Erscheint täglich, mit Ausnahme der Tonn- und Festtage.

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Der Grselischllstn.

Amts- md L

Jevnfprecher Wv. 29.

ßr de» AkMls-Skjill! NaM.

83. ZaHrgang.

Jernsprechev Wv. 29.

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Mit dem PlauderMbchen, Jllustr. SonntagSblatt und

Vchrväb. Landwirt.

45

Mittwoch den Z4. Ieöruar

1909

Nagold

EberStzardt

Esslingen

Amtliches.

Bekauntmachurrg.

Durch Miuisteriolentschtteßuug vom 19. Januar 1909 ist den nach gerannten Mitgliedern der Feuerwehren zu Nagold, Ebershardt, Effringeu, Simmersfeld, U berberg, Wirt, Wenden und W ldberg das Ehrenzeichen für lang­jährige, treu geleistete Dienste in der Feuerwehr verliehen worden:

Eisig, Krrl, Drehermeißer,

Kapp, Wilde!-», Tuchfabrikant,

Himana, Christian, Wagner,

B tsch, Jakob, Stetnhaner,

Bihler, Gottlieb, Küfer,

H:b:r, Johann G arg, Schmiedmeister

Mönch, Christian, Maurermeister,

Roller, Jakob, Schreiaermeifter,

Släaglr, Andreas, Taglöhner,

Ziegler, Johann Georg, Bauer,

Braus, Johann Georg, Holzhauer, Simmersfeld Braun, Michael, Schneider,

Griffe, Friedrich, Schneider,

Geisel, Bernhard, Schuhmacher

Müller, Jakob, ZtsiWermanu,

Schmts, Johann Georg, Holzhauer,

Kern, Adam, Landwirt u. R cheumacher, Uebrrbrrg, Theurer, Gotilieb, Straßeawart,

Darr, Philipp, Bauer,

Kern, Michael, Küfer,

Rothfaß, Friedrich, Amtsdiener,

Bauer, Jakob, Schreiner,

Gauß, Andreas, Bauer,

Gauß, Johann Georg, Bauer,

Ha tmauu, Johrau Georg, Bauer,

Kümmerer, Georg, Taglöhner,

Nagold, de» 23. Februar 1909.

K. Oberamt.

Wart

Wenden

Wtldberg.

Ritt

er.

Gedenke, daß Du ein Deutscher bist.

Galt es schon zur Zeit des Großen Kurfürsten als höchster Ehrentitel, ein Deutscher zu heißen und das Deutsch­tum über der engeren Hrimatszugehörigkrii nicht zu ver­gessen, um wie viel mehr heutzutage nach dem alle Welt ln Erstaunen versetzenden Aufschwung unseres geeinigten Laterlandrsl Nicht mehr allein das Bewußtsein, auf dem Gebiete der Literatur wie in den Tagen Goethes und Schillers an der Spitze der Völker zu stehen, sondern mehr noch die politische und staatliche Erstarkung des deutschen LolkeS dient dazu, uns die Richtigkeit und Wichtigkeit eines kräftigen Natiouatb-wußtseins vor Augen zu führen. AIS Vertreter eines zur Weltmacht gewordenen und in den Welthandel, in Kolonialwirtschaft und Weltverkehr hinein« gewachsenen Volkes haben wir aber mit den erweiterten

Rechten und Vorteilen auch erweiterte Pflichten auf uns genommen.

Wir treten und das gilt sowohl von unseren Kultur- piouieren in der Ferne wie auch von uns selber hier im R-iche, und es gilt für die Gesamtheit wie für jeden einzelnen nicht allein als Glieder eines im Dichten, Denken und Philosophieren ausgezeichneten, sondern auch eiaeS reale Politik treibendes Volkes in Erscheinung. I der matz sich infolgedtfs m, wo immer er sich zeigt u.id was immer er treibt, bewußt sein, daß nach seine« Auftreten und Verhalten auch unser R ich bemessen wird. K aftvole Wirde muß sich da mit kühler Ueberlegnng verbinden. Zrm raschen Handeln müsse» sich Verstand und Herz vereinigen. Da? öffentliche und politische Leben unß einwtmdsfrei und vor­bildlich sein. Uid im Berufe stelle jeder seinen Manul Jeder neue Fortschritt im Geschäft, jeder Aufschwung im Handel, jede wirtschaftliche Nesemna. jeder künstlerische Erfolg find Blätter im Rahme-ttraaze sei Vaterlandes. Vs? allem pflege mau die liebe deutsche Muttersprache, in der, wie der leider zu früh gestorbene Ernst von W ldeabruch richtig sagt, des Bottes Seele lebt. Innerhalb der ReichZgrevzeu halte man sie vs? allem frei von Verunstaltung durch ent­behrliche Fremdwörter, die znde« weiten Vottskreisen unver­ständlich stad, spreche sie rein und unverfälscht, wie es guten Kuders der Mutter Germania zukomNt, und jenseits der Grenzen wahre man st: als hehrstes Heiligtum, als kost» barsten Schatz im fremden Linde, damit noch Kräder und Ktsdeskiader sich au ihr erfreue« «ud mit ihr das Deutschtum zu erhalten vermögen.

Wer deutsch fühlt, der kaufe auch nur beim dertschm Geschäftsmann, der beziehe unr deutsche Waren. Die hei­mische Industrie, durch welche die Schwestern und Brüder des arb itendes Volkes ihre DaseinsSedtngungeu finden, bietet alles vom Besten, ob es sich »an um Stahlfedern oder Papier, um Kleiderstoffe oder Streichhölzer, um Mast!« iustrnmente, Damenhüte oder andere Ezengnffe handelt. Solche nationale Kleinarbeit zu treiben, dünkt wohl man­chem kleinlich oder gar nebeusächlich. TuS ist es aber ganz und gar nicht. 'Im Kampfe d-r Völker, wie er heute wirt­schaftlich ausgefochleu wird, ist j.drs ehrliche Mittel, zu bestehen und vorwärts zu kommen, recht. Alle diese Forde­rungen znsa«mkngev 0 Amen «ud erfüllt, brinaen das Hoch­gefühl, deutsch zu sein, zustande. Gleich dem 6Lvis ttomsims snm (Ich bin römischer Bürger) der alten Römer und dem I am LuAlisb (Ich bi« ein Engländer) unserer Vettern über de« «anal muß das Wort immer erhöhte Bedeutung erlangen: Gedenke, daß Ds ein Deutscher bist!

VoMilchs HleSerstchl.

Die Erklär«»» deS de«!sche« Botschafters i» Paris, Fürsten, Rabatt», über die B-röff-ntlichung im Matm" hat nicht allseitig befriedigt. Man findet es auf­fällig, daß First Radolin nicht rund heraus erklärt, er

Abenteuer des Sherlmk Holmes

von E»va« Doyle.

Das Landhaus in Hampshire.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Diele Warnung war auch sehr am Platze. In der übernächsten Nacht schaute ich zufällig etwa vm zwei Uhr morgens ans »eine» Schlafzimmerfeustrr. Ss war eine schöne Mondnacht, und der Rasenplatz vor dem Hause strahlte fast taghell in Silberglauz. Gebannt von der friedlichen Schöavett dieses Bildes stand ich da, als ich gewahr wurde, daß sich im Schatten der Blmbncheu etwas regte. Als es in den Mondschein heraustrat, sah ich, was eS war: ein riesiger Hund, so groß wie eia Kalb, von branugrlbcr Farbe, mit hängendem Backen, schwarzer Schnauze und gewalt'g m, wett vorstehenden Knochen. Er schlich langsam über den Rasen und verschwand dann wieder auf der andern Seite in der Dunkelheit. Ich glaube, kein Einbrecher wäre im stände gewesen, mir eine» solchen Todrsschreckeu etuzu- jageu, wie dieser furchtbare stumme Wächter.

Und nun habe ich Ihnen noch eine ganze merkwürdige Entdeckung mitzuftilen. Ich hatte mir, wie Sie wissen, in London «ein Haar abschaeide» lassen, und v:rwahrte «S, zn einem großen Knäuel zusammengerollt. unten in meine« Koffer. Eines Abends, nachdem das Sind zu Bffte war, begann ich zum Zeitvertreib dir Einrichluag meines Zimmer» zu wüster» und meine wenigen Hrbseligkeiten aufzuräumeu. In meinem Zi-nmer stand eine alte Komode, deren zwei oberste Schubfächer offen waren, während ich das unterste

habe dem deutschfeindlichesMatiu" keinerlei Kommentare za dem Kaiser-Trlegramm gegeben. Das Mißtrauen gegen den Botschafter wird noch dadurch genährt, daß derMatts bei seiner Behaupiuug beharrt, der Kommentar za dem Kaiser-Telegramm enthalte die wörtliche Wiedergabe der Äußerungen Radvlivs. Mau wird sich erinnern, daß Fürst Radolin intime Beziehungen zum Zentrum hat und daß sein Name genannt zu werden Pflegt, wenn von einer N ichfolgeschaft für den Fürsten »ülow die Rede iS. Ja sachlicher Beziehung wird einigen Behauptungen imMattu durch folgende Erklärung des Fürsten Bülsw, zs deren Veröffentlichung der Berliner Korrespondent desPetit Puristen" ermächtigt wurde, der Boden entzogen: DaS ist leeres Geschwätz, das jetzt nach Abschluß de; framöstsch- deutschen Marokko-Abkommens besonders bedauerlich ist. Diese» Abkommen ist befriedigend nud verspricht gleich günstige Ergebnisse für beide Nationen, die nasmehr, was seit langem dem Mansch des Kaisers entspricht, mit guter Hoffnung eine bessere Zukunft ins Auge fassen können.

Der schweizerische B«»desrat hat in der Auge- legenhttt des Mchlzoükousftkts mit Deutschland beschlossen, an die destsche Regierung eine neue Note zn richten, in der er in der Hauptsache an seinem bisherigen Standpunkt festhält, sich aber bereit erklärt, dir Fragestellung und deren Reihenfolge dem Schiedsgericht zur Entscheidung zuüberlaffen.

I« die Balkaskrifi» ist durch das Vorgehen Ruß­lands in der bulgarischen Auerkenunugsftage ein neue» Moment der Unruhen getragen worden. Die russische Regierung bemüht sich zwar, dis UeberzMgrmg zn kräftigen, daß sie drr Entscheidung der Mächte in keiner Weise vor- greifen wolle und daß der Empfang des Fürsten von Balqarteu mit königlichen Ehren lediglich ein Akt persönlicher Höst chkeit war. Tatsache ist aber, daß der peinliche Ein­druck, drr in allen Kabinetten durch das Vorgehen Rußland» hervorgernsen wurde, nicht so leicht verwischbar ist nud daß sich namentlich die Pforte durch die russische« Versicherungen vorläufig nicht beruhigen läßt. Sie sandte entsprechende Instruktionen au ihre Vertreter im Ausland und bereitet einen formellen Protest gegen das Verhaften Rußland» vor. Deutschland, England, Frankreich und Italien beeilten st-, ans der Pforte erklären zu lassen, daß sie mit der Anerkennung drr KöutgSwürde des Fürsten Ferdinand nicht eiaverstandeu find «ud an de« bet Beginn der KrtstS aus­gestellten Programm sesthaltrn. Zur serbischen Minister- krists wird gemeldet, daß sämtliche Parteien sich für die Bildung eines KoalttionSkabiuettS ausgesprochen haben. I» Belgrad veranstaltete die studentische Jagend eine von etwa 5000 Personen besuchte Brotestversamsluug gegen den serbischen HochverratSprozetz in Kroatien. Man beschloß eine schwülstige Resolution, in der die Agramrr Angeklagten als Märtyrer gefeiert werden. Der Prozeß sei ein Akt der Barbarei und eia Fanstschlag ins Angesicht der Z vtli- sattov, der der aauzeu zivilisierten Welt zur Schande gereiche.

I» der Hauptstadt B« garte»» hat mau zu früh frohlockt. Die Anerkennung BaigarienS als Königreich «ud

verschlossen fand. Nachdem ich die beides oberen mit meinem Weißzeug angefüllt hatte, war sonst noch gar vieles unter- znbriugen, und so verdroß eS mich natürlich sehr, daß ich die dritte nicht auch zur Verfügung hatte. Ich nahm au. diese sei vielleicht lediglich ans Versehen verschlossen worden, deshalb zog ich »ein n Schlüsselbund heraus und probierte sie zu öffnen. Gleich der erste Schlüffe! paßte, «nd so zog ich die Schablade aas. Es war nur rin eiaziger Gegen­stand darinnen, aber was für einer würden Sie ganz ge- wiß niemals erraten. Es war mein Haarzopf.

Ich nahm denselben heraus, um iha zu besichtigen. Die Haare hatten ganz genas die eigentümliche Farbe und die Stärke meiner eigenen. Aber dann drängte fich mir wieder die Unmöglichkeit der Sache auf. Wie konutin denn meine Haare in diese verlch'off ne Schublade kommen? Mit zitternden Händen öffnete ich meinen Koffer, räumte ihn auS und zog zu unterst meinen Zopf hervor. Ich legte die beiden Zöpfe neben einander, uad ich gebe Ihnen die Ver­sicherung, sie waren vollkommen gleich. War da« nicht merkwürdig? Ich mochte mir den Kopf zerbrechen, wie ich wollte, die Sache blieb mir ein völliges Rätsel. Ich legte den fremden Zopf wieder in die Schublade, ohne Herrn Rucastte und seiner Frau gegenüber etwas von der Sache ,n erwähnen, deuu ich fühlte wohl, daß -s nicht recht von wir g wesen war, eioe Schublade zu öffnen, die fie der- schlofft» hatten. Ich bin von Nrtur eine scharfe Beobach- teriu, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, Herr Holmes, und hatte bald einen ziemlich genauen Plan drS ganzen Gebäudes im Kopfe. Ein Flügel d.ssttbeu schien völlig unbewohnt zu sein. Eine Tür, dem Eingang zur Behausung des Toller'scheo Eh.p-rares gegenüber, führte zu diesem

Flügel, allein fie war stets verschlossen. Eines TageS je­doch stieß ich auf der Treppe auf Herrn Rocastle, wie er, seine Schlüssel in der Hand, ans dieser Tür herauskam, und zwar »it einem so veränderten Ausdruck, daß ich den sonst so behäbigen, gemütlichen Manu kaum wieder erkannte. Seine Wangen waren gerötet, seine Brauen zornig gerunzelt, und in der Erregung traten ihm die Adern au den Schläfen weit hervor. Er verschloß die Tür und eilte hinter mir die Treppe herauf, ohne ein Wort oder einen Blick au mich zs richten.

Dies erregte meine Neugier und ich richtete deshalb den nächsten Spaziergang, den ich mit dem Kl-tuen machte, so ein, daß ich dabei die Fenster au diesem Teil des Hause» i« Ange hatte. E» waren vier in einer Reihe, drei davon ganz mir Staub überzogen, während au de« vierten der Laden geschloffen war. Offenbar waren die Räume, zu denen fie gehörten, sämtlich unbewohnt. Während ich anf- und adschirnderte nnd dabei gelegentlich einen Blick nach den Fenstern warf, kam Herr Rucastle zu «ir heraus; seine Züge zeigten jetzt wieder ganz den heiteren, gemütlichen Ausdruck wie i a«er.

,Ach', redete er «ich an, .Sie müssen mich nicht für rücksichtslos halten, weil ich ohne ein Wort an Ihnen vor- übergeeilt bin, mein UebeS Fräulein. Ich hatte den Kopf voll Geschäftssachen/

Ich gab ih« die Berfichervng, daß ich eS ihm nicht übel genommen habe. ,Sie scheinen da ob« eine ganze Reihe überzähliger Zimmer zu haben«, fuhr ich fort, ,uud an einem ist der Laven geschloffen?

Er sah überrascht und, wie eS mir vorkaw, etwas verdutzt ans über «eine Bemerkung. Ich bin Photograph