Erscheint täglich mit Ausnahme der Gönn« und Festtage.

Preis vierteljährlich hier I.io^t mit Träger, loh» 1.20 2t, imBezirtS- «nd 10 km Berkehr 128 im übrige» Württemberg 1LK ^r, Mouatr ibonuemmtS »ach Verhältnis.

Dkk GkskllsWtt.

Amts- W> AiM-KlÄ slir in MklMts-KM NWli.

Isevttfpr-ctzev Hlv. LS.

88. Jahrgang.

Jernspr-cher Nr. LS.

«nzrigen-Gebühr f. d. ispalt. Zeile au» gewöhn!. Schrift oder deren Raum bet Imal. Einrückung 10 H bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jlluftr. SonntagSblatt und

Gchwäb. Landwirt.

M 370

Donnerstag, dm 18 . Movernver

1S0S

». Oieramt Nagold.

Bekamrtm«chu«g, s«tr. die stVanderarbeitsstätte »«d de» Arbeitsnachweis i« der Stadt Nagold.

Hut« Bezugnahme aus den i» Gesellschaft» Nr. 24k veröffeutlichteu Aufruf »suche ich die Bevölkerung der Stadt Nagold oud des gauze« OberamtSbezir!» die de« ardeit-- lofe« geord«ete» Wanderern zugute kommende Einrichtung der WauderarbeitSstLUe, die sich nach deu bis jetzt gemachten Erfahrungen gut bewährt hat, dad«rch z« «mterstütze», daß smherzteheudru Wanderern keine Unterstütznnß Ge­währt wird, sondern dieselben »»«achfichtlich «» die Wanderarbeitsftätte verwiese« werde«, sodann ab» auch und darum möchte ich besonders driugesd bitten dadurch, daß die BezirkSaugehörigru, die mit gute« vewiffeu die Bettler, ohne sich eine Hartherzigkeit zu schul» des kommen zu lassen, au die Wauderarbeitsftätte verweise» können, durch Bezug der au die Haustüren auzvschlageudeu Plakate Gegen Entricht««, eine, Beitrags vo« «i»defte«s L a» die Wa»der«rdeitsftStte«ver» Watt««g AmtSpfiege, Mitglied» de» BereiuS zur Förderung der WasderarbeltSftStte« in Württemberg »erden.

ES tat dringend not, daß die Einzelnen, die vou dem Geben von Almosen durch die getroffene Einrichtung befreit »erden, ihr Scherfleis «uu dem Verein bezv. d« Amts­körperschaft, die keine Opfer gescheut hat, um da» Liebes» »er! znftaude zu bringen, zuweudev, da die «osten sehr erhebliche za werden schein».

Sodauu ersuche ich alle diejenigen, die in der Lage sind, de» Wanderer«, die in der WanderarbeitSstütte aus- geuommeu wordeu find, Beschäftig«», zu geben, sich a» Poltzrivachtmetstn Schmtdbrrgrr mit der Bitte um Zu» Weisung vo» Arbeiter» zu wenden, damit die Wand»» womöglich nicht mit Steinklopfeu beim Spital beschäftigt werden «Sffeu. Da« zu entrichtende Entgelt für die ge­leistete Arbrit wird nur ein geringes sei«, jedenfalls deu Betrag vo» 20 «z für die Stuade nicht überschreiten, nnd wird nach Feststellung derselben Lurch die Amtspflege bet deu einzelnen Personen etagezsgeu werden. Deu Wanderern selbst ist kein Geld za verabreiche»; doch ist die Abgabe eines LesperS »wünscht.

Endlich »suche ich vou dem mit der «anderardettS- stätte verbundene» ArbeitSnachwri» häufige» Gebrauch zu machen, damit dt« mittelloses Wanderer wieder ge» ordnet» Arbeit zngesühtt werde« können. Die Vermittlung der Arbeiter geschieht knstenlns durch Polizeiwachtmeister SchmtdSerger.

Deu 10. Nov. 1909. Kommerell.

Die Herre« Ortsvorsteher

«snche unter Bezugnahme aus vorstehende Bekauntmachuag

Dir Urkraft de- Universums.*)

Bon Dr. M. Wilhelm Meyer.

Wenn ich hier auf meine« Felsruetlaud Capri die Sterne hinter der schroffe» Wand der Roste Solaro unter» gehen sehe, so »füllen in der Stille des heiteren Abends meine Seele heilige Schauer von einer llaeudlichkelt, tu der ich schwebr, sicher geführt vou der Allmacht der Raturkräfte, die «ich in unergründlicher Munnlgsaltigkeit und doch zu­gleich so gewaltiger Etshett umwedeu. Dieser Helle Stern dort, der hinter den Zweigen einer Olive noch eben durch- fchimmert, tiefer und lief» finkend, bis er plötzlich hinter de« Rande der FelSabstmzeS verlöscht, er es nicht, der sich in Wirklichkeit zur Erde neigte, sondern dies» Himmel» Äürmeude Fels steigt mit allrm war auf ihm lebt, zu jenem Stern empor, oder, venu «au den Standpunkt nufer« inneren Anschauung verlegt, diu ich «S, der mit «eine« Hause, mit den grünen Ratten, die «ich umgebtu, mit dem endlosen Reere, tiefer und tiefer stakt, mit d« um» schwingenden Erde l« «reise geführt. Ein Gedanke, nicht aurzudenkeu, schon, wenn «au in ihn nur aller, war uns sichtbar umgibt, aufnehmeu wollte. War ist dieser gauze Monte Solaro gegen die Alpen, gegen deu Himalaya, gegen alle Gebirge der Erde, was diese, die nur al» kau« ficht» bare Runzeln üb» deu ErdgloduS huvorrageu, gegen diesm selbst! Und da» aller schwingt mit unerschütterlich« Sicherheit alltäglich u« den Mittelpunkt. 3K6 Met« tu

*) Wir bringe« diesen Aufsatz »tt SrlanbniS derDentfchen »atnrwtssrnschastlichn» Gesellschaft* a«S dem 1. Hist der Zeitschrift pu» Abdruck nnd mache« jauch bei dieser Gelegenheit unsere Lese, ans dies» Gesellschaft aufmerksam, dir bei einem Bterteljahrrgbeitrag von nur 1.80 ihre» Mitglieder» ein, »ich illustriert», vornehm an-,»stattete. Kläglich erschein«»« Zettschrtst, sowie » reich Mn. striert« »änd» in prächtig« AuSstatrnng bietet.

die Sache du Wauderarbeitsftätte und des Arbeitsnach­weise« »achdrüSlichst zu fördern und insbesondere sin die Mitgliedschaft bet« Verein nach »kästen werben z* wollen.

Ragold, de» 10. Nov. 1909.

K Oberawt: Kommerell.

Ans Grund der im Oktober 1S6S an der GewerbelehrerbUdungS' anstalt in Karlsruhe abgelegte» Dtenstprüfnng ist »ur Bersehnng von hauptamtliche» Lehrstellen an württrmbergischen Gewerbeschulen für befähigt erklärt worden: Grüninger, Christian vo» Nagold.

Ueber deu Eintritt Württembergs i» deu deutschen Staateubund 1870

gibt das soeben t« Verlag vou I. C. B. Mohr (Paul Stebeck) in Tübingen erschienene Buch Rückschau vo« de« Kgl. vürtt. General der Infanterie und Kriegsminister Albezrt vou Suckow iutereffante Aufschlüffe; wir euturh. men dem Buch folgenden Abschnitt:

Nach vielen Rivisterbesprechuugen über unseren Eintritt in deu senea Bund übernahm ich es, vertraulich au Bis­marck zu schreibe», daß feiue Majestät König Karl nicht zssawmru mit dem Köniz Lndvtg vou Bayrrv »ach Versailles gehen volle», und erst weuu die Gruudlageu der neuen BuudeSvrrfaffnug festgesetzt stad, wofür meine Md MittuachtS Entsendung nach BersatlleS jederzeit auf «folgende Einladung geschehen könne. Dies war am 7. Oktober. Da» Schreiben sandte ich zur Sicherheit durch Boten «ach BersailleS. Darauf telegraphierte mir Bismarck am 12, er erwarte nur mit lebhafter Genugtuung «ud sei zu deu Verhandlungen mit uns «mächtlgt. Ich gehe da­mit zu Rittnacht, der nun sagt, in Rückficht Ms die Mün­chener Konferenzen können wir nicht reisen, ehe wir Visse», daß die Bahnen ebenfalls geladen find. Diese D »au»- jetznng bestätigt mir BiSmarck auf meine Anfrage durch Telegramm dom 14.; ich teile er Mkttnacht mit, der darauf durch deu Telegraph in die Bayern dringt, «ttzukommeo; di« Antwort vou »rsy lautete, König Ludwig komme am 17. von Hohruschvaugau herüber, vorh« sei nicht» zu «scheu, uud »uu sagt Mtttuacht, vor dem 20. können wtr ja doch nicht reisen »egen d« noch ,n entscheidenden Frage vou der Kammeraufiösnng brhusS Neuwahl.

Die Bayern reisen am 20. nach BersailleS. «tt diese« Telegramm de» Gesandten Soden tu München kommt Ritt» »acht am 1k. bestürzt zn mir oud sagt, wir müsse« nun um alles noch vor den Bayern reisen. Wird Mtttuacht jetzt endlich di« Verblendung erkennen, sich ewig au die Bayern auzuklammeru, uud daß ebenso unser Jstereffe wie unsere Ehre die freie Brrstäudigsng mit BiSmarck fordert? Ich will es daran» hoffen, daß Mtttuacht j tzt sagt, wir müssen nun um aller noch vor deu Bayern reisen. Und tu

der Sekunde mache ich hier auf Capri ta diese« täglichen Kreise. Am «eqrator find rS 46S Meter, das ist so viel, wie unsere schnellsten Geschosse in der erste» Sekunde fliegen. Neber die genaue horizontale Linie hebt oder senkt sich da- bei j,drr Paukt des ArquaiorS um 17 Millimeter in dieser Sekunde. Mein Berg, hinter dem dt« Sterne mir ver» schwinden, hebt sich scheinbar immer noch um 13 Millimeter feknndltch diesen Sterne» entgegen. Um so viel krümmt sich eben auf diese« Sekuudeuwege des Kreisens die Erd- obrrfläche vou der genasen geraden Liste ab. Und dirser nicht anSzudenkende Gedanke, daß wir e» stad, dir sich de» wegen Md »ich! die Sterne, ist doch vo« Meuschengrtste als eine unerschütterliche Tatsache ersaßt!

Welche ungeheuere Kräfte «Sffeu da in jeder Sekunde, jahraas, jahrein, tätig sein, n« diesen Erdball, K900 Trillionen Tonnen schwer, muzndreheu! Die Antwort ist: Keine, wirklich gar keine! Wie das Schwungrad einer Maschine, einmal angestoßen, lauge Zeit in Bewegung bleibt, und es beständig bleiben würde, weuu e» nicht durch seine Schwere gegen die Erde hin und durch deu Luftwiderstand Reibungen erführe, so auch die Erde, deren llwschwung fich gleichfalls i« Laufe der Jahrmtllioseu verlangsamt, durch ähnliche, abrr sehr viel geringere Reibungen, denen selbst da» Getriebe de» hiwmltschen Uhrwerks unterworfen ist.

«ehe dem Weltkörper, den Kräfte, vou außen oder innen her, aupackw, um feine ans Urzeiten ererbte Lew:g. uug zu stören! Dort über da» rhythwifch zu «einen Füßen wogende Meer hinweg schweift der geistige »lick zn dr« unglücklichen Kalabrien und Sizilien hinüber. Dort, von grheiwutSvolleu Kräften erfaßt, folgte der Erdboden nur wenige Sekunden laug nicht völlig dem Umschwung der Planeten. Erzitterte, angestoßen von einer geheimnisvollen Macht. Zwei«alhn»derttaaseud Mensche« erlagen in diesen wenig« Sekunden de« Eingriff der Raturgewallen tu die

der Lat brachen wir am 19. nach Versailles «s, ich »och «tt der besonderen Vollmacht für die abzuschltrßmde Militär- kouveutiou.

Der König sagte bei« Abschied zu wir, e» sei de« ei» ergreifender Augenblick für ihn; venu ich znrückkomwr, sch daß Schicksal Württembergs entschiede», ich solle wie ei» mutiger gottvertraueuder Soldat hauoelu. Die Köuigi» sagte: .Ich rechne aus Ihre Ergebenheit, daß Sie mR die Hohenzolleruschev Lmde zurückbriugru*. Dabei reichte sie mir gnädig die Hand, e» war da» einzigem«!, daß sie es tat. Unterwegs bei Cowmercy sagte Mtttuacht zu «irr .BiSmarck hat Blut an deu Händen vou Küuiggrätz ha und kann nicht mehr lauge bleiben. Köuiggrätz ist ein ver­brechen gewesen, ans da» erst etwa» Versöhnendes hat komme» müsse». Jetzt ist» freilich Har. daß wir uu« «tt Preuße» zurecht finden müssen, nnd Oesterreich auSeiuaudergrht «tt Auuexiermrg seiner deutschen Provinzen durch Preußen*.

Am 22. Oktober in Versailles etugetroff» hatten wir tag» daraus Kousereuz mtt BiSmarck in der Rue de Pro­vence ans der vou ihm bezeichueteu Bast» unseres Elutritts in deu Norddeutschen Bund, mter dessen Erweiterung zu« Deutschen »md uud mit versaffMgSwäßigeu Privilegien für die einzelnen Staaten, «ud begmu daravs Mtttuacht seine Eiuzelverhaudluugeo mit Delbrück ohne «ich. Ich hatte am 25. Oktober «eine erste Besprechung mit Roo»; wir waren einig, daß eine Rilttärkouveutio» »wische» uns abgeschlossen wird, durch welche die württembergtscheu Truppen als Bestandteil de» deutschen »MdeSherreS «vier de» Befehl de» Königs vo» Preußen eia in alle« preußisches Armeekorps «tt eigener Lerwaltang bilden. Roou versprach htrrsstr eine« Stärke- md Kosteuetat de» Armeekorps als­bald ausftrllru zu lassen.

Am S. November teil« mir Mtttuacht die Redaktion der Lerträge über unfern Eintritt in deu Bnnd exklusive MtlttLrkonvenItou «ach seinen Verhandlungen «tt Delbrück darüber «tt. Ich erklärte «eine Zustimmung, da Mtttuacht hier der anderen Minister sicher ist, Md ein Widerspruch von mir hinsichtlich der Reservatrechte nach Art Md Um­fang nur die Sache hemmen, und schließlich de« Konflikt darüber die tu mir vertretene Milttärkonveutiou zu« Opfer fallen konnte. Meine Anfgabe muß sein, ste «vier Dach z« bringe«, dann ist für uu» dar nationale Baud seflgrkußpst Md Weiterentwtcklaug gesichert.

Am Abend de» 8. November kamen endlich die vou Roo» am 25. Oktober mir zngesagteu Nachweise, verzögert durch die Kapitulation vou Metz und Kranksein Roou», md stellte ich daraus in der Nacht «einen Entwurf der Mtlitär- kouventiou vollend» fertig ms. Er hatte davon auSzngehrn, daß ich al» bevollmächtigter Minister de» König» vo» Württemberg demselben als Bundesgenosse de» König» vo» Preußen tu dem nationale« Krieg gegen Frankreich nicht .schlechtere Bedingungen* für feiue» Eintritt in deu neue»

uralte Ordnung, die fich selbst überlasten, ohne neue Kraft znsgebrauch», deu wohltättgeu'Wechsel vou Tag Md Nacht md mtt ihm den Rhythmus so unendlich vieler kleinere» Kreisläufe mitbedingt, tu denen da» tägliche Leben fich bewegt.

Aber jener erste Anstoß, dm die Erde zur Zeit ihrer Geburt erfahren mußte, dieser gewaltige Schöpfung»«», durch deu da» wunderbare Uhrwerk in Veweguug gesetzt wurde, vo» welch unvorstellbar, eben weltbewegender Kraft müßte er gewesm feto, daß alle diese Ungeheuern Masse» vou ihr heute noch nnd bi» z« einer für an» «uauSdenk- baren Grenze der Unendlichkeit zehren l

Rehr al» sechzig««! schneller, als wir nu» um dm Mittelpunkt der Erde an ihre« Aequator bewege», stieg» vir mtt unserem ganzen Planet» um die Sonne. 30 äm legen wir sekundlich auf diese« «ege zurück. Welche Kraft- fülle muß vou der Sonne ausgeh», «m die Erde md alle anderen Planet«, von Leu» einige die Erde noch um ein vielfaches an Raffe üdertreff», durch ihre ewigen Bahn» zn führen!

Doch wieder müsse» wir den ganz »esmtlich größer» Teil der Kraft, die wir hier tätig sehe«, auf ein Erbteil au» den Urzeiten der Geburt unsere» Sor-neureicheS zurück- dattereu. Darch die Auziehmgrkrast der Sonne kommt ihr ja die Erde uud kein Planet ans die Dauer nur ein Haar brrtt näher. Sollte solche Annäherung wirklich mtt d« Iahrmilltoum stattfiod», so ist die Sonne nicht die Ur­sache, sondern Hemwung«, die ähnlich de« Staub in eine« Uhrwerk wirk». Wie e» bei jene« SchöpsuugSakte wirk­lich hergegang» ist, wissen wir nicht. Aber wir müsse» u«S -och vorstell», daß die Maste, welche später die Erde md die übrig» Planeten bildete, einmal ein» Anstoß er­hall» hat, der sie in geradliniger Richtnug durch da» Welt­all führ» mnßte, wem die Maste der Sonne sie nicht an»