Beilage zum „Calwer Wochenblatt"
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Feuilleton. ' / Ra-»r»--ni°.»
Dev MclzovccLsevbe.
Roman von L. Dohrmann.
(Fortsetzung.)
Der wenig respektvolle Ton, mit dem der Eindringling diese Worte sprach, reizte Bruno aufs höchste.
„Der bin ich," sagte er barsch, „und als solcher habe ich das Recht, jeden Vagabunden unverzüglich aus dem Park zu weisen. Was thun Sie hier?"
„Oho!" Der Unbekannte trat einen Schritt zurück und sah den erregten Offizier mit unaussprechlichem Hohn an. „Was ich hier thue? Ich suche Sie, Herr Graf. Merkwürdig, wie Sie doch meinem früheren Herrn, dem Lieutenant von Pahlau, ähnlich sehen! Zum Verwechseln, Herr Graf, namentlich jetzt, da Sie zornig find. Sie müssen deshalb wohl entschuldigen, daß ich mir das Vergnügen machte, Sie bei seinem Namen anzureden, — aus alter Anhänglichkeit, denn ich hatte meinen Lieutenant gern, Herr Graf, sehr gern!"
Bruno schwindelte; wie im Kreise drehte sich die Umgebung vor seinen Augen. Hatte er — aus anderem Munde freilich — ganz ähnliche Worte nicht schon einmal gehört? Konnte diese Ähnlichkeit wirklich auf Thatsachen beruhen?
„Ich kenne den genannten Herrn nicht, habe nie seinen Namen gehört," sprach er, schwer atmend.
„Um so angenehmer wird es Ihnen sein, daß ich Ihnen von Ihrem — von dem Baron von Pahlau ausführlich erzählen kann," versetzte der Unbekannte unverschämt.
Kalter Schweiß trat auf Bruno's Stirn, er öffnete die Lippen, aber kein Laut drang über dieselben. Stier heftete sich sein Auge auf sein Gegenüber.
„Sehen Sie, Herr Graf, hier in diesen Wegen hat der Herr Lieutenant von Pahlau oft gewandelt," nahm der Vagabund jetzt wieder das Wort. „Ich war damals sein Diener und er vertraute mir in vollstem Maße. Er durfte es, ich täusche Niemanden, der mir sein Vertrauen schenkt. Gar manchen Brief habe ich damals der Komtesse Pauline zugesteckt, — heimlich, weil ihr Vater Nichts davon wissen durste. Hier im Pack nahm sie mir meine Botschaften ab und zeigte mir die Stellen, wo ich ungesehen durchschlüpfen konnte. Ja, ja, ich habe Nichts vergessen. Auch heute hat mich Niemand gesehen, — seien Sie ganz unbesorgt, Herr Graf! Es ist freilich schon lange her, daß ich der gnädigen Komtesse den letzten Brief brachte, — schon über zwanzig Jahre!"
Bruno hielt sich krampfhaft an einem Baumstamm fest, sein Atem kam keuchend, stoßweise aus der Brust.
„Es ist nicht wahr, Ihr lügt!" stieß er hervor. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an die leAen Worte.
„Fragen Sie doch die Gräfin Pauline, wenn Sie mir nicht glauben, Herr Graf," sagte der Alte spöttisch. „Fragen Sie sie doch, ob sie sich noch des Daniel erinnert, des Burschen vom Lieutenant Pahlau. Ja, die Komtesse hat viel Glück gehabt. Sie hat den Vetter geheiratet, dem nach dem Tode ihres Vaters das reiche Majorat zufiel. Nicht alle Menschen haben so viel Glück. Mein armer Lieutenant mußte elendig sterben und ich habe mich in Amerika herumschlagen müssen, ohne für meine allen Tage einen Pfifferling ersparen zu können. Ich bin arm, Herr Graf, — ganz arm. Sehen Sie, mein Herr wurde eines schönen Tages von seinem besten Freund, dem Bruder der jungen Gräfin, im Duell erschossen, und in der Woche darauf heiratete die Komteffe ihren Vetter, den Grafen Eberhard."
Tropfenweise hatte der Sprecher das tötliche Gift in Bruno's Herz geträufelt, der daran ersticken zu müssen glaubte. Das totblaffe Gesicht mit den Händen bedeckt, von einem nervösen Zittern befallen, stand der. Unglückliche da.
Der Alte betrachtete ihn einm Augenblick mit teuflischem Triumph, dann trak er ganz nahe an ihn heran und legte vertraulich seine Hand auf den Arm des jungen Mannes.
„Ich kann schweigen," kam es wie das Zischen einer Schlange aus seiner». Munde, „fürchten Sie Nichts, Herr Graf —"
Mü Ungestüm schleuderte Bruno die Hand des Versuchers wie ein giftiges Reptil ^)01i sich. Seine Augen sprühten Flammen.
H»„Fort, — mir aus den Augen!" rief er, die Hand ausstreckend und mit dem Fußkrufstampfend.
" „Aber, Herr Graf —"
. »Fort, sage ich, fort, ohne Verzug, Sie niederträchtiger Schurke!"
' Der Alte knirschte, sich wild aufrichtend, mit den Zähnen und ballte die Faust.
„Sie werden es bereuen, Herr Graf! Wenn Sie sich besonnen haben, so können Sie mich im Wirtshause des Dorfes finden. Fragen Sie nur nach dem alten Daniel Gerber. Zwei Tage gebe Ihnen Zeit zur Ueberlegung. Habe ich dann keine Nachricht, so werde ich mich an Andere wenden, die mir erkenntlicher sein werden. O, bitte, bleiben Sie nur ganz ruhig; ich gehe iür jetzt. Adieu, Herr Graf Wendhausen!" Mit furchtbarem Hohn betonte er das letzte Wort.
Als Bruno sich wieder allein sah, taumelte er gegen einen Baum, gegen dessen harte Rinde er seine Stirn preßte. Ein dumpfes Stöhnen rang sich aus seiner heftig arbeitenden Brust, bald laut, bald leise. Er stand noch so, als sich plötzlich aufs Neue eine Hand auf seine Schulter legte. Zusammenzuckend, wandte er sich und blickte in das Gesicht seines Oheims, des Obersten von Bronnen.
Der Graubart wich entsetzt zurück, als er in die verzerrten Züge, die von Thränen geröteten Augen des jungen Mannes sah.
„Du weißt es also schon?" fragte er unwillkürlich weit milder, als er beabsichtigt hatte. Bruno schrie laut auf.
„Onkel, auch Du wußtest davon? Du — Du warst mit in dem schändlichen Komplott? O, mein armer, armer Vater!"
Der Oberst starrte ihn verständnislos an.
„Du phantasierst!" brachte er hervor. „Freilich, Deine Reue ist an der Zeit; es freut mich, daß Du scheinbar endlich zur Einsicht gekommen bist. Aber so tragisch brauchst Du es gerade nicht zu nehmen, — Du siehst ja aus wie ein Geist! Wenn Du Deinen Vater um Verzeihung bittest und auf Ehrenwort Dich zu bessern versprichst, so wirst Du für dies Mal noch gnädig davonkommen."
Bruno schaute den Redenden wie irre an.
„Wovon sprichst Du denn eigentlich?" keuchte er.
„Nun wovon anders als von dem Briefe!" versetzte der alte Mann.
„Aber, mein Gott, wenn Du Nichts davon weißt, was hat Dich denn so außer Fassung gebracht? Ich sprach von dem Briefe jenes Wucherers, des Lem Jtzig. Wie konntest Du nur so leichtsinnig sein und Geld auf Wechsel bei jenem Vampyr nehmen? Dein Vater ist außer sich und mit vollem Recht!"
„Auch das noch!" murmelte Bruno tonlos. Im nächsten Moment raffte er sich jählings auf und stürmte ohne ein Wort an dem Obersten vorüber, der ihm erstaunt und kopfschüttelnd nachblickte. Wie ein Rasender stürzte Bruno ins Schloß und verschwand im Zimmer seiner Mutter.
Etwa eine halbe Stunde war vergangen, als er dasselbe wieder verließ. Sein Schutt war taumelnd, sein Antlitz fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wankend lehnte er sich im Korridor gegen die Wand. Er wußte es kaum. Er hätte in Untiefen stürzen können, ohne sich dessen bewußt zu sein. Kein Abgrund der Welt konnte tiefer sein, als der, in den ihn diese Stunde gestürzt hatte! Ja, er mußte wahnsinnig sein, es konnte nichts Anderes sein als Wahnsinn, — entsetzlichster Wahnsinn . . .
Irma kam die Treppe herab; ihre Augen zeigten noch deutliche Thränenspuren und der kleine Mund war schmerzlich zusammengepreßt. Sie sah vor sich nieder und erblickte Bruno erst, als sie unmittelbar an ihm Vorbeigehen wollte. Heftig erschreckt, blieb sie stehen. Allmächtiger Gott, was — was war hier vorgegangen?
Bruno was ist Dir? Du — bist Du krank? stammelte das junge Mädchen zitterigen Tones.
Er raffte sich auf.
„Es ist Nichts, — nur ein kleiner Schwindel, — es geht schon vorüber," brachte er gurgelnd hervor.
-*Er wollte vorwärts schreiten, schwankte aber hin und her wie ein Trunkener.
(Fortsetzung folgt.)
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