Erscheint tSglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger- lohn 1.20 -6, im Bezirks­und 10 Lw.-Verkehr 1.25 -6, im übrigen Württemberg 1.35 »H, Monatsabonnements nach Verhältnis.

Fernsprecher Nr. 29. 85. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Kl! K dt« Wemts-KKK WgM.

Anzrigen-Geliühr sür die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal.

Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübche», Fllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

^ 183

Tages-Nerrigkeiten.

A«S Stadt und Land.

Nagoid, 8. August 1911.

* Der Postscheckverkehr. Besondere Geschäfts­formulare mit anhängender Zahlkarte werden vom 1. September 1911 ab im Postscheckverkchr eingesührt. Die Neuerung, die einem Wunsche der Geschäftswelt entspricht, bietet den Vorteil, daß die einer Rechnung beigefügte Zahl­karte dem Empfänger der Sendung zur Hand bleibt, wäh­rend die Zahlkarte gegenwärtig, wo Rechnung und Zahlkarte nicht miteinander Zusammenhängen, vielfach beiseite gelegt und schließlich nicht benutzt wird. Die von der Postverwal- tung aus hellblauem Papier hergestellten neuen Formulare werden von den Postscheckämtern vom 20. August ab zum Preise von 50 für je 50 Stück an die Kontoinhaber verabfolgt. Das Bedrucken des eigentlichen Geschäftsfor­mulars und die Ausführung von Vordrucken aus der Zahl- Karte bleiben der Privatindustrie überlassen.

r Giftbeere». Der August ist die Zeit, in der ver­schiedene unserer gefährlichsten und verbrcitesten Giftpflanzen zur Reife gelangen. Besonders aufmerksam ist zu machen auf die schwarzen Beeren des Nachtschattens, auf die roten süßlichen Beeren des kletternden Nachtschattens und auf die glänzenden, blau-schwarzen Beeren der gemeinen Tollkirsche. Kinder, die ohne Aussicht in den Wald kommen, geraten gerne an die verführerisch einladenden Beeren und sollten vor dem Genuß aller Früchte, die sie nicht ganz genau kennen, eindringlich gewarnt werden. Schon wenige Beeren -dieser Gistgewächse können den qualvollen Tod des Kindes herbeiführcn. Ebenso sind die schönen Vogelbeeren zu mei­den, mit denen die kleinen Kinder so gerne spielen.

s:f Emmingen, 7 .August. Der Liederkranz Emmingen, der sich als Gauverein bei dem 6. Nagoldgauliederfest in Weilderstadt am 18. Juni ds. Zs. mit einem 2 a. Preis bG' scheiden mußte, errang am Sonntag in Würm bei Pforzheim in Landklasse L, einen ersten Preis. Die Konkurrenz war hier eine größere und schärfere, denn bekanntlich wissen die gutgeschulten Vereine um Pforzheim von den zahlreichen Musikkräften dieser Stadt weitgehenosten Nutzen zu ziehen.

r Emmingen, 8. Aug. (Diebstahl.) Einem Land­wirt sind, während er auf dem Felde war, 4500^ ge­stohlen worden. Als Dieb vermutet man einen unbekannten Menschen, der die Gelegenheit abgewartet haben mußte.

Egenhausen, 7. August. Auf der Rückfahrt von -Freudenstadt verunglückte gestern mit seinem Rad Ioh. Broß von Egenhausen. Außerhalb Freudenstadt stürzte dieser über eine Böschung und erlitt schwere innere Ber- Uetzungen. Er befindet sich im Krankenhaus in Altensteig.

Herrenberg, 7. Aug. Sicherem Vernehmen nach ist - die Pfarrstelle in Gültstcin an Pfarrer Haug in Schützingen, Dek. Knitllingen, übertragen worden, der voraussichtlich am 6. Sept. sein neues Amt übernehmen wird.

Fahrt des L.Z.Schwaben" durchs Murgtal

und durchs Ragoldtal nach Baden-Baden.

Freudenstadt, 7. Aug. Mit Blitzeseile verbreitete sich heute morgen die Freudenbotschaft: Das Luftschiff Schwaben kommt doch. Unter dem Jubel der Bevölkerung wurde das LuftschiffSchwaben" heute früh 7.30 Uhr vom Murgtal herkommend gesichtet. Nach 7 Uhe traf hier die Nachricht ein, daß die.Schwaben" 6.45 Uhr die Fahrt angetreten hatte, und in überraschend kurzer Zeit wurde das Luftschiff . über Schönmünzach gemeldet. Vom wolkenlosen, tiefblauen Himmel hob sich der silberglänzende, schlanke Leib des Luftschiffs in wunderbarer Schönheit ab. Ruhig, sicher, zielbewußt, führ es über die Stadt, beschrieb mehrere Bogen, fuhr über den Marktplatz und über den Kienberg, wo es überall stürmisch bejubelt wurde und setzte seine Lustreise in der Richtung nach Schopfloch fort. Am Waldrand bei Pfalzgrafenweiler wurde es zuletzt gesichtet. Die zahlreichen durch die Luft geflatterten Kartengrüße, welche von Bord der.Schwaben" aus aus die Stadt herabfielen, werden nach und nach gefunden und erregen große Freude. Die gestrige große Enttäuschung ist nun umgewandelt in all­seitige größte Befriedigung, denn die Fahrt ist in ungeahnt 'schöner Weise gelungen. Durch die Fortsetzung derselben in der Richtung Horb haben auch viele das Luftschiff zu sehen bekommen, die gestern vergeblich nach Freudenstadt kamen.

Horb, wurde 8.10 Uhr von Fhlingen her über den Oslerhaldenberg fahrend, passiert. Das Luftschiff flog in

Dienstag, den 8. August

nördl. Richtung weiter und konnte in Hochdorf. 8.15 ge­sichtet werden. Am Bahnhof Gündringen wurde es 8.18 beobachtet, in Nagold 8.20 an der Teufelshirn­schale. Bon dort flog es zunächst dem Wolssberg zu, wendete sich nach der Mitte der Stadt und fuhr 8.30 in Richtung auf das Bad Rötenbach weiter. Talabwärts fahrend passierte das Luftschiff Emmingen um 8.35 und Wildberg um 8.40 Uhr. Aus Wildberg erhielten wir folgenden Bericht:

s Wildberg, 7. August. Am gestrigen Sonntag be­wegte sich in aller Frühe eine kleine Völkerwanderung das Nagoldtal hinauf nach Freudenstadt, teils per Rad, teils mit Extrazug. Enttäuscht kehrten die meisten schon auf den Mittag zurück; der erwarteteKönig der Lüfte" war ausgeblieben. Desto feuriger durchlief der Ruf:Zeppelin kommt!" unser Städtchen heute vormittag um Vs 9 Uhr. Sofort war alles alarmiert, die Jugend, die Lustkurgäste und alle Uebrigen. Die Geschäftsleute schloßen ihre Lokale. Und wirklich, es gab keine Enttäuschung. In majestätischem Fluge mit sausenden Propellern kam das herrliche Luftschiff heran und überflog unser Städtchen in nördlicher Richtung unter dem Hurraruf aus vielen jungen und alten Kehlen. So brachte der heutige Vormittag für manche eine denk­würdige Entschädigung für gestern.

In Calw wurde cs kurz vor 9 Uhr gesichtet.

-q- Untertalheim, 7. Aug. Heute früh kurz nach 8 Uhr wurde in unserer Gegend das von Freudenstadt kommende LuftschiffSchwaben" gesichtet. Es halte die Richtung gegen Horb, bog aber dann mehr links ab, über­flog das Horber Feld und den Eutinger Wald und erreichte beim Hochdorfer Tunnel das Steinachtal. Diesem folgte es bis zum Bahnhof Gündringen über dem es eine flotte Linksschwenkung ausführte und in der Richtung gegen Haiterbach den Blicken der staunenden Menge entschwand.

Glücklich beendigte Fahrt.

Das LuftschiffSchwaben" ist nach prachtvoller Fahrt 10.10 Uhr vormittags in Baden-Oos gelandet und befand sich 10.25 Uhr wohlgebvrgen in der Lustschiffhalle in Oos. Die Rückfahrt erfolgte über Horb-Nagold-Calw-Pforz- heim-Karlsruhe. _

r Ständisches. Wie berichtet, sind wegen des Futterausfalls an die Staatsregierung zwei Anfragen er­gangen. Die des Bauernbundes lautet:Ist die Kgl. Staatsregierung bereit, angesichts der immer schlechter wer­denden Aussichten auf einen ausreichenden Futterertrag, die Forstverwaltungen anzuweisen, aus Staats- und Körper­schaftswaldungen in genügendem Maße Streumaterial an Viehbesitzer abzugcben, damit das gut eingebrachte Stroh verfüttert werden kann?" Die Anfrage der Volkspartei an den Staatsminister des Innern lautet:Was gedenkt der Herr Staatsminister des Innern zu tun, angesichts des Futterausfalls nicht nur in Württemberg sondern nahezu im ganzen Deutschen Reiche infolge der andauernden Dürre und Trockenheit, um die Landwirte von der Verschleuderung ihres Viehs, wie dies im Jahre 1893 der Fall war, zu schützen und die damit im Zusammenhang stehenden volks­wirtschaftlichen Schädigungen anzuwenden? Sollte nicht jetzt schon in der Richtung Fürsorge getroffen werden, daß beim Eintritt von Regen genügend Sämereien zum Herbst­futterbau zu annehmbaren Preisen den Landwirten zur Verfügung stehen und daß ein Ersatz des Streustrohs ge­geben wird, etwa durch Abgabe von Laub und Waldstreu aus den Siaatswaidungen, damit sämtliches Stroh als Futterstroh verwendet werden kann?"

r Maul- nnd Klauenseuche. Auf 31. Juli waren in Württemberg in 30 Oberämtem 82 Gemeinden und 1031 Gehöfte verseucht, Mitte Juli waren es 26 Obcrämter, 74 Gemeinden und 1049 Gehöfte. Die Zahl der verseuchten Gehöfte hat also etwas abgcnommen, während die Zahl der verseuchten Bezirke und Gemeinden zugenommen hat. Die meisten verseuchten Gemeinden sind in nachstehenden Bezirken: Neresheim (12). Heidenheim und Ulm (je 6), Leonberg und Weinsberg (je 5), Besigheim, Heilbronn und Kirchheim (je 4). Nach der Zahl der verseuchten Gehöfte steht das Ober­amt Leonberg (180) an der Spitze. Dann folgen die Ober­ämter: Heilbronn (119), Heidenheim (108), Neresheim (96), Marbach (76), Besigheim (74), Kirchheim (71) und Böb­lingen (59). In Oderschwaben sind im Oberamt Biberach 3 Gemeinden und 12 Gehöfte von der Seuche betroffen, in Riedlingen 1 Gemeinde und 2 Gehöfte, in Saulgau 2 Ge­meinden und 4 Gehöfte. Die Seuche ist erloschen in der Stadt Ludwigsburg und in Aldingen O/A. Spaichingen.

r Sindelstnge«, 7. Aug. (Brand.) In dem zweistöckigen, von mehreren Familien benützten Wohnhaus

1911

und der angehängten Scheuer des Metzgers F. Siegle brach Feuer aus. Der Feuerwehr gelang es, den Brand auf seinen Herd zu beschränken und die nur durch eine enge Gasse getrennten Nachbarhäuser zu schützen. Der Dachstuhl und der obere Stock des Wohnhauses samt der Scheuer sind ausgebrannt. Der übrige Teil des Gebäudes ist durch Wasser stark beschädigt. Die Entstehungsursache ist unbe­kannt. Die Einwohner sind versichert.

Gönniugen, 7. Aug. Malermeister G. Haid schnitt sich beim Holzsägen zwei Finger der rechten Hand gänzlich ab und mußte nach Tübingen verbracht werden. Einige Tage zuvor fiel auf einen Bürger in seiner Scheuer eine aufgehängte Sense herab und verursachte am Kopfe eine klaffende, ja lebensgefährliche Wunde. Ein Kalb ohne Schwanz und schassartigem Kopf, sonst aber gesund, kam von einer Kuh des G. Ziegler, zur Welt, die schon mehrere normale Kälber hatte.

Nehren, 7. Aug. Ein seltener Besuch zeigte sich kürz­lich in unserem Dorfe. Gegen 30 Störche erschienen und requirierten die hochgelegenen TeileHauchlingens". Be­sonders wichtig war ihnen die Visitation des Kirchendaches mit dem schon seit 6 Jahren darauf sich findenden proviso­rischen Storchennest einem Wagenrad und einigen Reisig­bündeln.

r Zuffenhausen, 7. Aug. (Gasvergiftung). Heute morgen gegen 8 Uhr bemerkte der Eigentümer des Hauses Kirchtalstraße 1, daß aus der im 1. Stock gelegenen Wohnung der 47 Jahre alten ledigen Prioatiere Marie Schmid ein intensiver Gasgeruch ausströmte. Da die Glastüre verschlossen war, und auf sein Klopfen nicht ge­öffnet wurde, benachrichtigte er die Polizei, die die Wohnung öffnen ließ. Dort fand man die Wohnungsinhaberin mit einer Kaffeemühle im Arm tot aus dem Küchenboden liegend vor. Der Verbindungsschlauch zwischen dem geöffneten Gashahn und dem Gasherd war abgerissen, sodaß das Gas ungehindert ausströmen konnte. Man nimmt an, daß eine Verkettung unglücklicher Umstände diesen traurigen Fall verursacht hat.

Degerloch, 7. Aug. Das Personen- und Postauto- mobil der Automobillinie Tübingen-Degerloch ist heute früh auf der Fahrt nach Degerloch bei der sogen, hohen Eiche infolge Abspringens der Kette überschlagen und in den Chausseegraben gestürzt. Bon den Passagieren hat eine Frau am Kopf schwere Wunden davongetragen. Die übrigen Insassen haben teilweise leichtere Verletzungen erhalten, teil­weise sind sie mit dem Schrecken davongekommen.

i- Reutlingen, 7. Aug. (Parteiwesen.) Der sozialdemokratische Kreisoerein des VI. württ. Reichstags­wahlkreises Reutlingen-Tübingen-Rottenburg veranstaltete gestern nachmittag auf Sibers Bierkeller ein politisches Sommerfest, bei dem der Landtagsabgeordnete sür Reut­lingen, Landgemeinderat Jakob Kurz, die Festrede hielt. Er bezog sich auf die Aeußerungen, die bei der national­liberalen Wahlkreisversammlung am Sonntag auf der Karlshöhle bei Erpfingen, inbezug auf die Reichsgesetzgeb­ung der letzten Zeit gefallen sind, wie auch darauf, daß dort gesagt wurde, die Fortschrittliche Volkspartei habe sich dem Standpunkt der Nationalliberalen Partei genähert, und verkündete, daß die Sozialdemokratie demabgeklär­ten Realpolitiker" Friedrich von Payer im 6. Wahlkreis den seitherigen Kandidaten Alexander Schlicke in Stuttgart gegenüberstellen werde. Dieser sollte die Festrede halten, wurde aber im letzten Augenblick am Erscheinen verhindert.

r Oberndorf, 7. August. Gestern wurde hier im Gasthaus zumBären" der Gautag der Gewerbe­vereine vom oberen Schwarzwaldgau unter dem Vorsitz von Spreng-Rottweil abgehalten. Von 15 zu dem Gau gehörigen Vereinen waren neun durch Delegierte vertreten. Nach Entgegennahme des Kassen- und Rechenschaftsberichts für das abgelaufene Geschäftsjahr berichtete der Vorsitzende über die Sitzung des Landesausschusses in Hall. In längerer Diskussion wurde die Frage der Lehrlingshaltung erörtert. Als Frucht der Debatte wurde vom Gauvorstand folgender Antrag gestellt und angenommen: Die Versamm­lung beschließt, die Handwerkskammer zu bitten, die Frage der Lehrlingshaltung nicht zu schablonisieren, sondern auf die Eigenart der verschiedenen Gewerbe Rücksicht zu nehmen und die Wünsche der Gewerbevereine zu berücksichtigen. Als Ort für den nächsten Gautag wurde dann noch Rosenseld bestimmt.

r Rottweil, 7. Aug. (Geometertag.) Die gestern hier abgehaltene Hauptversammlung des württembergischen Geometervereins wurde mit einem Ausflug in Automobilen nach Schramberg geschlossen. Nach einem kurzen Spazier­gang wurde das Mittagessen im Hotel Lamm eingenommen. Für den Nachmittag hatte die Stadt den Gästen ein Kon-