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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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nnd 10 Lw.-Berkchr t.35 im übrigen Württemberg 1.55 -et, M onatsabonncments nach Verhältnis.
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85. Jahrgang.
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SchwSb. Landwirt.
Dienstag, dm 1. Juli
1911
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt «ud Land.
Nagold, 11. Juli 1611.
Konzert. Der von Herrn Stadtpfarrer Werner aus Berneck veranstaltete Liederabend war so zahlreich besucht, namentlich von auswärts, daß der Festsaal des Seminars die erschienenen Musikfreunde kaum zu fassen vermochte. Es war aber auch ein Genuß seltener Art, Möricke'sche Lyrik vermählt mit Hugo Wols'scher Musik zu hören. Und wie prächtig wußte der stimmbegabte, trefflich geschulte Sänger diese Kompositionen darzubieten! Von Nummer zu Nummer wuchs das Interesse, steigerte sich der Beifall. Zum vollkommenen Gelingen trug die dezente, kunstverständige Begleitung der Liedern orträge aus dem Klavier seitens des Herrn Oberlehrer Schösser ein Wesentliches bei. — Das finanzielle Ergebnis des Abends, das zu Gunsten der Kirchenerneuerung in Berneck bestimmt ist, dürste ein wohlbesriedigendes sein.
* Personalnachricht. Kunstmaler Schrägte mit Familie aus Frankfurt a. M. ist gestern wieder zum Sommerausenthalt in Ebhansen eingetroffen. Wir verzeichnen gerne, daß seine Werke in der Welt-Ausstellung der Kunst in Rom in der Abteilung Deutschland vertreten sind.
Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und dauern bis 15. September. Durch die Novelle zur Zivilprozeßordnung, die mit dem 1. April 1910 in Kraft trat, wurden die gesetzlichen Bestimmungen über die Ferienordnung einer Aenderung und Verbesserung unterworfen. Von wesentlicher Bedeutung ist, daß die Gerichtsferien für Prozesse vor den Amtsgerichten eigentlich beseitigt erscheinen. Es muß jetzt das Amtsgericht auf Klagen aller Art auch in den Ferien sofortigen Termin ansetzen, wenn es der Kläger beantragt und Dersäumnisutteil erlassen, wenn der Beklagte im Termin ausbleibt. Auch Alimentensachen gehören jetzt zu den Feriensachen.
r Verkauf von eingezogenen Süßstoffen. Während in Deutschland Einfuhr und Handel mit Saccharin, das 550 Mal süßer als Zucker ist, zum Schutze der deutschen Zuckerfabrikation verboten wurde, und Saccharin deshalb einen Gelegenheitswert hat, der maximal etwa 30 für das Kilo beträgt, ist in Oesterreich der Handel damit erlaubt, die Einfuhr aber auch verboten, ein Kilo kommt dort auf etwa 80 Wesentlich anders ist der Verkaufswett für das in Schmuggler- und anderen Prozessen ein- gezogene Saccharin, nach einer Mitteilung des Reichsschatzamts ist die Saccharinfabrik Aktiengesellschaft vormals Fohl- berg, List <L Co. in Salbke-Westerhüsen a. Elbe allgemein ermächtigt worden, beschlagnahmte und damit das Eigentum des betr. Bundesstaates gewordenen Süßstoffmengen freihändig aufzukausen. Die Fabrik bezahlt für beschlagnahmten Süßstoff, sofern cs sich um größere Mengen derselben Süßstoffsotten handelt. die auf einmal umgear beitet werden können, 3 ^ für das Kilo reinen Süßstoff.
sp. Achtung, Auswanderer! Erst kürzlich warnte die Presse vor dem Treiben des Auswanderungsagenten Hermann Brückner, der deutsche Familien für die Auswanderung nach Brasilien anzulocken suchte, und schon wieder dringt die Kunde von neuen Agenten in die Oeffent- lichkcit. Wie der Wiener „Auswanderer" in seiner Mai- Nummer mitteilt, betreibt ci-r gewisser Isidor Neubert von Rio Grande do Sul in Brasilien aus Propaganda für Auswanderung deutscher Ansiedler für die brasilianischen Provinzen Parana und St. Chatarina. Als seine Vertreter in Deutschland sollen sein Bruder und ein Arbeiter Bernhard Arthur Voigtländer in Dresden und noch andere tätig sein. Don letzterem ist auch ein entsprechendes Inserat in einem Dresdener Blatte erlassen, und Wahrnehmungen über Anwerbung von Kolonisten sind auch schon in Dresden und Umgegend (Blasewitz) gemacht worden. Jeder deutsche Auswanderungslustige sei hiermit vor den Lockungen solcher Auswanderungsagentcn ernstlich gewarnt. Unter Ausmalung glänzender Zukunftsbilder verlocken sie die Leute dazu, daheim ihre Zelte abzubrechen, um sich draußen eine neue .Heimat zu gründen. Zu spät erst erfährt der aus diese Weise Betrogene, daß er em Opfer seines Leichtsinnes und seiner Leichtgläubigkeit geworden ist. Daher sollte jeder Deutsche, der die Absicht hat, auszuwandern, sich vorher bei solchen Instanzen über Land und Verhältnisse erkundigen, die mehr Vertrauen verdienen als zweifelhafte Agenten und Schönfärber. Der Evangelische Hauptverein für Deutsche Ansiedler und Auswanderer (E. V.) in Witzenhausen a. d. Werra erteilt jedem deutschen Auswanderungslustigen unentgeltlich Rat und Auskunft über unsere Kolonien, sowie über alle Einwanderungsgebiete der Erde. Auch ist er ge
gebenenfalls bereit, den Auswanderer mit einer Geleitskarte an seine zahlreichen Vertrauensmänner, die ihm dann an Ort und Stelle mit Rat und Tat zur Seite stehen, zu versehen.
-t. Ebhausen, II. Juli. Das Sängerfest, das am Sonntag aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des hiesigen Gesangvereins abgehalten wurde, nahm einen sehr schönen Verlauf. Vor allem war das Wetter überaus günstig. Das ganze Dorf war festlich bekränzt. In der Morgenfrühe spielte die hiesige Musikkapelle zur Weihe des Tages erhebende Choräle an verschiedenen Plätzen des oberen und unteren Dorfes. Nach dem Morgengottesdienst, wo in der Predigt Pf. Wall lobend erwähnte, daß der hiesige Gesangverein seit seiner Gründung schon manchmal zur Verschönerung kirchlicher Feiern beigetragen habe, fand im Gasthaus zur „Sonne" ein gemeinschaftliches Festessen statt, das der Verein für seine aktiven und passiven Mitglieder reichen ließ. In einer Ansprache beglückwünschte Schultheiß Dengler den Verein zu seiner Jubelfeier namens der Gemeinde, die sich freue, daß der Verein stets ein Förderer edlen Gesanges gewesen sei und brachte demselben ein „Hoch". Bereinsvor- stand Gemeindepfleger Schüttle dankte im Namen des Vereins für die vielen Beweise des Entgegenkommens seitens der Gemeinde. Oberlehrer Gehring von Altensteig gedachte an die weltgeschichtlichen Ereignisse von 1870/71, während welcher Zeit er den Verein geleitet habe. Damals habe den Verein eine patriotische Stimmung beherrscht, er wünschte nur, daß eine solche denselben auch fernerhin beseelen möge. Ehrendirigent Oberlehrer Steinle, der den Verein von 1893 bis 1910 dirigierte, gedachte der ernsten und freudigen Veranlassungen, bei denen der Verein schon sang und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß derselbe in letzter Zeit dank des Zuwachses tüchtiger jüngerer Gesangeskräste und der Rührigkeit seines jetzigen Dirigenten Haupilehrer Bier mann einen schönen Aufschwung genommen habe. ImAuftrag desBereins überreichte nun der Redner an die 5 Mitglieder: Vorstand Jak. Schüttle, Schriftführer und Kassier Ioh. Feuerbacher, Privatier I. G. Kemps, Wagnermstr. G. Binder und Schuhmachermstr. Eberhard Schüttle, welche schon mehr als 25 Jahre dem Verein angehören, Ehrendiplome. Bon ^2 Uhr ab erfolgte die Aufstellung der verschiedenen Vereine zum Festzug, die nach Einlauf der Anmeldung geordnet waren. Bald setzte sich der stattliche Festzug. mit 2 kostümierten Festreitern an der Spitze, unter den Klängen der Musikkapelle in Bewegung durchs obere und untere Dorf, auf den Festplatz in einen hübschen Baumgarten unweit des Bahnhofs. Im Festzug waren: Beteranenverein Ebhausen, Militärverein, Turnverein, Sängerbund, dann die auswärtigen Vereine: Nagold 2 Vereine, Liederkranz und Sängerkranz, Mindersbach, Haiterbach, Altensteig, Rotselden, Wart, Pfrondorf, Effringen, Wildberg, Neumeiler, Rohrdorf, Schönbronn, Emmingen, Iselshausen, Ebershardt und zum Schluß der Iubeloerein Ebhausen. Don der schöngeschmückten Tribüne aus brachte Vereinsvorstand I. Schüttle den Gästen den freundlichen Willkommensgruß entgegen, worauf der Inbelverein den schwungvollen „Festgrub" v. Wengert sang. Die von Begeisterung für den edlen Männergesang getragene Festrede hielt Schriftführer und Kassier Ioh. Feuerbacher. Er schloß seine packende Ansprache mit dem Wunsche: „Darum möge unser lieber Gesangverein auch fernerhin immer mehr wachsen und blühen, und das deutsche Lied, das uns Sänger noch nie betrogen hat, lebe hoch!" Hierauf wurden unter Leitung von Hauptlehrer Biermann 2 Masscnchöre: „In einem Kühlen Grunde" und „Ein Sträußchen am Hute" in hübscher Weise gesungen. Ueberhaupt boten die Vorträge des festgebenden Vereins und diejenigen der übrigen Vereine der überaus zahlreichen Festgesellschaft manchen schönen Genuß. Rasch flogen die Stunden dahin, und die auswärtigen Vereine, erfreut über ihre freundliche Ausnahme hier, traten den Heimweg wieder an unter dem Geleite der Weisen der Musikkapelle. Der hiesige Gesangverein veranstaltete abends noch im Gasthaus zur „Traube" eine gesellige Unterhaltung mit Gesang und Musik. Aus dem von I. Feuerbacher erstatteten geschichtlichen Rückblick auf das 50jähr. Bestehen des Vereins sei entnommen, daß derselbe im Jahr 1861 aus Anlaß des Kirchenbaus von den Lehrern Kreß und Völker, der später viele Jahre in Nagold wirkte, gegründet worden sei. Bon den früheren Dirigenten des Vereins war auch Haupilehrer Schwarzmaier aus Berneck bei der geselligen Abendunterhaltung anwesend und beglückwünschte in einer begeisterten Ansprache den Verein zu seiner Jubelfeier. Harmonisch, wie sichs für eine Gesangvereinsfeier gehört, verlief vollends das Fest. Gestern nachmittag trafen sich die Mitglieder des Vereins nochmals zu einer gemütlichen Unterhaltung aus dem Festplatz, sich freuend über den gelungenen Verlauf des Festes.
Rottenburg, 8. Juli. Als das Kollmarsche Mühlenfuhrwerk auf der unteren Brücke das Stadtende erreicht hatte, gab es blötzlich einen dumpfen Knall. Die bei der Reparatur der Brückenpfeiler eingestellten Balken hatten sich als zu schwach erwiesen und waren gebrochen. Die Brücke wurde an diesem Punkte in der Hauptsache nur noch vom Hängewerk getragen, das jedoch standhielt, wodurch weiteres Unheil vermieden wurde.
r Horb, 10. Juli. (Württ. Schwarzwaldverein). Auch der Württ. Schwarzwaldverein unternahm gestern seine alljährliche Festfahrt. In großer Zahl waren die Mitglieder des Vereins aus allen Landesteilen herbeigeeilt. Zunächst wurden die Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigt und im Lindenhof ein Frühschoppen eingenommen. Alsdann begaben sich die Teilnehmer auf den Schütteberg, wo die Begrüßung seitens der Leitung der hiesigen Ortsgruppe stattfand. Professor Endriß-Stuttgart überbrachte die Grüße des Präsidiums. Musikstücke und Gesänge umrahmten die verschiedenen Reden. Hieraus wurde das Mittagsmahl eingenommen und um 3 Uhr fand der Festzug auf den Festplatz statt Hier sang der Liederkranz einige Lieder und Stadtschultheiß Noll begrüßte die Festfahrer namens der Stadt. Der Vorstand des Schwarzwaldvereins, Prof. Salzmann, hielt eine prächtige Waldpredigt über das Wandern. Abends fand im Lindenhof Ball statt.
p Stuttgart, 10. Juli. Die Erste Kammer wird am Donnerstag nicht wie ursprünglich beabsichtigt, mit der Beratung der Gehaltsordnung beginnen, vielmehr in der Etatsberatung sottfahren und zwar beim Iustizetat, worauf der Ertrag der Domänen, das Departement der Finanzen und der Ertrag der Berkehrsanstalten folgen. — Im Druck erschienen sind die Anträge des Finanzausschusses der Zweiten Kammer zu den Gesetzentwürfen betr. Aenderung des Umsatzsteuergesetzes, Aenderung des Körperschaftsforstgesetzes, Zuschlag zur Reichserbschastssteuer, die Anträge zum Gesetz, betr. Aenderung des Allgemeinen Sportelgesetzes und zwar zunächst die Anträge zum Sporteltaris (der Schluß dieser Anträge sowie die Anträge zum Sportelgesetz selbst folgen nach); die Anträge zum Gesetz, betr. Aenderung der Gerichts- kostenordnung; die Anträge zum Gesetz, betr. einen Zuschlag zu den Gerichtskosten und zu den Nolarialsgebühren.
Stuttgart, 8. Juli. Wie der „Staatsanz." erfährt, soll zur Einweihung des neuen Kunstausstellungsgcbäudes auf dem alten Theaterplatz in Siuttgart unter dem Protektorat des Königs eine große Kunstausstellung von Mai bis Oktober 1913 stattfinden. Die Vorbereitungen der Ausstellung sollen im Herbst d. Is. durch Einberufung eines Ausschusses, an deren Spitze der Staatsminister des Kirchen- und Schulwesens treten wird, eingeleitet werden.
* Stuttgart, 10. Juli. Die türkische Studien- kommission ist am Samstag abend 9 Uhr hier angekommen. Am Sonntag vormittag besichtigte sie das Schwimmbad, wo ein Schauschwimmen stattfand. Mittags fand im Kursaal zu Cannstatt ein Frühstück statt; von da wurde der „Wilhelma" ein Besuch gemacht.
Stuttgart, 10. Juli. (Siglehaus.) Wie verlautet, bemüht sich ein Komitee, die Häuser 21, 23, 25 und 27 der Hauptstätterstraße anzukaufen, um dem Siglehaus freien Raum zu schaffen. Auch sollen Unterhandlungen schweben, ob man nicht mit Hilfe einer Lotterie die übrigen Häuser bis Leonhardtsplatz ankaufen und auch die Leonhardtskirche freilegen könnte.
r Die Maul- und Klauenseuche ist weiter ausgebrochen in Flacht OA. Leonberg. Erloschen ist die Seuche in Weil im Schönbuch, Bezgenried OA. Göppingen und am Schlachthaus in Ulm.
r Oberndorf, 10. Juli. (Türkenbesuch.) Heute vormittag sind etwa 20 Mitglieder der türkischen Studienkommission aus Stuttgart hier eingetroffen. Nach der Besichtigung der Waffenfabrik nahmen die Herren bei Kommerzienrat Dr. Inq. Mauser einen Imbiß ein und reisen nachmittags nach Rottweil zum Besuch der dortigen Pulverfabrik weiter. Bon Vottweil kehren sie abends wieder nach Stuttgart zurück.
Gerichtssaal.
Tübingen, 10. Juli. (Strafkammer). Ende Januar ist in Nürtingen die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Vom Kgl. Oberamt wurde die oorgeschriebene Bekanntmachung erlassen. Der Oberamtstierarzt hatte nun ani 11. Febr. den Ausbruch der Seuche auch im Stalle des Bauern Karl Schach in Nürtingen festgcstellt. Eine Anzeige war bis dahin nicht erstattet worden. Von den beiden angestcckten Kühen des Schach verendete eine in der Nacht zum 15. Februar und zwar an den Folgen der Seuche. Diese hatte nach dem Gutachten des Sachverständigen bei den Schach'schen Kühen schon seit anfangs Februar eingesetzt