Partei zeigt sag« Entgegenkommen, indem sie, dev Bedürf­nissen de» pantittisch« Staate» Rechnung tragend, de« Handarbeitsunterricht durch die Schwestern zusttmme. Diese» Entgegenkommen volle er auch durch die Einbringung fol­gender neuer Resolution zeigen. Die Kammer nimmt Kennt- oi» von den Erklärungen de» Minister» über die bei der Verwendung der Schulschwesteru bisher maßgebenden Ler- valtuugSgruudsStze und spricht die Erwartung aus, daß auch die Slusührng der BolkSschuluovelle keine Steigerung des Einflusses der Orden Pud Kongregationen auf das öffentliche BolkSschulwesen im Befolge baden wird. Dr. v. Kieue (Ztr.) erkannte an, daß diese neue Resolution nach Inhalt und Zweck sich von der gestrigen wesentlich unterscheide. Die Beseitigung des durch dm Erlaß von 1875 geschossenen Zustandes würde vom kath. Volke als eia schwerer Schlag lies empfunden wordm sein. Das Gelübde, das allein die Schwestern von anderen Lehrerinnen unterscheide, enthalte eine Bürgschaft für die richtige Erziehung der Kinder. Der Redner bedauerte daun, daß der Minister, indem er die Anstellung der Schwestern von den Beschlüssen der Ge- »eiuderäte abhängig machte, sich der freien Entschließung begeben habe und wies schließlich nach, daß die Tätigkett einer Schwester au der Stuttgarter kath. BolkSschule schon vor fünf Jahren allgemein bekannt war. Dr. Hieb er (D.P.) gab die Erklärung ab, daß die Mehrheit seiner Fraktion der gestrigen Resolution Haußmauus nicht zugestlmmt habm würde, für die hmte vorgelegte Resolution aber eiu- trete. Hildeubraud (Soz.) erklärte sich ebenfalls für die Resolution und freute sich über eine Mitteilung v. Kienes, daß au einer Stuttgarter von Schwestern geleiteten NLH- schule Toleranz geübt werde, indem sie auch von vielen israelitischen und evangelischen Mädchen aller Volksschichten besucht wird. Diese Nähschule spreche für die Simultauschule. Kraut (B.K.) trat namens der Mehrheit seiner Freunde auch der neuen Resolution entgegen. Sie sei herb nud inhaltslos und solle nur den Rückzug Haußmauus decken. Gröber (Ztr.) betonte, die heutige Resolution habe nur den Zweck, die gestrige Blamage Haußmauus vergessen zu machen. Diese Resolution werde der VolkSpartei noch oft ia Er­innerung gebracht werden. DaS in der Resolution liegende Entgegenkommen erfolge um wegen der Verlegenheit Hauß­mauus, der sich habe belehren lassen, daß er sich gestern gründlich verhauen hat. 1875 sei die VolkSpartei noch gegm den Kulturkampf gewesm, inzwischen habe sie aber eine Schwenkung vollzogen. ES bleibe die Wahrheit be­ste-«, daß die gestrige Resolution kulturkämpferisch ist. Las kath. Volk habe diese Besinnung längst erkannt und wolle deshalb von der VolkSpartei nichts mehr wissen. Mayer Mm (Lp.) bestritt das Vorhandensein einer solchen Besinnung. Seine Partei wolle um nicht, daß die Schule ans de« Umwege der Ordensschwestern klerikal beeinflußt werde. Minister v. Fleischhauer betonte gegenüber v. Kiene, die Regierung habe keinen Bruud, ihre gestrige Stellungnahme einer grundsätzlichen Revision zu unterzieh«. Haußmauu (Vp.) warf Gröber oberflächliche Behandlung der Sache vor. Bei dem Kultmkampf von 16/5 habe e» sich um ganz andere Dinge gehandelt, gegen die er auch heute noch sein würde. Bernde die Demokrat« von 1875 hätten ihn dazu erzog«, auf dem Gebiete der Schule gegenüber dm Ansprüchen der Kirche vorsichtig zu sein. Gröber verfüge über Register, die ihm die Kunst verleihen, d« Debatten des Hause» einen unsachlichen Anstrich zu geben. Die heutige Resolution sei weder Blamage noch Rückzug, sondern die Steckuug der Grenze. Rewbold-Aalen (Ztr.) beschuldigte Haußmauu der Verschleppung der Verhandlungen. Daß der Bauern­bund sich von der VolkSpartei nicht al» Vorspann behan­deln lasse, sei nur ein Akt der Selbstachtung. Dem Abg. Mayer-Ul« warf der Redner feindselige Gesinnung gegen die Katholiken vor. Unsinnig sei eS, wenn Mayer von der Klerikalifiernvg Württemberg» spreche. Präs. v. Payer rügte diesen Ausdruck und Gröber (Ztr.) erwiderte noch­mals auf die Ausführungen Haußmauu» und hob hervor, daß es sich auch bei den Berhaudlnugm von 1875 um die Kougregatiou« gehandelt habe. Für seine Eigenschaft al» Schulmeister über dm Ton müsse Haußmauu noch de« Be­fähigungsnachweis erbring«. Werde ein solcher Angriff auf den konfessionellen Frieden gemacht, so müsse mau ihn mit aller Energie zurückweisev, damit die Lust zur Wieder­holung vergehe. Kraut(B.K.): Selten sei eine Resolution so unnötig gewesm wie diese. DaS werde auch von Mitglie­dern der VolkSpartei anerkannt, denn man höre so manches im Hause, da- anders klinge, als die Red« der Partei­

führer. Nach einer persönlich« Bemerkung Mayer» (Vp.) wurde daun der KommissiouSautrag mit de« Antrag Kübler angenommen. Danach wird also die weibliche Handarbeit als obligatorische» Lehrfach eiugeführt, sofern für dies« Unterricht die Gemeind« nicht anderwemg mit Genehmigung de» Oberschulrats gesorgt Hab«. Die Reso­lution Haußmauu wmde alsdann mit 47 gegm 36 Stimm« des Zentrums und der Mehrheit des Bauern­bundes angenommen. Die nun folgend« Beratung« bewegt« sich wieder in ruhige« Fahrwasser. Nach Abs. 3 des Art. 1 tritt zu den obligatorischen Schulfächern in den Volksschulen (Mittelschulen) der Unterricht in einer fremden Sprache. Sämtliche Redner erklärt« sich damit einverstanden, daß die Mittelschule von der Volksschule nicht getrennt und somit nicht als eine Abart der höheren Schul« behandelt wird. Zum Schluß knüpften sich noch längere Erörterung« au einige Anträge, die den Zweck verfolgen, den Inhalt des Dissideutenerlasses in das Gesetz auf- zunehmeu. Zur Annahme gelaugte ein Antrag des Zent­rums, wonach zum Besuch des Religionsunterrichts ein Mud, das keiner Religionsgemeinschaft oder einer solch« augehört, für die in der von dem Kind besuchten Volksschule Reli­gionsunterricht nicht erteilt wird, gegen den Willen deS Vaters oder sonstiger Erziehungsberechtigter nicht angehalteu werden kann. Morgen wird die Beratung fortgesetzt.)

Tages-Msuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Xazvld, de» 18. Dezember 1S0S.

Berichtig»«-. Unter Bezugnahme auf die in Nro. 287 unserer Zeitung vom 7. Dezember 1908 gebrachte Notiz, die sich mit dem Verkauf von Nähmaschinen seitens einer Stuttgarter Firma befaßt, teilen wir zur Richtigstell­ung mit, daß nicht die gleiche Nähmaschine früher zu 70 bis 80 ^ und später weg« des Gratiskurses zu 130 bis 140 verkauft wurde, sondern daß seitens der betreffen­den Firma zwei ganz verschiedene Nähmaschinen, der« Preisunterschied durch die verschiedene Qualität und die neuere Konstruktion bedingt ist, in den Handel gebracht werde«.

Stuttgart, 17. Dez. Fletschabschlag. Die Kom- Mission für die Festsetzung der Flrtschpreise hat mit Wirkung von heute au den Preis deS Kalbfleisches um 5 Ä per Pfd. herabgesetzt. Kalbfleisch erster Qualität kostet jetzt 7b H zweiter Qualität 70 Ä.

r. St«ttaart, 17. Dez. Die Möbelmesse in der Sewerbehalle, die 3 Tage dauern wird, nahm heute ihr« Anfang. Die Zufuhr ist nicht besonders stark. Nachfrage war vor allem nach einfachen Möbeln. I« übrig« find die verschiedensten Gattungen vertreten: Buffets, Kommod«, Weißzmg- und Kleiderschräuke in einfacher und reicherer Ansführung, sodann Sitzwöbel, Polstermöbel und Galanterie­waren. Während der ersten Marktstaud« rekrutierten sich die Käufer hauptsächlich aus auswärtigen Wiederverkäufe« Auf dem Gewerbehalleplatz werden Küblerwareo feilgebot«.

r. St«ttg«rt, 16. Dez. Zur Bewältigung d:S vor den WeihuachtSfeiertag« zu erwartend« starken Expreß­gut- Eilgut- und PostverkehrS hat die Eisenbahuver- Wallung, wie in dm Vorjahr«, umfassende Vorkehrungen getroffen. Außer weiter« Gepäck- und Bahnpostwagen in fahrplanmäßig« Zügen laufen in der Zeit vom 18.24. Dezember täglich 23 besondere Erpreß- und Eilgüterzüge, und zwar zwischen (Bruchsal)Brett«Ulm, Heilbronn TübingenHorb, HeilbrouuCrailsheim, StuttgartAalen Nördliugen und StuttgartBacknang. Zur Abwicklung des Personenverkehrs über Weihnachten werden eine Reihe außerordentlicher PersoueuzSge, namentlich auch für die Milttärurlauber zur Reise vor und nach den Garuisouort«, sowie Bor- und Nachzüge zu dm fahrplanmäßigen Zügm zur ä Ausführung kommen. DaS Nähere weg« der Aus­führung dieser Züge, sowie wegen des Ausfalls fahrplan­mäßiger Züge, ist leider nicht obgleich es eiar« schon oft geäußerte» Wunsche de» Padliknm» entsprechen würde, au» »nttltchen Anzeigen in den Blättern, sonder» nur au» de» ans de» Stationen zu« Aa»han» kommenden Plakate» za ersehen. DaS ist zwar höchst unpraktisch und in Anbe­ttacht des Ausfälle» fahrplanmäßiger Züge, die doch zum allermiudesten bekannt gemacht werden müßtenrücksichtslos aber eS kostet nichts und das ist im Zeichen des Verkehrs oder, sagen wir, der verkehrten Sparsamkett die Hauptsachet

St«ttg«rt, 16. Dez. Die hmüge außerordentlich stark besuchte Generalversammlung de» verband» Württemberg. Metalltudustrieller hat beschloss«, mit Wirkung Ende 1909 au» dem württembergischeu Judustriekartell wieder aus- zuttet«

Deutsches Reich.

r. A«» Bade«, 17. Dez. Die serbische Regierung hat bei der Firma Stromayer in Konstanz 33 000 Zette bestellt. Im ganzen wurden in Deutschland 200000 Zette von Serbien tu Auftrag gegeben, die anfangs Februar zu liefern sind.

Offe»b«rg, 16. Dezbr. Der Raubmörder Mickel Mickelsou Ftlipsov wird, nach demOrt. B.", nochmals einer eingehend« Untersuchung seines geistig« Zustandes unterworfen, da sich Symptome gezeigt Hab«, die eine solche Prüfung augezeigt erschein« lassen.

Trier, 17. Dez. Der des Raubmordes in einem Eismbahucoupe augeklagte Techniker Raagh hat heute seine Schuld eingestandeu.

Ausland.

Schrecklich-- Eise»dah««»glirck. Bet Pflersch nächst Goffeusaß erreignete sich infolge Kuppelbrnchs eines Lastenzuges ein schreckliches Eisenbahnunglück, da der rück­wärtige Teil mit großer Wacht aus den vorderen Teil auffuhr, zahlreiche Waggon» aus dem Gleise hob und zer­trümmerte. Die Kondukteure Schweiger und Neumayer sind tot, Oberhuber und Fischtauer schwer verletzt. Der Materialschaden ist sehr groß. (Die Station Pflersch liegt an dem steilen Abstieg der Breuuerbahu von Breuuerbad nach Goffeusaß; die Bahn geht in eine« weiten Bogen ins Pflerschtal hinein, um allmählich in das Hochtal von Soffeufaß hinabzusteigen.)

Pari», 15. Dez. Die Budgets für 1907 und 1909. In der heutig« Sitzung des Senats, auf deren Tagesordnung das Budget stand, legte Poircare als Geueralberichterstatter der Kommission dar, daß das Bud­get für 1907 allein dank der glücklichen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ins Gleichgewicht gebracht worden sei. Der Fehlbetrag des Rechnungsjahres 1909, so führte Poiucare aus, werde sich auf 135 Millionen belauf«, wenn mau Nicht hoffe, ihn durch Eiuuahmeüberschüffe und Streichung von Kredtteu zu verringern. Immerhin werde das Gleich­gewicht unsicher und gebrechlich sein und der Republik die Erfüllung ihrer Pflichten gegen die Demokratie und die Erhaltung des Ranges, den Frankreich in ber Welt eiuuehme, schwer machen. Frankreich müsse im stände sein, seinen friedlichen Absichten die Achtung aller zu verschaff«. Redner betonte die Notwendigkeit, des Gleichgewicht des Budgets zu wahren und sagte, wenn der Fiuauzmiuister das tue, so arbeite er zur Ehre der Republik und zum Wohls der Demokratie. (Lebhafter Beifall.) Der Fiuanzminister gab zu, daß der Stand des Etats nicht befriedigend, aber doch nicht besorgniserregend sei. Die nationale Schuld habe sich in den letzt« zwanzig Jahr« verringert. Hierauf wurde die Generaldebatte geschloffen nud das Budget der Justiz, des Kultus und der Ehrenlegion angenommen. Sodann wurde die Sitzung aufgehoben.

«»stow a. D., 17. Dez. DaS Zentrum der Stadt, sowie ein ganzes Stadtviertel find durch eine Feuers- bruust zerstört worden. Mehrere Hotels, EugroS-Magaziue und Warenlager wurden vernichtet. Verschiedene Personen sind umgekommeu.

Wie aus Saida gemeldet wird, ist jetzt auch der An­führer der desertierten Fremdmlegtonäre in der Gegend von Marhou« ergriff« und der Gendarmerie übergeb« worden. Der Oberkommandiereude der französisch« Trupp« in Algier, General Ltautey, kommt nach Saida, um die Untersuchung wegen der Desertion der Fremdeulegiouäre selbst zu leiten nud sich auch über die Beweggründe zur Desertion zu unterrichten.

Der Ko«stitt zwischen H»lla«d ««d Beuezuel«.

Loudo», 17. Dez. Die United Preß meldet aus Washington: Die hiesige holländische Gesandtschaft erhielt eiue Depesche, daß Venezuela wegen der Wegnahme der venezolanisch« Kriegsschiffe an Holland den Krieg er­klärt habe. Die Londoner holläudische Gesandschast erhielt bisher keine Bestätigung dieser Meldung. (Mpst.)

Hiezu ein zweites Blatt.

Wrack «ud Verlag der ». Eo. Buchdrucker«, (»mtt

gaiser, Nagold. Für dt« Redaktion verantwortlich: « Paar.

Nagold.

Ebhauseu.

A« Samstag, d. IS. Dez. 1908

vormittags 11 Uhr komm« gegen bare Bezahlung i« öffentlich« Aufstreich

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Lang- und Sägholz-Werkauf.

Am «Schste« Montag de« 21 . d. M , «achm. 4 Uhr

wkd au» dem hiesig« Semeiudewald Hardt auf dem hiesig« Rathaus im Submiffiousweg folgendes Holz verkauft:

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12

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6.81

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1

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19

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2

27

24

5

1

Zusammenkunft beim Pfaudlokal. Gerichtsvollzieher Hemsen.

Offert« wollen für jede» Lo» besonders auSgedrückt, etagereicht werden.

«bha»se», 16. Dezember 1908. Schnltheiße»r««t Ebh««se«.