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Dn GchlWsttt.
Amts- md Amiie-M str dm Ullmk-Kchk Nv>d.
JevrcsprecHcr Wr. 29.
83. Jahrgang.
Kernfprecher Wr. 29.
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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
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Ureis des 2rnonatt. Aöonnemmts
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UoMische MeSerftcht.
8i»e Berliner Znfchrift a« die .Süddeutsche SkichSkorrrsvoudeuz" stellt dm Sachverhalt -er Mßhand- kmg eines OSerrealschNerS aus Görlitz durch eium Tschechen Sei Braudeis fest. Da- deutsche Korffvlat tu Prag SSersaudte der Statthalterei eine Beschwerde, auch die deutsche Botschaft forderte eium Bericht eiu. Ferurr bemerkt die .Süddeutsche Reichsten.": Die rohe AuSschreiruug gegm elum harmlose« Fremdltsg, der unter dem Schutz des Vast- rechts steht, ist uueutschuldbar uud «ird hoffentlich ihre Sühne studeo. AuderersettS gibt eL kein Mittel, um dm Haß der Tschechm gegen «MS, war ihuru als Kennzeichen deuschm studentische« Wesen? erscheint von heute auf morgm aus der Welt zu schaffen. Solange der Zuftaud deutsch- feiudlicher »erhetzuue audMert, sollten reichSdeutsche Stu- dmtm uud Schüler bei einem Aufenthalt iu Böhmm, wmu Gegenden «tt tschechischerÄmölkemug berührt werden, fich des Trägers farbiger Mütze» uud Bänder freiwillig eut- halter. ES handelt sich Hierbei «m eine ttusache »orstchtS- »aßregel, wie ste Reismds is fremdes Ländern zu beobachte« habm.
I« Brotzherzoglm« Bade« ist jetzt eine amükche FtststeüWg der ArbeüSlostgkett im Tabakarbeiterbrruf, so- wttt ste sich aus der «mm Tabaksteuer ergibt, etugeleitet. Me amtlichen Erhebuugeu werden, was besonders Jutereffe verdient, uuter Ritwirknug der Severkschastm gemacht. — Hoffentlich nehmen sich audere deutsche Bundesstaaten, in deuey auch Tabak verarbeitet wird, eiu Beispiel au de« Borgehm Badens.
A« Schweb*» ist es zu ganz bedeutmdm AuSsprrr- mg« getommeu. Bisher warm 13 000 Arbeiter auSge- spärt; jetzt habm auch mach Holzschleifereieu, die dm PapittfabrikSverband augehör«, uud Fabriken des Textilindustrie- uud SägewerkSiarbaudeS ihre Arbeiter ausgesperrt. Am 2. August wird diese Maßregel aus dm StfenwerkS- verbaud ausgedehnt werde». Falls auch dieser Schritt erfolglos bleibt, werden wettere Aussperrungen «ach den Bestimmungen des Schwedischen ArbettgeberveretnS erfolgen.
Irettag, den 30. Autt
Dir Zahl der auSgesperrtm Arbeiter beträgt jetzt 40—bO 000. Diese große Aussperrung ist daraus zurSSznsShr«, daß »me Streitigkeiten iu verschied«« Arbeit«,»eigen, bei dm Schueider«. Weg- und Wasserbauern, Papirrarbetter« «sw., trotz langwieriger Versuche der amtliche« Schiedsrichter Nicht beigelegt «erden konnten. Eine »ersammluug der Arbeitgeber hatte die Erweiterung der schon bestehend« etwa 13 060 Arhetter umfaffwdeu Aussperrung beschlossen, falls nicht bis zum 26. Juli die Fordern»«« der Arbeitgeber. die keiue Herabsetzung der Löhue mthieltm, äuge- nommm würde«. Da dies nicht geschah, erfolgte die Aussperrung. woraus die Arbeiter dm «meralstretk für dm 4. August iu AuSstcht stellten. ^
D«0 «e«e frauzöfische ikabiuett hat stch der Depittiertmkammer vorgestellt uud dabei erklärt, es beabsichtige. eiue Politik de» Friedens, der Reform« und des Fortschritt» iu die Wege zu letten. ES werde dm BüuduiS uud dm Freundschaften Frankreichs unverbrüchlich treu bleiben uud e» als seine Aufgabe betrachten, der Würde uud dm Recht« Frankreichs Achtung zu verschaff« und dm Weltfrieden zu wahr«. Die Politik de» früheren Ministerium» werde es wetterführeu; diese vou der Kammer ständig gebilligte Friedenspolitik habe zur Stärkung de» Vertrauen» bägetrag«, »«möge dessen Frankreich mit wachsender Autorität im «eist der BersShuuug au der Regelung der internationalen Schwierigkeiten habe Mitwirken kSuum. Diese Autorttät eutspriuge ebeuso der Konsequenz setuer Ansichten, wie dm Prestige, dar eS seiner moralisch« ExpausiouSkrast. wie sein« Machtmittel« zu Wasser uud zu Laude verdanken. — Im Senat verlas Minister »arthon die Erklärung der Regierung, die dort aber nicht so warm wie iu der Kammer ausgenommen wmde. Kammer uud Senat bewilligten schließlich die Rartuekredtte uud daraus wurde die Sesstou geschlossen.
SPa»ie« Geht vor ei»er Revolution, wmu eS der Regier»«- nicht gelingt, die vielfach gestörte Orduuug rasch wieder herzustellen. Zunächst find für ganz Spauteu die konstitutionellen Garantie« aufgehoben worden. Wettere Meldungen a»S Madrid sprrchm vou de« bevorstehend« Rücktritt de» MiuisteriamS Maura mid sei«« Ersetzung durch ein militärisches Kabiuett, da die Ereignisse iu Barcelona eium eutschiedeu revolutionäre,» Charakter angenommen habm. Eine offizielle Note rechtfertigt die Lerhäuguug de» Belagerungszustands über die Provinz« Barcelona, Larragoua und Geroua mit Wühlerei« anarchistischer und revolutionärer Elemente, die das Zeichen zum allgemein« Ausstand gegeben, Gewalttätigkeit« aller Art verübt uud sämtliche Berbtuduugm abgeschuttteu hält«, um die aufständische Bewegung zu erleichtern. — Die strenge Zensur isoliert Madrid uud das übrige Spauieu. Da gmaue Nachricht« aus Relilla fehlen, wächst die große Ausreguug. Seit 24 Stunde» hat »au auch keiue Nachrichten aus Barcelona. Die Blätter berücksichtig« die Weisungen des Ministeriums de» June«, aber alle, selbst die gemäßigten kritisieren die überaus scharfen Maßnahmen gegen die liberale Presse. .Correspoudeucia", »El PaiS", .Abc", .Mario universal" protestier« scharf gegm eiu
1L0S
Vorgehen, das der Verfassung widerspreche. Me .Correspon- deucta" wmde einmal beschlagnahmt, .El Hi» bisher jed« Tag. Me au» Cerbsre gemeldet wird, ist der Eis«- bahuverkehr zwischen Barcelona uud der französische» Grenze vollständig unterbrochen. Die Bevölkemug vou Culera hat die Elseubahultuie auf mehrere Kilometer stark beschä- digt. Me aus Bilbao gemeldet wird, herrscht i« gauzm Riueudistrikt starke Erregung. Die Sozialisteukomttee» i» der Provinz BiSkaja beschloss«, dm Seueralstreik zu er- klär«. So dürftig die Nachricht« auch stad — der Erust der Lage ist unverkennbar. _ ^ ,
8i»e« a«tttche« Bericht a»S MekMa zufolge Hab« die Marokkaner die Schimm der «ordafrikautsch« Eisenbahn entfernt vud dadnrch dm Zugverkehr gehindert. Zwei spanische Abteilung« trieb« die Marokkaner zurück uud stellt« d« Zugverkehr wieder her. Die Berluste der Marokkaner war« zahlreich, auch die auf spanischer Sette bedeutend. — Wie aus Colomb-Bechar gemeldet wird, ist eiue vom Rachseu nach »udmib gesandte Truppen abteilmrg bei eine« iu -er Richtuug auf d« Hügel vou Lazzugert unternommen« AuskläruugSrttt durch feindliche Strettkrüfte angegriffen »ord« uud hatte 4 Tote uud 14 Lervuudete. ES gelang ihr, den Feind, der starke Berluste erlitt, zu zerspreng«. — Nach einer ueueu Meldung MS Melilli hat dort der Kampf vou muem begönne«. Geueral Pluto» uud mehrere Offiziere find gefall«. — Geueral Marina hat um Entsendung vou TorpedobootSzerstöreru gebet«, die die Riflüste abpatrouillier« soll«. — Nach einer amtlich« Meldung MS Melilla wmde auf der Mtueubah« eiu Zug mit LebeuSmittelv vou d« Eiugeborm« mgegriff«, wobei Ms spmischer Seite et« Mauu getötet uud fünf verwundet wmd«.
Mit «e«e» Umrrcheu i» Perfte« wird tu Peter».
bmg gerechnet. E» soll eiu neues Bombardemert von Leherau bevorftehm. Aus vielen Städt« würde« Bewegung« zuguust« de» eutthrouteu Schah» gemeldet, weshalb die oeue Regierung auf ber schuellst« Abreise Rohammeb AUS besteht. Der entthronte Schah verläßt am 2. August Teheran und fiedelt uuter russischer Bedeckung nach der Krim über, wo er ein schöne», dem General Schapchal gehörige» Gut bewohum »ird. Seine Behandlung »ird die eines sremdeu Priuzru seiu. Iu der nächst« Zeit wird eiue persische Anleihe auf dem europäisch« Geldmarkt Mter Mitwirkung der russisch« und der englisch« Regierung uutergebracht werde».
A«» Teheran berichtet die .Köln. Ztg.'. daß, wie seinerzeit iu Koustauttuopel, auch iu Perfieu die Führer der Reaktion vor da» Kriegsgericht' gestellt werden soll«. Zwischen d« SosÄeu uud der Regierung ist eiu Konflikt MSgebroch«. Die russische Gesandtschaft hat die modern« Geschütze der Brigade vrggeuornmru, weil Rußland für der« Bezahlung haftbar sei Md ste dem persisch« Mini- steriu« daher «icht uuterstellt werde» dürfen. Die Rationalist« glaub«, Rußland suche eiu« Konflikt, um die Räumung Persiens htuauSzuziehm. Wenn die Trupp« des Schah bei Sultauabad die Waffen «icht uiederleg«, kau» die Regierung ste «icht Mgreis«, da ste nicht stark genug
Berschiedmes.
Kö»tz WLU»er«r Abreise z»r Ar«ee 187« Mt «ie dageweseuer Eturuütigkett hatte fich ganz Deutsch Imd iu den Ssmmertag« von 1870 erhob«, um welsche, Wbermut gebührend st» die Schrank« zu weisen. Eis Voll ein Herz, etrr Zor«. ein Vaterland, etu Köutg! DaS va da» Keuuzeichar der groß« unvergeßlichen Zeit. In we «lg« Tagen stand die gesamte deutsche Streitmacht ar Rhein. Lim M. Juli 1870 reiste König Wilhelm zu seine Armee ab, um -« Oberbefehl zu übernehmen. In eine« AbschiedSwortr: .As mein Volk" hatte der hochherzige Me uarch einen Straferlaß für polMsche »erbrechen Md Ber geh« erteilt Md der Urberzeugung Ausdruck gegeb«, dal »er MfgezioMge«e«aurps mtt größter Eutschloffeuheit durch geführt verdm würde. Kurz vor der Abreise versammelt der königliche Greis noch einmal seine Minister nm fich mr! hielt eine kurze, kernige Ansprache: Mtt dem Ausdruck de herzlich« Freude über die Einmütigkeit drS deutsch« »olle! verband er die Mahnung au die zmückbleibmdeu Ministe» dafür zu sorgen,, daß der herrliche Geist der Julitage i»> Lolke lebendig schalt« bleibe, insbesondere daun auch fei wd tr« zu bleib aq, wenn «ugSustige Nachricht« vom Krieg» schaoplatze eiotr cff« sM«. NS dir Stnvdr der «breff Mhte, wm« vi ele TMs«dr von begeistert« Männern «u! MM« vor d« l PalatS d«S KöuigS und Ms dem wettei Mge zum Bah ch»sei»W^«Mell, M dem König Kebewoh
zuzurufm. Um 6'/, Uhr öffuetr fich das Sitter zum Srtteu- eiugaug de» PalatS, Md der König und die Köuigi« fuhr« im gewöhnlich«, zweispäuutgeu, offen« Wag« heraus. Ein vieltauseudstirmuigeS Hoch uud Hurra empstug das Herrscher- pam. Der König, im Mantel Md iu der Feldmütze, saß mtt tiefe« Ernst im Antlitz im Wag« uud dankte durch stilles Reigen des Haupte» aus dm jnbeludm Zuruf. Die Königin war sichtlich tief ergriffen. Lmgsa« mr konnte der königliche Wag« stch fortbeweg«, so dicht stand die Menschenmenge. Jeder wollte den Herrscher noch einmal sehen. Ein Meuschenftrorn, branseud vou Liebe und Begeisterung, umwogte Schritt um Schritt das königliche Paar durch die Straß« zu« Bahohof hin. Mtt de» schlicht« Feldherr» zog da» Herz de» Lolke». Die einmütige patrio- tische Stimmung der Berliner und derer, die vou außerhalb uach der Hauptstadt geeilt waren, wm ei« treues Bild de» RatioualgesSHIS. Bon dm Dächern flaggten die Fahnen, MS dm Fenstern weht« die Löcher, zum Himmel ans stieg aus abertauseud Herzen die Bitte um Sieg und frohe Heimkehr unseres Königs Wilhelm. Aus dem Bahnhöfe harrten bereits die Begleiter de» Feldherr« i» diese« heilgen Kampfe, der König» Bruder Md Seueral-Frldzeugmeister Prinz Karl Md jenes Feldherrndreiblatt, das so Herrliches zu« Geling« des ganzen schweren Werkes beitrug: Bismarck, Roou, Mottke, dazu eiue große Zahl vou Geueral«. Rach dem Abschied vou der Königin trat der König btuauS Md schritt zum berettsteheud« Salonwagen, rechts Md links die Häude zu«. Abschied reichend, die viele Dam« und Herr« mit Tränen beuetzteu. Borwärt» brauste der
Zug uach West«: .Mit «ott: Auf Wiederseh«:" Al* dann wmde Max SchneckeubmgerS herrliche» Lied: .Die Wacht am Rhein" «»gestimmt, uud mtt tanseud Stimm« erklangS durch die BahuhofShalleu uud stch fortpflauzend aus die Straß«:
ES braust eiu Ruf wie Douuerhall Wie Schvertgeklirr Md Wo-eupraS.
Zum Rhein, zum Rheiu, zu« deutsch« Rhein!
Wer WM des Stromes Hüter seiu?
Lieb Laterlaud, magst ruhig sei«,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein! — Unvergeßlich find jene Lage der deutschen Erhebung von 1870. Einem Volke, dar so begeistert iu ein« gerecht« Krieg zog, mußte der Sieg beschieden seiu.
Der gute Rat der Matter. Herr Armand Falliere» ist kürzlich bei seiner Ankunft in Havre tu der üblich« Weise von eine« weiß gekleideten jungen Mädchen begrüßt Md mtt eiue« Blumenstrauß beschenkt worb«; er hat dam in nicht minder üblicher Weise da» junge Mädchen mummt und ihm mtt väterlichem Wohlwollen eiu« Kuß ans die Stirn gedrückt. Ein Mitarbeiter des .Sil BlaS", der .Puck" zeichnet, macht dies« Vorgang zum «egeustaud einer klein«, dialogisterte« Satire: Mutter vud Tochter treten aus, uud die Mutter «irumt das Wort Md spricht: .Meine ltebe Tochter, bald wird eiue der feierlichst« Wd bedeutungsvollst« Stund« deines Leben» schlag«." — Tochter (die Avg« seukend): .Ja, Mama, ich weiß eS." — Mutter: .Bo» der Art, wie dn dich dabet beuehm« wirst, wird vielleicht