilt.

vv Berlin, 7. Dez. Der Reichsanzeiger schreibt: Der Landeseisenbahnrat hat in der Sitzung vom 6. ds. Mts. folgende wichtigere Beschlüsse von allgemeinem Interesse ge­faßt: Zur Unterstützung der oberschlestschen Eisenindustrie sind ermäßigte Ausnahmetarife für Eisenerze zur Herstellung von Eisen nach Oderschlesien und für fertiges Eisen von Oberschlefien zur Ausfuhr nach außerdeutschen Ländern be­fürwortet worden. Den Tarifen für Eisenerze von Stettin nach Danzig, sowie von deutschen Stationen über 500 Kilo­meter soll ein Streckensatz von einem Pfennig für das Tonnenkilometer und eine Abfertigungsgebühr von 6 Pfen­nig für 100 Kilogramm, den Tarifen von den Oderum­schlagplätzen ein Streckensatz von einem Pfennig und eine Abfertigungsgebühr von 3 Pfennigen zugrunde gelegt werden. Die Tarifermäßigungen sollen zunächst auf drei Jahre ein- geführt werden. Die Tarifermäßigungen von Eisenerzen aus den Seehäfen sollen nur für die Beförderung in ge- schloffeneu Zügen gellen. Den Vorschlägen der Ständigen Tarifkommisfion wegen Tarifierung von Gemischen und ins­besondere von Futter- und Düngergemischen, sowie wegen Neuordnung der TartfpositionenHolz und Holzwaren" der Spezialtarife wmde beigetreten.

Eine «ene Finanzreform und Flottenvorlage.

Berlin, 8. Dez. Wie von verschiedenen Seiten ge­meldet wird, soll die Einbringung einer neuen Erbschafts­steuer im neuen Reichstag von oer Regierung beabsichtigt sein. Gleichfalls soll auch die Abschaffung der wenig er­tragsreichen, aber dafür umso unbeliebteren Fahrkarten- und Zündholzsteuer erwogen werden. Die Mehrerträgnisse der Deszedentensteuer sollen zum rascheren Ausbau der Flotte verwendet werden. In erster Linie sei eine vermehrte Kiel­legung großer Panzerkreuzer und die Indienststellung eines dritten Reservegeschwaders ins Auge gefaßt.

Gerichtssaal.

r Danzig, 8. Dezember. Der Seemann und Stauer Heinrich Gasfke aus Zoppot wurde wegen Mordes be­gangen am 10. Januar d. 3s. in Zoppot an der Rentiere Frau v. Lazzewskt vom hiesigen Schwurgericht zum Tode verurteilt.

Ausland.

Der Dreibund in Gefahr.

Wie«, 7. Dez. Der römische Korrespondent der Reichspost", die dem österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand nahesteht, versichert auf das bestimmteste, daß seine Meldung über den beabsichtigten Austritt aus dem Dreibunde trotz aller Dementis auf Wahrheit bemhe und daß tatsächlich diesbezüglich im Palais der französischen Botschaft in Rom Verhandlungen stattgefunden hätten.

r London, 8. Dezbr. Der DampferArmista" aus Bremen ist bei Sturm im Kanal von Bristol gestrandet.

r London, 8. Dez. (Unterhaus.) Das Seeprisen­gesetz, das die Londoner Deklaration wirksam macht, ist in dritter Lesung mit 172 gegen 125 Stimmen angenommen worden.

Kriegszustand zwischen Rußland und Persien.

Wie nicht anders zu erwarten war, hat die persische Nationalversammlung das russische Ultimatum abgelehnt, da die Forderungen dieses Ultimatums wett über das hin­ausgingen, was ein Staat, der auf seine Selbständigkett Wert legt, einer fremden Macht einräumen kann. Der Kriegszustand ist zwischen beiden Staaten infolgedessen be­reits eingeketen. Die russische Regierung hat infolgedessen der in Rescht zusammengezogenen Truppenabtetlung den Befehl erteilt, aus Teheran vorzurücken. 250 russische Sol­daten sind bereits in Kaswin eingetroffen, welches nur 150 Kilometer von Teheran liegt. Mtt dem russiischen Vormarsch aus Teheran ist Persiens Schicksalsstunde angebrochen. Da das von Parteikämpsen zerrissene Land heute über keine reguläre Armee mehr verfügt, dürste es zu einem russisch- persischen Kriege kaum noch kommen, und da jenseits der Grenze zwei kaukasische Armeekorps berettstehen, würde es den Russen nicht schwer fallen, eine Volkserhebung im Hand­umdrehen ntederzufchlagen. Wir werden daher in nicht all­zu femer Frist die Erklärung des russischen Protektorats über Nordpersien erlebe». Auch England, das starke Trup­penabteilungen in Südpersien stationiert hat, wird seine Konsequenzen aus den Ereignissen ziehen und an der Auf­teilung Persiens tatkräftig Mitwirken. Das jahrelange englisch­russische Intrigenspiel, dessen Endziel von vomherein die Austeilung Persiens war, nähert sich seinem Ende und wird den gewünschten Erfolg haben.

Der Krieg «m Tripolis.

r Konstautinopel, 8. Dez. Das Kriegsministerium erhielt folgende Depesche des Kommandanten von Tripolis über den allgemeinen Angriff der Italiener vom 4. d. M.. die italienischen Streitkräfte seien zehnfach überlegen ge­wesen. Die Italiener hätten mehr als 500 Tote gehabt, ohne jedoch einen entscheidenden Ausgang herbeigeführt zu haben.

Verzeichnis der Märkte der Umgegend

vom 10.16. Dezember.

Calw 13. Dez.: Krämer- und Mrhmarkt.

Nagold 14. . .

Mutmahl. Wetter am Sonntag und Montag.

Der neue Luftwirbel leistet dem Einfluß des über Ost­europa stehenden Hochdrucks nur noch leichten Widerstand. Für Sonntag und Montag ist zwar noch zeitweilig naß- kaltes, dann aber aufheUerndes Frostwetter zu erwarten.

HW" Der heutigen Gesamtauflage des Blattes liegt ein Prospekt über vr. Erhards Nerven-Rahrnng Visnervin" bei.

Hiezu ein zweites und drittes Blatt, der Schwäbische Landwitt Nr. 23 und das Illustrierte Sonntagsblatt Nr. 50

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei (LmS

Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.