Der Amtsdiener wurde Zu Tode gemartert,, weil' er die Brunnen vergiftet haben soll. Der Bürgermeister mit seiner Familie mußte entfliehen. Der Landrichter starb aus der Flucht am Herzschlag.

Paris, 29. August. Nachdem erst kürzlich aus der Villa Carlotta am Comersee eine wertvolle Kopie der Mona Lisa" gestohlen worden ist, hat man nun auch im Marseiller Museum die Feststellung machen müssen, daß die von dem berühmten französischen Maler Ingres hergestellte sehr gute Kopie derGioconda" ebenfalls verschwunden ist. Auch hier blieb die Untersuchung bisher ohne Erfolg.

Paris, 30. Aug. In Saint Quentin stürmten heute 1500 Webergehilfen die Berkaufsstände der Butter- und Eierhändler und vernichteten einen großen Teil der Waren, weil die Händler zu hohe Preise verlangten. Die Polizei war außer Stande, die Händler zu schützen. In mehreren Orten bei Drouai und Nantes veranstalteten Arbeiterfrauen heute vormittag eine Straßenkundgebung gegen die teuren Lebensmittelpreise und zwangen einen Teil der Händler, die Preise zu ermäßigen.

London, 29. August.Daily Mail" meldet aus Bilbao, daß KönigzAlfons an Bord seiner JachtGiralda" den als scharfen Republikaner bekannten Präsidenten der Schlltzengilde von Bilbao, Herrn Lind Rue, empfangen hat. Als die Umgebung des Königs ihn aus dessen republikanische Gesinnung aufmerksam machte, sagte der König:Das geht mich gar nichts an! Jeder mag denken, was er will." Als Rue an Bord der Jacht kam, wurde er vom König herzlich begrüßt. Der Monarch drückte ihm die Hand und sagte:Ich freue mich außerordentlich, Sie hier zu sehen. Ihre politische Meinung kann kein Hindernis sein, daß ich Sie nicht wie jeden anderen, ja noch mit größerer Freundlichkeit empfange. Ich selbst bin Monarchist, weil ich eben als König geboren bin. Wer weiß, welche Meinung ich hätte, wenn es anders wäre, wer weiß auch überhaupt, ob wir nicht bald alle Republikaner stin müssen".

Plymouth, 29. Aug. Gegen den Deutschen Max Schultz wird das Gerichtsverfahren wegen versuchter Spionage durchgeführt werden.

r Melilla, 30. August. Gestern früh besetzten die spanischen Truppen eine günstige Stellung und fanden da­bei die Leichen zweier vermißter Soldaten. Die Züchtigung der Rebellen wird fortgesetzt.

r Saloniki, 30. Äug. 8.30 Uhr abends. Ingenieur Richter ist gesund hier eingetroffen.

Newyork, 30. Aug. Gestern traf hier der erste Dampfer nach dem Diebstahl im Louvre ein, nämlich der LloyddampferKaiser Wilhelm II.", auf dem sich auch die beiden aus Paris kommenden Kunstschüler Georges und Freisiniger befanden. Das Schiff wurde gründlich, aber ergebnislos durchforscht. Die Untersuchung wird auf allen kommenden Dampfern fortgesetzt werden.

r Charleston (Südkarolina), 30. Aug. Ein Orkan hat hier große Verheerungen angerichtet. Sechs Torpedo­boote sind auf den Strand geschleudert worden. Auf den Inseln und längs der Küste sind viele Menschen umge­kommen.

Marokko.

r Paris, 30. Aug. Aus Versailles wird gemeldet, daß 2 Kompagnien des 5. Genieregiments nach Marokko abgehen, um eine Eisenbahnlinie von Casablanca nach Rabat Zu bauen.

r Paris, 30. Aug. Ministerpräsident Caillaux emp­fing heute vormittag den Botschafter Jules Cambon, der heute vormittag abreist, um mit Instruktionen für die Wiederaufnahme der Besprechungen versehen, auf seinen Posten zurückzukehren.

r Melilla, 29. Aug. Eine spanische Kolonne unter dem Befehl des Generals Larrea, die auch eine Abteilung Eingeborener Kamelreiier umfaßt, ist abmarschiert, um die Urheber des Angriffs, den Marokkaner auf eine mit topo­graphischen Arbeiten beauftragte Abteilung in der Nähe des Ued Kort gemacht hatten, zu züchtigen.

Deutschland und Frankreich.

Paris, 30. Aug. Die hier beglaubigten Botschafter, welche während des Sommers aus Besorgnis vor europäi­schen Verwickelungen noch keinen Urlaub genommen haben, erhielten nunmehr von ihren Regierungen die Erlaubnis, Paris zu verlassen. Die Zuversicht auf einen befriedigenden Ausgang der Berliner Verhandlungen gründet sich auf die

Ueberemstimmung aller, diesem Gegenstände gewidmeten zu­verlässigen Mitteilungen. Die nur Deutschland und Frank­reich interessierenden Differenzpunkte in der Kongo-Ange­legenheit werden allseitig als Schwierigkeiten zweiter Ordnung bezeichnet.

Berlin, 30. Aug. Wie dieBad. Presse" aus zuver­lässiger Quelle erfährt, erteilt das Kriegsministerium den Reserveoffizieren höheren Grades keinen Auslands­urlaub mehr.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Hochdorf OA. Horb, 29. Aug. Die Getreideernte ist in jeder Hinsicht zur Befriedigung ausgefallen: die Oehmdernte steht gegenüber den anderen Jahren weit zurück. Die Hopfenernte hat hier und in der Umgebung begonnen: es wird eifrig Tag und Nacht gearbeitet: die Hopfen stehen hier gut und in manchen Lagen kann nian sagen sehr gut. Die Produzenten geben sich alle Mühe, einen schönen Hopfen im Pflücken wie im Trocknen bei den guten Preisen den Käufern vorzubieten: es waren schon Händler am Platz, welche aber noch keine Kauflust zeigten.

Hochdorf OA. Horb, 30. Aug. Heute wurden die ersten Hopsen verkauft, 4 bis 5 Ballen, pro Ztr. um 300 nebst Trink- geld.

x Stuttgart. 29. Aug. (Obstmarktbericht.) Tafelobstpresie auf dem heutigen Stuttgarter Großmarkt: Aepfel 1020 Pfir­siche 2545 Brombeeren 30 Mirabellen 2022 Preise!- beeren 50 Birnen 8-25 Pflaumen 78 Reineklauden g12 Zwetschgen 1012 Tomaten 15-16 ^ je der Zentner. Zufuhr sehr stark,'Verkauf langsam.

Mrchheim u. T.. 28. Aug. Dem heutigen Obstmarkt waren etwas über 150 Säcke zugesührt worden. Die Preise bewegten sich dem Zentner nach von 4.505 dem Sack nach von 910

Eingesandt.

(Für Artikels unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßrechtliche Verantwortung.)

Auf das Eingesandt im Gesellschafter Nr. 201den Milchaufschlag betreffend" ist zu erwidern, daß das Halten von Milchvieh, wiedort erwähnt, eine äußerst rentable Sache sein muß und ist es ganz eigentümlich, daß in der Angelegen­heit so viel hin und her gesuchten wird, zumal ja den hie­sigen Milchkonsumenten Gelegenheit genügend geboten ist, sich einige Grundstücke zu erwerben und einige Ziegen oder eine Kuh zu füttern. Es wäre dies der beste Vorschlag, um .den hiesigen Milchmarkt entsprechend zu beeinflussen. Auch fehlt es an hiesigem Platze nicht an den bezüglichen Persönlichkeiten, die diesen Erwerbszweig zu treiben im Stande wären, aber dieselben wissen nur zu gut, daß sie auf anderen Erwerbszweigen ihr Brot leichter verdienen können und deshalb ist auch hier mancher Stall und Scheune leer. Es liegt also somit klar auf der Hand, daß die Viehhaltung noch lange nicht der beste Erwerbszweig ist. Der Viehbe­sitzer mag rechnen wie er will, so stellt er sich nicht auf den Taglohn, wie ein gering bezahlter Arbeiter, ganz abgesehen von dem Anlagekapital und Risiko. Einsender dürfte über den Psorzheimer und Stuttgarter Milchpreis nicht ganz im Lausenden sein, da an beiden Plätzen der Durchschnitts­detailpreis für ein Liter Milch 24 ^ ist. Daß in Nagold noch Erwartungen aussteigen können, wonach das Liter Milch von auswärts für 17 ^ frei ins Haus geliefert werde, dürfte in das Reich der Fabel gehören, denn die auswärtigen Biehbesitzer sind auch in die Schule gegangen und haben Rechnen gelernt. Ihre Steuern und Abgaben, ihre Dienst­boten und sonstige Betriebskosten sind maßgebend für die Absatzpreise. Einsender dieses, gibt den Rat allen denen, welche Gelegenheit haben (deren es hier viele sind) ein Milch­tier zu halten, sich'ein solches anzuschaffen, zumal das Futter­holen für solches am frühen Morgen und am frühen Feier­abend für manchen eine sehr gesunde Betätigung wäre, welches sogar manche fleißige Arbeiterfamilie hier zeigt.

- Ein Viehbesitzer.

Noch einmal den Milchpreisaufschlag betreffend.

Ihre Erwiderung in Nr. 202 d. G., Herr Milchprodu­zent, ist schwach; diese Auskunft werden Ihnen Ihre eigenen Kollegen geben müssen.

Sie wollen ja in dem größten Teil Ihrer Ausführ­ungen den Anschein erwecken, als ob ich im Allgemeinen von der Landwirtschaft und den Milchverhältnissen gesprochen hätte, ist mir gar nicht eingefallen, ich sprach nur von den hiesigen Verhältnissen. Würden Sie in IhremEinge­sandt" vor alle Ihre allgemeinen Ausdrücke, welche die Landwirtschaft und die Milchverhältnisse betreffen, die Wörtchenhiesige, hier" usw. setzen, so hätte ich nicht ein einziges Wort zu einer Erwiderung nötig, so falsch wäre das Bild, das Sie da gezeichnet hätten.

Uebrigens scheinen Sie, was die allgemeine Lage an­betrifft, die Berichte der Zeitungen über die Futterlage in letzter Zeit nicht gelesen zu haben, und zwar Berichte von Landwirten, also Fachleuten, die die bestimmte Ansicht ver­treten, daß es bei geeigneter Futterverwendung sehr wohl möglich sei, den Biehstand über den Winter zu halten. Oder haben Sie gehört, daß hier ein Landwirt sein Vieh wegen der Futternot verkaufen will oder verkauft hat?

Sie fragen, ob ich den Preis von 20 für ein Ltr. Milch für Nagold zu hoch finde. Natürlich, Berehrtester. finde ich den Preis für zu hoch. Ihnen das zu sagen, ist ja der Zweck der ganzen Uebung.

Jetzt gestatten Sie mir eine Frage. Glauben Sie, daß ein Milchpreis von 20 -4 pro Ltr. mit einem ortsüb­lichen Taglohn von 2,50 ^ sich vereinbaren läßt, wenn Sie einen Taglöhner annehmen, (deren wir ja viele hier haben), der 4 Kinder hat und der als guter Hausvater jeden Tag mindestens 3 Ltr. Milch kaufen soll? Mein Herr Gegner, lassen Sie mir meine Moral in Ruhe, und lassen Sie Ihren berühmtentraurigen Mut" weg, und schlagen Sie sich an Ihre eigene Brust.

Und noch eine Frage möchte ich mir erlauben, womit erklärt denn der Herr Artikelschreiber den vorjährigen Auf­schlag von 16 aus 18 ^?

Dann möchte ich Ihnen noch empfehlen, gehen Sie einmal zu den hiesigen Milchkäufern aller Klassen, und fragen Sie. welche Ansicht hier über die neue Milchpreis­steigerung herrscht, dann werden Sie staunen, wieviele den traurigen Mut" haben, Ihnen zu sagen, daß die Milch um 20 für Nagold zu teuer ist.

Meine Sachkenntnis scheint Ihnen auch Beschwerden zu machen. Ich glaube, so sehr viele Sachkenntnis ist doch nicht nötig, um zu sehen, daß der Unterschied zwischen dem Milchpreis unserer Nachbarlaudgemeinden und demjenigen unserer hiesigen Milchproduzenten viel zu groß ist. Die Landwirte unserer Nachbargemeinden arbeiten unter den ganz gleichen Verhärtnissen wie unsere hiesigen Viehbesitzer, nur mit dem Unterschiede, daß die Nagolder sehr viel günstigere Absatzverhältnisse haben. Die benachbarten Ge­nossenschaften re. können ihren Milchlieferanten 14 be­zahlen und diese sind sehr wohl damit zufrieden. Womit wollen Sie hier den Unterschied von 6 ^ erklären? Glauben Sie, daß die Qualität Ihrer Milch soviel höher ist?

Jetzt zum Schluß noch die letzte Frage. Glauben Sie. daß Sie mit Ihren beweglichen Klagen icg-nd jemand überzeugt haben? Nein, Herr Einsender, n.cht einmal Ihre eigenen Mitmilchproduzenten. Tatsachen beweisen, nicht Klagen.

Ein Milchkäufer.

Blätter für Volkskultur", Halbmonatschrift für Erziehung. Bildung und Leistung. Verlag: Fortschritt (Buchverlag der Hilfe) G. m. b. H., Schöneberg-Berlin. Pezugspreis vierteljährlich 1 Die zweite Augustnummer ist als Naturnummcr erschienen. Kein übler Gedanke in dieser Zeit der Reisen und Ferien. Die N tur als Ge­sundbrunnen, nicht im Gegensatz, sondern als das organische Funda- ment aller Kultur: Das ist der Sinn des Blattes. Den Wert der für moderne Weltanschauung so bedeutsamen Naturwissenschaft beleuchtet Prof. Ad. Wagner-Innsbruck. Interessant sind die Beziehungen zwischen Tierkunde und Sprachwissenschaft, die ein bekannter Autor wie Dr. Th. Zell aufdeckt. Ein Name wie Rousseau durfte natür­lich einer solchen Nummer nicht fehlen. Karl Witzel analysiert dessen Begriffe Natur und Kultur genauer, wie es zum Verständnis seiner oft mißbrachten Verurteilung der Kultur nötig erscheint. Die Natur­schutzparkbewegung ist nicht nur in einem eigenen Artikel behandelt, sondern auch durch Bilder veranschaulicht. Die Probe aus Gerhard Hauptmanns Christusroman ats literarische Beigabe schließt mit einem Ausblick auf Bergeshöhen und geistige Höhen gewissermaßen als malerischer Hintergrund die Nummer ab. Auf die kleineren Beiträge einzugehen, würde zu weit führen. Die Nummer zeigt wieder das ernsthafte Bestreben der Herausgeber, den Lesern praktisch nutzbare Wege zur Betätigung wie geistige Anregung zu weisen.

Bestellungen auf den Gesellschafter für den Monat September können fortwährend g emach t werden.

Mutmaßliches Wetter am Freitag den I. Scpt.

Ein über Südschweden entstandenes Teilties macht eine südöstliche Bewegung des über Nordeuropa befindlichen Lustwirbels wahrscheinlich. Für Freitag und Samstag ist daher zeitweilig trübes und etwas kühleres Wetter zu erwarten.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Emil

Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Pauk.

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Nähere mündliche oder schriftliche Mitteilungen werden von dcm Unterzeichneten erteilt.

Haiterbach, den 28. August 1911.

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Konkursverwalter Häfele,

stv. Bezirksnotar.

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