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Dn GrsklWsttt.
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Mevnspvecher Nr. LS.
88. Jahrgang.
Asernsprecher Nr. LS.
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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. SonntagSblatt und
Schwäb. Landwitt.
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Ikrettag, dm 1. HKtoöer
1909
Die heutige Nummer des Gesellschafters euthält att Gratisbeilage de«
VWn-IWini
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tchliW «s i« SestWstkk für das IV. O»artal
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Nokitische Nebevficht.
Der ««Ufer sandte dem Gustav Adolf-Vrreiu uach Bielefeld die folgende telegraphische Antwort ans das Huldigungstelegramm: »Ich spreche der 81. Hauptversammlung des Gustav Adolf-Vereins für de» freuudlicheu Gruß «ad die treue« Segenswünsche meine« »ärmsten Daul mS. Eingedenk der wertvollen Stützt, welche die Arbeit der Gustav Rdslf-Bereiue durch Betätigung des evaugelischeu GlmbeuS und christlicher Nächstenliebe für die Landeskirche wie für dar Vaterland bildet, wöafche ich den dortigen veratuagen Gottes reichste» Segen. Wilhelm I. k,- — Der Evangelische Bund erhielt die folgende Antwort auf da? Telegramm an den Kaiser: „Seine Majestät der Kaiser und König haben mich zu Seaaflrages geruht, der dortigen Generalversammlung des Evangelischen Bundes für die freundliche Begrüßung Allerhöchst ihre» Daul auSzu- spreche«. Geheimer KabiuettSrat von Laleutini.«
Prinz Ludwig vo« Bayern brachte auf einem »egrüßungsadeud für die Jahresversammlung des deutschen Museums im Münchener Rathaus eiuru Toast aus den Kaiser aus und erinuerte dabei au das letzte Fest iu demselben Rathaussaal, als der Kaiser die Bürgermedaille em- Pflug. Der Kaiser sei nicht uar zu diesem Zweck uach München gelommea, sonder» in erstrr Ltate, um dem Regenten für die hervorragrudeu Leistungen des bayrische« Heeres zu danken. Dieser Dank habe im höchsten Grad erfreut, aber nicht überrascht, da man sich tu Bayern der
Tüchtigkeit seiner Heeres wohl bewußt sei. Mau strebe nicht nur dauach, deu beste» übrige» Koutiugeuteu des deutschen ReichSheereS ebenbürtig zu sei», sonder« sie alle zu übertresfeu. In diese« Urbertreffeuwolleu liege der beste Ausporu für die höchsten Leistungen. Mit besonderer Freude uod Genugtuung erwähnte Prinz Ludwig die «uweseuheit französischer Forscher, die gekommen seien, um die Einrichtung de» deutschen Museums zu studieren. Als zweiter Redner feierte Graf Zevpeltn deu priuzliche« Protektor, indem er dessen vielseitiges Wissen hervorhob. — Ein Luteres- saute» Ergebnis brachte die BorstaudSfitzuug des deutschen Museums am Dienstag. Graf Zeppelin eutwickelte einen Plau einer Versuchsanstalt für Lastschiffahrt am «odrusee zu der das Reich und die Eiuzelstaateu Zuschüsse leisten müßten. Wolle mau ähnliches anderwärts eiurichte», so würde «au eine unr mit ungeheuren Koste» erwerbbare Fläche nötig habe», wie ste der Bodeusee uuentgeltlich und mit größerer Sicherheit für die Luftschiff« darstelle. Die Eiurichtuug der Versuchsanstalt sei uubedtugt notwendig. DaS wichtigste dabei sei, eine Zersplitterung der Krtste zu verhüten, da nicht einmal die Eiuzelstaateu, geschweige deuu die einzelnen Univerfitäte« auSreichrude Mittel für zwrckrutsprecheude Anstalten besäßen. Dir ganze Versammlung, besonders die Vertreter der Uuivrrsttäteu, erklärten begeistert ihre Zn- stimmuug. Der Vertreter der württembergischm Regierung drückte seine freudige Genugtuung über Zeppelins Vorschläge ans und gab bekannt, daß Württemberg bereits die auf es entfallenden Zuschußmittel brreitgestrllt habe. Zeppelin sprach weiterhin über das für Frankfurt geplante Lnft- fchiffahrtmuseum. Zeppelin würde eine derartige Zersplitterung der ohnehin spärlich vorhandenen Materials für unzweckmäßig erachten. Er vertritt eher die Anschauung, alles im deutschen Museum zu vereinigen.
Z»r A«»führ»«> de» »e»e» Branutwei»- fte«er»efetze» hat der BnudrSrat beschlossen: 1. neu gefaßte Brallutweiufteuer-Srunddeftimmuugeu, 2. eine Aus- fShraugSanwrisuug für die Festsetzung des DurchschnittS- brasdeS (§§ 61 ff. des BraoutweinstenergesetzeS), 3. eine Branntwein-Nachsteuer-Ordnung, 4. eine neu gefaßte Brrn- ueretordunng, 5. eine uen gefaßte Braantveiusteuer-Befrei- nugSordmmg, 6. Aeuderuugeu und Ergänzungen der Lranut- wrin-Beglritscheinordmwg, der Vrauntwein-Lagerorduuug, der Brrmrrtwktu-Reioiguugsordrluug und der Alkoholer- mittluugSordmmg. 7. eine Esfigsäure-Ordunug, 8. eine Ssstgsäurr-Nachsteuer-Oednuag — mit der Maßgabe, daß sie mit dem 1. Olt. 1909 iu Kraft treten. Die Bestimmungen stad i« „Zentralblatt für das Deutsche Reich- veröffentlicht worden. Sie können von deu G werbetreiben- deu and deu sonst beteiligten Personen bei den Zollstelleu etugeseheu werden.
A«» Montenegro wird von eine« mißglücktes Putsch berichtet: Ein Unterleutnant versammelte iu Tettaje seine Kompauie und teilte ihr mit, er sei mit der Per- folgnng and Verhaftung von Verbrecher» beauftragt. Er führte jedoch die Soldaten zu dem Waffen- und Munition»-
depot uod befahl ihnen, von dem Depot Besitz z» ergreifen. Diese verweigerten aber deu Gehorsam. WS die Behörden von de« Vorfall verständigt wurde», »eranlaßte« ste die »erhasümg de» Unterleutnants. E» wurde sofort ein Kriegsgericht zur Untersuchung de» Tatbestandes gebildet. Elf Personen find uach Albanien geflüchtet, obwohl die Behörde« nicht nach ihnen fahndeten.
Erimeerumgr« «m Bi»«ar6.
I« Oktoberhest des „Pall Mall Magazine- veröffentlicht George «. Small ey persönliche Erinnerungen an Bismarck, dir iu das Jahr 1866 zurückgeh«, als Smalley der Vertreter eines New-Aarker Blattetz in Berlin war. Bismarck lud ihn eines Abends ans V» H Uhr zu sich ein und unterhielt fich mit ihm bis gegen 2 Uhr morgens. Er erzählte ihm tu großen Zügen die Geschichte seiner Politik seit seinem Amtsantritt uud.war so freimütig, daß Smalley sich verpflichtet fühlte, ihn daraus aufmerksam zu machen, er spreche zu einem Journalisten. Bismarck lachte und gao ihm die feine Antwort: „Nun, es ist Ihre Ausgabe, zu unterscheiden.- Der Erzähler erklärt, dieser Weisung «üffe er auch jetzt noch folgen und so mancher aus jene« nächtlichen Gespräch verschweigen. Einen Hanptpnukt tu Bismarcks Darlegungen bildete sein Verhältnis zu« König. „Ste stad Republikaner — so sagte er — und können daher nicht ganz meine Loyalität gegen einen König verstehen, gegen besten Vorfahren meine Vorfahren schon Hunderte vo» Jahren loyal gewesen stud.- Er sprach aber offen von dem Kampfe, den er zur Durchführung seiner Politik «eit de« König selbst hatte führe« müssen. Bekanntlich hat König Wilhelm dm Gedanken eines Krieges mit Oesterreich zuerst adgewiefm, ließ aber trotzdem Bismarck eine» Schritt uach dem andern mache», von denen jeder dem Kriege näher führte. Am merkwürdigsten war dies Verhältnis uach de« Stege über Dänemark, als gar keine Frage «ehr sein konnte, wem die Fortsetzung der Rüstung PrenßenS galt. Damals, so sagte Bismarck, hätte er das Budget bewilligt erhalten können, hätte er deu Landtag ins Vertrauen gezogen. Das hätten die Liberale« selbst erklärt. Aber den Landtag ins Vertrauen zu ziehen, hätte geheißen, Oesterreich ins vertrauen zu ziehen. Dem König habe er tu jede« Fall immer nur gerade so viel gesagt, wie für des einzelnen Fall unbedingt nötig war. Das war nm so angebrachter, als er ja immer mit dm bekannten RebmeiuflSstm bet Hose zu kämpfen hatte. So sah er e» als rin Gluck an, daß Oesterreich t« April 1866 von Preußen die Demobtlifirrnng verlangte. „Da wußte ich, daß der Herr ste in unsere Hände gegeben hatte. Ich legte dem König die Fordenmg vor und sagte ihm: Ich weiß nicht, ob Eure Majestät dm Oberbefehl übrr Ihr Heer Ihrem Bruder von Oesterreich zu übergeben beabfichttges.- DaS schlug durch, und von diesem Augenblick war e» die größte Schwierigkeit, deu König vor zu schnelle« LoS- schlagen zurückzuhalten.
Muskllultus.
Welchen unbefangenen Beobachter hat nicht schon der blöde Kallus avgewidert, deu dir breite Oeffmtlichkrit mit Rennfahrern, Jockeis, Athleten und ähnlich« modrrum Helden treibt? „Diese Leute-, so zeichnet ste Dr. Frosch in der „Welt a. R.-, „find wirklich in keiner Weste de» Enthusiasmus wert, dm sie Sei Männe?;, und namentlich auch bei Fräsen mtfeffel«. ES gib! Wribrr, die uach solchen Kerlen förmlich toll find. Kein Wunder, daß ste fich daun für die Blüte und Auslese der Menschheit halten! WS ob ein Mensch, unter dessen niedriger Stirn kein einziger selbständiger Gedanke wächst, st- dadurch einen besonderen Wert zaeigsm könnte, daß er 10 Stunden hinter- rtnauderdaSRad im EilzugStempo strapaziertodereiumzottigeu Konkurrenten auf die Erde schmeißt! Die Sportmenscheu dieses Schlages find derartig phautastelor, innerlich ä.mlich »ud langwellig, daß es eine« Hund erbarme« könnte, und rS ist ei» Jammer, daß «a« dle gristrntblößte, grazielose, unnütze physische Kraft überhaupt erwähnt. Wir haben eine« sehr verständigen und leistnugSfähigen Artistmstaud. Ich habe stets hohe Bewunderung für das Können «usrer Akrobaten, Turner und Jonglenre gehabt. Diese Männer erfinden etwas, ste stad Künstler, deren Instrument der mmschlichr Körper ist. Aber ste haben freilich dm Nachteil, daß mau ans ste nicht wetten kann. Und so wmdet sich das Interesse de» Publikums leider immer wieder dm tristen Geselle« z», deren Können lediglich dazu dient, irgmdeinm zn« Setzen geeignete» Rekord anfznstell«, -er
an fich absolut bedeutungslos ist. Da werden deuu solche Ungeheuerlichkeiten auSgeheckt, wie da» Sechstagerennen, da» im Frühjahr alle Stnmpfbolde Berlin» in Atem hielt! ES gibt, weiß Gott, andere Möglichkeiten, die Leistung,- sähigkeit de» menschliche« Körpers auSznprobm. Die Tat- fache, daß esu Mensch dem ander» um drei Nasenlänge» aus de« Rade voraus ist, dürste nun und «immer zu« Raßstab irgeinrr Wertschätz««» werden. Wie die Verhältnisse jetzt liege», ist die Etikette als .Rmnfahrer' hinreichend, um eium Menschen halbwegs gesellschaftsfähig zu machen....
Die Welt ist reich an interestamm und bedeutenden Dinge«; und hinter bedeutenden Dtugen stehe» bedeutende Menschen. Wir haben Neberflaß au hervorragenden Leistungen. Fast jeder Tag bringt einen Zuwachs an Wiste», an Erfindungen, und auch an Werken der Kunst ist unsere Zeit nicht arm. Diesen Dinge» soll das Interesse eines gebildeten und reism Volke» gehören, immer und täglich, sicht unr au eine« nationalen Festtag wie de« der Zeppelin- spröde. Dann geht es vorwärts mit der Kultur, und durch die Ehrung feiner «erteschöpfer fördert fich dar »olk selbst. Und neben dem Großen gibt eS auch Hübsches, Farbiges, Freudige»; eS gibt Feste, Spiel und Sport — eigenen, selbstbetriebmm Sport. Au diese« Dingen mag man fich erholen nud stärken. Dir Veranstaltungen aber, die ledig- ltch dazu dienen, et« paar Minute« Spauvnng zu briugm und Buchmachern nud blöden MuSkelmmschm Gewinne in den Schoß zu werfen, soll mau meiden. Denn die Wich, tigkeit, die «an ihnen beimtßt, züchtet eine traurige Art von BolkSheldm: Lmtr, die nicht» rechtes können und, kraft ihrer Unbildung, doch alle» wagm; Mensch«, die hohl und
anmaßend zugleich, eine verderbliche, morastige, stinkige Unterschicht unserer Gesellschaft bilden; eine männliche Halbwelt, die dar Laster iu seiner größten Verkommenheit repräsentiert.- (.Türmer.-)
Ich halt' e1«e« Ramerode« . . . Ureter dieser lieber- fchrist erzählt derNastauische Bote folgende wehmütige Geschichte auSdemMauöverauf demWesterwald: Eine« zn einer Reserve- Übung eiugezogmen Dragoner, der fich ans einem Patrouillen- ritt dem Dorfe Weroth bei Wallmerod näherte, fiel plötzlich ein, daß ein alter RegimmtSkollege, mit dem er früher in Hagenau t. E. „beim Kommiß- Frend und Leid getreulich geteilt hatte, in Weroth zn Hanse sei und fich ficherlich freuen würde, plötzlich seinen alt« RegimeütSkolleg« wieder einmal in Uniform vor fich zn seh«. Gedacht, getan! Bet« Durchreiten de» Dorfe» fragst unser Dragoner uach de« Hause seines Freundes. Kinder weis« ihn dort- hin. Doch wa» ist da los? Bor jenem Hanse formiert sich ja just ein Leichenzug! Aus Befrage» wurde der RetterSmauu nun zu seinem Schreck« gewahr, daß «an fich soeben ««schickte, d« gefuchten Freund nnd Kameraden zur letzte« Ruhe uach de« Kirchhof hinaus zn geleit«. Welch ein seltsames und erschütterndes Zusammentreffen! Der humane SchvadronSches de» Dragoner», welcher von de« erschütternden BegegniS erfuhr, gab nufere« Freunde gegen abend Urlaub, ans daß er nach Weroth htuSberreite n. seine« so früh dahingerastt« Kameraden ein immergrüne» RetS de» Gedenken» auf d« frisch« Grabhügel lege . . .