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Fernsprecher Nr. 29-
85. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
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Beilagen: Plauderstkdchen, Illustr. SonntagsblaU und
Schwäb. Landwirt.
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Mittwoch, den 20. Septernöer
1S11
ein Akatt lesen will, das bei billigstem FSH* Bezugspreis allen Ansprüchen genügt, die H» T- man an eine Tageszeitnng stellt, ein Blatt, das in Leitartikeln und einer Wochenrundschau rasch, kurz und populär über die potttischen Ereignisse berichtet, das alle Vorgänge aus Stadt und Land mit Hilfe des Telefons, Telegraphen und eines Stabes von Mitarbeitern den Lesern vermittelt, das in seinem wirt- schastkichen Gelt alle Bedürfnisse berücksichtigt und der Ilnterhattnng «nd Belehrung ausgedehnte und sorgsamste Pflege angedeihen läßt, der abonniere den
„Gesellschafter",
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Zu recht zahlreichem Abonnement und häufiger Benützung des „Gesellschafter" zu Ankündigungen aller Art ladet höfl. ein
nungen, sowie ein Altersnachweis anzuschließen. Der Schulvorstand wird die Gesuchsteller von ihrer Zulassung benachrichtigen.
Die gewerblichen Bereinigungen ersuchen wir, auf diesen Kurs besonders aufmerksam zu machen.
Stuttgart, den 9. September 1911.
Für den Vorstand: Kälber.
Tages-Neuigketten.
Ans Stadt und Land.
Nagold, 20- September 1911.
* Komet. Aus seinem Leserkreise wird dem „Schw. M." geschrieben: Es dürfte die Leser des Schwäb. Merkur interessieren, daß der neue schweiflose Komet Brookes 1911 gegenwärtig mit bloßem Auge die ganze Nacht hindurch sichtbar ist als deutlicher Nebelfleck im Sternbild des Drachen und z. B. in der Nacht vom Samstag auf Sonntag und Sonntag auf Montag schön zu sehen war. Er bildet mit dem Polarstern und dem diesem näheren Hinteren Stern des großen Bären ein annähernd gleichschenkliches Dreieck mit der Spitze und einem Winkel von nahezu 90 ° im Polarstern. 3m Zeißglas erscheint er als großer und Heller runder Nebelfleck neben dem Stern L des Drachen.
die Geschäftsstelle des „Gesellschafter".
Amtliches.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle.
Vorbereitnugskurs für Bauleute in Hall.
An der K: Bauhandwerkerschule in Hall findet im kommenden Winter wieder ein Unterricht zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung in die erste Klasse der K. Baugewerkschule statt. Die Schüler haben an dem Unterricht des ersten Kurses der Bauhandwerkerschule teilzunehmen. Außerdem erhalten sie noch einen ergänzenden Unterricht in Rechnen, Geometrie und Deutsch. In den Vorbereitungs- Kurs werden Bautechniker aus dem ganzen Lande zugelassen, die das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben und mindestens 3 Jahre im Baugewerbe tälig gewesen find. Das Schulgeld für diese Schüler beträgt 50 es ist beim Eintritt in die Schule zu bezahlen. Unbemittelten tüchtigen Schülern kann es nach Schluß des Kurses ganz oder teilweise nachgelassen werden. Schüler, die nach Besuch des ersten Kurses nicht in die Baugewerkschule übertreten, können in einem späteren Jahr den zweiten Kurs der Bauhand- werkerschule besuchen und sich hier eine abgeschlossene Ausbildung verschaffen.
Der Unterricht beginnt am 1. November 1911, vormittags 8 Uhr. Aufnahmegesuche sind unter Nachweis des zurückgeiegten 17. Lebensjahres und einer dreijährigen Tätigkeit im Baugewerbe bis 12. Oktober beim Vorstand der Bauhandwerkerschule in Hall einzureichen. Den Aufnahmegesuchen ist eine kurze Darstellung des bisherigen Ausbildungsgangs und etwaige selbstgefertigte Fachzeich-
Teinach, 19. Sept. Gestern abend wurde auf der Station Teinach während der Ausfahrt des Güterzugs 7292 infolge unzeitiger Weichenumstellung ein am Schluß laufender Schemelwagen auf ein unrichtiges Gleis abgelenkt. Der Wagen stieß hiebei auf den Triebwagenzug 932 auf. Der Schemelwagen wurde umgeworfen. Verletzt ist niemand. An der Unsallstelle mußte umgestiegen werden.
r Enzklöfterle, 19. Srpt. (Wahl.) Nachdem die Verhandlungen zur Bereinigung der beiden Gemeinden Enz- tal und Enzklösterle zu einer Gesamtgemeinde zu keinem Ergebnis geführt haben, fand gestern die Wahl eines Ortsoorstehers sür den auf 1. Juli von seinem Amt zurückgetretenen Schultheiß Keppler statt. An seiner Stelle wurde Gipsermeister Friedrich Klaiber von hier gewählt.
p Freier Wettbewerb bei der Errichtung von Ueberlandzentralen. Gegen die Beschränkung des freien Wettbewerbes bei der Errichtung elektrischer Ueberlandzentralen hat der Deutsche Handwerks- und Gewerbekammer- tag'beim Reichstag und den Bundesregierungen Verwahrung eingelegt, indem er unter Hinweis auf die dem selbständigen Installateurgewerbe, namentlich in seinen mittleren und kleineren Betrieben drohenden Gefahren, die Bitte aussprach, dafür Sorge tragen zu wollen, daß bei der Herstellung der Ortsverteilungsnetze und der Konsumentenanschlußanlagen im Anschluß an Ueberlandzentralen: 1. die durch die Gewerbeordnung begründete Gewerbefreiheit gewahrt wird, d. h. daß jedem Gewerbetreibenden die Möglichkeit offen gehalten wird, sich an der Herstellung dieser Anlagen zu beteiligen, sobald er die Gewähr für eine, den Vorschriften des Verbandes Deutscher Elektrotechniker entsprechende Ausführung bietet; 2.
die benötigten Materialien, Maschinen und Apparate hinsichtlich ihrer Herkunft keinerlei Beschränkung unterworfen werden; 3. die Selbständigkeit der Installateure nach jeder Richtung hin gewahrt wird. Insonderheit dürfe die Entscheidung über die Zulassung der Installateure, die Abnahme der Prüfungen und die Festsetzung der Prüfungsgebühren nicht durch das Werk, sondern sie müsse durch eine sachverständige, unparteiische Stelle erfolgen. Die vom Werk ausgesührten Installationen und die hiebei benötigten Materialen. Maschinen und Apparate müßten denselben Vorschriften unterliegen, wie die von den selbständigen Installateuren ausgeführten Anlagen und die hierbei verwendeten Materialien.
Stuttgart, 18. Sept. (Wagenmangel). Der Wagenpark des Deutschen Staatsbahnwagenverbandes ist in den letzten Jahren ganz besonders stark vermehrt worden, auch sind die Eisenbahnverwaltungen bestrebt, durch Einlegung von Sonderzügen und andere Maßnahmen den Wagenumlauf möglichst zu fördern. Gleichwohl besteht zur Zeit ein empfindlicher Wagenmangel, der durch außergewöhnliche Umstände, wie Einstellung oder Einschrenkung der Schiffahrt, Beförderung von Futtermitteln und dergl. veranlaßt und durch Manöoettranspotte, sowie den auf den beißen Sommer zurückführenden früheren Beginn des Herbstoerkehrs noch verstärkt worden ist. Infolgedessen sind die Eisenbahnverwaltungen nicht immer in der Lage, den Anforderungen von Wagen auf den Bestelltag zu entsprechen, es kann vielmehr im ganzen Bereich des Deutschen Staatsbahnwagenverbandes die Zuweisung der Wagen nach den einzelnen Bedarfsstellen nur im Verhältnis der Bestellungen zu dem Gesamtoorrat erfolgen.
x Stuttgart, 19. Septbr. Zur Beförderung von Truppen des XIII. (würlt^) Armeekorps in die Standorte nach Beendigung des Korpsmanöoers werden am 20. September auf den Württ. Staatsbahnen 21 Militär- und 17 Leerzüge gefahren. Befördert werden 650 Offiziere, 16 564 Mann, 725 Pferde, 82 Geschütze und Fahrzeuge, 189400 Kg. Gepäck. Die Gesamt-Militärbeförderung auf den. württ. Staatseisenbahnen in der Zeit vom 1. bis 30. September umfaßt 872 Offiziere, 41552 Mann, 1651 Pferde, 157 Geschütze und Fahrzeuge, 325750 Kg. Gepäck, 48 Militärzüge und 34 Leerzüge.
r Cannstatt, 18. Sept. (Zum Volksfest.) Die Arbeiten auf dem Wasen mit der Aufstellung der Bier- und Schaubuden schreiten rasch vorwärts. Verschiedene Buden sind schon unter Dach. Die Stadtverwaltung gibt sich dieses Jahr besondere Mühe, indem sie die Wegverhältnisse in einen guten Zustand versetzt hat. Auch die Hydranten sind gut eingemauert worden. Die Beleuchtung dürste sich diesmal gut bewähren. Die Pferdebesttzer veranstalteten gestern vormittag vor Beginn des Gottesdienstes eine Vorführung ihrer Pferde, die am Volksfest im Rennen verwendet werden. Es starteten ziemlich viele Pferde leichteren und schweren Schlags. Eine große Menge sah dem interessanten Rennen zu.
r Eßlingen, 19. Sept. (Eine Lektion). Anonyme Briefe können ihren Verfassern sehr unangenehm werden.
Am Feuerstrom des Aetna.
Mit grausam zäher Unaushattsamkeit setzt sich das Trauerspiel der Verwüstungen durch die Ausbrüche des Aetna fort. Der.ganze Bergkegel ist ein einziges furchtbares In- seino, Flammen züngeln, schwarze und grell beleuchtete düstere Rauchmengen wirbeln empor, und unaufhörlich geht der Widerhall des Donnerns, Zischens und Brausens über Die Tiefen hin. Da unten aber liegt die unglückliche Bevölkerung in starrer Ratlosigkeit aus den Knien und wartet geduldig aus den Augenblick, wo der Feuerstrom ihrem .Heim und ihrem Eigentum ein schreckliches Grab bereiten wird. Die Bewegung des Lavastromes bleibt sich gleich: von Minute zu Minute wälzt sich der breite, glühende, mörderische Fluß um einen Meier vorwärts, eine phantastische, erbarmungslose Schlange, die ihrer Beute sicher ist und nicht zu eilen braucht. Schon hat der Strom die den Aetna umkreisende Eisenbahn erreicht. Deutlich heben sich die glühenden und zischenden Umrisse des vorwärtsschreitenden Lavastreifens von der Umgebung ab; man sieht, daß die rollende heiße Steinmaffe, die in ihrer Breite mehr als einen halben Kilometer mißt, fünfzehn bis sechzehn Meter hoch getürmt, vorwärts zieht. Die vulkanische Erregung des Aetna scheint nicht nachzulassen, noch immer wirbeln glühende Steine durch die Luft und verbreitern den Feuerstrom, ein unausgesetztes Krachen und Zischen wie von Raketen und platzenden Geschossen erfüllt die Lüste, ein bitterer Schwefelgeruch liegt über dem Lande, und dabei kündet ein dumpfes, unheim
liches, unterirdisches Rollen davon, daß die zornigen Elemente in den Tiefen des Erdreiches ihre Wut noch nicht befriedigt haben. Ein Mitarbeiter des „Corriere della Sera" gibt folgende farbenreiche Schilderung dieses grandiosen Schauspieles der Verwüstung:
„Es ist unerträglich heiß, mühsam ringt man nach Atem. Etwa 1000 m bin ich hinaus geklettert; hier ist die Stelle, von der man deutlich beobachten kann, wie das zerstörende Element seinen Zug sortsetzt, den keine menschliche Macht aushalten kann. Ich steige auf eine kleine Erhöhung: da hinter mir in den Tiefen liegt die fruchtbare, blühende Gegend, und im Sonnenlichte flimmert in der Ferne das silberne Band des Alcantaraslusses. Vor mir aber bahnt sich die mächtige Masse der schwärzlich glühenden Lava ihren Weg und erstickt alles, was sie erreichen kann. Das Terrain ermöglicht es, den Weg des Unheils genau zu überblicken, ja man kann es berechnen, zu welcher Stunde dieser üppig prangende Weinberg, jener friedlich daliegende Hof vom Erdboden verschwunden sein wird. Es ist dabei nur ein schwacher Trost, daß Dörfer und größere Siedelungen nicht unmittelbar bedroht sind. Wie immer in den Bergen hat man die Talsohlen, auch hier als Wege benutzt, und inmitten sorgsam bebauter Felder, grünender Gärten und weit sich hinstreckender Weinberge liegen hier friedlich die kleinen Häuser der Bauern. Aber schon ist der Laoastrom auf dem Wege zu ihnen, ein paar Stunden noch: dann wird von diesem blühenden, reichen Lande nichts mehr übrig sein als ein wüstes, breites Meer ausgebrannten Gesteins. In den Weinbergen tauchen die Hüte und Uni
formen der Carabinieri auf, die sich noch bemühen, die reifende Frucht vor dem Vandalismus herbeiströmender fremder Neugieriger zu schützen. So hängen die gerade in diesem Jahre bisher prachtvoll gediehenen Trauben, die oft die Größe eines Menschenkopfs erreichen, noch ungestört im Rebstock. Die Besitzer dieser Weingärten aber sind verschwunden. Es fehlt ihnen der Mut, um die langsame Zerstörung dieser herrlichen Früchte mit anzuschauen, die Vernichtung der Ernte, die ihnen den Ruin bringt und stolze Hoffnungen in nackte Verzweiflung wandelt. Seit Jahren war der Wein nicht so glücklich gediehen wie jetzt; der prächtige Stand der Reben veranlaßte die Bauern alle Angebote findiger Zwischenhändler abzulehnen: in diesem Jahre wollten alle ihre Ernte selbst einbringen und wenn möglich selbst ihren Wein keltern. Ich treffe eine arme Bauernfamilie, die wortlos und leise weinend am Wege steht. Noch glühen leuchtend die Trauben in ihren Feldern und Gärten; doch nur eine kurze Weile noch, und alles ist dahin. Ihr kleines Gut liegt gerade auf dem Wege des nahenden Laoazuges, und fassungslos starren die Unglücklichen auf ihr letztes Eigentum, das ihnen morgen entrissen sein wird. Dann packt der Mann, aus dem Bedürfnis, doch wenigstens irgend etwas zu retten, ein Bündel Pfähle, das am Rande des Weinbergs liegt, und schleppt es keuchend davon. Sie werden ihm nichts nützen, diese Pfähle, wenn er kein Land mehr besitzt, aber sie sind doch das Einzige, was sich retten läßt, und ein dunkler Instinkt gebietet ihm, dieses wettlose Holz beiseite zu schaffen. Weiter unten stehen vor zwei kleinen Häusern drei Bauernfamilien: die Frauen