der Ostgrenze an die Vertreter zweier Mächte verkauft haben. Bier Personen sind bereits verhaftet, die Verhaftung weiterer Personen, darunter mehrerer Frauenpersonen steht unmittel­bar bevor.

r Roubaix, 28. Juni. Bon den Teilnehmem an der 5. Etappe des Europäischen Rundflugs sind hier noch Vi- dart, Renaux, Gibert und Valentine angekommen.

i Petersburg, 28. Juni. Die endgültige Entscheid­ung über den Ausbau der Schwarzen-Meerslotte steht un­mittelbar bevor. Spätestens Mitte Juli wird sich der Mi­nisterrat schlüssig geworden sein. Voraussichtlich werden be­stellt werden 3 Dreadnoughts, 9 Torpedoboote und 6 Unter­seeboote. Alle Schiffe dürsten auf russischen Werften her­gestellt werden, einzelne Teile jedoch werden im Auslande bestellt werden müssen.

i London, 28. Juni. Ein Vertreter desDaily Telegraph" hatte eine Unterredung mit dem türkischen Minister des Innern, der ihm sagte, von Montenegro werde die Innehaltung der internationalen Gesetze und der Neu­tralität verlangt. Montenegro handle aber vollständig gegen diese Forderungen, es scheine absolut einen Balkankrieg heraufbeschwören zu wollen.

i- Konftautinopel, 28. Juni. Das Ministerium des Aeußern erklärte, der türkische Gesandte in Cetinje habe die Malissoren versichert, daß die Regierung ihre Wohnungen wieder aufbauen und für den Unterhalt der Bevölkerung sorgen werde. Die Führer und die Intelligenz der Malli- ssoren erklärten sich bereit, zurückzukehren. Nur die unteren Schichten verhallen sich noch abwartend.

r Konstantinopel, 28. Juni. In Galata ist ein Todesfall an Cholera vorgekommen.

r Peking, 28. Juni. In der Provinz Hunan hat eine Ueberschwemmung stattgefunden, bei der viele Menschen umgekommen sind. Der Schaden ist sehr groß. Die Regierung hat eine Unterstützung der Heimgesuchten angeordnet.

Newyork, 27. Juni. Aus Valparaiso wird zu dem kürzlich aufgetretenen Zyklon gemeldet: Ein aus Iquique kommender Kapitän erklärte, er habe 9 Schiffe Unter­gehen sehen. Im Innern des Landes sind durch den Zyklon 200 Personen getötet worden.

r Washington, 28. Juni. Präsident Taft hat den Besitzer des deutschenNewyork Herald", Wolfram, und das Kongreßmitglied Barthol dt zu Sonderbotschaftern für die Überreichung des Steubendenkmals am 2. Sept. an Kaiser Wilhelm ernannt.

i Santiago, 27. Juni. Nachrichten, die von Iquique eintreffen, nachdem die unterbrochenen Drahtverbindungen miederhergestellt sind, lauten schrecklich. Die Iesuskirche der Stadt ist vollständig in Trümmer gesunken. Der Kreuzer Esmeranda", der im Hafen lag, ist samt dem Dampfer Adelaide" von Bremen gesunken. An der Küste der Sierra sanken 60 beladene Segler. 11 Personen sind ertrunken. Auf der Fahrt nach Pisague sank der Dampfer Magdalena" und das SchiffMaghelhans". Das Hafen­gebiet von Pisague ist zerstört. Der deutsche SeglerAbe- laide" hatte Salpeter an Bord und versank mit der ganzen Ladung, ebenso ein weiterer deutscher Dampfer. Der ober­flächlich berechnete Schaden der gesunkenen Schiffe allein beziffert sich auf 12 Millionen Mark. Besonders groß ist der Schaden an den Weinbergen, die in diesen Jahren eine ausgezeichnete Ernte versprachen. In den gestrigen Abend­stunden trat auch ein Erdbeben auf, das alle Bewohner in Furcht versetzte.

Von der französischen Artillerie.

In allen Artilleriewerkstätten Frankreichs wird mit Hochdruck an der Fertigstellung der neuen Schilde für das Feldgeschütz gearbeitet, die, höher und tiefer als bisher reichend, das Rohr dicht umschließen werden, so daß keine Lücke zum Durchlässen feindlicher Geschosse mehr bestehen bleibt. Da die neuen Schilde auch Seitenlappen haben, so wird ein sehr hoher Grad von Schutz für die Bedienung erzielt. Die Kehrse ite dieser Vorteile ist die Frage des

Ein elsässischer Kandidat, der in seiner schönen Ver­bindung von Energie und Gemüt sympathisch wirkte, stellte uns die epileptischen Kinder vor, die er zu pflegen hatte. Was für Karikaturen des Menschenbildes! Da lag in einem Stuhl ein ganz verkrüppelter Knabe, nur ein Bündelchen Knochen und Nerven, blind, fast nur der streichelnden Hand zugänglich und von allem Geistigen ausgeschlossen. Ein anderer, besser entwickelt, sang mit schallender Stimme Volks­lieder, die er anscheinend gut auswendig behielt. Andere verblödete Jungen drängten sich heran, tasteten nach unserer Hand, erwiesen sich grinsend einem freundlichen Blick und Händedruck zugänglich und versanken dann wieder in ihre Dumpfheit. Die Reinlichkeit bei diesen armen Geschöpfen - ist ein besonders wichtiger Punkt. Ihre Betten haben meist eine sehr dicke Unterlage von gemahlenem Torf. In dieser Hinsicht muß der Pfleger alles Aestheieutum über Bord werfen und unweichlich zufassen, neroensest, getragen von Energie und Liebe. So bringt er in das Dasein dieser Elenden einen Strahl von Lichts so kommt auch oft die Krankheit und die Verblödung zum Stillstand. Ein Ueber- schuß von gesunder Kraft strömt er in diese Leutchen, die zu wenig eigene Kraft besitzen. Ein edler Beruf! Jeder Kandidat der Theologie sollte sich, bevor er auf sein Dorf zieht, ein halbes Jahr in solchem Dienste stählen und einige praktische Erfahrungen sammeln. Und auch andren Berufen wäre solche Selbsterziehung, solche Stählung wieder die Weichlichkeit zu wünschen, wenn es auch nicht gerade in diesen Formen zu geschehen braucht.

Da ich selber einst als Hauslehrer einen epileptischen und blinden Jungen erzogen hatte, so fesselte mich die Art,

höheren Gewichts des Feldgeschützes, das schon bisher der zulässigen Höchstgrenze sehr nahe stand.

Das 7,5 Zmtr.-Geschütz mit Schilden, das heute die französische reitende Artillerie führt, erklären sämtliche Kavallerie-Generale als nicht hinreichend beweglich und wollen auf Schildschutz und Rohrrücklauf lieber verzichten, um sicher zu gehen, daß die Batterien den Reiterdivisionen überallhin zu folgen vermögen.

Seemannsstreik.

r Antwerpen, 28. Juni. In einer Versammlung der ausständigen Seeleute wurde beschlossen, daß ein Ausschuß sich heute zu den Reedern begeben solle. Wenn eine Lohnerhöhung bei diesen Verhandlungen nicht durch­gesetzt werden könne, so solle der Generalausstand erklärt werden. Die Hafenarbeiter haben sich mit den Seeleuten solidarisch erklärt.

r Amsterdam, 28. Juni. Der letzte Termin zur Wiederaufnahme der Arbeit durch die Hafenarbeiter, mit denen Arbeitsverträge abgeschlossen sind, ist heute abge­laufen. Nur wenige haben sich eingefunden: die übrigen verlieren die einbezahlte Sicherheitsleistung. Bei der K. Dampfschiffahrtswerst ruht alle Arbeit. Hunderte von Hafenarbeitern durchziehen die Straßen. Eine Anzahl Streikende hielten Straßenbahnwagen im Hafenviertel an. Dabei wurde ein Werksührer überfallen. Kavallerie, In­fanterie und Polizeiabteilungen bewachen die Zugänge zum Hafen und die Lagerhäuser.

In der Frühe trafen 120 Deutsche aus Hamburg ein zur Bemannung des Dampfers Hollandia vom Kgl. holländi­schen Lloyd. Auf dem Dampfer, der sie an Bord der Hollandia bringen sollte, wurde ein Sabotageakt verübt. Das Wasser drang in den Baderaum ein und erreichte die Maschinen. Der Dampfer konnte infolgedessen nicht fahren und mußte durch einen anderen Dampfer ersetzt werden.

r London, 28. Juni. In Liverpool sind die Schiffs­eigentümer dahin übereingekommen, in Bezug auf die Be­willigung oder Verweigerung von Zugeständnissen jeder Gesellschaft freie Hand zu lassen. Von den Ausständigen wird dieser Beschluß als ein Zeichen baldiger Beilegung des Konflikts angesehen. Gestern sind in Liverpool die Streiken­den mit 7 bedeutenden Schiffsfirmen zu einer Einigung gekommen. In Hüll stockt der ganze Schiffsverkehr. Die Streikenden gestatten nicht, daß irgend ein Schiff ausge­laden wird. Es kam zu keinen ernstlichen Ruhestörungen. Die Eisenbahnen sind durch den Ausfall im Warenverkehr schwer betroffen.

r London, 28. Juni. 150 Polizeibeamte gingen heute von Birmingham nach Hüll ab, da die Unmöglichkeit, die an Bord der Schiffe befindlichen großen Vorräte an Butter, Eiern und Schinken in Hüll und anderen Häfen an Land zu bringen, Besorgnis erregt.

Die Lage in Hüll wird von Stunde zu Stunde ernster, da die Ausständigen die Schiffahrt völlig lahm legen. Alle Hafenarbeiter in Grimsby treten morgen in den Ausstand.

Liverpool, 27. Juni. Die Pacificdampfergesellschaft, von der 5 Dampfer nicht auszulaufen vermochten, hat heute die Forderungen der Ausständigen bewilligt.

Liverpool, 28. Juni. Die Seeleute der Empreß of Britain traten heute früh 9 Uhr in den Ausstand und zogen zu allen größeren Dampfern, um deren Mannschaft aufzu- sordern, sich ihnen anzuschließen. Binnen iVz Stunden war die Arbeit auf den nordallantischen Schiffen zum Still­stand gebracht. Die Mannschaft des Dampfers Hrwerford, der nach Philadelphia bestimmt ist, begann den Streik eine Stunde, bevor das Schiff abgehen sollte und als schon alle Passagiere an Bord waren. Die Hafenarbeiter haben sich mit den Seeleuten solidarisch erklärt.

r Liverpool, 28. Juni. Die Mannschaften der Schiffe der neun bedeutendsten transatlantischen Linien, darunter die Cunardline und die White Star Line, haben ihre Schiffe ohne Kündigung verlassen.

wie man hier die Krankheit durch Reinlichkeit und Ord- I nung zu mildern sucht. Der Anblick der erwachsenen Blö­den ist womöglich noch angreifender. Denn Kinder sind auch in gesundem Zustand oft genug verspielt oder läppisch: aber dieses Fehlen jeder Manneswürde im Saale der Ver­blödeten ist wahrhaft niederdrückend. So tief kann der Mensch vertieren! Wo ist denn hier das Unsterbliche, das sonst aus Menschengesichtern leuchtet? Wohin hat sich der Geist dieser Vertierten denn wohl verkrochen? Was für eine Sammlung von Fratzen und Larven! Und auch in diesem Revier des Ekels gehen frische, Helle Jünglinge um­her und widmen sich der Ordnung, dem Rhythmus des Tageslaufes, womit allein eine gewisse Stetigkeit und Ge­setzlichkeit in ein so jammervoll chaotisches Dasein gebracht werden kann. Auch hier traf ich einen wackern und warm­herzigen elsässischen Landsmann, eben im Begriff, einige dieser Kretins zu baden. Alle Achtung! Dieses Zähne- zusammenbeißen tatkräftigen Mitleids ist doch wohl ein wenig wertvoller als das Zähnezusammenbeißen beim Skat­verlust.

Wir saßen zwischen epileptischen Kindern zu Tisch, aßen einen Teller Suppe mit und schauten der Mahlzeit zu. Auch hier ist Rhythmus und Ordnung. Es muß von außen her in das Dasein solcher Erkrankter Gesetz und Sitte gebracht werden: das Ganze der Gemeinschaft muß sie mit cmportragen. Es ist eine Gemeinschaft auf christ­licher Grundlage: jedes Haus hat einen biblischen Namen; eine biblische Stimmung durchzieht das Wesen dieser ganzen Krankenstadt.

Ich wollte einen Schützling, den das Leben halb zer-

r Manchester, 28. Juni. Heute früh traten 3000 Hafenarbeiter und nahezu 1000 Seeleute, Heizer und Takeler in den Aus st and. Der Schiffsverkehr ist dadurch zum Stillstand gebracht.

Landwirtschaft, Handel und Bekehr.

l> Stuttgart, 27. Juni. Tafelobstpreise aus dem heutigen Stuttgarter Engros-Markt: Kirschen 816 Johannisbeeren 2628 grüne Stachelbeeren 15 Heidelbeeren 1417 Wald­erdbeeren 4060 Gartenerdbeeren 2040 Himbeeren 2630 je der Zentner. Zufuhr sehr stark, Verkauf lebhaft. Die ersten französischen Pfirsiche wurden mit 1,40 verkauft.

?j Freudenstadt, 28. Juni. Jakob Friedrich Sängle's Ww. hier verkaufte ihre an der Stuttgarterstraße gelegene Wirtschaft und Bäckerei, nebst Wirtschasts- und Bäckereiinoentar an Gottlieb Schmid, Bäckermeister von Pfaizgrasenweiler, z. Zt. in Basel, um den Preis von 29 000 Der Kauf wurde durch das Immobilienbüro Albert Preßburger in Horb a. N. abgeschlossen.

Von den Rosen. Die Rosenfreunde werden mit Ver­gnügen die neue Nummer des praktischen Ratgebers im Obst- und Gattenbau studieren, sie ist ausschließlich den Rosen gewidmet und bringt Besprechungen vieler, heute wichtiger Rosensragen. Ein Züchter teilt seine Erfahrungen mit Rosen in Kübeln mit: er legte Hauptgewicht auf gut vorbereitete Erde. Rinderdung und lehmige Kulturerde wird schichten­weise aufgesetzt, etwas Kunstdünger dazwischen. Das gibt nach entsprechender Lagerung eine vortreffliche Masse. Sehr schöne Abbildungen aus einem größeren Rosengatten in Hlldenbrandseck (Pfalz) geben vortreffliche Anregungen für Gruppierung der Rosen und Auswahl passender Sorten. Unfern Lesern sendet das Geschäftsamt des praktischen Rat­gebers im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. O. auf Wunsch diese Nummer kostenfrei zu.

Auswärtige Todesfälle.

Karl Erhardt, Schuhmachermeister, 66 I., Neuenbürg: Friedrich Schönhar, Mechaniker, 44 2., Oberndorf: Jos. Brücker, Restaurateur und Weinhändler, 59 I., Schramberg.

Literarisches.

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Im Darmkanale des Säuglings entstehen im Sommer durch unzweckmäßige Ernährung sehr leicht Krankheiten, welche man durch die Ernährung mitKuseke" und Milch verhüten kann. Kufeke" macht die Milch leichter verdaulich und schützt vor Darmgärungen.

Sut uncl

preisvuriilg

Mutmaßliches Wetter am Freitag und Samstag.

(Nachdr. verb.)

Der Hochdruck beherrscht jetzt ganz Deutschland. Ein über Island erschienener Luftwirbel trägt zur Aufheiterung bei. Für Freitag und Samstag ist trockenes und warmes Wetter zu erwarten.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schcn Buchdrücke» (Emil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

s brachen hatte, in einer der Anstalten unterbringen: draußen in der Senne, wo sich eine Reihe van Häusern in den Föhrenwald verteilt. Aber seine Freiheitsliebe behielt die Oberhand. Es gibt Menschen, die lieber in Freiheit ver­kommen und sterben, als daß sie in einem Anstaltsgefüge genesen möchten. Auch mit dieser Tatsache muß man rechnen. Und man darf es keinem verargen, der sich nicht in den Dienst einer so herben und hatten Arbeit einzuordnen ver­mag. Aber er achte die andren, die dazu fähig sind!

Es märe wohl viel Ehrendes zu sagen über die Art, wie man dort Kranke oder Kränkelnde wieder langsam in ihren Besuch einzugewöhnen sucht. Es ist ein umfangreiches und vielfältiges System. Auch hier wird es nicht an Schwächen und Eigenarten unter den einzelnen Pflegern und Schwestern fehlen: wie ja in jedem Anstaltsbetrieb Kleinlichkeiten oder Reizbarkeiten nicht zu vermeiden sind. Ein erfahrener und taktvoller Diakon führte mich während einiger Stunden; aber mit meinem Tischnachbarn hätte ich mich nicht sehr lange über dogmatische Fragen unterhalten mögen. Dafür bot das Hospiz in jenen Tagen freundliche und interessante Menschen. Und was für ungewöhnliche Lebensschicksale, was. für bizarre Charaktere mögen in einer solchen Stadt der Erkrankten und Entgleisten zu'ammen- geweht werden! . .

Schön lagen die thüringischen Berge in Abendbeleuch­tung. In schwarzer Silhouette stand die Burg der heiligen Elisabeth. Ein schräges Abendsonnenlicht vergoldete die Kanten der Gebirge. In den Lüften und in der Erde übernahm der Frühling die Herrschaft. Und doppelt freute man sich der Gesundheit und der Freiheit . . .