«rschetnt täglich mit Ausnahme der Von», und Festtage.

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Dkl Grskllschllsttk.

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8». Lcryrgang.

I«vnfpve«H»n Mr. SV.

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Mit dem Plauderstübchen. Fllustr. SonntagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Montag, dm 13. Dezember

isos

Apolitische Hleberficht.

I« schweizerische« Nationalrat hat der Finanz- minister Komtesse b-i der Beratung de« Budgets für 1910 9K Einführung des LabakmonopolL gefordrrt. ES soll zehn Millionen Frank adwrrsm. Drei Fünftel des Ertragt» sollen au den Bund und ztori Fünftel an die Kantoue fallen. Der au den Bund fallende Anteil solllleilweise als Fond» ein« zu schaffenden eidgenössische« Alt«»' uud ZuvaUdruverfichersng verwendet «erden.

Vor De» Lore» Hondons gab es am DouurrStag eine sehr stürmisch terlaufene WahlkersammluuZ. Sie war von des Soaservstivm eiaberuseu, uud eia konservativer Lord trat für eines konservative« Kandidatin ei«. Die Zuhörer schrien «uaHhörltch »Rieder «tt de« Peerkl* und unter» braches de« R darr mit geguerische« Zwiichmrusen uud Hochrufe« auf Lloyd George. Aach andere Redner konnte« fich kr!« Gehör verschaffe«.

Di» türkische ZeitungTaain" kommt auf eise» Artikel der »Köm. Zig.* zurück, in de« hrrvorgrhobru wird, daß eine Aeuderuug der SouderSvität Kreta» nicht ohne Zustimmung aller Sigvatarstaates eutschledeu »erden köuue sud knüpft hierau foigeude hochofstziöse Auslastung: .A»S dem Artikel geht hrrvor, daß Deutschland utcht be- abfichllgt, iu der Krrtaftage gänzlich auSzuscheideu. E» ist für die Türkei rin besonderer Grund zum Dank, daß Druischlaud eine eventuelle Eiu»ischusg gegen die Annexion der Issel uud für die Wahrung der Hoheitsrecht« der Türkei irr Aarficht stellt. Demnach scheint j'tzt die Gefahr beseitigt zu sei«, dir infolge der zweifelhafte« Haltung einer der vier Schntzmächte iu der SuuerisuSfrsge bestand.*

Nach Meldung«« au- Marokko hat suu auch

der Führer der Etneei' 0 r«rrm 1 rpppkv, eexes die zuletzt i» der Umgegend vou Melilla gekämpft wurde, den Spanier» feiue Uuterwcifvng augeboiee . Nu» Udfchda wird br- richtet, datz der Bruder des Sultasr, Ruley Kebir, iu Taza eistraf usd vou der dortigen Bedölkernug, die Über die immer neues Steuer« uvzufriedm ist, zu« Sultan auS- gerufen wvrse. Der von der französischen Regierung tufoitze der GrausamkeUen Ruley HafidS erlast ne vrsehl, datz dir ftaszöfischeu InstruktiovSsfstzitre au de« Sxprdi. tissen der SoltauStrsppm nicht mehr teilnehmev uns fich ans ihre Rolle a!S JastrutttovSosstziere beschränken sollen, hat des Saltas lebhaft verstimm. Er branftregte El Mskrt, gegen diesen Befehl Einspruch bei der französischen Regierung zu erheben. Letztere antvortetr: Dieser Befehl würde unter de« folgenden drei Bedingungen zurückgmowmm Verdes: erstens wüste fich Rnlry Hafid schriftlich gegru. über allen LertragSmächtru der Als ciraS-Akte verpflichten, die Fsltttuvgru iu Marokko abzuschasftu; zweitens »Sffe er die jüngst Lnzeworbsses türkischen JsstrukttonSosfijt.'re so» fort entlasten und diittrnL alle zwischen Fraukrrtch uud Marokko schweS.lldeu Frage« tu befriedigender Weife regelv.

Wie aus Maeao gemeldet wird, habe« chinesische Soldaten die Insel Sao Jao. die an der S:evze vou

Maeao liegt, überfalle«, augeblich um Steuer« eiuzutretbeu, die tu Wirklichkeit au Portugal zn zahlen find. Sie uahme« einige Dschuskeu »eg und töteten und vrrvuadeteu «ehrere Laudleute, die nach ihrer Angabe der portugtefischeu Gerichtsbarkeit unterstehe«.

Deutscher Reichstag.

Bertt», 10. Dezember.

Zunächst wrrdeu 2 schleunige Asträge aus Einstellung schwebender Strafverfahren gegen Geck uud E««rl der GeschästSordnungSkommisfiou überwiese». Sodann wird die Geueraldebaite zv« ReichShauShalLSetat fortgesetzt.

»ie«er;frs. BP.) geht zuuäch-t auf die gestern vom Reichskanzler gehaltene Rede näher ei« uud sagt, Herr v. »ethmavn Hollweg täusche fich doch wohl, wenn er glaubt, datz die Gegensätze, welche die Finanzrefor« iu dm veitesteu BolkSkreisrn geschlagen hat. gar zu rasch au» der Welt geschafft wrrdeu können. Seiue Partei «eine, datz wir eine Psrteiretzieruug habe«, aber leider eins Rrgirrnvg, die sich nicht aas dir Mehrheit stützt. I« wette» Kreisen hat eS befremdend gewirkt, datz der Reichskanzler zur Eröffnung der ReichStagSsesfiou iu OsfizierSsuissr« erschienen ist. Wir find tu der voriges Tagung unzweifelhaft konstitutionell etwas weiter g,kom«eu. I« sriueu weitere» Ausführungen streift Redner die vreutzische «ahlresorm, wünscht Beset. tigvug der schlimmstes Auswüchse der letzte« Fiuanzresorm und berührt de» weiteren soztalpsMischr Fragen, besonder» die ReichSvrrfichervngSordnvug, deren Zustandekommen schon iu der gegeswärtigeu Session zu wünsche« sei. Redner erörtert weiter eine Reihe aktueller Frage» und bedauert unsere tuuerpolittsche Bersahrmheit. Der leitende Etaatl- mskn sei uicht tu der Lage, er« fester Programm vsrzr« lege«. Seiue Partei verlange eine liberale Regierung, d. h. Rrchtgleichheit für all: SrsaiSbülgrr. Meise FreMde wollm stet» gute Leziihuugeu pstegrrr zu der beuachbarteri oationalltberalr« Partei, wollry abrr keine Ltischmrlzuug mit ihr.

Reichskanzler v. Bethmasu.tzoHweg: Ich kann eise Erkläruug zu der Frage der preußischen Wahlreform hier sicht abgebeu, da diefrr Gegenstand nicht vor dieses Haus gehört. Ich habe «ich gestern mit Abstcht vor jeder Kritik der Lergaugrnheit fern gehalten. Ich habe «eine Worte utcht an eiee etuzelve Partei gerichtet, sonder« au die Sr« famtheit der Parteicv. WsS dann die Fragen der aus­wärtigen Politik av langt, so sehe ich vou allen Bemerkaugeu ab sud will usr folgendes erwähnen: Urber die Kongo- Frage ist e? un» grlungev, mit England eine Uebereinfttm- «uog zu erzielen, in einzelne» Fragen. Ich habe dir Za- verficht, daß uvS die» anch noch iu einigen anderen Details gelingt. Der Stand unserer Beziehungen zu England ist der: Englische Staatsmänner, vor allem der z» Zeit leitende Premierminister, heben in ihren Reden iu letzter Zeit die Hrrstellsng guter Beziehungen za Deutschland al» eine Aufgabe ihrer StaatSkavst bezeichnet. Ich kau» diesen Standpunkt nur tu gleicher W ise erwidern. Ich b!» ge­wiß, datz wir nur einander immer mehr nähern werden «vd

datz wir damit die Interessen beide» Länder wahren. Ich bin überzeugt, datz die italienischen Staatsmänner den Wert des Dreibundes nicht niedriger al» bisher eluschitzr». Der italienische Minister de« «»»«trügen hat mir Mitteilungen ,»gehen lasten über die Unterredung in Raccouigt, die er. geben. datz die italienische »alkavpoltük in keiner «eise mit dem Bündnisverträge in Widerspruch stehe. Auch die kaifer- lich russische Regierung hat mir entsprechende Mitteilungen über Raceruigt gemacht, »ei Betrachtung der Verhältnisse tu und zu Rußland hat die wevia freoodltche Sprache eine Rolle gespielt, die ein Teil der russ. P esse geführt hat. Mtt R-chtkitet unsere Regierung daran» die Notwendigkeit Her, datz unsere Politik erst recht«» aller Ruhe «.ohne Leidenschaftlich- k-it geführt wird. Gute Dienste wird hierbei auch die Presse lüsten können, wenn sie da» «atz kühler Reserve bewahrt, dak unsere« eigenen KrastgesShl uud auchder Achtung vor de« N-chbar entspricht. Durch ein solches Znsammeswtrke» der LslkSstimme mit der äntzereu Politik

de«. (Beifall.)

Staatssekretär v. Schön: Die Marokko-Frage ist in ein ruhigeres Fahrwasser gelangt. I» viel« Paukten Uebereiustimmuvg mit Frankreich erzielt worden. Der Staatssekretär weift daraus hiu, datz auch die Kongofrag» «iuer friedliches Entwicklung rutgrgeugeht. Bekannt sind die Ueötttreibrmgev alldeutscher Angriffe gegen dm Bot­schafter Grafen »erustorsf in Amerika, dem «iemaud zu- träum wird, datz er gegen gute deutsche Patrioten feiudltch gesinnt ist.

Scheibe«»«» (S.) richtet scharfe Angriffe gegen die Regierung. Redner wendet sich «ammtlich auch zu der Frage der preutzischm «ahlreform und sagt: Glauben Sk nicht etwa, datz ich an bar Worthallen prmtzifcher König» glaube. Der «ortbruch gehört ja zn dm erhabensten Tra­ditionen brr Hohmzslleru. (Der amtierende Vizepräsident Prinz Hohenlohe ruft dm Redner hierfür zur Ordnung^ Redner verbreitet fich Laon über die SerfaffmkgSverfprechuoge» Friedrich «tlhelis III. uud IV. »etter wendet er fich gegen die bürgerliche Linke. Nammtltch die Natioaallibe- raleu feie« abhängig vou industriellen Unternehmer», de« Zrutralvrrbaud Industrieller. Wir, so schließt Redner, schöpfen nufere Kraft aus dm Liefen, a«S der BolkSkrast, unser ist dir Zukunft. (Ledh. Beifall brk dm Sozialdemo- kxatm.)

Reichskanzler vou Bethmauu-Hollwrg: Der Adg. Scheiden»«« hat eS für gat b fände», seine AaSsShruuge» zu« Etat za vrrqrickm mit eine« Exkurs -der preußische Geschichte und mit den heftigsten Schmähungen gegen prm- tztschr Könige. (Ruf bei den Sozialdemokraten: Wahrheit.) Er ist dafür bereits zur Ordnung gerufen worben, aber anch ich mutz Verwahrung rivlegm gegen eine solche Ver­unglimpfung prrntztfcher Könige. (Lebhaft. Beifall recht».)

vou Gamp (Rp.) «endet fich zunächst gegen die Sozial­demokrat:» uud geht dann auf dm Etat et«, dessen Einzel- heften er i« Wesentlichen billigt. Er wüuscht eine Vermin- dernng des BeamtruherreS, bessere Türphoranlagru für da» Land uud eine «eitere Ausprägung von Stibrrmünzm. I«

Ueber frauzöfische Weihnacht

plaudert Karl Enge« Schmidt, der feine Kenner fravzöstfcheu Lebens, sehr fesselndi« Dezrmbrrhest von Belhagru L Kla- fingSMovaLLHeften. Ersatz! s.a.: MeFrsuzssmfeiern Weihnachten beinahe so wie den 14. Juli, nämlich auf der Straße. Nach Mitternacht hört man fivgevde Schaarm durch die Stützen ziehe», und au» dm geöffneten Fenstern dringt der Lärm froher Schmauserei. Am Weihnachtsabend find in Paris alle Theater, all« Stätten des Vergnügen» uud der Lust bis lange nach Mitternacht »ff.n, aus allen Lädm strahlt ein Flammenmeer, »ud in allen Straßen wogt eine fröhliche und laute Merge. Nicht vsr ans dm Boulevards, sicht nur im Quartier laitu uud auf dem M«ut»artre, fondem Sberharpt in allen vierteln und Ge­genden der Stadt hört «an btS 4 oder b Uhr morgen» heiter lärmende Lacher und Sänger durch die Stratzm ziehen. Alle Theater und alle Tingeltangels machen de- sondere Austrmgvngm «ud lasten ihre Lnßbarkettm bis zu« frühen Morgen dauern.

Uud das ist nicht alles: alle LasäS, alle RestanrautS feiern einen sogenannten Rtveillov, eine Nachtwache und diesem Beispiel folgen eüle Familm die etwa» auf fich Hallen. Um die «arhekt zu sagen: dieser französische Sit- veillou ist aber «tue sehr gute Sache und »au darf ihn nicht verachte». Rar mutz «au sich hüten, ihn irgendwie «tt brr deutschen Weihnacht z» vergleichen. Bet de« R»- veillo» zetgm sich dk Franzosen sogar von einer Sette, dk

sich sonst bei ihnen nur selten offenbart: als Feester und SSnfer. Der Franzose ist, verglichen »tt dem Deutschen, autzerordentli- genügsam. Man besuche z. B. ein nuferen demfchm Kirchweihen entsprechende» ftauzöstscheS Fest: wo «au in Deutschland zwanzig Trink- uns Etzzelte errichtet, genügt ein einziger iu Frankreich, und der Franzose denkt mehr aa Scherzen, Lachen, Lsuzm al» an Esten ». Trinken. Der Rövkivoa der Weihnacht aber steht iu Frankreich suter de« Zeichen GargavtuaS, deS grotzmächtigm Fr.sterS, von de« Rabelais berichtet. Und da werden keineswegs ätherische Dinge verzehrt, sondern gerade die allerschwerßm, allerirdischstm, allerprosaischstc» Leckerbissen sind es, dk zur fravzöfischm Weihnachtsfeier ansgettscht «erdm. Au der Spitze steht die Blutwurst, der Losdiu, dann folgt d e Eingeweidewurst, die Audoilletlr, und tu bunter Reihe marschieren die verschiedene« Schwriuewurstartm hinterdrein, also datz die frauzöstsche Weihnacht stcherlich viele Kilometer Warst verbraucht. Nebm der Blutwurst, dk kschmdheitz ausgrtragm wird, find als spezielle WethuachtSgertchte zu neunen: die Zwiebrlfuppe, welche da» Mahl eröffaet, der gefüllte Truthahn, welcher dm wichtige» Mittelpunkt an»- mqcht, and daun eine Art von Rahmtorte, die speziell dem Rövetllou angehört.

' Judeffm bleib« die stauzöstfchm Kinder doch utcht so ganz unbeachtet «ud mrbeschrnkt, wie «an danach er- »arten könnte. In Paris bauert der »ethuachtSmarkt, ober vielmehr der Neujahr»««» drei Wochm lang, uud wthrmd dieser ganzen Zeit haben utcht um Kanfmagaziue alle ihr« Spielsachen -m Schau gestellt, sondern an dm

Boulevard» zieht fich aus betdm Seiten eine wahre Stadt vou kleinen hölzernen Buden hiu, worin man alle erdenk­liche Groscheuware findet. Da nimmt der Papa, die Ma na, der Onkel oder die Laute dm kleinen Jean oder die kleine Imune «tt and kauft ihnen, was ihnen am besten gefällt.

Doch fehlt auch die lleberraschusg bei der Beschmkung nicht ganz. Die Franzos« haben zwar kein Shüstkjudchm, aber sie kennen dm Knecht Ruprecht ober dm heilige» Nikolaus unter de« Ramm eine» Pöre Niel. Wie Niko­laus und Ruprecht hat er die Aufgabe, die unartige» Kisder zu strafen, die braven zu belohnen, uud zw« steigt er bet nachtschlafender Zeit durch Schornstein uud Kam» in die Wohnungen hinein. Da» Kind stellt am Abend seine Schuhe iu den Kamin, uud der brave Vater Roel legt seine Gaben hinein, für die Unartig« die Rate, für die Gaten Spielsachen und Zuckerzeug.

Joseph Kainz, der große Schauspieler, ist wieder einmal unter dk Dichter gegangen. I« WrthuachtShest der illustrierten Halbmonatsschrift .Nord uud Süd* der- iffeutlicht er folgende launische Eisenbahn-Regeln:

Sitzt einer allein im Nichtrauchabtell Und will etwa rauchen iu müßiger Well,

Ratz er wart«, wenn er der Vorschrift glaubt,

BtS et« Nichtraucher eiusteigt und er ihm erlaubt.

*

Nie soll «au mit überlegte« Wollm Etwa» verzollbarer nicht verzollen.