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Der GeselMtrr.

Amts- »ü AiM-KlM str dk« OknmIs-KkM Nngck.

Jevnlprechsv Wv. SV.

88. Jahrgang.

Äsernlprecher Hkr. LS.

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Mil dem Plauderttübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schrväb. Landwirt.

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Samstag, dm 18 . September

1S0S

LaS 8. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Ber« kehrSabteilung, hat am 16. Gept. d I. die Stelle des Station-Ver­walters in Lltensteig dem Sisenbahnasflstenten Barer in Göppingen übertragen.

UoMischs KeSerficht.

Die Noeservative» GretzBrrliuS hielten dieser Lage eine Brrsammlung ab, in der Graf Westarp die Stellungnahme der konservativen RüchStagSfraktiou zur Fiuauzresorm verteidigte. Er scheint jedoch nicht recht kberzeagend gesprochen zu habe», denn in der Aussprache kam es zu so lärmenden Szenen, daß die Versammlung aus einige Zeit geschlossen werden mußte. Ein Berliner Verein erklärte seinen Austritt aus der Partei. Die konservative Bereinignus, die i« der konservativen Partei ein Geges- gewicht gegen die Bestrebungen des Bundes der Landwirte und gegen die ZeutrumSfteuudschaft sein will, hat sich jetzt ans Vrnud des seinerzeit «wähnten Ausrufes konstttniert.

Di* gemeinsame österreichische und ungarische Mintsterderatrrrrg in Wien Sb» das gemeinsame Budget hat alsbald wieder abgebrochen werde« müssen. Dir beider­seitigen Ministerpräsidenten Bteuerth und Weierle sowie Fisauzmiuist« Btlivski hatte« teils gegen die Höhe einzel­ner Forderungen der Kriegs- und der Marine-Verwaltung Einspruch «hoben, teils die Erstrecksug von Raten aus einen größeren Zeitraum verlavgt. Hierdurch ergab sich d e Not­wendigkeit der neuerlich:« Durchberatung -er Lorauschläge durch Fachresereuten. «rkerle hatte die erste Audienz beim König. Er unterrichtete diesen über die politische Lage tu Uugaru sowie über die Auffassung und beu Stand­punkt der Führer der KoalitiouSpartrim. Eine Entscheidung ist «ach keiner Richtung hin erfolgt.

Zwischen de* Pforte »»b der russische« Regie« r«»g hadev neue Lerhandlnngm wegen einer Begegnung der beiderseitige« Monarchen zu seinem Erfolg geführt. Der Besuch des Zaren in Koustantinopel steht uuumehr fest. Die Begegunug zwischen ihm und dem Sultan wird sich auf der ZarenjachtStandart* i« Bosporus!abfplelen, da der Zar nicht an Laad zu gehe» beabsichtigt. -- Ju den letzten Tagen find zahlreiche Armenier als Freiwillige in da? türkische Heer eingestellt worden. Eia g oster Teil der vor Smy cna liegend es Flotte hat Brfrh! erhalten, «ach de« Jemen abzudampseu. Die Montenegrinische Negierung hat in Konstantirrope! eruste Vorstellungen wege« der fottgesrtz eu Greuzverletzungm «Horen. Sie gab ihrer Beunruhigung w-gm der Verstärkungen der türkischen Srenzpvfktoueu Ausdruck und lehnte die Berastwortung für etwaige daraus entstehende Folg « ab.

Rach Meldnnge» a«S Marokko hat der Finanz- minister El Rokrk den Auftrag erhalte», sich «ach Europa zu berebea und hier Waffe» eiuzskaufeu, zu welchem Zweck chm 300 OSO DuroS zur Verfügung stehen. Raloy Hafid sendet eine Sorrdeigesandtschift zur Hndsos-Faltou-Feier »ach Amerika. Sek Melilla griffen die Riffleute auch am Dieuktag wieder den spanisches Furagezug an. Die Spaaier hatten 5 Berwandere, daruuter rtur» Haaptmauu. Französische Mtldaugen behaupten, daß dk spanischen Truppen am 9. Echt, bei Suk rl Arba i« Krbdauagebtet eine Schlappe erlitten haben und zu« Rückzug gezwungen wordeu find. Ja Madrid wird dar amtlich bestritten.

Hagss-Aeuigkeilerr.

N»« Gtstkk «stk L««d

Nagold, dev 18. Geptembrr 1S0S vaSouwettflie,-». In der Zeit vom 1. bis 3. Oktober finden bekanntlich in Zürich drei internationale »allsuwettfltegen statt, au deaeu stch zahlreiche Luftschiff« der verschiedenen Rationalitäten beteiligen. Es ist zu er­warten, daß säst alle LallouS außerhalb der Schweiz landen werden. DaS Ministerium der Innern fo.dert ba­hn die Polizeibehörde» auf, dafür Sorge zu tragen, daß dev etwa im württembergischeu Staatsgebiet landenden Luftschiffen? eine freundliche Aufnahme zuteil wird.

_!- Hatterbach» 17. Srpt. Vergangenen DieuStag bewegte sich ein groß« Letchruzug de« hiesigen Friedhofe pr, galt es doch de« so jäh nach schwerem Leiden aus diesem Lebe» geschiedemn Lammwirt Ehr. Rapp dir letzte Ehre zu erweisen. Mit ihm ist ein ttmbeso.gter lieb« Familien­vater, ein hochgeehrt« Mitbürg«, ei« edler Patriot, eis echt« kernig« .Deutsch«* in de» Worte» vollster Bedeutung heimgegangen. Er hat e» »»dient, daß auch an dies« Stelle sein« gedacht mnde. Er rahe t« Friedens Ehre feine« Anden!«!

-g- Uxtertalhei«, 17. Sept. von einem AnSflng in» «aldachtal kommend statteten gestern die oberen Schul« jahre der protestantische« »olkSschule Horb dem hiesigen Gips- werk einen Besuch ab. Nach Besichtigung der GipSmühle »ud Oefen unternahm die jugendliche Schar eine« Abstieg in da» Bergwerk, da» sog. .Sipsloch', um einen Einblick tu die Lagerung der «tPSsteiue und deren Zutagefördernug za bekommen. Manche» interessante Stückchen vauderte zur Bereicherung der «estetu»fammlung in den Rucksack. Bon hi« an» ging» dann »och «ach Hochdorf, um auch dir dortigen Steiubrüche zweck» geoguostischer Studien «och zu besichtigen. Eine höchst eigenartige und wohl äußerst seltene Erschei- uuug zeigt stch gegenwärtig an den wildk« Rosenhecken. Neben nahezu reifen Hagebutten steht man nämlich an derselben Hecke auch Blüten, Knospen und neue Fruchtansätze in großer Zahl. Gewiß eine Seltenheit! Nebenbei sei noch erwähnt, daß es in unser« Gegend Heuer Hagebutten, Schlehen und Haselnüsse in Hölle «ud Fülle gibt, während die vromberr- ernte nicht viel verspricht. Die Beeren haben durch die kalte Witterung sehr gelitten, stud im Wachstum zurückgeblieben und scheinen uur aa besoude S günstigen Stellen zur Reife zu kommen.

B»« Laude, 16. Srpt. Warum in Württemberg die Aspflauzuug dou Frühobst augestrcbt wrröeu soll, bildete dev Segeustand eines Referats auf dem diesjährige» Obst- bautage. WaS die Kirschen aulaugt, so ist der Kirschen- handkl mit dem Auftreteu der Großhändler bester orgaui- stell. als bei irgend ein« andern Obstart. Hier können Züchter und Händler etwas verdienen. Gleichzeitig mit de« letzten Kirsche« nud Erdbeeren kommen die italienischen Birnen and französische Pfirsiche und Aprikosen. Diese «affkuhaste Einführung dieser Obstarten drück? sehr auf nufere Obstpreise. RU dem »ugeublick, wo eisheimischr Aprikose« nud Pfirsiche genügend angebste« werdeu, geht die fremde Einsahr stark zurück, weil unsere Früchte aro­matischer und frisch« stud. Die ersten Lepsrl kommen ohne jede ausländische Konkurrenz ans de« Markt. Der EharlamowSkt «acht sich allenthalben bemerkbar und scheint die wohlverdiente Verbreitung gefunden zu haben. DaS geringe Angebot in den älteren Fröhssrteu: Weißer «ud roter Astrachan, SommergewSrzäpsel, Psirstchroter Sommer- apfel ist ein Beweis für die geringe Einträglichkeit und das schlechte Gedeihe« derselben. DaS Angebot vou Aepselu ist Anfang August gering, so daß es für den Obstzucht« eigeutiich greifbar nahe liegt, von den ersten Sepfeln größere Mengen zu ziehen, statt der späten Herbst- und Winter- sorten, für dir entsprechende Preise nicht erzielt werdeu. Ist für die Atpfel die Konkurrenz frei, so «acht sie sich bei de» Birnen sehr fühlbar. Italien überschwemmt die deutsche« Märkte, auch den Stuttgarter, von Mitte Juli ab «tt Birnen, die zu ziemlich niedrigen Preisen gehaudelt werde». Die Qualität dies« Birnen ist durchaus nicht immer hervorragend. Zweifellos würde« einheimische Früh- birueu in größere« Meugru, tu reifer, schön augeboteu« Ware die fremde Konkurrenz ebeuss wie bet de« anderen Odstarte« MS de« Feld schlag«?. Gegen die von Jahr zu Jahr vermehreude Einfuhr von Orangen uud fremde« Weintraube??, welch' letztere schon zu 30 per Pfusd au- geböte« werden, sind wir machtlos, den Kampf gegen die Soukarrenz i» deu anderes Odstarteu können wir mit Aussicht ans Erfolg ausnehwen. Wie man steht, handelt er sich um eine wirtschaftliche Frage von Brdeirtuag, die wohl Beachtung verdient.

Gt«ttg«rt, 16. Sept. BierpreiSerhöhnug. Wie in ein« von 230 Wirten besuchten Lnsrmmluug der WirtSvereinS sestgestellt wurde, wird dir BierpreiSerhöhnug in Württemberg nicht vor de« Januar oder Februar 1910 in Kraft treten. Die Brauer haben im übrig«? ihre Stellungnahme immer noch nicht bekannt gegeben. ES konnte« deshalb auch tu du WtrtSvrrsammlnng noch keine Beschlüsse in bezug aus de« neuen BinpreiS gefaßt »«deu.

r Stuttgart, 17. Sept. Ju der vergangenen Nacht wurde zwischen '/«12 uud 13 Uhr auf der Stuttgarterstraße in Cannstatt zwischen dem WtlhelmStheat« und »erg ein Mann avgefalleu uud durch Messerstiche in die Herzgegend derart verletzt, daß « in ei« Spital gebracht wnden mußt«. D« Täter, welcher schlecht gekleidet gewesen und ca. 35 Jahre all sein s»ll, ist noch nicht bekannt.

Stuttgart, 17. Srpt. I« Aaschlaß an dir neue Schlacht- «ud Lithhoformnug hat sich der Gemetnderat gestern mit der Frage de» SchächtverbotS besaßt. D« Anregung wurde jedoch keine Folge gegeben, da stch der Gemeindrrat einhellig aus de« Standpunkt maßgebender Autorität«: stellte, daß die Litte be« Schächte« nicht mehr gequält werden als bet andere« rötuug»arte«. Die An­regung z»r Erlaffana eine» Schächtvttbat» war vor? tier- schutzvtttinllchar Krmnr anSgrgange».

Wer wicht pariert» fliegt. Dtefn Spruch gilt innerhalb der Sozialdemokratie nicht uur im Großen, sondern auch im Kleinen. Der Unterschied ist nur der, daß die letzteren »Fälle* weniger bekannt werdeu. Wie dem Beob.* nämlich von befreundeter Seite «itgeteitt wurde, wurde in der .Schw. Tag».* zwei Schriftsetzern «ach jahr- zehutelanger Tätigkeit gekündigt. Sie wurden aus» Pflaster gesetzt, weil sie glaubten bestimmte Beschwerde« vorbringe« zu müssen. Interessant ist, daß dm einen der Gekündigten auch seine Eigenschaft al» sozialdemokratischer Landtags­kandidat nicht vor Kündigung schütz«? konnte.'

r Zafseuhausru, 17. Sept. Gestern vormittag kurz vor 11 Uhr wurde die erste Probefahrt hieher mit eine« Wage» btt elektrischen Vororts-Straßenbahn gemacht. AU uud Jung lies zusammen, um die ueneste Errungenschaft zu bewundern und um zn sehen, ob «ud wie auf der umm Strecke gefahren werdeu könne. Aa der Probefahrt be­teiligten sich von der Straßmbahngesellschast Direktor Lörcher uud ein technischer Beamter, sowie von der ». Smeraldtrektisn der StaatSeiseuvahuen Direktor Oberbau- rat von Straß«. De« »«nehmen nach ist aus d« ganzen Strecke alles ln Ordnung und kein Hinderst» vor­handen wegen Eröffnung der Bahn am nächsten SamStag.

Rettevmüuster, 14. Eeptemb«. Heldenmut einer jungen Ordensschwester. Nicht weit von der OberamtS- stadt Rsttweil liegt der SutShos Bettliurbad; er gehört zur Heil- und Pflegeauftalt Rotteumünst«, Eigentum d« barmh. Schwestern vom hl. Ltuzeuz. Die Leitung de» SutShos» liegt in den Händen von 3 Schwestern, dm Dienst in de« Ställen versehm 5 bi» 6 Knechte. Eine» abends wird, wie im Württemberg« Schwarzwald üblich, das Vieh MS dm Ställen zur Tränke au die lausenden Brunnes getrieben. Plötzlich ein markerschütternder Schrei, ein Schnauben uud Stoben, der wildgewordeve, vor Wut ausbrüllrnde Farrm (Zuchtsts«) hat den ihn führende« Wächter au die Wand gestoßen nud bearbeitet den daun mrter ihm zu lieg«? kommende» älteren Rau« «tt seinen Hörnern uud Füßen. Entsetzen ob des graufigeu Anblick» bannt die in der Nähe stehend«? 3 Knechte an die Stelle. »So helft doch n« Gottes willen!* ruft die hrrbeteilmde junge OrdmSfchwester. Unbewaffnet stch dem mächtigen, rasenden Tier eutgegm- zuverfr« uud e» mit übermenschlich« Kraft zur Seite reißen, ist das Werk einer Augenblick». Zurück, Schwester!' ent­ringt ei stch noch den Lippen eine» der 3 Knechte,der ist hin und Sie und w'r*. Doch die todeSmntkge Auf­opferung der OedmSschwrster siegt. DaS rasende Lieh Mt, der Schververwnudete kriecht taumelnd einige Schritte seitwärts, wird dann von de» anderen in dm schätzenden Pserdrstall gezogen, wohin die tapfere Schwester mit schnellem Sprung folgt. ErnenteS Rasen, Stampfm Md Brüllen draußen, daun wird es ruhig. D« Knecht ist gerettet; er hat zwar schwere Verletzungen erlitten, doch besteht keine augrnbltckliche Gefahr für das Leben, vrwnudernug ver- dient wahrlich die Seelmgröße dieser Schwester, die, dm sicheren Tob vor Angm, ihr Leb«? aufs Spiel setzte für dm alten Knecht de» Hause». (Nttbg. Zig.)

r GraßetSltuge» O«. Göppingen, 16. Sept. D« Name d« Station Eislingen hat schon öfters zu »ulleb- samm LerwechSlnngm Anlaß gegeben, indem Personen, die in Geislingen ausstetge« wollten, vorzeitig schon in Eislingen de« Zug verlassen habe«. Dle Station soll des­halb eines anderen Namen «halte« Md zwar besteht die Wahl zwischen GroßetSliugm uud KletneiSliugm. Gegen letzteren Vorschlag haben sich dle Kollezim vor? GroßetS- llugeu entschieden ausgesprochen Mt« de« Hinweis daraus, daß d« größere Teil der Bahnstrecke stch auf d« Markaus SroßeiSliugm befinde nnb daß diese Gemeinde bei rin« vahuMterführung ein Grundstück im Werte von 6000 M die EifmbahuverwattMg unmtgeltlich abtreten mußte, während KlekaetSltugm ,« diesen Kosten kein«? Pfennig beigetrageu habe. Die börgerl. Kollegien wünschen deshalb als künftigen Namen GroßeiSliugea.

HeUbrou», 16. Sept. Am 5. d». MtS. kam e» »wischen de« »«heirateten 38jähr. Flaschner Hermann Oeßerle ?md dem 58jähr. verhüt. Süf« Karl Kircher, beide wohnhaft in Ellhofen, die eine Werkstatt gemein- fchaslltch hatten, zu Streitigkeiten, in derm Verlauf Orsterle dm Kircher in unmenschlicher Weste mißhandelte, lüde« n Kirchrr fortgesetzt ans dm Magen schlug, so daß d« Schwerverletzte tu» Krankenhaus »«bracht werde« mußte. Der verletzte wird nach Aussage des Arztes wohl kau» «ehr mit dun Lebe» davonkommm. Die Augelegmhett der Staatsanwaltschaft übergebe« worden.

r JSay, 15. Septbr. Die LetriebSeröffnmg da »men Bahn JSuh-Wettenau-Kanptm «folgt Mitte Oktober. Die VorberettMgm für die EröffnungSfeierlichkeitm -ab« bereits stattgrfMdm. Die württembttgstche md bir bayrische