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Der GMIWtt

Amts- «d AnW-Dtt stl dm Wkmts-Wik UWtd.

Fernsprecher Nr. 29.

85. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzcigen-Gebühr für die einspalt. Zeile ans gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 -Z, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Echwäb. Landwirt.

. N 47

Kgl. Oberamt Nagold. Bekanntmachung,

betr. die Verleihung von Fenerwehrdienst- Ehrenzeichen.

Durch Ministerialentschließung vom 1. Febr.1911 Nr. 1493 ist den nachgenannten Mitgliedern der Feuerwehren zu Nagold, Altensteig-Dorf,iMbershardt, Simmers­feld und Wart das Ehrenzeichen für langjährige, treu ge­leistete Dienste in der Feuerwehr auf Grund des § 1 des

Statuts vom -^'0' verliehen worden:

22. Noo. 1898

Kemps, Georg Friedrich, Gerbermeister in Nagold Kolmbach, Georg Friedrich, Bauer in Altensteig-Dors Kolmbach, Michael Friedr., G. S., Bauer in

Most, Johann Adam, Amtsdiener

Keck, Erhardt, G. S., Bauer Ebershardt

Schmelzte, Johannes, Bauer

Weik, Heinrich, Bauer

Kein, Jakob Friedrich, Holzhauer Simmersfeld

Schmid, Michael, Maurer

Fenerbacher, Johann Friedrich, Schmied Wart Großmann, Johannes, Bauer

Höhr, Johann Georg, Holzhauer

Herter, Johannes, Bauer

Leitz, Wilhelm, Metzger

Stoll, Michael, Bauer

Den 25. Febr. 1911. Kommerell.

Bekanntmachung

betr. die Maul- und Klauenseuche.

Die Seuche ist weiter in Alt-Bulach OA. Calw ausgebrochen.

Die getroffenen Maßnahmen ändern sich nicht.

Nagold, 24. Febr. 1911. Amtmann Mayer.

Seine Königliche Majestät hat vermöge allerhöchster Entschließung vom 25. Februar zu verleihen geruht: das Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordcns an: Römer, evange­lischer DÄran in Tübingen, Ritter, Reg.-Rat, Neckarsulm: die Verdienstmedaille des Friedrichsordens an: Iunginger, Walz­meister in Calw,-

die silberne Verdienstmedaille an: Graser, Amtsgerichtsdienerin Nagold, Krug, Anttsgerichtsdiener in Hcrrenberg, Schneider, Zugführer in Calw, Riedinger, Weichenwärter, zugleich tzalte- stellevorsteher in Unterjesingen, Schorpp, Stationsdiener in Nagold, Ottmar, Postunterbeamter in Altensteig: die Karl-Olga-Medaille in Silber an: Susset, Oberamtmann in Herrenberg:

den Titel und Rang eines Reqierunqsrats an: Rieger, Oberamt­mann in Horb:

den Titel und Rang eines Obergeometers an: Gärtner in Wild­berg;

den Titel eines Hoflieferanten an: Renz, Martin, Samenhändler in Emmingen.

zum Oberarzt wurde befördert Assistenzarzt Or. Strauß, z. Zt. im Militär-Gcn.-Heim Waldeck, Nagold.

Die Gencraldirektion der Staatseisenbahnen hat am 21. Febr. d. Is. eine Eisenbahnassistentcnstelle in Nagold dem Eisenbahngehilfen Staudenmeyer übertragen.

Königs Geburtstag.

r Augen und Herzen wenden sich im ganzen Württemberger Lande dem Königshause zu, dessen Haupt am heutigen Tage sein 63. Lebensjahr vollendet. In unserem Schwabenlande ist das Gefühl für die Zusammengehörigkeit von Fürst und Volk ein alles Erbstück, so mächtig und fest gegründet und die Mitsreude des Landes ebenso wie seine herzliche Teil­nahme so ausrichtig, daß dieser Geburtstag trotz allem amt­lichen Gepräge alljährlich den Charakter eines Familien­festes trägt. Denn wer die Eigenart unseres Königs kennt, wie er als erster Bürger seines Landes schlicht und einfach, ohne Gefolge, sich ungezwungen überall bewegt, und wer

immer wieder sieht, daß das erste Anliegen des Königs me Wohlfahrt seines Volkes ist, der spürt etwas von dem Geheimnis jenes engen Bandes, das bei uns mehr als irgendwo sonst das alte Dichterwort von dem schwäbischen Ahnherrn verwirklicht, der sein Haupt könnt kühnlich legen ledem Untertan in Schoß.

Die Regierung unseres Landes als eines Bundesstaates im großen Reich befreit den König von der Sorge um die große Politik, um die Welt- und Friedensfragen. Er kann den Einzelstaat um so sorgfältiger der Pflege vaterländischer Kulturausgaben zuführen und ist auf diesem Wege ebenso zielbewußt wie bahnbrechend oorgegangen. Wissenschaft und Kunst finden das befruchtende Interesse des Königs und blühen innerhalb der schwarzroten Grenzpfähle ebenso, wie die politische Freiheit in unserem Lande gedeiht, von dem wir mit berechtigtem Stolz und unter allseitiger Anerkennung sagen Rönnen, daß es ein wirklich konstitutioneller Staat

Samstag, dm 25. Ieöruar

fft. Unseres Königs Programm ist ja bekannt. Er hat es vor einigen Jahren dem Stuttgarter Stadtoorstand aus­gesprochen, er sei sich seit seiner Thronbesteigung stets bewußt gewesen, daß der politischen Betätigung eines Staates wie Württemberg verhältnismäßig enge Grenzen gezogen sind, daß aber die deutschen Bundesstaaten auf dem Gebiete künstlerischer und wissenschaftlicher Bestrebungen ein ebenso reiches wie dankbares Feld der Betätigung vor sich haben. Er sei daher allezeit darauf bedacht gewesen, in Württem­berg sozusagen ein Kulturzentrum zu schaffen und zu er- erhalten, eine Stätte, wo mancherlei Interessen idealer Natur eine liebevollere und wohl auch eigenartigere Förderung und Pflege erfahren können, als das ^vielleicht da und dort der Fall sein möge. Bei alledem hat sich der König auch stets als ein über jeden Zweifel erhabener Bundesgenosse von er­probter Zuverlässigkeit im Rate der Reichsfürsten erwiesen, der in den Pflichten gegen das Kaisertum die alte Schwa­bentreue zu neuem Ruhm und Glanze emporgefllhrt und dafür des Kaisers lauten und öffentlichen Dank wiederholt gefunden hat.

Und doch mischt sich in den Jubel des Volkes an diesem Freudentag ein Tropfen Wehmut mit ein: das Be­dauern darüber, daß der Tag in Abwesenheit des Königs­paares begangen werden muß. Die Königin, deren Absicht es war, den Besuch bei ihren Verwandten in Böhmen vorher zu beenden und heute den Mittelpunkt der Huldigungen in der Residenz zu bilden, ist durch ein Unwohlsein sernge- halten, und der König selbst weilt schon seit Wochen, wenn auch bei bestem Wohlbefinden, so doch immer noch mit Rücksicht auf frühere Anfechtungen seiner Gesundheit im Süden, wo er in San Remos lieblichen Gefilden den hef­tigen und gefährlichen Wetterschwankungen, wie wir sie gegenwärtig hier erleben, entzogen ist, um mit verjüngten Kräften so bald auch bei uns der Frühling Einkehr ge­halten hat, zu seinen Regierungsgeschäften zurückzukehren.

Um so inniger streben alle guten Wünsche aus der Heimat zu ihm m die Ferne. Mit umso innigerer Liebe und Treue gedenkt das ganze schwäbische Volk seines Lan- vaters als des guten und gerechten Königs. Wir alle wünschen ihm und uns zugleich noch eine lange und segens­reiche Dauer feiner Regierung mit dem Rufe:,

Es lebe der König!

Der Wetterwart.

politische Zlmschau.

p Wenn das Württemberger Land seines Königs Ge­burtstag feiert, so ist es nicht ein äußerlicher Formakt, in den sich für uns ein besonderes Ereignis kleidet, sondern ein schlicht-ehrliches Miterleben des schönen Tages, an dem es gilt, dem Landesherrn die alte, angestammte Liebe und Treue in besonders herzlicher Weise zu bezeigen. Es ist nicht allein die schwäbische Gemütstiefe, die hier in so er­hebender Weise zum Ausdruck kommt, sondern vor allem die aus dem Innern herausgewordene Ueberzeugung, daß bei Wilhelm II die königliche Würde sich selber ausprägt in der hohen Auffassung von Pflicht und Beruf, in wirklich landesväterlicher Fürsorge und Anteilnahme an allem, was unser Land und sein Wohlergehen angeht.

Wir haben uns das letztemal eingehender mit einigen Fragen der Reichspolitik befaßt und können uns diesmal gleich der auswärtigen Politik zuwenden, die in den letzten Tagen stark in den Vordergrund des öffentlichen Interesses getreten ist. Vor allem ist es die russisch-chinesische Frage, deren Bedeutung nicht so sehr in der momentanen Krisis, sondern darin liegt, daß sie als Präludium zu der großen Auseinandersetzung betrachtet werden muß, die un­vermeidlich einmal kommen muß. Von vornherein steht fest, daß Rußland in seiner beschwerdeführenden Note an China einen Ton anzuschlagen beliebt hat, wie er im diplo­matischen Verkehr unter gesitteten Völkern im allgemeinen nicht üblich ist. Dieser Ton hat wohl auch in erster Linie eine ernsthafte Interpretation desKriegslärms" verursacht. Damit ist es jedoch, wie ruhig festgestellt werden kann, nichts, trotz bereits erfolgter oder wenigstens angekündigter Trup­penschiebungen. Damit wollen wir uns auch deshalb nicht näher befassen.

Eine Angelegenheit, der größere weltpolitische Bedeutung zukommt, ist die der Loslösung Kanadas vom Mutter­lande England und seine Angliedemng an die Bereinigten Staaten von Nordamerika. Spruchreif ist die Frage noch lange nicht, aber die Tatsache allein, daß die von amerika­nischer Seite an zuständiger Stelle (im Kongreß) in aller Oeffentlichkeit und Deutlichkeit angeschnitten worden ist, genügt, um einen Ausblick auf umwälzende weltgeschichtliche Ereignisse zu eröffnen, jetzt schon erkennen zu lassen, daß der englische und der amerikanische Imperialismus (Welt-

1911

Herrschaftspolitik) noch einmal in einen ernsten Konflikt Hineintreiben werden. Der energische Ausbau der ameri­kanischen Flotte bildet eine wichtige Etappe auf diesem Wege.

Wird sich auch schwer ein kausaler Zusammenhang herauskonstruieren, so ist doch in enger Angliederung an diese Frage diejenige der Stellungnahme der Verein. Staaten von Nordamerika zu Mexiko und den mittelamerikani­schen Staaten zu erwähnen. Letztere haben ja fast jahraus jahrein eine Revolution, einen Bürgerkrieg, und immer wieder hört man, daß die Bereinigten Staaten sich da mehr oder weniger nachdrücklich einmischen, bald aus diplomati­schem Wege, bald mit mehr oder weniger offenen Gewalt­maßnahmen. Auf diese Weise sichern sie sich ganz allmäh­lich ihren Einfluß in diesen Gebieten, und es steht heute schon fest, daß ohne ihren Willen eine ernste politische Frage in diesen Kleinstaaten nicht mehr gelöst werden kann. Er­höhtes Interesse' gewinnt die ganze, noch in ziemlich unlös­barem Wirrwarr liegende Geschichte dadurch, daß mit einem engeren Anschluß der mittelamerikanischen Kleinstaaten der Einfluß Japans im Stillen Ozean zurllckgedrängt wird, und diese Frage zählt für die Bereinigten Staaten zu den großen, entscheidenden in ihrer Weltpolitik.

So bietet uns das große Welttheater Augenblicks- und Zukunftsbilder von genügender Spannung und Tragweite. Ihnen Aufmerksamkeit und Interesse zuzuwenden, lohnt sich auch für die der hohen Politik im allgemeinen ferne Stehenden.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 23. Febr.

Der Iustizetat wird angenommen; ebenso die Reso­lution der Kommission, welche dahin geht in die Strafge­setzbuch-Kommission drei Anwälte als Mitglieder auszu­nehmen, welche als hervorragende Juristen gelten. Der Be­richterstatter Dr. Heckscher teilt mit, daß die Kommission weiter den Wunsch geäußert habe, noch einen Vertreter der Presse zu den Beratungen zuzuzichen.

Heeresvorlage. Der Beratung des Militär-Etats geht die Quinquenats-Vorlage voraus.

Speck (Z.) hält die Vorlage für notwendig, und die Schlagfertigkeit der Armee aufrecht zu erhalten. Auch ein sozialdem. Kommissions-Mitglied habe erklärt, die deutschen Sozialdemokraten werden selbstverständlich im Falle einer ernsthaften Gefahr für Deutschland mit aller Kraft für das Vaterland eintreten. Redner betont noch, wir müßten auf alle Fälle gerüstet sein und bemängelt weiter das ungünstige Verhältnis, das sich für Bayern dadurch ergebe, daß der Stärke der Armeekorps die Bevölkerungsziffer zu Grunde gelegt werde. Er wünscht eine Aenderung dieses Verhält­nisses. Die Budgetkommission beantragt hierzu eine Re­solutton, die den Reichskanzler um die erforderlichen Maß­nahmen ersucht. In zwei weiteren Resolutionen ersucht die Budgetkommission um möglichst wohlwollende Erwägung der Gesuche um Befreiung Militärpflichtiger vom aktiven Dienst aus Billigkeitsgründen. Die andere Resolutton ver­langt, daß die Reform des gesamten Militärstrafrechts, des Beschwerderechts und des ehrengerichtlichen Verfahrens gegen Offiziere sowie die Stellung der nicht dem aktiven Militär­stande angehörenden Personen in diesem Verfahren in die Wege geleitet wird.

Speck (Z.) erklärt weiter zur Heeresoorlage: Auch seine Partei wünsche eine Verständigung auf dem Gebiete der Rüstungen. Seine Freunde würden vielleicht mit wenigen Ausnahmen dem Gesetzentwurf zustimmen.

Stücklen (S.) lehnt die Vorlage namens seiner Partei ab, weil sie in dem Militarismus eine kulturfeind­liche Einrichtung sehe. Er verlangt ein Volksheer und meint, die Abrüstungsfrage müsse nun doch einmal ernstlich in Er­wägung gezogen werden.

Bassermann (n.) erklärt, daß seine Partei den Beschlüssen der Budgetkommission und auch den Resolutionen zustimme. Die Rüstungen lasten schwer auf dem Volke aber sie sind notwendig im Interesse des Vaterlandes.

Dr. Wi einer (fr. Bp.) erklärt, seine Partei stimme für die Vorlage, aber für die Zukunft binde sich seine Partei nicht. Redner erörtert noch die Abrüstungsfrage und stimmt in seinen weiteren Ausführungen auch den Resoluttonen zu.

Gans zu Puttlitz (k.) vertraut dem Kriegsminister, daß er die Höhen seiner Forderungen so einrichtet, daß das Heer damit auskommen kann.

Liebert (Rp.) bezeichnet die Vorlage als ein Ereig­nis, das auch im Auslande Eindruck machen werde. In seinen weiteren Ausfühmngen polemisiert Redner heftig gegen die Sozialdemokratie.

Kriegsminister von Heeringen erwähnt die Tatsache, daß das deutsche Heer durch und durch gesund ist. Eine Verminderung der Kavallerie infolge der Luftschiffe kann