Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger­lohn 1.20 imBezirks- und 10 km Verkehr 1.28 im übrigen Württemberg 1.33 «6, Monatsabonnements nach Verhältnis.

er GklklljWkl.

Amts- md LiiM-Mt für dm Ommts-SeM NWld

4

KevnspveHrv Wv. LS.

83. Jahrgang.

Kernsprecher Wr. 2V.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispall. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal, Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mir dem

Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

212

Samstag, dm 11. September

1S09

Vagoo-Meuigkotto«.

N»« Stadt ««d La«d.

Ragold. den 11. September ISO».

* Ko «zerr Boucher. Wir möchten nicht verfehle», «usrre Leser nochmals aus dar Montag abend stattsiudende Konzert der Geschwister Boucher im Hotel «Post" aufmerk­sam za machen. Die lirbrnSwSrdigev Künstlerinnen haben hier schon so glüvzende Beweise ihrer hervorragenden Leist- «uge« aas Teige und Klavier abgelegt, daß dem «ustklie- Senden Publikum Nagolds ein geunßreicher Abend gewähr­leistet wird. Das Programm enthält «nr erstklassige Nummern.

Dar vor kurze« verabschiedete Bolk-fch«k>efetz, welches a« 1. April 1910 in Kraft tritt, enthält u. a. folgende neue Bestimmungen. Den ans öffevtl. Mitteln unterhaltenen Volksschulen einer jeden Ortes stießt künftig­hin eia jährlicher Beitrag aus den örtlichen Kaffen z«, der wenigstens SO --z für jeden Schüler der BolkS-, Sonn­tags- und allgemeines Fortbildungsschule beträgt. Bisher stoß für jeden dieser Schüler um 20 in die SchulssudS- kaffe. Wenn also beispielsweise in einer Gemeinde 70 Bolksschüler, 12 Sonutagischüleriunen und 8 Fortbildung»- schüler gezählt wmdes, so erhielt die SchslfoudSkaffe 90 mal 20 Ä 18 künftighin find 45 abzuführev. Für ss manchen »armes- Schulfond ist diese neue Bestimmung sehr zu begrüßen; umsomehr, als im Laufe der letzten Jahre dir notwendigen Auslage» für Lehrmittel und der­gleichen gewachsen find. In Betreff der Schulgelde« be- stimmt das mue Gesetz r »Die Gemeinden find besagt, sür den Besuch der Volksschule ein Schulgeld im Nahmen von 1 bis 3 ^ sür das Jahr zu erheben. Besuchen mehrere Ktudrr einer Familie gleichzeitig die BolkSschule (oder Mittel­schule) einer Gemeinde, so ist nur für das erste der volle Betrag, für das zweite und dritte je nur die Hälfte, sür die übrigen Kinder krin Schulgeld zu bezahlen. In der einfachen Volksschule find Kinder unbemittelter Eltern vom Schulgeld frei zu lassen.*

* Die G-richt-f-rir« gehen am 1b. d. MtS. z« Ende, und es werden von diese« Zeitpunkt au die Gerichte wieder ihre volle Tätigkeit aufuehme». Zivilsachen, welche als Ferirusachen behandelt werde», können schon jetzt zur LermtuSbrftiNANng etugebrachtwerden, wodurch bewerkstelligt wird, daß dieselben in den ersten Terminen nach Ferien- schluß zur Tagesordnung gelange«.

Hereeuber-, 8. Srpt. Leider versäumen es manche Landwirte entweder ans Sparsamkeit oder Nachlässigkeit, von Zeit zu Zeit nach ihren Scheuueuböde« zu scheu und dieselbe» nötigenfalls frisch belegen zu lasten, so daß daun öfters Unfälle geschehen. Auch einem hiesigen Börger passierte er, daß beim Betreten eine« oberen Boden« der­selbe durchbrach und der Mann aus den unteren heruuter- fiel, wodsrch er außer Hautschörsungen einen mehrfachen Rippeubrnch erlitt.

r Ealw, 10. bept. Der Schreiner Brenner von Stuttgart, der in ELHansm ein Fahrrad gestohlen und in Nagold eine« Sportanzug und Schuhe erschwindelt hat, wsrde hier arrgehalterr und verhaftet.

Da» «ab de» Kais«».

9. Srpt. Heber die Kritik des Kaisers nach Schluß der vorgestrigen Parade de» «ürtt. Armeekorps verlautet, der Kais» habe sich dahin geäußert, daß die Parade eine der schönsten gewesen sei, die er seit langem gesehen habe. Mau habe den Sestchteru der Mann­schaften den guten Seist der Truppe augesehea; so frei und Hellen Auges hätten die Leute bei« Vorbeimarsch ihren Kaffer aagesehen. Der Kaiser war auch gegenüber dem kommandiere«!»» General, Herzog Albrecht, de« Lobe» voll; in liebenswürdiger Bescheidenheit habe dieser aber das Lob auf seine Offiziere und Mannschaft» übertrage», denen vor alle« da» prächtige Gelingen der Parade zu danken sei.

Stuttgart, 9. Sept. Herzog Robert vou Württem­berg wurde nach seiner Grueuuuug zu« württ. Oberst vom Kaiser nunmehr auch zu« Obersten in der preußische« Armee und zwar L In smt« de» 2. pommerschta Ulanea-RegtS. Nr. 9. ersannt.

Stattgarl, 10. Sept. Ja der gestrigen Sitzung des GemeiuderatS wurde außerhalb der Tagesordnung vou GR. Fischer um Aufklärung über dar Nichtläuteu der Kirchen,locken beim Ltozag de» Kaisers gebeten. «R. Dr. Matte» erklärte,^die «utscheidung darüber sei Sache de» Stadtpfarramts gewesen. Der MeSner der Stiftskirche habe augefragl, ob geläutet werden solle, nicht aber eine kompe- Leute kirchliche Sette. «L sei auch nicht richtig, daß auf dem Rathaus abgelehut worden sei, zu läuten. ES sei eben

Sache der Kirchengemeiudeu, darüber zu befinden. Später habe sich HerauSgestellt, daß eine Abmachung vou 1890 be­stehe, nach der die Stadt die Kosten für das Läuten zu tragen hat, und lediglich deshalb habe der MeSner der Stiftskirche augesragt. Das Ganze sei eine Geldfrage ge- wesen. Damit ist die Sache keineswegs genügend anfge- klärt. Die Geldfrage kann hierbei doch keine Rolle spielen!

Die S«««« der i« Jahre 1S08 verwilligte» Bra»de»tfchädi,««,e» hat betragen 3484212 - 4 t, so­mit 45814 mehr als im Jahr 1907 mit 3 438 398 Entstanden find i« Jahre 1908 1206 »raudsälle (worunter 194 infolge Blitzschlag»), durch welche 572 Gebäude zer- stört und 1485 beschädigt, auch 1983 Eigentümer betroffen wurde». Mit dieser Zahl vou Braudfälleu steht das Berichtsjahr au zweithöchster Stelle, eS wird um vom Jahr 1906 um 23 Fälle Sbertroffen, während die übrigen Jahre darunter das Vorjahr um 56 Fälle Zurückbleiben.

Zuffruhmese«, 9. Sept. Urber dar schon gemeldete Antomobkluuglück wird noch berichtet: Die Uafsllstellr bot einen grauenhaften Anblick. In einer Läuge vou etwa 10 Meter war die Straße mit SlaSsplttter« und Oel be­deckt, mehrere Blutlachen zeugt» vou den schweren Ler- letzuugeu. Der au» LudwigSbmg gebürtige Chauffeur, der die schwersten Verletzungen erlitte« hat, ist bis jetzt noch nicht znm Bewußtsein gekommen; er hat einen Schädelbruch erlitten. Auch das Befinden des Zimmermädchen» ist sehr besorgniserregend. Weniger schlimm find die Verletzungen des aus Stetueubrouu gebürtigen Dieser». SS wird be­hauptet, daß der Wagen in rasendem Tempo gefahren sei und sich daun au einer Strsßeukmvr infolge zu starken Bremsen» überschlagen habe. Die Verletzten find schon fett Jahren i« Dienst des HauseS Oftrrtag-Sirgle. Ein vom Gericht vernommener Sachverständiger gab der Ver­mutung Ausdruck, daß der Chauffeur im letzte« Augenblick den Motor abstelleu wollte, so daß sich i« ArrSpssfrohr zu viel Safe fingen, die mit Knall explodierten.

Marrlbro«», 8. Sept. Au der Südseite der hiesigen Klosterkirche bezeichnen einige alte Denkmäler den früheren Klosterfriedhof. Eines davon, ein einfacher SaudsteinobeltSk, Var gestern vou sreuudlicher Hand mit einem Kranze ge­schmückt worden. SS bezeichnet die Ruhestätte der ersten Gattin des Philosophen Schelttug, die am 7. Sept. 1809 starb. Bekanntlich war diese Fran zuvor verheiratet mit de« Dichter und Gelehrten August Wilhelm Schlegel, vou welche» sie sich friedlich treunte, um sich 1803 mit Schelliug za vermählen, während Schlegel mit der Frau v. Stasi in Italien, Frankreich, Schwede« lebte. Ans der Vorderseite des Denkmal» stehen die Worte: »Hier ruht Carolina Dorothea Albertina Schelliug, geborene Michaelis. Das Grab der Treuen, ewig Geliebte» bezeichnet« mit diesem Stein ihr Hinterbliebener Gatte Fr. «il. Joseph Schelliug. Jedes fühlende Wesen stehe mit Andacht hier, wo die Hülle schlummert, die einst das edelste Herz und Leu schönsten Seist umschloß*. Links am Stein ist zu lesen: »Sie starb bei dem Besuch des elterliche« Hauses zu Maulbronn am 7. September des 1809ten Jahre», ergriffe» vou der herr­schende» Seuche der Ruhr und des NrrveufieberS*, und auf der rechten Seitenfläche: »Gott hat sie mir gegeben, der Tod kann sie mir sicht ravbeu.* Der Seckkl trägt die Inschrift: »Ruhr sauft, du fromme Seele, bi» zur ewigen Wiedervereinigung. Sott, vor de« du bist, lohne dir die Liebe und Treue, die stärker ist als der Tod.*

Bibeoach, 10. Sept. Nachdem i« Februar dieses Jahres dar Gebäude des Friseurs Hamburger abgebrannt war, ist ihm, wie berichtet, vor wenigen Tagen die au- stoßende Wirtschaft zu den drei Mohren gefolgt, au die schon vor einiger Zeit vergeblich ein Brand gelegt worden war. Als der Tat verdächtig wurde Hamburger am Diens­tag zur Hast gebracht. Seine hier allgemein angenommene Unschuld scheint sich aber rasch HerauSgestellt zu haben, denn am Abend des gleichen TagrL wurde er wieder ia Freiheit gesetzt. Der Manu hatte Humor genug, tu da»hiefige Lokalblatt folgende Anzeige setzen zu lassen: »V. Hamburger, Friseur und Hühneraugruoperatenr, ist vou der Reffe zurück und hat seine Praxi» bereit» am Dienstag abend wieder anfge- uommrn.* Im Interesse der beunruhigten Nachbarschaft wäre die Entdeckung des Brandstifters- sehr z« wünsche».

r »«- Oberfchwade», 10. Srpt. Ja Liebeuau hat sich ein Verein zur Erbanaug einer Anstalt für Fürsorgezögliuge gebildet und seine Satzungen de« Amts­gericht Lettuang vorgelegt. Die Anstalt wird den Name» tragen »St. SebhardthauS, R ttuugSanstalt Hegender-.* Ihr Zweck ist die Rettung und Besserung sittlich entarteter, besouder» in Fürsorge stehender schulentlassener katholischer Jünglinge. Die Oberaufsicht kommt de« Bischöflichen Ordinariat zu. El» Hausvater (Lehrer) besorgt die Aufsicht,

barmherzige Schwestern Küche und Haushaltung. Bauwerk-

meister Hesele Ravensburg wurde beauftragt, emeu Bauplan und Kosteuvorauschlag auSzuarveitru, damit im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden kann. Dar Hosgut Hegender- umfaßt ea. 90 Morgen und kostet 90000 Die Anstalt trägt vorherrschend landwirtschaftlichen Charakter; die Zöglinge werden hauptsächlich mit Landwirtschaft und Obstbau beschäftigt.

r Mergeuthei«, 10. Septb». Für die Pflege und den Transport vou Verletzten bei« Kaisermanöver find vou Setten de» großen Beneralstab» i« Einvernehmen «kt de« Armeekorps wettgehende Maßnahme» getroffen worden. ES werden au verschiedenen Eisenbahnstationen, vor allem au den wichtigere» Eisenbahnknotenpunkten im Mauöverterraiu, tu Lauda und Crailsheim, Eisenbahnwagen in Kranken- trauSportwageu »«gewandelt und zur Ausnahme von Kranken, sowie zur Weiterbeförderung nach größeren Kranken- Häusern oder Spitälern bereit gehalten. Da da» Kaiser- manövergeläude wenig große Städte answeist, hat die Armeeoberlettvng mit den in verschiedenen Städten de» MasövergeläudeS befindlichen SauirätSkolouneu Vereinba­rungen getroffen, wonach diese sich verpflichte», die kranke» Soldaten »ach den Eisenbahnstationen bezw. nach den dort bereit gestellten KraukeutrauSportvageu z« verbringen. I« Landau und Crailsheim »erden je zwei solcher Wagen be- reitgestrllt werden. Auch werden dort einige SauitätSkom- »isstouru in Tätigkeit treten.

Der «ufftie, de- Z ».

KriedrichShafe», 10. Srpt. In der heute abend staUgehabreu Besprechung über die Route de» Luftschiffe» wurde beschlossen, mit dem Z 3 gegen 5 oder 6 Uhr auf­zusteigen, je nachdem, welche Windverhältnisse herrschen. Mau will den Westwind möglichst benutzen. Die Fahrt wird daS RHstutal entlang gehen, so daß Stuttgart also nicht i« Flage berührt wird.

Marmhei«, 10. Sept. Direktor ColSmauu tele­graphierte heute an den Maglstrat, daß das Luftschiff Z 3 morgen zwischen 4 und 5 Uhr tu Mannheim und LadwigS- hafeu eiutreffe« werde.

Fra«kf»rt a. M., 10. Sept. Vou der Jla. Wie die Frkf. Ztg. hört, ist die Ankunft des »Z 3* am SamS- tag nachmittag nicht vor S Uhr zu erwarten. Der Weg dm da» Lastschiff nimmt, ist weiter als dle Route des »Z 2* vor einigen Wochen, und außerdem werden die Evolutionen über Baden-Baden einige Zeit erfordern.

. Deutsche« Reich.

Berit», 9. Sept. Wohl eine der größten Lohnbe­wegungen dürste schon in nächster Zeit ihre« Anfang nehme», nämlich die Tartfverhaudluugeu t« Malergewerbe. A« Stelle de» am 31. Dezember in ganz Deutschland ablaufeudrn LohntarisS soll nämlich rin neuer Tarif geschaffen werde», für de» die Gehilfe» jetzt schon ihre Forderung« eiugrreicht haben. Die Arbeitgeber werden durch den Arbeitgeberverband im Malergewerbe, Sitz Berlin, vertrete«; de« stehen «ff Sette« de» Gehilfen in Betracht komme« ea. 36000 Malergehilfeu der Vrrbaud der Malergehllfeu Deutsch­lands, Sitz Hamburg, als dem größten Grhilfeuverbaud, sowie die christlichen und Htrsch-Durrcknschen Gewerkschaft» gegenüber. Die Lohnbewegung erstreckt sich auf 238 deutsche Städte, darauter sämtliche Großstädte Deutschlands.

Berki», 10. Sept. Orville Wrtght unternahm gestern abend auf dem Lrmpelhofer Felde zwei Ausflüge. Erst kuq nach 6 Uir erhob sich der Aeroplan, in dem neben Wright ein Passagier Plsch genommen hatte, zu einem etwa 12 Minuten dauernden Flug, wobei er in geringer Höhe da» Flugfeld umkreiste. Anscheinend wegen eines Motor- defekt» mußte Wrtght vorzeitig landen. Nach 20 Minuten stieg er nochmal» allein auf. aber auch der zweite Flug dauerte nur 10 Minuten.

r PforzHei«, 10. Srpt. Sestern abend fand eine definitive Versammlung der Streikleitung i» Maurerstreik statt, in der di« bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit beschlossen wurde. Damit ist der Streik nach einer Dauer vou 21 Wochen zu Gunst» der Arbeitgeber entschieden.

Wie-bade», 9. Septbr. Die städtische Verwaltung hat sich nun doch davon überzeugt, daß die Einführung der Kurtaxe da» beste Mittel ist, de» vmtg günstigen Finanz« der Stadt ohne wettere Belastung der Bürgerschaft auszu- helfen. ES ist bereit» eine Kommffstou eingesetzt, die «tt dm vorarbeite» für die demnächst zu erwarteude Vorlage beschäftigt ist. Für die etwa 200000 Fremd», die wir hier jährlich Hab», dürfte diese Nachricht von großem I». terefse sein. Gelaugt dir Taxe hier zur Einführung, so nur noch Badm-Badeu ohne Laxe.