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Mit dem Plauderstübche«, Jllustr. «onntagsblatt und
«chwäb. »audmtrt.
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Ireitag, den 14. Mai
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UoMyche Hleverficht.
I» brr frs»zöfifche« Deprttierts»ka««rL begann die JmerpellattousdebaLLe wegen der Maßregelung der Pastbeamtr». DieJnLrrpMauten,Sozialisten,warfen derRegie- rusg vor, daß sie gegen die Postbeamten wegen Tatsachen vsrgegangr« sei, die nicht mit dem Dienst zusammeuhingev. Die PAstbeamrell seien getäuscht worden. W-rm in der gegenwärtigen Krise die Postbeamten den Gehorsam verweigerten, so komme dies daher, daß die öffmMchrn Gewalten z« regieren vergessen SSttev. Ran verlangte ein Statut, das den Beamten Garantien gewähre und Ord- oug nud Ätchkrheit im Staat schaffe. Heber Sen Ausgang der D batte, dcr nicht zweifelhaft sein kann, liegen Nachrichten noch nicht vor. Mittlerweile find aber elf weitere Post- * und Trlegraphenbeowle ihrer Aewter vorläufig enthsbe« worden. Das Personal der Eisenbahnen ans Korsika ist bereits in dev AMarrd getreten und verlangt die Berstaat- lichnng des Eisenbahnnetzes. — Infolge einer Entscheidung des ZivilgerichtS in Monlivs, dsL den Anspruch des Pfarrers von Cenlrndre ans Nießbrauch des PfarxgeSLudes zurück- gewissen hat, belegte der Brschsf von Ronlius den Pfarr- sprenge! von Canlesbre mrt de« Interdikt, so daß der Gottesdienst dort völlig eingestellt wurde.
Wege« Bnlzarie«» erteilte die türkische Regiernng ihren Botschaftern die Weisung, bei den Mächten dagegen Einspruch z« erheben, daß König Ferdinand den Titel König der Bulgaren armehme, da aus diesem Titel Zwistigkeiten bezüglich der Bulgaren ottomauischrr Staatsangehörigkeit entstehe» könuteu.
DaS englische Unterhaus hat in der Weiterberat- nug der Fiuanzreform auch eine Resolution angenommen, die eine Erhöhung deS Zolles auf JmporLbier um 3 Pence für je 36 Gallonen vor ficht.
Die persische« Rationalisten verlangen die U«s- lufernug voll 16 Personen aus der Umgebung des Schahs und die Abdankung des Schahs oder seine Entfernung aus de« Land für mehrere Jahre. Die Umzinglung Teherans ist vollständig dnrchgeführt. Man befürchtet blutige Zusammenstöße. Dcr Führer der Nationalisten von Täbrts, Tartar Khan, erklärte einem russischen Korrespondenten, er und seine GefinnnngSgeuöffrn trauten dem Schah sicht, weil diese: sein Wort gebrochen habe. Durch seine Handlungsweise habe der Schah das Land ruiniert und dennoch nichts erreicht. Vom Schah erwartete» er und seine Gc- fiuuuNgsg uoffeL trotz aller Versprechungen nichts. Sie wünsch:eu nur die Wiederherstellung der vo« Batrr des Schah gegebenen Konstitution, aber unbedingt unter der Garantie der Mächte, so daß sie nicht mehr verletzt werde. Bis dahin würden sie die Waffen nicht stederlegeu. Lu Waffen hätte« sie Ucberfluß, da ein großes Arsenal in TLbriS tu ihren Händen sei.
Rach Meldungen a«S Marokko sollen sich die Beni Mir einem Schwager Rrrlay HafidS unterworfen haben, der «nn nach Fez kommt, um eise Verständigung mit dem Sultan auznbahnen.
Hllclkcocrn Sinclair.
Historische Erzählung von A. K. HSrcrchvogek.
lSortsetznng.) lRachdr. orrb.)
„Herr Major, ich soll Sie fragen, ob nicht eben zwischei Ihne« nud Hoheit Anna etwas Schlimmes vorgefalleu ist?'
.Ja, teuerste Fra«, etwas sehr Schlimmes! Ich Hab noch nie eiae Bitte gewagt. Sie wissen es, aber mein Her will brechen über dem. was mir geschehen! Ersuchen Si Hoheit, mir die Gnade eines Tanzes zu schenken, keil anderes Mittel gibt's, sie zu sprechen.*
.Ich hatte eben Befehl, Ihnen den nächsten Tanz au zutrage«. Prinzessin Anna »achte Ihnen wohl Eröff nnngrn?*
.Ja, Madame, bei denen es nur zwei Wege gibt, Schande oder Tod! Gestatten Sie mir erst, mich etwas zu fassen.*
„Wr werde» Sie nicht verlassen, Major,* sagte die Dame. .Sie sollen dieser Frau nicht zu» Opfer fallen!* Damit eilte sie hinweg. —
Ma'ealm hatte wieder seinen Halt gefunden. Zwar zitterte sein Herz noch, aber klar überschaute er, wsS ih» zu tun blieb; er war entschlossen. —
Bald darauf ging er in den Ballsaal zurück. Anna war mit dem Kaiser und seiner Braut eben im Gespräch begriffen, konnte also seinen Eintritt nicht bemerkt haben. Er suchte
Der Venezolanische Expräfideut Castro, der in
Santander riugetroffeu tft, gewährt dort de» Berichterstatter« unermüdlich Unterredungen. Er behauptet, zuverlässige Nach- richten zu haben, daß Volk vnd Heer in Benezurla wieder seine Partei ergriffen haben. Vorläufig gedenkt Castro au irgendeine« idyllischen Ort der Provinz Santander zu verwetten. — In Caracas wird entschieden bestritten, daß Castros Chancen wüchsen.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 12. Mai.
Am Tische des BundesratS Ministerialdirektor Kühn.
Die Miihlennnrsatzstener.
Die Beratung der Anträge Speck (Ztr.) nud Dr. Röstcke (kons.) auf Einführung emyl fiaffclfö «tges Umsatzsteuer für Großmühlrv wird fortgesetzt.
Molkrublltzr (Soz.): Nicht nur die Großmühle« macheu deu kleinen Mühlen Koukmrevz, sonder» srrch die landwirtschaftlicher N;b-.ubetriebe. Schränken Eie diese doch ein, daun handeln Sie i» Jutereffe drr kleineu Betriebe. Die großen Betriebe mahleu billiger, nud das ist von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Nur sie können die notwendigen Mehlmifchungen Herstellen. Kommen Sie aus doch nicht mit dem Trußgesprnst. Dagegen gibt es ei» sehr einfaches Mittel: mau hebe die Getreidezölle aus. Künstlich können wir die Leises Betriebe nicht erhalten. Wir find gegen diese Mehl verteuerudc Anträge.
Gothei« (srs. Bgg.) spricht gleichfalls gegen die Umsatzsteuer. Die Statistik » der Antragsteller beruhen auf falsche« Grundlagen. Nicht die Großmühleu haben sich sehr vermehrt, sondern gerade die mittleren Betriebe. Ein Rückgang der kleinen Betriebe iß in allen Bernsen zn verzeichnen. Biele kleinen Mühlen find wegen der Floßregu- liernvg vrrschwnvdeu, andere wegen mangelnder Betriebsmittel, oder wett sie in Sägmühlen verwandelt wurden. In Trustsragev ist Herr Speck von einer rührenden Unkenntnis. ES ist unwahr, daß die Grsßmühlen hauptsächlich ausländisches Getreide iverarbeitm. Ran darf nicht unbesehen glanber, was die Interessenten behaupten. Der Antrag führt snS auf eine abschüssige Bahn, die allen BerufSzveigen gefährlich werden kann.
Beck-Aichach (Z.): Wer die Verhältnisse kennt, mnß dm Anträgen znstimmeu. ES gilt deu Schutz der kleines Müller gegen die Uebermacht drr Groß«ühles.
HauSmauu (ul.) spricht für denjenigen Teil seiner Fraktion, der die gestaffelte Umsatzsteuer ablehut. Wenn es den kleine» Mühlen hier nur da schlecht geht, so find nicht die Großmühlrn daran schuld, s rudern der gegenseitige Streit drr Kleinbetriebe. Die sächsischen und oldenbnrger Müller wolle« keine Umsatzsteuer haben. Die Sroßmühleu find für unsere Bolkseruähruug von größter Bedeutung. Wie kann man mit solchen Anträgen kommen, durch die das Mehl verteuert wird? Wir wollen den kleinen nud mittleren Mühlen gern Helsen durch Gründung von Ein- nud BerksufSvrreintgnngeu, Steueruachlaß und Entgegen
kommen bei der Brand krsseuverficherung. Für «ine staffel
förmige Umsatzsteuer find wir nicht zu haben.
Güutber-Plaueu (srs. Vp ): ES liegt noch nicht ge- vügeud Material vor zv einem endgültigen Urteil über die Verhältnisse im Rübleugewerbe. Aber die Umsatzsteuer ist nicht brauchbar. Sie hilft den kleinen Mühlen nicht. Ihnes bläst die Landwirtschaft dar Lebenslicht a»S.
Binder (Soz.) bekämpft »oter ».'Mgnahwe auf d e Ludw'gsho.fever Großmrchle ebenfalls die Anträge. Die Mühleuumsatzsteuer wäre Kurpfuscherei schlimmster Art.
Ein Schlußantrag wird angenommen. Nach ctuem Schlnßworl des Mg. Speck (Ztr.) und einer persönlichen Erwivrrsvg d 8 Mg. Sothetu (srs. Bgg.) werden die Anträge mit großer Mehrheit angenommen.
Donnerstag 2 Uhr: Berner Urhebnrechtsksrvestrou, Patenrabkommen, Münz- nud Bauksovelle.
Schluß 7'/« ULr.
«in Konflikt in der Finanzko««isfio».
Berlin, 13. Rai. In der Fiuauzkommisfiou des Reichstag« kam eS heute z« einem Zwischenfall, der wahr- scheiulich den Beratungen ein Ende macht. Ueber die ge- schästSordnuNzSMäßig: Weiterbehandlung drr Tabaksteuer- entwürfe entstanden zwischen den Liberalen and der Rechten und dem Zentrum Meinungsverschiedenheiten, die den Vorsitzenden der Kommission, Abg. Pass che, veranlaßt«!, den Borfitz an seinen Stellvertreter, Abg. Spahn, abzu- treten und dm Vorsitz daun überhaupt utederzalege». Die Natioualliberale« nvd Freisinnigen erklärten unter großer Bewegung, sich au des weiteren Beratungen nicht mehr zu beteiligen nud verließen deu Saal- Die znrückbleibeodrn Abgeordneten beschlossm sodann auf Vorschlag des RrtchsschatzsekreiärS Sydow, am Freitag die Fahrkartevfteuer auf die Tagesordnung z« setzen.
Berlin, 13. Mai. In den Kreisen der national- liberalen Fraktion betrachtet man, so will der „Berl. Lok.- Anz.* erfahren habe«, mit dm heutigen Vorgängen in der Finanzkommisfiov deu Bruch innerhalb der Blockparteien für endgültig. Die natioualliberale Partei will ihren Zeutralvorstaud für nächsten DonaerStag «ach Berlin ein- beruses, um za der neuen Wendung drr Lage Stellung z« nehmen. I« nationalltberalm parlamentarisches Kreis« wird diese Auffassung durchaus dementiert.
W-rtLkM-erUischer Lawdtsg.
r Gtntt-art, 13. Mai. Die Zweite Kammer setzte
heute die Erörterung über die Förderung der Kraftwagen- liuirv fort. Schmid-NrreShetm (Z.) begründete ein« Antrag seiner Partei, wonach in die Koste» für die Post- besörderaug auf Landstraßen auch die Vergütung an Kraft- wagmltuien aufgeuommeu und eine dadurch entstehende Etatsüberschreituug genehmigt werden soll, wogegen der
die entgegengesetzte Seite des Saales zu gewinnen, wo sich Graf Engeström, sein Gesandter, befand.
„Mein Geheimnis ist in Annas Besitz,* raunte er ihm schwedisch z«, „sprechen Sie mit Lachetardre und Dolgorskh?* — Daun trat er, sich ins Gespräch mischend, zu einer Gruppe von Offizieren.
Prinzessin Elisabeths Kammerherr, Worouzow, befahl ihn zum Tanz. Sr folgte. — Anna bemerkte eS wohl, aber zum Glück war sie Dame des Zaren und mußte ihre Aufmerksamkeit teilen. Elisabeth wußte eS Sberdew so etu- zurichtm, daß sie mit Sinclair sprach, während Peter II. mit ihrer älteren Schwester tanzte.
„Ich weiß das Schlimmste bereits! Sagen Sie mir in Kürze alles, mein Freund!'
„Hoheit, kann tiefe, reine Liebe je wanken? — San« edle Neigung je erlöschen, selbst wen» sie nie aus Erden belohnt wird?*
„DaS kann sie nie, Sinclair! In meinem Herze» viel* und sie preßte leise seinen Arm.
„Saun solch edles Gefühl, welches das ganze Leben heiligt, irre werden durch Berleomdnng?*
„Nimmer, ich schwöre eS Ihnen!*
„Nun kurz denn, ein Geständnis. Nehme Ihr edles Herz es so auf, wie ein Manu eS in Todesnot Ihnen bietet, der Ihnes, so arm «od elend er gewesen, einst teuer war!*
„O sprechen Sie. Sinclair!*
„Prinzeß Anna hat mir gedroht, wenn ich ihre« Befehlen fortan nicht blindlings gehorche, mich durch dt<Ber-
leumdung zn stürzen, daß ich zugunsten Schwedens «errat gegen Rußland spinne! — Daß ich ReuschikoffS Feind gewesen, ich von Schwede« gekommen bin, weiß jedermann! Daß ich dies jetzige Regierungssystem, deu Kaiser, daß ich Sie — verehre, ist wohl erwiesen. Sollte Sinclair eines Tages verschwinde» oder tot sein, so wissen Sie wenigstens, durch wen dies veranlaßt ward! Ich muß de« Befehle, die Prinzeß morgen abend zu sehen, gehorchen, denn ich mnß die Quelle jener Lrrleumdnvgeu wissen. Ich werde bewaffnet Hinsehen! Sollte ich «vtergrheu, hohe, edelste aller Frauen, so glauben Sie fest, daß — ob man Ihne» mein Andenken auch noch so verbittere — im Tode nur zwei Erinnerungen tu »ir weilten, Ihr Bild und daS «einer Jugendliebe!*
Elisabeth hatte daS Auge niedergeschlagen, nur ihr Busen wogte heftig. Sie preßte ihres Tänzers Hand.
„Major, Sie sollen dieser Frau nicht zur Beute werden! Ich will Sie schützen, nvd — sollte das Ungeheure geschehen — Sie rächen! Sie haben nicht umsonst meine Neigung augerufeu, ich werde fit Ihnen, solange ich atme, bewahren, ganz gleich, war man vou Ihnen rede! Prinzeß Anna soll in mir eine Gegnerin finden, der sie «immer ge- wachsen ist!* —
Am anderen Tage bereitete sich Malcolm zu der verhängnisvollen Audienz. — Der schwedisch- und französische Gesandte wie Dolgoruky waren höchst bestürzt, daß Anna im Besitz des SehetmuiffeS SiuclairS sei. Dolgoruky fürch- tete darin den Vorboten seines eigenen Sturzes. — ES blieb nur ein Mittel, Anna mußte entfernt, verbannt werden.