Änzrlgrn-Dc^iir si!r die einsyalk. Zeile au, gewöhnlicher Vchrift uö--: deren Raum bei einmal. Einrückung 16 -j. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
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Preis visrtelMrlich hier l.Ill vL, mit Träger, lohn 1.26 -Ä, im Bezirks und 16 Rm.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatscibonnements nach VerhSiinis
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Beilagen: Plauderftiibchen,
* Illustr. SllUUtagsblatt und
Schwöb. Landwirt
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Fernsprecher Nr. 29
tzS. Lshrgang.
Nr. 29
Fermpreche.
Mittwoch» den 6. September
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 6 September 1911
r Billige Briefe nach Nordamerika. Die auf
direktem Wege gegen Portoermäßigung (10 --Z für jede 20 Gr. im Frankierungsfall) zu befördernden Briefe sind mit folgenden Beförderungsgelegenheiten abzusenden: 7. September ab Cuxhafen, 12. Sept. ab Bremerhaven, 14. Sept. ab Cuxhaven, 16. Sept. ab Bremerhaven, 19. Sept. ab Bremerhaven. 23. Sept. ab Cuxhav-n, 26. Sept. ab Bremerhaven, 28. Sept. ab Cuxhaven. 30. Sept. ab Bremerhaven und 3. Oktober ab Bremerhaven. Sämtliche Verbindungen stellen zugleich die schnellsten Beförderungsgelegenheiten dar. Leilvermerk: „Ueber Bremen" (Bremerhaven) „Ueber Hamburg" (Cuxhaven) oder „direkt". Als weitere Beförderungsgelegenbeiten ohne Portoermäßigung kommen in Betracht: .4) über Southampton: am 6., 9., 13., 15., 16.. 17.. 20., 23., 24., 27., 29. und 30. Sept., sowie am 1. und 4. Oktober. 6) über Quenstoivn: 7., 10. 14,, 17., 21,, 24 und 28. Sept. und 1., 5. und 8. Oktober.
* Die Herbstzeitlose, die Verkünderin des nahen Herbstes, prangt schon in großer Anzahl aus Wiesen und Feldern. Mit ihrem Erscheinen sind alle anderen Blumen verblüht und verschwunden, und sie bildet sozusagen die einzige Zierde der Wiesengründe. Sie ist uns gerade weil sie uns an die nun bevorstehende schlechtere Jahreszeit gemahnt, nicht willkommen, aber doch erfreut auch sie das Auge des Beschauers in dem jetzigen Einerlei der Wiesengründe.
Rotselden, 5. Sept. Der verunglückte Zimmermann Ioh. Gg. Hasner ist seinen Verletzungen erlegen. Die Familie verliert einen fleißigen, treubesorgten Familienvater. Es wendet sich ihr die allgemeine Teilnahme zu.
p Stuttgart, 5. Sept. Herzog Mbrecht von Württemberg hat den Vorsitz des Preisgerichts für den Schwab. Ueberlandslug übernommen. Als weither Teilnehmer an dem Fing hat sich der bekannte Flieger Eugen Wiencziers ebenfalls gemeldet. Als Passagiere haben sich bis heute Oberleutnant z. See Bertram, Ellery von Gorrissen,, Oberleutnant Mittnacht vom Feldart.-Reg. Nr. 13 gemeldet. Die Flugleitung erläßt eine öffentliche Bitte an das Publikum, die gezogenen Abschrankungen zur'Vermeidung von Unglücksfällen niemals zu überschreiten.
Stuttgart, 5. Sept. Zu den Massenerkrank- ungcn in der Mollkekaserne wird von seiten des Bataillons folgendes mitgetcilt: Eine wesentliche Zunahme des Krankenstandes ist nicht erfolgt. Die Zahl beträgt heute etwa 165. Jedoch werden im Lauf des Tages eine Anzahl Mannschaften wieder gesund gesetzt und andere dürfen heute das Bett wieder verlassen. Die Krisis dürfte jedenfalls überwunden sein. Zn Besorgnissen ist kein Anlaß.
st Stuttgart, 5. Scptbr. Für den „Schwäbischen
Ueberlandslug" sind bereits einige Flugzeuge auf der Station Eßlingen angekommen: sie werden nach Fertigstellung der Schuppen nach Weil gebracht. — Am Montag früh wird auf dem Wasen ein Signalballon hochgelassen, den die Flieger von Weil kommend, überfliegen müssen, worauf sie zurück über Eßlingen, Plochingen nach Reutlingen den Weg zu nehmen haben.
Stuttgart, 4. Sept. Ueber den ParteikonMt der württ. Sozialdemokratie erfährt man aus dem Bericht der „Tagwacht" über den nichtöffentlichen Teil der Landesversammlung noch, daß in der Presseangelegenheit mit großer Mehrheit ein Beschluß gefaßt wurde, wonach die Redaktion der Tagwacht mit dem Ausscheiden des leitenden Redakteurs Keil eine neue Besetzung erfahren und daß allen übrigen Redaktionsmitgliedern, mit Ausnahme Sauerbecks, gekündigt werden 'soll. Dem Redakteur Westmayer wurde außerdem die schärfste Mißbilligung der Landesversammlung ausgesprochen, weil er die „in der Redaktion der Tagwacht bestehenden Differenzen durch Bervielsältigung zu einem Partciskandal schlimmster Sorte gestaltet habe, an dem die Gegner der Arbeiterklasse ihre Helle Freude haben müssen". Wie in der Tagwachtangelegenheit sonst noch verlautet, wird der bisherige Chefredakteur Keil schon im Lause des kommenden Herbstes von der Leitung des Blattes zurncktreten und in Cannstatt seinen Wohnsitz nehmen, um sich der freien Schriftstellern und seinen beiden Mandaten zu widmen. Redakteur Roßmann, der ebenfalls freiwillig ausscheidet, soll die Redaktion des auf 1. Oktober in Ulm erscheinenden Parteiorgans und der bisherige Tagwachtredakteur Ulrich die Redaktion des neuen Parteiblattes in Reutlingen übernehmen: so wird sich schon in aller Bälde das gesamte Redaktionspersonal der Tagwacht ans lauter neuen Männern znsammensetzen.
Oberndorf, 5. Sept. Das lange erwartete und verlangte Blatt 7 der Karte ,des Württemberg. Schwarzwaldoerems Sulz—Oberndorf ist erschienen. Ausführung: Bramigraue Schummerung, Flüsse blau, im ganzen hell, freundlich und übersichtlich. Ihr Wert besteht außerdem darin, daß in die -Karte die Wegbezeichnungen des Württ. Schwazwaldvereins und des Schwäb. Albvereins alle in roten Linien ausgenommen sind. Das Blatt begrenzt westlich die Linie Dornhan-Dunningen, nördlich Leinstetten-Wie- senstetten, östlich Wachendorf-Plettenberg, südlich Villingen- dorf-Hätzenbohl. Der Maßstab ist 1 : 50000. Die Karte ist eine rechte Wanderkarte.
p Untertürkheim, 5. Sept. Beim Zusammenschieben eines großen Schiebetors der Flughalle aus dem Cann- statter Wasen löste sich gestern abend das etwa 6 Zentner schwere Tor aus den Laufrollen und fiel um. Ein Monteur des Flugingenieurs Werner, namens Gerbitz, wurde unter dem Tor begraben und schwer verletzt. Lebensgefahr besteht glücklicherweise nicht. Ein jüngerer Monteur kam mit dem Schrecken davon.
Göppingen, 4. Sept. Ueber das Unglück an der Passeierspitze, dem der hiesige Eisenbahnsekretär Spinner, Mitglied der Sektion Schwaben des D. und Oe. Alpen
vereins, zum Opfer fiel, liegt jetzt auch ein Bericht des einen Begleiters Spinners, desReallehrersRothweilervonBalingen, vor. Danach befanden sich die 4 Touristen, unter denen Spinner einer der erfahrensten Bergsteiger war, aus der Tour von der Augsburger Hütte nach dem Gatschkopf, der nur durch eine Einsenkung, der Patrolscharte, von der Passeierspitze getrennt ist. Je zwei von den Touristen kletterten zusammen, und zwar nicht direkt übereinander, sondern wegen des losen Gerölls und der Brüchigkeit der Felsen nebeneinander. Spinner wollte mit seinem Begleiter in der Mitte der Wand zum oberen Teil des Ostgrats gelangen, um von dort die Bergspitze zu erreichen. Diesen hatte er denn auch erreicht und war nun im Begriff, vollends zur Spitze zu steigen. Sein jüngerer Begleiter mar zurückgeblieben. Als Spinner auf der Spitze war, begrüßte er seine weiter unten weilenden Wandergenossen durch Zurufe. Nach Stunde befand er sich wieder auf dem Abstieg; einige Zeit folgte er seiner Aufstiegsroute und gewann dann seine früheren Steigspuren in der Wand, denen er nunmehr folgte. Die übrigen Touristen brachen mit ihren Rücksäcken von der Scharte auf, um Spinner am Ferner zu erwarten und dann zu einem Rastplatze am unteren Ende des Ferners obzüfahren. Kaum waren sie unterwegs, da hörten sie ein Rollen von Steinen, einen jähen Schrei und sahen zugleich den Unglücklichen kopfüber die Wand Herabstürzen, indem er sich einigemale vollständig überschlug, so daß nachher nur Kopfwunden festzustellen waren, deren erste für ihn nach Aussage des Arztes schon tödlich war. Man fand den Verunglückten bald in der Raudklust mit schweren Kopf- and Gesichtswunden; der Körper war bereits kalt. Dank der Rührigkeit des Hüttenwarts der Augsburger Hütte war in kurzer Zeit Hilfe zur Stelle, um die ersten Vorkehrungen zu treffen. Die Ursache des Sturzes läßt sich nur vermuten, denn Spinner war im Augenblick des Sturzes allein in der Wand. Die Kopfwunden und die Art des Stürzens lassen nach der Beurteilung der Bergführer mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Steiirschlag schließen. Ob ein Ttritt oder Griff ausgebrochen ist, weiß man nicht. Andern Tags kletterte ein Bergführer die Unglücksstelle ab, ohne etwas Verdächtiges aufzufinden. Fest steht soviel, daß es der Verunglückte an Vorsicht nicht fehlen ließ und daß er aus reicher Erfahrung gewußt hat, welche bergtouristischen Aufgaben er sich stellen durste. An der Südwestseite der Kirche von Grins hat Eisenbahnsekretär Spinner seine letzte Ruhestätte gefunden. Die Kurgäste von Grins, besonders die dort weilenden Schwaben, erwiesen dem Toten allgemeine große Teilnahme. Die Sektion Landcck des D. und Oe. Alpenvereins hatte eine Abordnung zu der Beerdigung entsandt. Am 11. ds. begibt sich eine Abordnung, der hiesigen Berkehrsbeamten, nach Grins, um am Grabe des Verunglückten Kränze namens der Bahnstation und des Postamts niederzulegen.
r Göppingen, 4. Sept. (Milch Krieg.) Die abermalige Milchprei'serhöhung oeranlaßte die sozialdemokratische Partei und die vereinigten Gewerkschaften zu dem Beschluß, bei dem Consum-Berein und der Stadtverwaltung um Abhilfemaßnahmen vorstellig zu werden, die sich auf eine
Verschiedenes.
Ueber die Frühgeschichte unserer Haustiere unterrichtet ims ein soeben in Heft 23 der „Natur", Zeitschrift der D. N. G. e. B., Geschäftsstelle Leipzig. Königstr. 3. Preis ^ 1.50 vierteljährlich, erschienener interessanter Aussatz aus der Feder des Herrn Prof. Dr. C. Keller, dem wir das Folgende entnehmen: Es sind jetzt genau 50 Jahre her, jeit wir das erste zusammenhängende Bild der Haus- nerwelt des Neolithikums kennen lernten. Damals erschien die „Fauna der Pfahlbauten" von Ludwig Rütimeyer: die Separate tragen das Datum 1861, während ein Fahr vorher bereits eine vorläufige Zusammenstellung in den Mitteilungen der Züricher antiquarischen Gesellschaft erschienen war. Der genannte Zoologe, der eine bescheidene, etwas schwer zugängliche Natur war und nie darauf ausging, durch Aeußerlichkeiten zu blenden, machte damals durch seine gediegene vergleichend-anatomische Studie über die Tierwelt der Pfahlbauten in den weitesten Kreisen Aussehen und kein Geringerer als Charles Darwin verfolgte die überraschenden Funde aus neolithischer Zeit mit dem höchsten Interesse. Genannte Schrift ragt als literarischer Markstein trotz der wechselnden Tagesströmungen in die Gegenwart hinein: man wird immer wieder auf sie zurückgreifen, denn sie bildet den Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Haus- tisrsorschung, die sich seither zu einem bedeutsamen Zweig der allgemeinen Tiergeschichte entwickelt hat. — Die „Fauna der Pfahlbauten" erschien unter ganz besonders günstigen Auspizien. Die kurz vorher gemachte Entdeckung einer Pfahlbaukultur in Mitteleuropa beschäftigte die ganze ge
bildete Welt. Sie hatte nicht mit jenem Widerstand zu Kämpfen, den die Vertreter der paläolithischen Kultur vorfanden. Die neuen Ideen eroberten im Gegenteil die wissenschaftlichen Kreise sozusagen im Flugs — vermittelte doch die Neolilhtsche Kultur der Pfahlbauzeit in schönster Weise das älteste Erscheinen des Eiszeitmenschen mit der srühhistorischen Zeit. Die Hiatus hatte anfgehört zu existieren. Noch ein zweiter Umstand wirkte in günstiger Weise. Kurz vorher war Darwin mit feinen neuen Ideen über den Ursprung und die Umbildung der Arten hervorgetreten. Manches war vorläufig noch geniale Konzeption und hatte erst die Feuerprobe zu bestehen. „Wie auf Bestellung", bemerkt Ernst Krause sehr zutreffend, „kamen der neuen Lehre die Arbeiten von L. Rütimeyer über die Fauna der Schweizer Pfahlbauten, in denen dieser ausgezeichnete Zoologe zeigte, daß unsere Hanstierrassen nicht inehr mit den im Seeboden niedergelegten Funden völlig übereinstimmen, vielmehr durch dieselben init älteren wilden Rassen in Verbindung gebracht werden.
Entlaufene Affen.
Einen gelungenen Witz leisteten sich der „Elb. Ztg." zufolge zwei Knaben in einem kleinen Dorfe in der Nähe von Königsberg. Sie verbreiteten das Gerücht, aus dem Königsberger Tiergarten seien zwei Affen entlausen, die in der Umgegend bemerkt worden seien. Nachdem sic sich nun durch Masken und Ziegenfelle eine gewisse Affenähnlichkeit gegeben hatten, begannen sie mit hereinbrechender Dunkelheit die Einwohnerschaft des einsamen Dörfchens in wilde Aufregung zu versetzen. Auf allen Bieren kriechend und die Gangbewegungen der Affen nachahmend rasten sie durch die
1 Straßen und Gärten und trieben Frauen und Kinder in wilde Flucht. Doch die Männer rotteten sich zusammen, und mit Stangen bewaffnet, rückten sie den Bestien zu Leibe. Diese aber entzogen sich den Verfolgern dadurch, daß sie auf einen großen Baum kletterten, und nach wenigen Minuten standen die erschreckten Leutchen in weitem Kreise um den Baum und staunten mit geöffnetem Munde über die kühnen Kletterkünste der wilden Urwaldsöhne. Niemand zweifelte an der Echtheit der Affen, zumal sie sich nun auch über die Früchte des Kastanienbanmes hermachten, jedoch nur, um ein wenig zu nagen. Denn der besonders weit geöffnete Mund der Dorfschönen bot eine natürliche und willkommene Zielscheibe. Da es niemand wagte, die kühnen Kletterer in ihrem Element anzugreifen, so mußte die Dorfwehr unverrichteter Dinge wieder abziehen. Am zweiten Abend tauchte das schreckliche Viehzeug mit einbrechender Dämmerung wieder auf und trieb dasselbe Unwesen, nur schien es besonders gern die Obstbäume aufzusuchen. Auch dieses Mal war aller Mut der Beherzten gegenüber der Klettergewandtheit der Fremdlinge erfolglos. Am dritten Abend waren ufällig Ortelsburger Jäger im Dorf, und auf Bitten der otizei erklärten sie sich dazu bereit, die Einwohnerschaft von den ungeladenen lästigen Gästen zu befreien. Kaum aber bemerkten diese die Gefahr, in der sie schwebten, so gaben sie sich durch Zurufe ihren staunenden Landsleuten zu erkennen. An ihre Menschlichkeit jedoch glaubte man erst, als sie sich ihrer Vermummung entledigt und sich einer gründlichen Besichtigung durch den Ortsschulzen unterzogen hatten, die mit ein paar Maulschellen endete und den erschreckten Dorfbewohnern ihre Ruhe wiedergab.
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