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bis Dez. 1873 bei Machtolff u. Jrion in der Lehre. Sein Prinzipal gibt ihm kein gutes Zeugnis. Er wird als eine zurückhaltende, verstockte Natur, als ein verschlossener Mensch geschildert, welcher sich oft Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen ließ und dessen Entlassung damals nur in Rücksicht auf seine Familie unterblieb. Um sich Geld zu verschaffen, kam Müller auf den Gedanken, Beträge in verschiedener Höhe auf frühere Lehrer und sonst be­kannte Adressen zu entnehmen. Endlich wurde er seitens der Postbehörde erwischt und nachdem diese Streiche zur Kenntnis seiner Prinzipale gekommen, von diesen entlassen. Nach einiger Zeit kam er auf das Komptoir der Zwir­nerei Meyer u. Kober in Berg, um hier seine Lehrzeit fortzusetzen. Aber auch da war seines Bleibens nicht lange. Sein finsteres, verschlossenes Wesen ließ ihn auch hier nicht das Zutrauen seiner Prinzipale gewinnen, und als er sich endlich auch in dieser Stelle- eine Unterschlagung zu Schulden kom­men ließ, nahmen ihn die Eltern zu sich und brachten ihn sodann in einer Gerberei in Calw als Handwerkslehrling unter. In letzter Zeit zeigten sich bei Müller Spuren von Geistesstörung. Es wurde daher von seinen An­gehörigen ein Arzt zu seiner Beobachtung aufgestellt. L-tzten Samstag ist jedoch Müller aus seiner Familie entwichen. Ein Brief, welchen Prinzessin Charlotte vor einiger Zeit erhielt und in welchem sie vor einem bevor­stehenden Unglück gewarnt wurde, ist, wie sich aus Handschrift und Siegel ergiebt, von Müller selbst geschrieben.

Ueber den Grund, der den Mann zu dieser unseligen That getrieben, kann man nicht einmal Vermuthungen äußern. Sein Vorleben, die sonder­baren Angaben im Verhör, sein Benehmen im Gefängnis, lassen mehr als zuvor auf Geisteskrankheit schließen. Sein Mitgefangener, der ihm beigegeben war, um einen Selbstmord zu verhindern, suchte ihn auszuforschen, und als er ihn fragte, was ihn hierher gebracht habe, antwortete er:Nichts Gutes". Seitdem verweigerte er jede weitere Unterhaltung, wälzte sich in aufgeregtestem Zustand auf seinem Lager bin und her, hielt oft mit den Händen den Kopf, schlief wohl kaum eine Stunde des Nachts, fast nichts, grng seufzend und voll Unruhe im Zimmer umher, wischte sich oft den Schweiß von der Stirne, verlangte oft ein Buch zum Lesen, warf es aber sogleich wieder beiseite u. s. w. Von Ludwigsburg wird mit Entschiedenheit berichtet, Müller sei geisteskrank (moralisch irre) und es bleibt daher sein Verbringen in eine Irrenanstalt abzuwarten. Hierüber schreibt man dem Frkf. Journ. aus Stuttgart:Die objektive Gefährlichkeit der That wird dadurch natürlich nicht gemindert; ein Narr schießt unter Umständen kaltblütiger als einer, welcher seines Verstandes, aber nicht seines Gefühles mächtig ist. Wie sehr Müller die bei Irren oft vorkommende Schlauheit besaß, sieht man daraus, daß er vor der That alle Zeichen aus seiner Wäsche, ja aus seinem Hut herausschnilt und auf sein Vorhemd mit blauer Dmte die Buchstaben U. Kl. schrieb, wovurch er seiner Angabe, er sei ein Sattlergesille Hermann Kiaiber aus Ulm, Bestätigung verschaffen wollte.

Gotthold Martin Müller, hat nach vorausgegangener kaufmänni­scher Lehre, noch 3 Jahre, von 18741877, in einer Gerberei in Calw (Gottlob Nasch old, hier) zugebracht und erklärt sein damaliger Prinzipal, daß sich M. zu seiner vollen Zufriedenheit aufgeführt, die Kirche jeden Sonn­tag besucht und ein Wirtshaus fast nie betreten habe. Auf seine Frömmig­keit that er sich etwas zu gut, gegen seine Mitarbeiter war er etwas zurück­haltend, in seinem Wesen zeigte er etwas Besonderes, Scheues.

Fellbach, 22. Okt. Am Sonntag Nacht nach 12 Uhr wurde an unserem Polizeidiener Hermann, der infolge eines Beinbruchs erst seit kurzer Zeit seinen Dienst wieder versieht, ein Akt von empörender Rohheit ausgeübt. Als er nemlich von seinem Patrouillengang sich nach Hause begeben wollte, wurde er plötzlich im Rücken von 2 Burschen überfallen und mit Schirm und Stock so übel zugerichtet, daß er beinahe unkenntlich ist. Auf seinen Hilferuf kamen Leute herbei, während die Thäter entflohen; allein dieselben wurden noch in selbiger Nacht als zwei hiesige 26jährige Bursche ermittelt und festgenommen.

Freudenstadt, 22. Okt. Einem 18 Jahre alten Mädchen von Oppenau, das kürzlich, wie auch sonst fast jeden Tag, einen Korb voll Brot nach der auf derZuflucht" befindlichen Wirtschaft zu verbringen hatte, be­gegnete unterwegs ern Mann, der auf dem Rücken ein Paar Stiefel trug. Derselbe erbot sich, den Brotkorb zu tragen, was das Mädchen aber ablehnte.

Kaum war dasselbe noch eine kurze Strecke wütergegangen, als der Kerl aus dem Walde heraus auf das Mädchen zuspranF, es am Halse packte, zu Boden warf, und als es aus Leibeskräften sich wehrte und um Hilfe rief, ihm mit der einen Hand den Mund zuhielt und mit der anderen mit einem Steine auf den Kopf schlug, bis das Blut herunterströmte. Das Geräusch von des Weges kommenden Leuten hielt ihn von weiterer Mißhandlung ab und zwang ihn zur Flucht. Das Mädchen kam auf der Zuflucht bluttriefend und mit schweren Verletzungen am ganzen Kopfe an. Der Sohn des Wirtes machte sich gleich an die Verfolgung des Verbrechers, fand aber an dem Orte der That nur einen ziemlich großen Stein, vollständig mit Blut und Haaren beklebt. Nach der von dem Mädchen gegebenen Personalbeschreibung ist der Attentäter ein Pole, welcher im Gasthaus auf dem Kniebis, wo er tags zuvor übernachtete, ein Paar Stiefel stahl, die er, wie bemerkt, auf dem Rücken an einem Stocke trug. Nach demselben wird energisch gefahndet.

WevrnifchLes.

Die Carriers eines Schusterjungen. Als der verstor­bene preußische Gsheimrat Schulze, ein um das preußische Unterrichtswesen hochverdienter Mann, dessen von Professor Varrentrapp in Marburg verfaßte Lebensbeschreibung demnächst erscheinen wird, sich einst als junger Regierungs­rat auf einer Dienstreise in Koblenz befand, bemerkte er eines Morgens beim Ankleiden, daß an seinem Stiesel die Nath aufgeplatzt war; er schickte also zum Schuhmacher, der den Stiefel von seinem Lehrjungen abholen ließ. Dem prägte der Regierungsrat ein, spätestens in einer Stunde die fertige Arbeit abzuliefern. Das bescheidene Benehmen des Lehrlings hatte ihm gefallen und als dieser pünktlich wieder erschien, fragte ihn Schulze:Wie heißt Du, mein Junge?"Johannes", erwiderte der Kleine.Und mit Vaters­namen?"Müller." Nun, sage mal, mein Söhnchen, macht Dir denn Dein Handwerk Vergnügen?" Der Knabe schwieg und wurde ganz betrübt. Wirst also nicht gern Schuhmacher?"Nein".Hast Du denn in der Schule etwas gelernt?"Sehr wenig, aber ich möchte gern recht viel lernen." Und das Aufblitzen des Auges, die zierliche Bewegung des Körpers, alles an dem Jungen gefiel Schulze ungemein. Er entließ ihn mit den Worten: Ich werde bei Deinem Meister vorsprechen." Nach wenigen Stunden war der Regierungsrat in der Werkstatt und erfuhr, der Kleine hätte viel Hand­geschick, er wäre auch fleißig und folgsam, aber sehr arm. Schulze, von dem Jungen ganz eingenommen, kam den nächsten Tag wieder und bestimmte den Meister, den Lehrling sofort zu entlassen, es wäre gut für ihn, wenn er noch einmal in die Schule käme und für alles Uebrige solle gesorgt werden. Von der Stunde ab war Johannes des Regierungsrats Pflegesohn, der, in gute Pension gebracht, das Gymnasium durchmachte und zu Schulze's Freude sich ausnehmend gut entwickelte. Und er hat die auf ihn gesetzten Hoffnungen nicht getäuscht, denn der später so hochberühmte Anatom und Physiologe Johannes Müller, die Zierde der Berliner Universität und die Zierde der deutschen Wissenschaft war kein anderer als jener arme Schusterjunge aus Koblenz.

Standesamt Kalw.

Geborene:

16. Okt. Julius Hermann, Sohn des Franz Xaver Bauer, Stationskommandanten.

Getraute:

19. Okt. Karl Friedrich Bauer, Hilfsgerichtsschreiber in Ulm und Marie Sophie Keller von hier.

Gestorbene:

18. Okt. Marie Dorothee Niethammer, led. Näherin. 69 Jahre alt.

21. Friedrich Weik, Gypsermeister. 69 Jahre alt.

23. Auguste Christine, geb. An dl er, Witwe des Christian Friedrich Lodholz,

Kutscher, 74 Jahre alt.

Gottesdienst am Sonntag, den 27. Oktober 1889.

Vom Turm: Nr. 321. Vormittagspredigt: Herr Dekan Braun. Christen­lehre mit den Töchtern. Nachmittags 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus: Herr Helfer Eh tel.

Feiertag Simonis und Jndii, 28. Oktober.

Vormittagspredigt um 9 Uhr: Herr Helfer Eytel.

Gotteräienste in äer Metüoäistenkupekke am Sonntag, den 27. Oktober 1889, morgens l/ZIO Uhr, abends 5 Uhr.

Amtliche Kekanntmachnngev.

Kontrolverfammlungen

im Bezirke der U. Kompagnie Calw finden statt:

für die Dispositionsurlauber, die Rrservisten, die zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften und die Halbinvaliden, welche noch im reservepflichtigen Alter stehen;

1. in der Station (des Kontrolbezirks) Gechingen, am 11. November 1889, nachmittags 2 Uhr, bei der Kirche,

2. in der Station (des Kontrolbezirks) Liebenzell, am 12. November 1889, vormittags 8'/r Uhr, beim Rathause,

3. in der Station (des Kontrolbezirks) Neuweiler, am 12. November 1889, nachmittags 3 Uhr, beim Rathause,

4. in der Station (des Kontrolbezirk) Calw, am 13. November 1889, nachmittags 3 Uhr. beim Bezirkskommando.

Die Einteilung der Kontrolbezirks ist die gleiche wie bisher.

Militärpaß und Führungszeugnis sind bei Strafoermeidung zur Stelle zu bringen; auch sind Orden und Ehrenzeichen anzulegen.

Calw, im Oktober 1889.

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Revier Calmbach.

Verkauf von «nanfkereitetem Nadelhoh- Stammhotz (Tanne«)

im Wege des schriftlichen Aufstreichs.

Gegenstand des Verkaufs:

577 Stück Langbolz I. bis IV. Klasse mit 678 Fm.,

66 Stück Sägholz I. bis III. Klaffe mit 58 Fm., aus dem Distrikt I Eiberg Abt. 26 Sitzbank und aus Di­strikt V Kälbling Abt. 14 und 24 Vordere und Hintere Jägerhütte.

Lage der Schläge:

Abt. Sitzbank 4 km von den Stationen Calmbach und Höfen. Abt. Vord. und Hint. Jägerhütte 6 bis 7 km von den Stationen Calmbach und Hirsau entfernt, mit günstiger Abfuhr ins Enz- und Nagoldthal.

Termin für den Einlauf der Angebote:

Montag, den 4. November, mittags 12 Uhr.

Eröffuuugstermiu:

Nachmittags 3 Uhr desselben Tags.

Adresse:

K. Revieramt Calmbach.

Alles Nähere ist bei dem K. Revieramt Calmbach zu erfahren, welches Formularien zu Angeboten sowohl, als auch Losverzeichnisse auf Wunsch unentgeldlich abgibt.