Erscheint täglich mit Ausnahme der Eonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20 im Bezirks­und 10 Km-Berkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsadonnememö nach Verhältnis.

4

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Ms- «!> LiM-SlÄ str he« Nbermls-Sejird ÜWld.

M*. «S 8». A«chrg«ng. Nr. «v.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Eountagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

288

Seine Königliche Majestät haben am S. Dez, d. I. allergnädigst «»ruht, de» HilfSgrrichtSschreiber Knödel bet dem Landgericht »tutlgart zum LmtsgerichtSsekretär in Schorndorf zu «rnrnnen.

Uocitische Hleberficht.

Wege« der Verhäng««- des Utaudrechts über

Prag kam es im öfterr.tqtschen Abgeordnetenhaus auch am FreUag wieder zu Lärmszmeu. Im allgemeinen wird jedoch die parlamentarische Situation günstig bkmteilt. Mau ist überzeugt, daß eS geliugeu wird, das Budget- Provisorium rechtzeitig zu erledigen. Der tschechisch- radikale Abgeordnete Klofatsch, der als der Urheber der Plager Unruhen angesehen wird, wurde iu Wien i« einem Cass erkannt und von einer erregten Menge za« Verlassen des Lokals aufgefordert. Als er sich weigerte, wU:de er übel zugerichtet. Die Prager Vorgänge haben in Marieubad ein tschecheufeiMich s 'Echo geweckt. Dort demonstrierte eine tausendköpfige Menge vor dem Bahnhof und forderte stürmisch die Herausgabe der tschechischen Fahne, die neben der schwarzgrlbm ans dem Bahnhofsge­bäude gehißt war. Der Stattousvorstand mußte die Fahne aussolgeu, worauf sie in die Stadt getragen und dort unter den Klängen derWacht am Rhein" verbrannt wurde. Bei einigen Tschechen wurden die Fenster eivgeschlageu. Etwa 250 südslawisch' Studenten zogen in Wien vor das Parlament, wo sie für di: Errichmng einer südslawischen Universität demonstrierten.

Der Befehlshaber des französische« Mittel-

' «eergesrhwaders, Admiral Gerwine:, hat seine Redselig­keit, mit der er die Aufmerksamkeit auf den MunitionS- Mangel in der Flotte lenkte, mit der Enthebung von seinem Posten büßen müffen. Ein schwacher Trost ist cs für ihn, daß der Marin wu rstcr nunmehr Anweisung gegeben hat, d!e Munition der Schiffe zu veivcMündigen.

Eine Uvters«ch«ng über Moskauer Polizei- z«ftä«de hat ein für die Geheimpolizei schwer belastendes Ergebnis gehabt. Es ist teßgestellt worden, daß die Ge­heimpolizei seit Jahren in Verbindung mit dem Moskauer Verbrechertum arbeitete und gemeinsam mit dm Verbrechern Morde, Raubübrrsälle und Erpressun en tuS Werk setzte. Die Stadt war hierzu in besondere Bezirke eingekeilt, iu denen den einzelnen Verbrecherbandm gegen Abgabe eines bestimmten Prozentsatz s ihrer Beute volle Freiheit gesichert war. Der ehenatge Stadthauptmann Generalmajor Reinbott wird ws en Fälschung, Bestechlichkeit, Wucher und Erpressung vor Glicht gestellt werden. Auch über die Odeffaer Polizeizustäude ist ans Befehl des Zaren eine llut.rsuchnug eingeleltet worden. Der Odeffaer General- l-errverneur Tolmatschcw verläßt demnächst seinen Posten. BnanlossuNg dazu gab die Erschießung zweier Offiziere dn.ch einen Odissaer Schutzmann.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 5. Dez.

Am Bundesratsiische: Dr. Sydow, Dernbnrz, Krätte, v. SLöu, o. Tirpttz, Dr. Nieberding, v. Bethmaun-Hollweg, V. Einem, Schulz, v. Löbkll, Tcrele.

Die 1. Lcfnng des EterS m Lerblsdnrg mit der

Dienstag dm 8. Aezemöer

ersten Lesung des Besoldungsgesetzes steht auf der Tages­ordnung.

Schatzsekretär Dr. Sydow macht zunächst Ausführungen über den Abschluß des Rechnungsjahres 1907. DaS Defizit des Jahres beträgt 13800000 Das laufende Rech­nungsjahr wird voransfichtlich mit eine« Mehrfehlbetrage von 112"/, Millionen abschließeu, hauptsächlich weil die Einnahmen daun außerordentlich hinter den Voranschlägen zurückgeblieben find. Die Aufstellung des neuen Etats war schwieriger als je zuvor. Die finkende Konjunktur hat ja noch nicht ausgehört. Auf Ueberschüsse aus dem Verkehr ist also nicht zu rechnen und bei der Marine ergibt sich aus dem Flottengesetz eine erhebliche AusgobcusieigMNg. Das Gesamtergebnis ist, daß der Etat von 1909 regen den Vor auschlag von 1908 eine Verringerung von 80,8 Millionen aufweist. Die Mindereinnahmen drücken besonders schwer am den Etat, wir haben allein bei den Zöllen mit 54'/, Millionen zu rechnen. Die Psst- nnd Telegravheuverwalt- «ng weist eine Vermehrung von 56 Mill. der Etat der Retchscisenbahnen eine Mindereinnahme von 4 Mill. auf. Der Militäretat erfordert diesmal geringere Auf- wmdnngkv. Allerdings find die dauernden Ausgaben um 5'/, Mill. ^ gestiegen, dagegen stad die einmalige« Aus­gaben erheblich zurückgegangev. Wir haben erreiche, daß der Militäretat von einem Jahre zum andern um 33 Mill. Mark zurückgeblieben ist. Gin srem dliches Gesicht zeigt der Etat des Kolonialamts. Zusammenfass:nd kann ich sagen, daß der Etat eine neu: Verstärkung der Gründe ist, die eine RcichSfiaanzreform verlangen. Die gleichzeitig vorge­legte Besoldnngs Vorlage erfüllt dir Forderungen der Be­amten, soweit dir verbündeten Regierungen sie als berech­tigt are:kennen und soweit sie nach Lage der Finanzen er­füllbar erscheinen. Eine allgemeine Erhöhung mußte wegen der ungünstigen Finanzlage verschoben weiden. Die Ord­nung der Beamteugehälter entsprich! dem Vorgehen Preußens. Bei dem Wohlnmßsgeldzuschnß haben wir lediglich den Mittsprets berücksichtigt, nicht die ganze Teuerung. Die Tarifsätze des Wohnuugsgeldzuschuffes find um 50°/« erhöht. Im Durchschnitt wird er nach der Erhöhung wohl '/« der Miete betragen. Die verbündeten Regierungen werden Er­höhungen der Sätze nur insoweit zustimmen können, als ihnen Mittel zur Deckung der Mehrausgaben vom Reichs­tag bewilligt werden. Wir haben Len E:at für 1909 so ausgestellt a!8 sb es keine Besoldung^- und Finanzvorlage gebe, weil wir nicht glauben, daß Sic alle dirse Materie dis Ostern erledigen können.

Abg. Speck (Ztr.): Wir müffen die Beratung des Etats leider in Abwesenheit de? Reichskanzlers beginnen. Der Etat bietet ein recht ungünstiges Bild, die verau- schlagikn Einnahmen und Ausgaben entsprechen nicht der Wirklichkeit. (Sch: richtig! i. Ztr.) Wenn man wirklich sparen will, daun hätte «an das bei den Vergebungen Lun sollen. Wir sollten mit dcm Ausbau nustrer Flotte etwas langsamer Vorgehen. (Sehr richtig! i. Ztr.) Nach dem Gutachten der Sachverständigen ist es zweifelhaft, ob der neue Typ die auf ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen wird. Die Schiffe sollten avch mehr ans Krivatwersten gebaut werde», besonders Neubauten. Erfreulich ist der Miuder- dedarf für die Kolonien und die Verminderung der Schutz­

Rbrnteurr des Sherlock Holmes

- von E»«a« Dohle.

Das getupfte Band.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Aber Sie, Herr Holm s. sollen ja imstande sein, wie nur wenige die mannigfaltige Schlechtigkeit des menschlichen Herzens zu durchschauen. Ihr Rat w rd mir den Weg zeigen, der mich glücklich durch die Gefahren hiudnrchführt, von Lenen ich rings umgeben bin."

Ich bin ganz Ohr."

Ich heiße Helens Stoner und wohne zusammen mit meine« Stiefvater, dem letzten Sprossen einer der ältesten sächsischen Familien Englands, der RoyiottS von Stecke Moran, an der Westgrenze von Snrrey."

Holmes nickte.Der Name ist mir wohl bekannt," sr-gte er.

Dre Familie gehörte einst zn den reichsten in ganz England, und ihre Besitzungen erstreckten sich bis über die Grenzen der benachbarten Grafschaften hinaus. Im vorigen Jahrhundert jedoch ka« der Besitz viermal hintereinander in leichtsinnige, verschwenderische Hände, und als sich dann vollends unter der Regentschaft der Erde der Güter dem

Spiel ergab, war der Ruin der Familie besagest. Ein paar Hufen LaudeL und der zweihundert Jahre alte Familteufitz, aus dem aber schwere Pfandschulden lasteten, war alles, was übrig blieb. Der vorige Gutsherr harrte noch bis zn seinem Tode dort aus unv lernte dübtt das schreckliche Los eines verarmrr» Edelmannes gründlich kennen; sein einziger Sohn dagegen, mein jetziger Stiefvater, sah ein, daß er sich den ricum Verhältnisse» aubequemen müsse; er wußte sich einen Vorschuß von einem V-maudten zu ver schaffen, der ih« ermöglichte, eine medizinische Prüfung ad- zalegen und sich in Calculta ntederzulasstn. wo er sich mit großer Willenskraft vermöge seiner tüchtigen Kenntnisse eine ausgezeichnete Praxis erwarb. Im Zorn über verschiedene in seinem Hans vorgefallmr Diebereien erschlug er jedoch einen eingeborenen Diener und entging nur mit Mühe einem Todesurteil. Er erhielt eine lauge Freiheitsstrafe, nach deren Verbüßung er verbittert und enttäuscht nach England zurücklehrte. Während seines Aufenthalts tu Indien hatte Dr. Roylott meine Matter, die junge Witwe des General­majors Sioner von der bengalischen Artillerie geheiratet. Meine Zwilttngsschwester Jutta und ich waren damals erst zwei Jahre alt. Die Malter besaß ein beträchtliches Ver­mögen, das etwa 1000 Pfund jährlich erbrachte und das sie unserem Stiefvater vollständig überließ mit der Beding­ung, im Fall? unserer Verheiratung jeder von uns beiden eine gewisse Summe jährlich auSznzahlen. Bald nach unserer

1908

truppe in Südwestafrika. (Der Reichskanzler Fürst Bülow betritt den Saal)

Der Eindruck, den der Etat macht, ist der, daß von Sparsamkeit nicht sehr viel die Rede ist. Die Erledigung der Casablanca-Affäre ans dem Wege des Schiedsgerichts begrüßen wir mit Befriedigung. Ebenso konstatiere« wir mit Befriedigung, daß die deutsche Regierung endlich «tt Entschlossenheit an die Seite des Buudesgenoffeu Oesterreich getreten ist. In Süddmtschlavd hat «an erleichtert aafge- atmet, als endlich das erlösende Wort ausgesprochen wurde. (Lebh. Zustimmung.)

Abg. Basier««»» (uatl.) Der Etat bietet eiu uuer- freuliches Gesamtbild, der Fehlbetrag weist auf die Not- wendigkcit einer durchgreifenden Finanzreform hin. Wir müssen anerkennen, daß der Etat das Bestreb:» nach Spar­samkeit zeigt. Wäre das in früheren Jahren auch dir Fall gewesen, so wäre unsere Finanzlage anders. (Sehr richtig.) Bezüglich der Handhabung des RrlchsverrivSssesctzrs wün- schm wir baldige Aufklärung über die Auffassung drS Reichsamts des Innern. Erfreulich ist, daß der Kriegs­minister de» technischen Waffen, die im»er mehr iu deu Vardergrnud treten, seine Aufmerksamkeit schenkt. Es wirst sich die Fraae auf, ob nach Abnahme desZeppelin" und des Lastschiffs d-8 MajorS Parsrval nicht auch die Privat- indnstrie znm Bau von Lnftschiffm durch Subvention des Reiches veranlaßt werden kann. Für eine Reduktion der Truppenstärke wäre kein Augenblick so ungeeignet wie der gegenwärtige, wo eine solche Füll: von Gefahren auch für Deutschland vorhanden ist.

Wenn wir mit England einen Abrüstuü.Msrtrag ab- schlirßeu würden, so wäre dies eine Kapitulation vor England. (Sehr richtig!) Jedenfalls dürfen wir keine llastchcrheit in unsere Flsttevpläue hiaeinbringev, die wohl überlegt find. (Sehr richtig! bei deu Natlib.) DaS Abkommen zwischen Japan und Amerika hat mau als einen neuen Schachzvg Englands ansehen wollen, um seine Flotte im Stille« Ozecn steizubekommeu. Wte wurde dieser Verrag eigentlich möglich? Der Kolouialetat bietet sin günstiges Bild. Wir erkennen an, daß dir Kolonialverwöltuug be­strebt ist, die Truppen in Südwrst zu vermkiLcro. Die jetzt so vtr! erwähnte Sparsamkeit mußte Lei dem Festestem und Empfänge» beginnen, die verschwinden möfstu. Wenn mau über die Höhe der MatriknlarbeitrLge klagt, so sollen die Einzelstaaten selbst sparen. Den kraff-n Mißständev, die im Auswärtigen Amt sich gezeigt haben, könnte durch einen Direktor der politischen Abteilung abgrholseu werden, der der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht sein müßte. (Sehr richtig.) Wozu werden immer poch die Gesandtschaften der Bundesstaaten im Ausland aufrecht er­halten, die doch keine eigene Politik machen können? Ver­lausen müffen wir, daß die ausländische Press- rn hr deutsche Nachrichten erhält. Unsere Diplomatie bedarf dringend der Zuführung frisch m Blutes. In der Marotts- Affäre können wir eine energische Vertretung der deutschen Interessen billigen. Wir Hessen, daß nun bald cndgiltige Ordnung in Marokko einst ist. Die Aufrechterhaltuuz der Integrität der Türkei nur die sich die deutsche Politik be­müht hat, billigen wir. Bezüglich der Uuabhäugigkeits- e.klämng von Bulgarien, der Auu xir« von Bosnien und der Herzegowina war Deutschland wohl nicht

Rückkehr nach England kam meine Muttrr bet einem Etsen- bahnunfall umS Leben es find jetzt acht Jahre her. Nun gab Dr. Roylott seine Versuche auf, sich in London eine ärztliche Praxis zu gründen, und zog mit uns iu das alte Stammschloß tu Stuke Moran. Da die Hinterlassen­schaft m.iuer Master uns:.: Bedürfnisse reichlich deckte, so schien unserem Glück nichts im Wege zu stehen.

Allein es ging zu jener Zeit mit unserem Stiefvater eine schreckliche Veränderung vor Anstatt freundschaftlichen Verkehr onzulnirpfen und Besuche mit unseren Nachbarn auszinauschc^, die anfangs hoch erfreut darüber gewesen waren, wieder einen Stoke Moran ans dem alten Famtlien- sttz eiuzieheu zu sehen, schloß er sich tu sein HauS ein, und wenn er dasselbe jemals verließ, so war eS nur, um mit jcd.m, der ihm in den Weg kam, den hastigsten Streit au- znsange». Etn förmlich krankhafter Jähzorn war überhaupt ei« Erbstück de: Männer in der Familie, und bei meinem Stiefvater mochte durch seinen langen Aufenthalt in deu Tropcu diese Eigenschaft wohl noch verstärkt worden sein. Er wurde in eine Reihe häßlich?! Streitigkeiten verwickelt, die ihn zweimal vor Gericht brachten, bis er zuletzt der Schrecken des ganzen Dorfes war nnd alle- bet seinem bloßen Anblick die Flocht ergriff, denn er besitzt eine riesige Stärke «ud kennt in seiner Wut keine Grenzen.

(Forts tzung folgt.)