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8l>. IcrHrgang.

A»vrrfp*«ch*» A». SS.

Plauderstübchm ^mr> Schwäb. Landwirt.

S85

Kreitag dm 4. Pezemöer

1S08

VoMische Hleberficht.

Nene Finanzpläue. Wie dieD. Reichkp." «fährt, dürfteu die Bestrebungen, die iu Preußen vorgeschlageue Einführung der GesellschaftSstm« auf das Reich zu über« trage« «ud zur Reform der ReichSfiuau»en zu benutzen, von Erfolg begleitet fein. Da ferner der Entwurf einer Nach, laßsteu« für Kinder «ud Ehegatten schon nach dem Verlauf der ersten Lefuug als gescheitert zu betrachten ist, so werdm i« Reichsschatzamt Ersatzvorschläge vorbereitet, um in anderer Md besserer Weise die Heranziehung des Besitzes zur Ord­nung der ReichSfinauzru zu ermögliche«. Die meiste AuS« sicht auf Verwirklichung dürste iu dieser Beziehung die von den Konservativen vorgeschlagene und vom Zentrum unter­stützte Erhöhung der Matrikularbeiträge von 80 -g, wie der Entwurf vorsieht, auf etwa 2 *6 pro Kopf der Bevölkerung haben. Eine ReichsvrrwögenSstener findet nach wie vor entschiedenen Widerspruch Lei den verbündeten Regirruuge«.

I« Sache« der Sicher««- der Bauf»rder«»ge« einigte sich die vou der entsprechenden ReichstagSkommlsfion eingesetzte Subkommtsfiou dahin, die Bauschöffeuämter iu den Gemeinde« einzuführeu, iu denen eine Sicherung der Bauforderuogen «ach Maßgabe des Entwurfes stattfindet, wöbet die Frage offen gelaffeu wurde, ob für Heinere Ge- «rinden auch Normen statuiert werden sollen. Die Bau- schöffeuäwter sollen zunächst als SchätzuugSbehörde dienen. Für die Bemessung des Baustelleuwertes soll bet Neubauten der Wert des künftigen Gebäudes abzüglich der Baukosten maßgebend sein, i« übrigen sollen die Grundsätze und dar «erfahr«» durch landesherrliche Bestimmungen geregelt werdm.

Z«r Battan-fra-e. Wie derBosstschen Ztg." auS Wien gemeldet wird, find 50000 Reservist«« des ersten Jahrganges zu den Fahnen etuherufeu worden. DaS 13. Armeekorps iu Agram wird auf den erhöhten Stand gebracht.

Meldungen «m» de« Orient haben die bulgarischer» lluterhäadler Koustautinopel bereits verlassen. In der Ortschaft Negotiu (Kreis Koeprülü) wurde durch öffentliche Ausrufer der Bevölkerung verkündet, die Kauf- leute sollten alle österreichische Waren vernichtm, andern- falls würden ihre Geschäfte augezüudet. Am Sonntag konferierte der Großwesir längere Zeit mit dm Mitgliedern des jungtürktschen Komitees, um durch deren Vermittlung eine Milderung des Boykotts herbeizuführm. Aussicht auf Erfolg ist nicht vorhaudm. Das Koustautinepler Amts­blatt meldet, daß eine Spezialkommisfion Spenden für die Truppen iu der europäischen Türket sammle. 17 türkische Bize-Admirale und vier LinienschiffSkapitäne find MS den OssizierSlisten gestrichen worden, weil sie reaktio­närer Gesinnung verdächtig oder anderweit kompromittiert warm. Das türkische Maliuemintsterimu hat rin Flot- tenprogramm ausgearbeitet, daS sich auf 8 Jahre erstreckt. Die Gesamtausgaben hetragen 17860000 Pfund, vou denen tu daS Budget des nächsten JahreS 2232000 Pfund einzustellen find. Ohne die bereits bestellten Kriegsschiffe ist der Bau von insgesamt sechs Kriegsschiffen, zwölf Torpedobootszerstörern, zwölf Torpedobooten, sechs Unter-

seeboten, zwei Minmschiffm, zwei Schulschiff.«, 24 Kanonen- booten, vier Flvßkavoneubootm, einem Hospttalschff und sechs Transportschiffen vorgesehen; ferner ist der Bau vou Marine-Werkstätten »ud Arsenale« geplant.

Der persische Minister de» Neuster« versicherte iu Erwiderung auf eine englisch-russische Note aufs neue die Ansicht de- Schahs, einMedschltS" zu gewähren, daS dem Charakter und den Wünschen des Volkes augepatzt sei und den Lehrsätzen des Islam entspreche. Den vorfitz in dem «öffneten Reichsrat führt der frühere Jnsttzmiaister Nisam el Mülk. Die Hauptaufgabe des neuen ReichSrateS soll iu der Ausarbeitung neuer Wahlgesetze bestehen, die alle Parteien befriedigen sollen. In Mesched weigert sich die durch die Geistlichkeit aufgereizte Bevölkerung, die Steuern zu bezahlen. Die Basare find seit Tagen ge­schloffen. Ueber die Stadt ist der Kriegszustand verhängt.

Zur RrichSfinanzrefor«.

Ei» Npp?ll der Regler»ri aa die RetchStagS-Kowwisfio».

«erli«, 2. Dez. DieNordd. Allg. Ztg." weist iu einem längeren Artikel darauf hin, daß die erste Lesung der ReichSfiuauzvorlage im Reichstag trotz aller zu Lage getretener Meinungsverschiedenheiten die Anerkennung der Notwendigkeit einer giüudlicheu ReichSstuauzreform ergeben hat. Das offiz'öse Blatt fährt fort:

Ebenso kann festgestellt werden, daß die von d« Regierung gezeichneten allgemeinen Grundlinien für die Aufbringung der DeckaugSmittel in d« ersten Lesung unan- »getastet geblieben find. Grundsätzliche Meinungsverschieden­heit«» der bürgerlichen Parteien wird die Kommission daher nicht zu überbrückm haben. Aufgabe deS Schatzsekretärs und der Reffortchefs wird eS sein, tu der Kommission die genauen Unterlagen für die ausgestellten BedarfSrechuuvgeu zu geben Md den Nachweis zu führen, daß Mt» den viel« PrÄekteu und Vorschlägen nach sorgfältiger Prüfung all« Interessen ond Möglichkeiten diejenigen aoSgewählt worden find, bte Lei tunlichst geringer Erschwerung des Wirtschafts­lebens die notwendigen Erträge aufzüLriugeu geeignet find. Daß i« einzelnen Verbesserungen gemacht werden können, ist zweifellos; es muß aber die unbedingte Forderung gestellt werden, daß eine gründliche Md daunnde Sanierung d« ReichSfinanzen «reicht wird. ES muß auf alle Fälle ver­mieden werden, daß daS Deutsche Reich i« zwei, drei Jahren wird« derselben Kalamität gegeuübersteht wie gegenwärtig. Der nötige Bedarf muß diesmal voll und ganz bewillig werden, und zwar durch Steuern, die iu sich die Gewähr tragen, daß die bewilligten Summen nicht nur auf dem Papi« geblieben find, während ihr wirkliches Ergebnis wett hinter der Bewilligung znröckbleibt."

Die VerfaffungSdebatte im Reichstag.

Berlin, 2. Dez.

Am BuudeSratStisch: v. Bethmaun-Hollweg, Dr. Nieber- dtug, Deruburg.

Aus der Tagesordnung stehen die Anträge auf Ab­änderung der Verfassung und der Geschäftsordnung. Staatssekretär v. Bethmaun-Hollweg: Der AuS-

gaugSpuukt d« vorliegenden Anträge scheint mir die Ler- antwortlichkett des Reichskanzlers zu sein. Während die Frage den Reichstag wiederholt beschäftigt hat, hat d« BuudeSrat keine Gelegenheit gehabt, darüb« zu beschließ«. Die verbündeten Regierungen sehen sich deshalb außerstande, materiell Stellung zu nehmen, ehe sie auf d« Grundlage fest« Beschlüsse im Reichstage ihrerseits au eine Beschluß­fassung hnantreteu können. (Beifall rechts.)

Abg. Dr. Müller-Meiningen (frs. Lp.): Ich bean­trage, sämtliche vorliegenden Anträge auf Verfassung?- und Geschäftsrevifiou au die auf 28 Mitglied« verstärkte Ge- schäftsordvuugSkommisfiou zu verweisen: Die Geschäfts­ordnung dis Reichstages ist noch lauge nicht so klar und deutlich, wie sie sein sollte. (Sehr wahr!) ES muß ge- währleistet werden, daß künftig auch an Juteipellatioueu Anträge augekuüpst werde« können. Die Forderung nach verautwortlicheu Reich Ministerien und einem wirksamen MiuisterverautwortltchkeiiSgesetz ist eine alle Forderung der freisinnigen Parteien. Wir find d« Meinung, daß fester und dauerhafter als die jüngst im ReichSauzeig« veröffent­lichte Erklärung über die Wahrung der verfass mgSmüßigeu Verantwortlichkeit solche Grundsätze in der deutschen Reichs- Verfassung steheu würden. (Sehr gut! links.) Unsere Vor­lage will die sogenannte moralische Ministerverautwortltch- kett iu eine staatsrechtliche juristische umwaudelv. Unsere ganze Verfassung zeigt trotz ihrer bewundnungSwürdigeu Struktur doch die Spuren eines überhasteten Verlegenheit-- gchMK Die Verantwortlichkeit des RMMMrSM ejne Phrase geblieben. (Sehr wahr, dem^eichstag zu verantworten wem;.. er»1vill. .^Weuu « gper. nicht will, hat die ganze deutsche Volksvertretung nicht die geringste konstitutionelle Wafftz*«V'Hv z«OvivM. Fürst BiSmarck hat leider zu spät die Mängel deS von ihm selbst" geschaffenen ScheiukonstitutionaliSmoS ein gesehen- Die historische Entwickelung zeigt, daß ohne M Mristnveraut- Wortung ein dauernder koustitulionrlletFriedr nicht möglich ist. Wir haben tu unsere« Antrag, das was Fürst Bülow selbst als die moralische Pflicht des Reichskanzlers zuge- standen hat, zur tatsächlichen Pflicht gemacht. Wir per- laugen danach eine Haftung für alle politischen Handlungen des Kaisers tu seiner Eigenschaft als Inhaber der Präfi- dialgewalt. Der Redner weist daun., darauf hin. daß die Forderungen sein« Partei auch dem BerfaffuugSrechte säuft- ltchä konstitutioneller Staaten d«"Wrtt entsprechen. Als logisch^ Folge d« Ministerverautvortltchkett würden nach unserer Ansicht auch verantwortliche RelchSmiuifi« zu fordern sein. ES ist wohl ein Unikum, daß die Staatssekretäre für die Verfassung bisher unbekannte Größen find. Wir wollen auch die einzelnen Reffortchefs verantwsrtltch machen, ohne die Stellung deS Reichskanzlers zu schmälern. Wir wollen mit d« Begründung d« rechtlichen Verantwortlich­keit deS Reichskanzlers und sein« Stellvertreter t aS Reich vor Konflikten schützen, die hervorgerufeu werden durch uu- verantwortliche Betätigung iu der Führung d« RetchSge- schäfte. Wir stellen die dringende Bitte au alle Parteien des Hauses, dem Grundgedanken unseres Antrages zuzu- stimmeu und ihn zu Mterstötzrn zum Wähle deS Volkes und zum Segen des deutschen Reiches. (Lebh. Beifall liukS.)

Menteuer des Sherlock Holmes

von E»««r» Doyle.

Das getupfte Band.

(Fsrljrtzmrg.) (Rachdr. vrrb.)

Wenn ich meine Aufzeichnungen von den siebzig ab­sonderlichen Fällen überblicke, an denen ich während der letzten 8 Jahre das Verfahren meines Freundes Sherlock Holmes studiert habe, so finde ich darunter viele vou tra­gisch«, einige auch vou komischer Art, sodauu Wetter eine große Anzahl solcher, die sich eben einfach als merkwürdig bezeichnen lassen, dagegen keinen einzigen alltägl chen, denn da Holmes sich bet sein« Tätigkeit wett mehr vou der Liede p» seine« Beruf als von de» Streben nach Erwerb be- Aumkeu ließ, so lehnte er seine Mitwirkung stets ab, wenn die Nachforschungen sich nicht auf einen ungewöhulichru oder -eradezu rätselhaften Vorgang richteten. Uut« all diesen verschiedenartigen Fällen wüßte ich mich jedoch keines einzigen za entsinnen, der eine gleiche Fülle merkwürdiger Züge dar- geboten hätte, wie der, welch« iu der bekannten Familie d« RoylottS vou Stokr Morao iu Surren spielte. Die betreffende« »orkowmuiffe fielen in die «sie Zett meiner LerbiudMg mit Holmes, tu die Lage nuferes gemeinsamen Smgaeselleulebeus in d« Bakerstraße. Ich würde dieselben "elleicht früher schon veröffentlicht haben, wäre mir nicht Stillschweigen darüb« auferlegt gewesen, eine Pflicht,

Mn d« mich erst im vergangenen Monat d« vorzeitige Tod

der Dame, tu deren Interesse jenes versprechen gegeben worden war, entbunden hat. vielleicht ist es ganz zweck­mäßig, daß der wahre Sachverhalt jetzt ans Licht kommt, denn wie ich auS guter Quelle erfahre, haben sich üb« den Tod deS Dr. Srimesby Rvylott in weiten Kreisen Gerüchte verbretlet, welche jene Eretgn-ffe noch gräßlich« arrSrualev, als sie iu Wirklichkeit find.

ES war im Jahre 1883 anfangs April, als ich eine» Morgens beim Erwachen Holmes vollständig augekleidet au meine« Bett erblickte. Er stond gewöhnlich spät auf, und da die Uhr aus dem KaminfimS erst ein viertel nach sieben zeigte, so blinzelte ich ihn einigermaßen überrascht, vielleicht sogar etwas ärgerlich an, denn ich ließ mich selbst nicht gerne tu meinen Gewohnheiten stören.

Lut mir sehr leid, daß ich dich i« Schlafe stören muß, Watsou," sagte«,ab« es geht heute morgen keinem i« Hause bester. Die Haushältertu ist zuerst herauSgeklopft worden, sie hat mich aufgeweckt, «ud jetzt kommt die Reihe au dich."

Was gibt eS benutz Brennt eS?"

Nein, eine Klientin ist da. ES scheint, daß eine junge Dame iu höchst erregtem Zustand vou auswärts eiagetroffeu ist, die «ich durchaus sprechen will. Sie wartet unter» im Empfangszimmer. Wem sich aber eine junge Dame iu solcher Morgenfrühe oatz d« Hauptstadt aufmacht und die Leute ans den Fednu treibt, p» wird sie wohl eine recht dringliche Mitteilung zu machen haben. Einen wirklich

interessanten Fall würdest du doch gewiß gern vou An­fang an verfolgen. Ich wollte dich deshalb unter allen Umständen wecken, n« dich der günstigen Gelegeuhrtt nicht zu berauben."

Mein lieb« Junge, natürlich möchte ich sie um keiner» Preis verpaffen."

Ich kannte keinen größere« Genuß, als Holmes bei dm Untersuchungen, die sein Beruf mit sich brachte, Schritt für Schritt zu beglnten und seine kühnen Schlußfolgerungen zu bewundern, die blitzschnell, als entstammter» sie höher« Eingebung, und doch stets auf streng logisch« Grundlage aufgebaut Licht in das Dunkel der ihm vorgelegten rätsä- haftm Fälle brachten. Ich warf mich also rasch in die Kleid« und war nach wenigen Minuten so wett, um meine« Freund nach dem Empfangszimmer folgen zn können.

Eine schwarzgekleidete, dichtvrrschleierte Dam« saß a» Fenster und «hob sich bei mserem Eintritt.

Holmes begrüßte sie freundlich und fuhr, nachdem « sich ihr vorgestellt, auf mich deutend fort:Dies hier ist mei« vertrauter Freund und Kollege Dr. Walsou, vor dem Sie Ihre Sache ohne Scheu Vorbringen können. Frau Hudson hat ja Feuer augemacht, wie ich sehe, das war ver- uünftig vou ihr. Bitte, setzen Sie sich nur an dm Kamin, ich lasse Jhum gleich eine Taffe heißen Kaffee bringen, Sie zittern ja ordentlich."

Ab« nicht vor Kälte, antwortete die Dame mit leis« Stimme, indem sie d« Auffordemug Folge leistete.

(Fortsetzung folgt.)