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Dn Gtsellschslrr.

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Aevnfprechev Wv. 29.

83. Jahrgang.

Jernsprecher Wr. 29.

Anzeigen-Gebühr s. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Kamstag, dm 1 «. Juki

ISO»

Deatscher »eichstag.

verli», s. Juli.

Di* B-rse«fte«er.

Ein Kompromißautrag der Rehrhettsparteieu beseitigt die von der Kommisfion beschlossene Erhöhung de» Umsatz» stempelS. stellt dagegen de» von der Kommission gestrichenen Stempel auf Quittungen SSer Geldempsäsge von Sruud »ou Bankguthaben wieder her und führt außerdem einen Stempel auf Sewiuuanteilscheiue and ZiuSbogen ein. (Lalonsteuer.) Hierzu beantragen die Nckioualttberalen, die Steuerfreiheit nicht aus Reichs» und StaatSpapiere zu teschräuken, sondern aus alle müsdelstchereu Papiere auL- Mdrhueu. Ein freisinniger Antrag will bei« Emission-» stempel di« Regieruugsvorlaxe wieder Herstellen, also dir hierbei von der Kommisston beschlossenen Erhöhungen ganz beseitigen.

KL Speck (Z.): Anstelle der KotieruugSsteuer hat die Rehrhett diese Form hier sstr die Heranziehung des BesttzrS gewählt. Das mobile Kapital wird hier besonders getroffen. Der Havsabuud schafft eine Kluft zwischen den einzelnen ErwerSSständeu. Die Handelskammer« beteilige» sich daran. Leidet das der preußische HaudelSmlnister?

ReichSschatzsekretär Dr. Sydow: Wir bitten dringend, die Erhöhung der Sätze bei ausländischen Papieren wieder fallen zu lassen. Die asSläudischeu Papiere würden von den deutschen Börsen sonst ganz verschwinden. Segen die Taloukener bestehe mauchrrlü Bedenken. Aber man kann über sie hiuwegkommeo. (Beifall rechts.)

Dr. Weber (nl,)^ Zum ReichSschatzsekrrtär kann ich uur sagen: oh wie hast Du Dir verändert! (Große Heiter­kett und lebhafte Zustimmung links). Früher hieß es uu» annehmbar jetzt anuehmbarl Zur Belastung der mobilen Kapitals sind wir in jeder greifbaren ordentlichen Form bereit. Aber hier wird der deutschen Volkswirtschaft ein starker Schaden zugefügt. DrutscheS Kapital wird ins Aus» laud gehen. Die Hypothekeupfaudbrtefe werden besonders zu leiden haben. Der Zinsfuß wird in die Höhe gehen. Herr Speck sollte doch die Selbstverwaltung der Handels­kammer unangetastet lasten. Wer hat den Hausabuud ins Lebe» gerufen? - Die Politik derlMehrhritl In der Mitgliederliste des Bundes der Landwirte finden Sie nicht allein die LavdwirtschaMammerv, fordern auch sämtliche LaudrSte und BezirkSawtmäuuer. (Hört! hört! links.)

Ftuauzmiuister v. Rheiubaben: Wie denkt sich den» der Vorredner dar Zustavdekomme» der ReichSfinauzrefor«? («roße Heiterkeit und Unruhe links, hört! hört! rechts. Von links ruft man: Auflösen! auflöseu! Lachen rechts »ud im Ztr.) Für die KotieruugSsteuer ist ein Msatz not­wendig. Die schweren Schäden die mit einer KotieruugS- steuer verbunden gewesen wären, vermeid! t der vorliegende Anlrrg vollkommen. Die Börse sollte anerkennen, daß wir gegen viele bedrohliche Projekte für sie nachhaltigen Widerstand geleistet haben. Bern gingen wir diesen Weg der Besteuerung des mobilen Kapitals nicht. Aber es bleibt nichts anderes übrig, wenn wir unser Ziel erreiche« wollen. (Lrbhaste Zustimmung rechts.)

Prenß. HaudelSmiuister Dr. Delbrück: Nur um die Finauzrefor« nicht scheitern zu lasten, stimmen wir diesem in mancher Beziehung höchst mangelhafte« Steuerprrjikre zu. (Lebh. hört! hört! links). Kommen Sie uns abcr nicht mit weiteren Anträgen.

Mowmseu (frs. Bgg.): ES handelt sich hier um einen völligen Umiall der verbündeter» Regierungen. (Lebh. Zsftimmnng links.) B:im Effekteustewpel find gerade wir » ,alllm Stadim für die Regierungsvorlage eivgetreten. Anstatt das anzuerkeuoeu, macht man uns noch Vorwürfe. (Heiterkeit und sehr gnU links.) Aber so wird heute Politik gemacht! Wer für eine Regierungsvorlage eiutritt, wird beiseite geschoben. (Heiterkeit.) Wir haben es hier lediglich mit einer «ewerbestknrr für die Aktiengesellschaften, Lank» grsellschastru und Hypothekenbanken zu tun. Warum wenden stch die Ekvzelstaateu nicht dagegen? (Beifall links.)

Singer (Soz.): Der beste BewriS für die narrhörte Psuscherarbeit der Kommission ist, daß die Mitglieder der Kommission hier i« Plenum »ach Ausführung des LvudeS» ratS fortgesetzt Abänderung sauträge stellen müssen. (Beifall bei den Soz.)

Frhr. v. Bamp (Rp.): Der mobile Besitz wird hier heraugezogeu. Der immobile Besitz wird auch nicht geschont. Für diesen haben wir einen Jmurobtliarstewpel, der 40 Millionen bringen soll.

Reichsbavkprästdeut Haveusteiu: Die Belastung aus­ländischer Werte durch Stempel darf nicht höher sein als die in unseren große« Nachbarländer», sonst leidet die Konkur­renzfähigkeit unsere« nationalen Marktes.

Kämpf (srf. vp.): Wir habe« es hier mit einer Br- fttzsteuer in der alleruuvollkommeusteu Art z« tun. Dar Beste wäre eine ReichSeinksmmev» und eine ReichSvermögen- stever. (Zustimmung links.)

Dove (frs. Bgg.): Der Standpunkt der verbündeten Regierungen ist der: die neuen Stenern find zwar schlecht, aber wir brauchen Geld. (Sehr richtig! links).

Die Diskussion schließt. Die freisinnigen Anträge ans Ermäßigung einiger Sätze werden abgelehnt, ebenso der Antrag der Nationalliberalen auf Steuerfreiheit aller «Sudel» sicheren Papiere, im übrigen die Börseusteueru unverändert angenommen.

Die Gcheckst*««».

Schecks »erden mit Ausnahme der Postschecks und Quittungen über Auszahlungen aus dem Gnthabeu des Ausstellers einer Schecks mit 10 vomeiuzüuenStSSbestenert.

Singer (Soz.): Wir habe« erst kürzlich de« Scheck» verkehr auf rechtliche Grundlagen gestellt. Die Scheckstener wird die Ausdehnung des Scheckverkehrs hindern.

Kämpf (frs. Lp.): Beim Scheckgesetz haben die per» büudeteu Regierungen selbst erklärt, daß die Entwickelung des Scheckverkehrs.nur daun in große« Umfange stattfiudeu könne, wen» darauf verzichtet würde, fiskalische Einnahme aus dem Scheckverkehr zu ziehen. Und »uu kommt «au mit der Steuer! (Beifall links.)

ReichSbankprästdent Haveustein: Mit den Vorrednern bin ich durchaus einverstanden. Deshalb habe» die ver­bündeten Regierungen such bisher davon abgesehen, den Scheckverkehr mit einer Stempelabgabe zn belasten. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre aber, halten sie den Zeitpunkt für gekommen, ohne »lue wirkliche ernst« Ge­fährdung der Entwickelung d:L Scheckverkehrs den Scheck, wie es in alle« anderen Staaten bereits geschehen ist, mit einem kleinen Stempel z« belege«.

Dr. Weber (ul.): Wie scharf ist bei« Scheckgesetz von den verbündeten Regierungen daraus hiugewiesen worden, daß in Deutschland noch zu viel Geld und Silber in de« Laschen der Lecke wäre! Uud das find hier die Laschen der kleinen Leute. Dies« rechnen mit 10 Pfennig. Wir wollen die gesunde Entwicklung des SeldumsatzoerkehrS nicht aufhaltrv. («s. ltukS).

Die Diskussion schließt. Der Antrag der Mehrheit (BaukscheSqaittnugSstempel) wkd angenommen, ebenso das ganze Gesetz in namentlicher Abstimmung. Des Gesetz tritt am 1. August in Kraft.

WSrttr«Ker- 1 fchrr

r Gtattaart, S. Juli. Die Zweit* Aa««*r be­riet heute in schleppendem Tempo die bisher zurück gestellten laudwirtschaftl. Artikel des KnltetstS. Zunächst wurde der lsndwirtschaftl. Anstalt in Hohenheim von allen Parteien für ihre Tätigkeit im Interesse der Landwirtschaft volle Anerkennung ausgesprochen. Nor der Ab?. Keßler (Ztr.) glaubte, der Anstalt Schuldrumacherei Vorkursen zn müsse«. Sommer (Ztr.) bewerfte dazu ausdrücklich, daß Keßler nicht im Namen der Partei gesprochen habr, die davon auS- gehe, daß die Anstalt nicht Ersparnisse zu machen, sondern die Jugend auSzubildeu habe. Eine große Rolle spielte in der Debatte die vor 3 Jahre» vom Hanse verlangte An­stellung eines Dozenten für landwtrtschaftl. Maschinenkunde. Die Mitteilung deS Ministers, daß dieser Lchrstuhl später ein Laboratorium mit einem Aufwand von 135000 erfordern werde, war dem Hause nicht sonderlich angenehm. Allgemein wurde gewünscht, daß der Dozent und Sach­verständige insbesondere auch Berater der laudwirtschaftlkchrn Bevölkerung sein soll. Sin Antrag betr. 2jährige Dauer des Kurses in der Gartenbauschule und Einrichtung eines mehrmonatigen Winterkurses mit einem im Sommer statt- findenden mehrwöchigen WiederholuvgSkurS wurde äuge- nommeo nud schließlich beim Kapitel Tierärztliche Hochschule ein früherer Beschluß betr. Ausbildung von LaieugeburtS- helsern für Haustiere der Regierung zur nochmaligen Be­handlung trotz lebhaften Widerspruchs des Ministers über­geben. Die Beratung der KultetatS kouute abermals nicht zu Ende geführt werden, da daS HauS stch wiederholt in uferlosen Erörtersvgeo verlor, anstatt positive Arbeit zu leisten. Morgen Weiterberainvg. Schluß 2 Uhr.

Stuttgart, 8. Juli. Die volkswirtschaftliche Kom­mission der Abgeordnetenkammer beschäftigte stch Hecke mit den Petitionen um eine Bah» von Psalzgrafeuweiler nach Dornstetteu bezw. von Psalzgrafeuweiler nach Frendeu- stadt. Der Berichterstatter empfiehlt die Bah» von Pfalz- grafeuweiler über Lützeuhardt nach Dornstetteu zur Berück­sichtigung, die Regierung dagegen die Strecke Pfalzgrafen- wetler üver Hallwangeu nach Dorustettev. Nach Ablehnung des Antrags des Berichterstatters wird das Projekt der Regierung mit allen Stimmen angenommen.

Vage«-Hk«rrgkett*n.

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N«,»rv. de» 10 S«li 1»M

D«S Feilkiete» verdorbener Wer ist strafbar.

Die Mehrzahl der Händler und Landwirte steht noch immer in de« Glauben, daß ste beim Verkauf von Mer» nicht verpflichtet seien, verdorbene Eier wieder zurückznuehmea. Zur Belehrung und zum Schutze des Publikums sei bewerft, daß dar Fetlbteteu und Verkaufen derartiger Ware aas Grund des NahruugSmittelgesetzeS strafbar ist.

r H*rre«B*r-, 9. Juli. In Kuppinge» wollte ein 17jähr. Bursche i« Spaß an eine« seiner Kameraden mtt eine« Revolver vorbeischießeu. Er traf ihn aber in de« Unterschenkel, sodaß der Getroffene stch in ärztliche Behandlung begeben mnßte. Die Kugel konnte bis jetzt noch nicht entfernt »erde«.

r tönst«*«, 9. Juli. DaS neue SchckhauS geht seiner Bollesduug entgegen und soll am 24. d. M. eiogeweiht werde». Am 25. soll ei« Kinderfest stattfiudeu.

r Roatlsteg*«, 9. Juck. Wie eigentümlich die Gelüste der Diebe find, zeigt ein hiesiger Fall. In der Wirtschaft zur Eintracht wurde eingestiegeu und nicht etwa die Geld­kaffe, sondern der AuSsptelautomat gestohlen.

r R*»tli»ge«, 9. Juli. Der Dieb der vor einigen Tagen bet eine« Malermeister in der Retzgergaff« 260 gestohlen hat, wurde in Mäufiugeu verhaftet. ES ist der Koch Johann Tiele. Bon dem gestohlenen Geld hatte er stch bereits einen «eneu Anzug, Uhr »sw. gekauft und eine» Teil für Zechgelage auSgegebr», so daß »vr noch 20 Geld bei ihm gesunden worden ist.

r Gpaichiugr«, 9. Juli. In Dürbhei« ist vorgestern abend dar dem Bauern Xibert Houer gehörige Gebäude völlig abgebrannt. Die Ursache war da- Umfallen einer brennenden Petroleumlampe, die die Treppe hiunuterstel, sodüß daß das emporlodernde Feuer nicht «ehr erstickt wer­den konnte. Der Abgebrannte ist versichert.

r Murrhardt, 9. Inli. Aus einer kleinen Ursache mnßte die 60jähr. Rosine Wieland an« Hiuterbüchelberg ihr Leben lasten. Ende vorigen Monats drang ihr bn Feldarbeiten ein Disteldoru in einen Finger. Wie so »st bei derartigen Verletzungen wurde der Sache keine Beachtnug geschenkt, bi» Blutvergiftung hinzntrat, der die Frau «ach schwerem Leiden «lege« ist.

Obertürkhei«, 8. Juli. Die seit 10 Tagen'vcrmißte 15jähr. Emma Seiger, Tochter des Mechanikers Seiger hier, ist heute früh 9 Uhr am Rechen des Uckertürkheimer Wehrs, als Leiche herauSgezogrn worden, und wurde in de« dortigen LetcheuhauS uutcrgebracht. Wie auzunehme» ist. dürfte da» Rädchen den Tod selbst gesucht haben. ES wird als Ursache Liebeskummer angegeben.

r Neckargartach, 9. Juli. Bet« Wäschekocheu er­griffen an» dem Herd schlagende Flammen die Kleider der Tochter de» FlaschuermeisterS Pflanzuer und entzündete« ste. DaS Mädchen war bald in Flammen gehüllt und eilte, um Hilfe rufend, ans die Straße, wo »ater und Mutter ihr zu Hilfe eilten und die Kleider vom Leibe rissen, am die Flammen zu ersticken. DaS Rädchen kam glücklicher­weise mtt nicht allzu schweren Brandwunden davon.

r Ul«, 9. Juli. De« in der Stetufabrtk »laubeure« beschäftigten Striuhaner Haar von Söflingen wurden durch einen umstürzeudeu 20 Zentner schweren Stein beide Füße so schwer verletzt, daß dte Gefahr der Abnahme mindestens eines Fußes besteht.

r Bla»b*«r*«, 9. Juni. In der gestrigen Sitzung der bürgerl. Kollegien wurden die ersten Schritte getan Wege« der Neuwahl drS Stadtvorstaud». ES wurde be­schlossen, dir Wahl vordehältlich de» Oberamts am Ritt- woch den 18. August vorzunehmeu. Die AnstellungSver- hältutffe werden zuerst in einer Sommisstou beraten «ud darüber daun endgültig tu der nächsten Woche entschiede».

Gericht»!»!.

r Nav*»<b»rg, 9 Juli. Schwurgericht. Nach zwei­tägiger Verhandlung ist gestern der 38 Jahre alle, vormalige Gerichtsvollzieher Alb. Haußmauu von Ravens­burg entgegen der Anklage, dte ihm 45 »erbrechen der erschwerten amtlichen Felschdeurknvdnug (Anfertigung falscher PsäuduugSprotokollr) zur Last legte, wegen eines fortgesetzten LergeheuS der falschen Beurkandnug im Amt zu der SefängutS- strase von 6 Monaten «ud der 36 Jahre alle Fruchtsäfte- sabrtkaut Engen Eisele von Ravensburg, auf dessen Bitten »ud Drängen und zu dessen Gunsten Haußmauu dte falsche» Beurkundungen vornahm, wegen Anstiftung zur falsche« amtlichen Beurkundung, sowie wegen eine« BrrgrhenS de» BavkcrottS zu der GesamtgefäugutSstrafe von 1 Jahr «ud