3) wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Einwilligungserklärung des Vaters oder Vormunds,
4) ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Prädikatszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß dem Bewerber die erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung seines Unterhalts während des Unterrichtrkursus zu Gebote stehen werden,
5) eine von dem Bewerber, und, wenn derselbe minderjährig ist, auch vom Vater oder Vormund Unterzeichnete Erklärung, durch welche die Ver- bindlichkeit übernommen wird, die der Staatskaffe erwachsenen Unter» richtskosten zu ersetzen, wenn »on dem Schüler der Unterrichtskurs vor dessen Beendigung ohne Genehmigung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft verlassen, oder durch eigenes Verschulden die Entfernung aus demselben veranlaßt, oder die Prüfung binnen einer ihm gefitzten Frist nicht erstanden wird (§. 4 Abs. 2 der Verfügung des Ministeriums de» Innern vom 11. Juni 1885).
Stuttgart, den 18. Mai 1889.
Direktion der K. Tierarzneischule:
Fricker.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 23. Mai. In der gestrigen Nachmittags-Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde mit der Beratung der außerordentlichen Exigenz von 2 Mrll. Mark für Unterhaltung der Korporationsstraßen begonnen. Nachdem Berichterstatter Frhr. W. König und Mitberichterstatter Leibbrand die Kommissions-Anträge begründet hatten, erklärte sich der Herr Staatsminister des Innern v. Schmid im Wesentlichen mit denselben einverstanden, übrigens nicht ohne einzelne Ausstellungen daran zu machen. — Einige weitere Redner — Meyder, Nußbaumer, Freiherr v. Wöllwarth, Sachs — erklärten sich mit der Exigenz einverstanden und betonten noch einzelne Wünsche bezüglich derselben. — Probst kritisierte hierauf in ausführlicher Rede die Exigenz und entwickelte seinen bekannten Standpunkt, wonach er eine weit größere Summe, als die Regierung vorschlägt, zur Schuldentilgung verwenden will. Der Herr Staatsminister des Innern v. Schmid entgegnete in einstündiger mehrfach von Beifall und Zustimmung begleiteten Rede auf die Rede Pcobsts und bezeichnete seine Einwendungen der Reihe nach als nicht stichhaltig. Es folgten noch persönliche Bemerkungen beider Redner, worauf das Haus die Debatte auf Donnerstag nachmittag 3 Uhr vertagte.
Berlin, 23. Mai. Bei der gestrigen Paradeabendtafel brachte der Kaiser einen Toast auf den König Humbert aus, worin er seinen Dank aussprach für den Beweis der Freundschaft durch den hohen Besuch. „In gleichem Sinne," sagte der Kaiser, „sind meine Truppen von dankbarem Stolz erfüllt, daß ihnen vergönnt gewesen ist, vor Eurer Majestät Augen mit Ehren zu bestehen. Voll freudiger Erinnerung an die herrliche Heerschau in Rom erhebe ich das Glas und trinke auf das Wohl beider Majestäten und der braven italienischen Truppen, sowie der unwandelbaren Freundschaft mit dem Hause Savoyen, dessen Devise „Sempre Avanti Savo^a" zur Einigung des Königreichs Italien geführt hat. König Umberto lebe hoch!" Der König erwiederte mit inniger Rührung dankend für die zum Ausdruck gebrachten Gefühle. „Meine Reise nach Berlin ist eine hehre Pflicht der Dankbarkeit. Ich bin sicher, für die Worte, die ich hier spreche, die Seele ganz Italiens mit mir zu haben. Deutschland und Italien sind nach Herstellung ihrer Einheit das Pfand für den Frieden Europas. Meine Soldaten, deren Eure Majestät so ehrenvoll gedacht, und Ihr Heer, wovon ich so glänzende Abteilungen bewundern konnte, werde ihre große Aufgabe zu erfüllen wissen. Ich trinke auf das Wohl des Kaisers und der Kaiserin und der gesamten Familie und trinke zu Ehren des glorreichen Heeres und auf das Gedeihen des Deutschen Reiches." — Der König empfing gestern den Reichskanzler in längerer Audienz und fuhr dann
W*** zu kommen, um Natalie die frohe Kunde zu bringen, daß ihre Unschuld er- ^ wiesen sei.
Mr. Egerton war bei seiner Tochter in der Zelle, als er daselbst eintraf. Beide schauten auf, als Cleveland in die Zelle trat und Natalie rief aufspringend aus: „Du bringst gute Kunde! Ich sehe es Dir an!"
„Ja," erwiederte Hugh mit vor Seligkeit bebendem Tone, „Deine Unschuld ist bewiesen und morgen wirst Du frei sein!"
Eine Sekunde lang vermochte Natalie nicht zu sprechen, sondern schloß die Augen und atmete tief auf. Dann wandte sie sich zu Hugh und sank in stummer, namenloser Freude an seine Brust, während Mr. Egerton, seiner mächtigen Bewegung nicht Herr, die Liebenden allein ließ.
Sie hielten sich weinend umschlungen, aber einzig Thränen des Glückes waren es, die ihren Augen entquollen. Sie wußten es ja nicht, welch ein erschütterndes Drama sich in ihrer nächsten Nähe abspielte, ein Drama, dessen Personen Menschen warm, die ihrem Herzen auf das Engste nahe standen . . .
45. Kapitel.
Nachdem Hugh Cleveland sich zu Natalie begeben, hatte Healp sich sofort zu Fuß nach Lynwood-Hall auf dm Weg gemacht, wo er von Doktor Seaport auf- wärmste begrüßt wurde.
Der Doktor hatte, nachdem er dm Detektiv bei der Polizeistation verlassen, unablässig über die gemachte Entdeckung nachgedacht. Er kannte Otto Lynwood seit dessen Kindheit und hatte ihn wegm seiner schrankenlosen Selbstsucht nie recht leiden mögm, während er für Adrimne, obgleich er sie nur einige Male gesehen, eine außerordentliche Hochachtung empfunden hatte.
Unter dm obwaltenden Umständen zweifelte er nun freilich nicht daran, daß sie mit Lionel Egerton durchgegangm sei; aber er glaubte, daß sie ganz und gar an dem Bergiftungsversuch gegm ihren Gatten unschuldig war, wie schwerwiegend anfänglich auch die Beweise gegm sie gesprochen hatten. Jetzt jedoch schien eS ihm, daß Otto ihre Anwesenheit benutzt hatte, um diese schändliche Arcklage gegm sie vor
selbst um 4>/z Uhr im Reichskanzlerpalais vor, wo er bei dem Fürsten und der Frau Fürstin über eine halbe Stunde weilte. Crispi hat heute dem Reichskanzler und dem Grafen Herbert Bismarck längere Besuche abgestattet.
Berlin, 22. Mai. Der Reichstag wird am Freitag geschlossen werden. Auch eine Aeußerung des Präsidenten am Schluffe der Sitzung deutete dies an. Von einer Erledigung der nebenbei noch vorliegenden kleineren Sachen ist nicht mehr die Rede. Die Beschlußfähigkeit de« Hauses ist bis zur letzten Abstimmung über das Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetz unzweifelhaft jede Stunde vorhanden; doch sind auch Dispositionen sicher getroffen, daß die Dauerhaftigkeit dieses beschlußfähigen Zustandes über den Freitag hinaus nicht erprobt zu werden braucht. Wie heute in parlamentarischen Kreisen verlautete, wird der Schluß des Reichstages durch Herrn v. Bötticher in einfachster Geschäftsweise erfolgen.
Gages-Werrigkeitsrr.
(Amtliches.) Die Prüfung im Hufbeschlag hat mit Erfolg bestanden Roller, Wilhelm, von Neubulach OA. Calw.
(:) Hirsau, 23. Mai. Am heutigen Nachmittag wurde unter großer Beteiligung von nah und fern unser verehrter Herr Oberförster He pp beerdigt. Schon eine lange bange Zeit an einer schweren Krankheit darniederliegend, bedauert von jedem der das Glück hatte, ihn und seine reich gesegnete Wirksamkeit kennen zu lernen, machte am Mittwoch plötzlich der Tod seinem Leiden ein Ende. Obgleich man solchen Ausgang schon längst befürchtet hatte, so war doch die Nachricht eine äußerst betrübende Botschaft für Jedermann, dein sitzt erst wird jedem klar, was uns an ihm verloren gegangen ist. Der milde, humane Beamte wird von Hunderten, die mit ihm in Berührung kamen, vermißt werden; der eifrige Förderer der Verschönerungssache, die ein Verein hier unter seiner trefflichen Leitung seit Jahren in die Hand genommen hat, wird schwer zu ersitzen sein. Auch auf dem Gebiete der Musik hat sein Tod eine fast vnausfüllbare Lücke gerissen, was besonders unsere alljährlichen Gäste, die unter seiner Handreichung schon so manches gelungene Konzert zum Wohl der hiesigen Armen veranstalten konnten, schmerzlich bedauern werden. Möge der Herr weiter sorgen und besonders der verwaisten Familie der beste Tröster und Berater sein!
Frankfurt a. M., 22. Mai. Der König von Italien wird am nächsten Sonntag auf der Rückreise von Berlin in Frankfurt Station machen und die Parade über das 13. Husarenregiment abnehmen, dessen Inhaber er ist. — Heute nachmittag 3 Uhr entgleiste auf der Verbindungsbahn in der Nähe des Lagerhauses der Extrazug, in dem sich die Kaiserin von Oesterreich befand. Der letzte Gepäckwagen kam aus den Schienen, das Haltesignal wurde rächt gehört. .Es sielen drei Wagen des Zuges um. Die Kaiserin erlitt keinen Schaden, alkH^as Gefolge kam mit dem Schrecken davon, nur ein Lakai wurde an der Hand verletzt. Nach einstündigem Aufenthalt, während dessen die Kaiserin an der Bahnstrecke promenierte, konnte der Zug die Fahrt fortsetzen.
Starrdesamt Kak«.
Geboren:
18. Mai. Hermann Georg, Sohn des Hermann Zill, Walkmeisters.
23. „ Luise Katharina, Tochter des Christian Adam Hang, Fabrikarbeiters.
Gestorbene:
21. Mai. Johann Christian Kirchherr, Schuhmacher von Stammheim, 41 Jahre alt.
22. „ Johannes Bertsch, Zimmermann, 62 Jahre alt.
Gottesdienste am Sonntag, den 26. Mai 1889.
Vom Turm: 272. Vormittagspredigt Herr Dekan Braun, 1 Uhr Christen- lehre mit den Söhnen. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus: Herr Helfer Eytel.
Eotteräienkl« in ä«r Metßoäifleakupekke am Sonntag, den 26. Mai 1889 morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr.
I zubringen, und er beschloß, wenn sich dieselbe als unbegründet Herausstellen sollte, dm Baronet über seinen Verrat aufzuklären.
Sir Ralph's Befinden hatte sich in den letzten Stunden gebessert; er war im Stande, angekleidet und von Kissen unterstützt, in einem Lehnstuhl zu sitzen. Sein Geist war vollkommen klar wie immer, und der Doktor glaubte, daß, wenn er ihn davon überzeugte, daß Adrienne an dem Mordversuch gegen ihn unschuldig sei, wie schuldig sie auch bezüglich Lionel Egerton's sein mochte, er dem verlassenen Gatten damit einm schweren Kummer abnehmen und sehr viel zu seiner Genesung beitragen würde.
Als nun Healp in Lynwood-Hall angekommm war, führte er ihn sogleich in Sir Ralph's Zimmer und erzählte diesem von der Entdeckung, die der Detektiv gemacht hatte.
„Sie sehm also," fügte er hinzu, „daß, da das Zeitungsblatt erst ins Hau- gekommen ist, nachdem Lady Lynwood dasselbe verlassen hatte, es ganz unmöglich ist, daß sie das Pulver darein gewickelt habm kann."
Sir Ralph nahm diese Eröffnung mit großer Ruhe auf.
„Und welchen Schluß ziehen Sie aus dieser Thatsache?" fragte er.
„Die Thatsache, daß ein anderes Mitglied Ihres Hauses das Gift in ihr Zimmer gelegt hat und daß es daher schon vor dem Fortgehen ihrer Frau in dem Besitz dieses Hausgenossen gewesen sein muß!"
„Ja," sagte Sir Ralph gedankenvoll, „das ist richtig."
,Uiü>," fuhr der Doktor fort, „es folgt weiter daraus, daß diese Person, in deren Besitz das Gift früher war, dieselbe sein muß, die versucht hat. Sie zu vergiften."
„Und Sie beargwöhnen?"
„Ihren Neffen, Hauptmann Otto Lynwood!"
Dieser kühnen Eröffnung, welche der Baronet ohne sichtliche Erregung entgegennahm, folgt« eine stumme Pause.
(Fortsetzung folgt.)