Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
»N 280
Samstag dm 28. Kovemöer
1908
Amtliches.
Bekanntmachung
Petr. die Distrikts-, Stadt- «nd Kaffenarztstelle i» Haiterbach.
Es wird hiemit zur allgemeiueu Kenntnis gebracht, Laß Herr Doktor Hiller an Stelle des Herr«! Doktor Preisendavz in Haiterbach als Distrikt-- Stadt- »nd Kassenarzt für die Gemeinde« Haiterbach, Bethingen, Bö fingen, Oberfchwandorf, Odertalhei«, Schietinge», Unterfchwandorf «ad Untertalhei« anfgestellt ist. Herr Doktor Hiller hat seinen Dienst am 26. d. M. avgetreten und wild die vorgenannten Gemeinden seines Distrikts wöchentlich am Dienstag ohne An- rechnnng von Reisekosten besuche».
Seine Sprechstunde» hat Herr Doktor Hiller in Haiterbach an den Werktage« — mit AaSuohme des Dienstags — vormittags von IO/, — IS Uhr «nd Sonntag- vormittags von 8—S Uhr.
Herr Dr. Hiller ist Spezialist sür Hals-, Nasen- und Ohrevkraukheite».
Die SchnltheihenLmter der vorbezeichneteu Gemeinden wollen Vorstehendes alsbald in ortsüblicher Weise in ihren Gemeinden bekannt machen lassen.
Nagold, den 27. November 1908
K. Oberamt. Ritter.
Rdventsgedanken.
Ein neues Kirchenjahr. Wer niwmt groß Notiz davon? Mau rechnet ja nur mit dem bürgerlichen Jahre. Das hastet und hetzt sich ab. Richtig, nun wtrd's bald zu Ende sein. Weihnachten schon wieder mal in Sicht. DaS löst schöne Gefühle aus. Tanueuduft und strahlende Kerzen,
Geschenke und frohe Feiertage-, oder fteiaeu auch
andere Gedanken aus? Die schweren Ausgaben des Winters? Die ganze pekuniäre Sorgeuuot, gerade wo mau sich und den Seinen eine rechte Freude gönnen möchte? Die einen haben, und die anderen haben nicht. Mau fühlt daS so manches böse Mal, und j-ift vor Weihnachten ist's so bitter, daS Armseiu. das Ringen und Kämpfen auf der Schot m- seite des Lebens.
Nun, um so eifriger wollen wir nnS in christlich Adveutsgedauken vertiefen. JesuS kommt! Unser Glaub sagt'S. Dieser Glaube hat scharfe, blanke Augen. Er sieh jenen wundersamen Hetlszusammenhaug zwischen den groß« Verheißungen der alttestamentlichm Frommen und eine einzigartigen nenlestameutlichen Rrichgottes-Botschast. E ist eine Sprache der Weltgeschichte; «ehr noch, es rausch von einem ewigen LiebeSratschlnß, der hint r alle« Well geschehen seine unendlichen Segrusströmr bereit hat: Ali die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn! Christ»! ist der Schlüssel der Weltgeschichte, und er ist die Wahrhei deS Menschen. Jesus kommt! Aas diese Kunde hi« lies« damals di: Leute zusammen. Sie ließen sich heilen «ul unterweisen. Sie schwärmt u von ihm und — schlugen ihr ans Kreuz. Aber etliche, und es wurden ihrer iume mehr, die «ahmen diesen JesuS alS ihren letzten, tiefsten besten Halt und Hort. Sie glaubten an ihn und ließ« sich für diesen Glauben quälen und totschlageu. Und wai menschliche Torheit und Leidenschaft auch gegen den Man» von Nazareth ersann und ansführte, er war immer Wied« da, et« Lebendiger, ein Gegenwärtiger, ein All-rgrößter der auch das Zukünftige in seinen segveud n Händen hält JesuS kommt! Wo wä e er denn nicht zn spüren iw modernen Geistesleben? Mau steht ihn mit verschiedener Brillen au, aber «an kann ihn nimmer ignorieren. I« soeben erschienenen zweiten Bande der B rgerschen Sch lier. Biographie heißt eS: „Ans allen Pfaden, die dad Sehnen and Suchen unserer Zeit wandelt, begegnet «au Schiller.* Ran könnte noch besser sagen: Uebrrall taucht die Christus- gestalt auf. Man fragt, wer war JesuS? Was wollte Jesus? Und die eigentliche HaaptschusuchtSfrage ist: Was ist dieser JesuS sür »ich? Uad darum — sü uaS gegrüßt, du lieber Advent! Möge der große Frtedebrtuger und Welrenträtseler immer wieder Einzug halten! Das Meascheu- herz, dieses trotzige und verzagte Ding, es schreit ja nach — JesuS.
WoNtijche Weberficht.
Der Widerspruch gegen die neuen ReichSftener«
-reift immer weiter um sich. Den vielen in den letzten Wochen von Vereinen, Jutcreflentevverbänderi, Gemeinden rc. beschlossenen Protesten reiht sich jetzt auch einer des BaudeS der Industriellen au. Der Bund verbreitet eine Erklärung,
in der er die Notwendigkeit der Beschaffungen neuer Einnahmen für das Reich anerkennt, aber die Steueivor- lageu tu der vorliegenden Form mit Ausnahme der Nach, laßsteuer verwirft.
Die französische Depntierte»ka««er nah« im Anschluß an die Marine-Debatte einen Antrag au, wonach zur Reform der maritimen Institutionen geschritten werden soll und die Notwendigkeit anerkannt wird, binnen karzem ein neues OrgaoisationSgesetz für die Kriegsmarine avzu- uehmeu. — Vorgestern forderten mehrere Rrduer, daß sich die französische Diplomatie bemühe« möge, die KoguakauS- sühr nach Rußland, Schweden und Norwegen zn fördern und die französischen Produkte gegen die ans allen Auslandsmärkten vorhandenen Nachahmungen zu schützen. Minister Ptchon erklärte, daß Unterhandlungen besonders mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn zum Schutz der französischen Alkoholmarkeu im Gang seien.
Der Aufstand in Haiti, der bisher nur den Süden umfaßte, der sich fast völlig in der Gewalt der Revolutionäre befindet, droht auch nach Port au Priuce überzugreifeu. Ein Schiff des Präsidenten Nord Alexis, das LeS Cay'S zu blockieren bestimmt war ist vor Aqaia ausgelaufen. Wie Frankreich senden auch Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika je 1 Kriegsschiff nach Haiti.
Lord Roderts, dessen Rede im Oberhaus so viel Aussehen erregte, hat sich entschlossen, eine große nationale Agitation zugunsten seiner Forderungen eiuzuleiten. Den Anfang machte er tu Ashridge, wo er tu einer öffentlichen Versammln»« eine flammende Rede hielt nud erklärte, England müsse eine Million gedrillter Soldaten haben, «m gegen jede Gefahr gewappnet zu sein.
Zn« Jnvafionsgefprnst.
Hinter der JnvafiorrSrede des Lords Roberts
im englischen Oberhaus vermutet man in Frankreich, wo mau's eigentlich wissen könnte, dev König Educrd. Eine Antwort auf die Robertsschen Ausführungen gibt die „Köln. Ztg.*, indem sie schreibt: Der deutsche Generalstab werde niemals den Frevel begehen, 200000 Manu ohne irgendwelche Kolonnen auf die kühnste Expedition zu schicken, welche dte Weltgeschichte kennen würde. In allen großen Armeen gilt der Grundsatz, daß es ein den Erfolg eines FeldzugS aufs schwerste gefährdender Fehler wäre, mit immobilen Trrppeuteilen arszurückcn. Lvrd Roberts wird viel Glauben nur in den Staaten staden, deren Bevölkerungen mit den Anforderungen deS Krieges der Gegenwart nicht im gerinast'n vertraut find. Für den Transport der angegebenen Lavdungsarmee muß mau nach englischer Erfahrung 270 Schiffe rechnen. Diese Ansammlung soll sich, wie Lord Roberts meint, vollziehen, ohne daß England etwas davon erfährt? Dte VorauSsktzang für einen solch m Transport ist aber, daß die eigene Flotte dte See völlig beherrscht, sie muß die feindliche Fiotte bis zur Vernichtung geschlagen haben, resp. die hiesige Seemacht Englands in der Nordsee muß von der Bildfläche verschwunden sein. Wie das geschehen soll, muß Lord Roberts ergründen, wir find dazu nicht imstande.
Zn diesem und anderen Beruhignugsartikelu verschiedener Zeitungen erhält daS N. T. von seinem Berliner L.-Mitarbetter folgende treffende Bemerkungen:
Wir Deutsche find sehr gute Menschen; wir haben immer das Bestreben, der ganzen Welt unsere tiefe FrtedmS- sehusocht zu beweisen. Nor wenn wir einmal sehr gereizt find, erinnern wir die anderen daran, daß wir über eine gepanzerte Faust verfügen. Daun heißt cS, wir hätten dte MaSke des Friedensfreundes abgenowmen, Wir wären aus der Rolle gefallen. Augenblicklich find die militärischen Mitarbeiter etlicher Zeitungen am Werk, anläßlich der alarmierenden Ausführungen des Lord Roberts im britischen Oberhause über einen Einfall deutscher Truppen in England daS Jnselreich darüber zu beruhigen, daß dte „Jnvifion* nicht möglich sei. Die „Marine-Rundschau* beweist die Unmöglichkeit mit sozusagen wissenschaftlicher Gründlichkeit, und der frühere Oberst GSdke, die m lttärische Autorität des „Bcrl. Tagebl.", hält eS für eine verbrecherische Narrheit, ein gewaltiges Heer, eine so starke und schwer bewegliche Flotte über dte Nordsee zu führen, ohne dresr wenigstens zeitweise za Seherischen. DaS alles ist ganz irterrffiut zu lesen. Aber, man darf dte Frage anfwerfeo, ist eS erforderlich den Engländern diesen Beweis zu führen? Ist eS nützlich, ihnen darzulegm, daß sie von Deutschland im Ernstfälle — nm einen solchen handelt rS sich doch schließlich, denn aus purem Uebermut werden die Deutschen einst den Engländern nicht auf den Hals rücken — mchtS zu befürchten haben?
Deutscher Reichstag.
Berlin, 26. Nov.
Generaldebatte Über die Finanzrefor« '««d Stener-Borlage«.
Speck (Z.) betört, daß die Ftnauzvorlage nicht einen so überaus günstigen Eindruck hervorgerufen habe, namentlich in Bayern, herrsche darüber geradezu Entrüstung. An de« System der Matrikularbeiträge dürfe nicht gerüttelt werden. Gegen die ElektrizitätSstener erhebe Bayern einmütigen Protest. Die Nachlaßsteuer sei ein BodeuziuS in neuer Auflage. DaS Branntweinmonopol sei der erste Schritt zum sozialistischen Staat. Redner fragt, warum erfahre man nichts über den Sparsamkeitserlaß des Reichskanzlers. Seine Freunde verlangen glatte und klare Antwort, wie nud wo gespart werden solle. Der Worte seien jetzt genug gewechselt, «au wolle endlich Taten sehen.
Gras Schwerin-LSwttz (kous.) hält neben der Besteuerung der alkoholischen Getränke auch eine ergänzende Besteuerung der alkoholfreien Getränke für augezcigt. Die Berechnung des Staatssekretärs, daß 500 Millionen erforderlich seien, halte er nicht für zu hoch gegriffen. Seine Freunde seien mit der Vorlage der verbündeten Regierungen darin einig, daß die Deckung d«S Bedarfs in der Hauptsache durch stärkere nud planvollere Besteuerung deS Luxus und Verbrauch gesunden werden kann und maß, wenn die finanzielle Selbständigkeit der Bundesstaaten und damit der föderative Charakter des Reiches gewahrt werden soll. Well seine Freunde gegen dte Ausdehnung der Erbschaftssteuer ans Eheleute und DeSceudeuteu seien, wüßten sie die Nachlaßsteuer ablehueu. Redner schließt, namens seiner politischen Freunde habe er Mit aller Entschiedenheit zu erklären, daß ihnen die von der linken Sette des Hanfes gewünschte Wiederaufnahme der Politik behufL Gewährung konstitatto- ueller Garantier» ond der Erfüllung anderer politischer Wünsche den Boden für eine sachliche Verständigung über die Retchsfiuauzeu vollkommen entziehen würden.
Weber (u.) erklärt, auch seine Freunde lehnte« es ab, die Fiuauzresorm mit politischen Forderungen zu der- qaickrn. In dte Nachsteuer würden seine Fremde stch schicken, aber entschieden dürfe damit nicht die Wrhrsteuer ^ verquickt werden. Bei der Bierstruer müßte aus jeden Fall za Gunsten der mittleren und kleineren Brauereim die Staffelung geändert werden. Eine Zigarreu-Vandero- lensteuer lehnten seine Freunde ab, eine Fabrikatsteuer verdiene den Vorzug. Die Juserateustemr enthalte im Ausbau so schwere Schäden, daß fie so nie Gesetz werden könne. Dte Steuer ans elekterische Kraft und Beleuchtung Wörde gerade das kleine Gewerbe treffen.
Suedekum (Soz.) polemisiert gegen den Grasen Schwerin: Ehe nicht unser ganzes System geändert wird, ist die Finanzreform und dte neuen Steuern für den Reichstag einfach uua»neh«bar. Bei dem Amtsantritt des Fürsten Bükow sagte der damalige Schatzsekretär von Thielmauu: Wir schwimmen ja geradezu in Gold.* Aber von da au, begonnen mit der China-Expedition, Schlag auf Schlag: Neue Schiffe neue Truppen ond alles unter Duldung deS Fürsten Bülow. DaS Volk würde eS nicht verstehen, wenn wir diese erste Gelegenheit, endlich einmal mit Nachdruck konstitutioneller Bürgschaften zu fordern, vorüber gehen lassen würden. Redner übt daun eir gehend Kritik an dm Ausführungen des Ftnarzmiutsters über Besserung der Lebenshaltung in der Arbeiterschaft. Seine Freunde sähen ihre Ausgabe darin, unser Volk vor einer neuen Masseobe- lastuvg zu schützen, ans direkten Steuern zu bestehen und konstitutionelle Garantieen zu fordern.
Ftnavzminister von Rheiubaben sucht die Bedenken gegen die Tabak-Bauderoleusteuer und ElektrizitätSstener zu zerstreuen nud legt daun gegenüber dem Vorredner nochmals dar, daß im Jahre 1907 dir sozialdemokratischen Gewerkschaften nicht weniger als 51 Millionen au Arbeiter- betträgm eingenommen hätten.
Gages-Weuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, drn 20. Noonnber ISYS. Zn« Postanweisung-- «nd Scheckverkehr der
am 1. Jan. 1909 in Kraft tritt, wird nur noch mttgeteilt, daß die Postämter zur weiteren Anskuvstserteilung bereit sind und Anträge auf Eröffnung eines Kontos vom 1. Dez. d. I. au wtgegeunehmm._
Stuttgart, 27. Nov. Als Tag des Zusammentritts des Landtags ist nach de« „Beobachter* der 10. Dezember in Aussicht genommen.