Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier l mit Träger­lohn 1.20 im Bezirks­und 10 Km-Berkehr 1.2S im übrigen Württemberg 1.3S «6, Monatsabonnements nach Verhältnis.

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Ms- Md LsM-Mll sti dm Gmmts-Skjirk üszsld.

Aevnfpvechev N«. 88° 88. Jahrgang. MernfpveHev Mv. 8V.

Anzeigeü-Gebührl f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei lmal, Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen und

Schrväb. Landwirt.

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De« Schuktheiffeuämter« wird dir Anschaffung der zweiten Auflage des Nachschlage- buchsFührer durch die Reichs- und Württe«- bergische Laudesgesetzgebung" vo« A«t«a»u

R!pp«a«u in Cftw, Preis 3 ^ 40 iZ. erhältlich auch Set der Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold, dringend empföhle». Zweckmäßig ist es, die jeweils erscheinenden Gesetze in dem Buch nachzutrageu, wozn in dem Nach- schlag« buch der erforderliche Raum ist.

Nagold, den 13. November 1908. _K. Oberarnt: Ritter.

Dieje«ige« Ortsp»Uzeibehörden,

welche den Erlaß vom 23. Oktober 1908, Grs. Nrs. 250, betr. Mitteilung der »agefLhres Anzahl von Handwerkern in der Gemeinde, welche um die Verleihung ver weiteren Befugnis zur Aulritung von Lehrlinge« sachsncheu volles noch nicht erledigt haben, werden hieran erinnert. Der Bericht ist als portopflichtige Dienstsache zn erstatten. Nagold, den 13. November 1908.

K. Oberamt. Ritter.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 12. Nov.

Präsident Gras Stolberg eröffnet die Sitzung mit der Mitteilung von der schweren Katastrophe in Westfalen und spricht den durch der Katastrophe Geschädigten das Mitgefühl des Hauses aus. Die Abgeordneten haben sich von ihren Plätzen erhoben

Rechnungssachen. Bei einer Rechnungs-Vorlage über den Kolouial-HaushaltS-Etat pro 1900 bringt Erzberger (Ztr.) Beschwerden über die unglaubliche Nicht- beachtuug des Etatrechtes seitens der Verwaltung in den Schutzgebieten vor.

Ministerialdirektor Contze erwidert, die Gouverneure hätten jedenfalls geglaubt, daß die Bewilligungen im Etat als Pausch-Qaanten erfolgt seien.

NoSke (S.) erhebt gegen diese Inschutznahme der Gouverneure Einspruch.

Gamp (Rp.) wendet sich gegen die Ausführungen des ASg. Noske und bezeichnet diese dabei als Unsinn.

Präsident Graf Stolberg: Herr Abgeordneter, ich kann nicht. . . Redner, rasch eiufallend, den Unsinn nehme ich zurück. (Große Heiterkeit!)

v. Liebert (Rp.) stellt fest, daß er nur noch 2 Monate in Ostafrika war. zu der Zeit, um die es sich hier handle.

Nach kurzen Bemerkungen von Auring (n.) und Frank (S.) bemerkt Erzberger (Z.): Mir war gesagt worden, der Bau der von uns abgelrhuten Ostasrika-Zentralbahu sei schon von Herrn Liebert und nicht erst von seinem Nach­folger begonnen worden.

v. Liebert (Rp.) erklärt, er müsse es ablehneu, sich hier z« verteidigen.

Die Vorlage geht hierauf au die Rechnungskommisston.

Es folgten Petitionen: Zunächst wird die am 4. ds. begonnene Besprechung der Eingabe betr. Arbeltssperren und Urbrrschichteuwefen im Bergwerksberriebe fortgesetzt.

BehreuS (Chrs.): DaS von den Grubenbesitzern an- gewendm Sperrsystem hat große Härten.

Sachse (S.) sagt zunächst dafür Dank, daß der Reichs­tag bei Beginn der heut. Sitzung seine Teilnahme an dem neuen schweren Unglück ausgesprochen hat. Redner schilderte dann nochmals wie schon 8 Tage vorher Hengsbach das Sperrsystem.

Nacken (Z.) erklärt, daß auch s.ine Freunde die furcht­bare Katastrophe tief erschüttert hat und daß bereits durch Erbringung einer Interpellation die notwendigen Schritte zu einer eingehenden Besprechung der Angelegenheit getan haben. Eine umfassende Hilfsaktion müsse e,«geleitet werde».

Gotheiu (frs. Vg.) gibt seiner Freude Ausdruck, daß der Präsident dem allgemeinen Mitgefühl mit den Opferu des neue» schweren Unglückes Ausdruck gegeben hat.

Schubert (n.) erklärt namens seiner Freunde, daß diese dem Vorschläge der Kommission, diese Prtitiou der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen, zustimmen werde, aber er süsse doch einige» Uebertreibungeu der Petition in Bezug auf die große Zahl der Ueberschichten eutgegeutreterr.

Hue (S.): Aas der Zeche, die uuS heute das neue schwere Unglück gebracht hat, hat schon vor 14 Tagen eine Explosion stattgefuudeu und seit Monaten kommen von dort Klagen der Arbeiter über lebensgefährliche Mtßstäude. Als in einem Artikel auf diese Unzulänglichkeiten hiugewteseu wnrde, forschte die Bergbehörde nach de« Verfasser. (Hört,

Samstag dm 14. Movemöer

hört!) Wer es glaubt, daß mit dem Sperrsystem erziehe­

risch gewirkt und die Fluktuation eingeschränkt werden kann, kriegt einen Taler.

Die Petition wird der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen.

Morgen Interpellation über Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit und Folgen der wirtschaftlich-« Krise.

Zur Berliner Krisis.

BerU«, 13. Nov. Die gestrige Vtzang des vundes- ratsausschusses für auswärtige Angelegenheiten war hauptsächlich der Balkaupolitik, insbesondere der Stellung­nahme Deutschlands in der Konferenzfrage gewidmet. Za den Verhandlungen war auch der deutsche Botschafter in Ksustautinopel, Freiherr Marschall von Bieberstein zuge­zogen, der eigens zu diesem Zwecke nach Berlin berufen worden ist. Ob diese Berufung nach Berlin mit einer rvt. Kanzler-Kandidatur in Verbindung gebracht werden kann, darüber werden schon die nächsten Tage Gewißheit bringen.

BerU«, 13. Nov. Die unter dem Vorsitz Bayerns in Berlin stattgefuudene Tagung des BuudesauSschufses für auswärtige Angelegenheiten hat Uebsreiusttmmuug mit dem Reichskanzler in den schwebende« Auslands- sragen erbracht. D:r Ausschuß hat ferner gleichfalls gegen das letzte Kaiseriuterview Bedenken der Bundesregierungen erhoben.

BerU«, 13. Nov. Ueber die Stellung einzelner Par­teien zur inneren Krisis wird mitgeteilt, daß die Konser­vativen in ihrer Mehrheit Bülow nicht halten. Ran ver­übelt ihm die Blockpolitik, mit der er auch das Abgeord­netenhaus ««gestalten will. Der Vorschlag des Abg. Haußmanu,^ ein parlamentarisches Regime etuzuführeu. ist eS gerade, den die Konservativen bei der jetzigen Lage fürchten. Darum waren sie für ein einmütiges Handeln im Reichstag nicht zu haben. Die innere Krisis scheint auch nach der zweitägigen Redeschlacht noch lauge nicht be­hoben zu sein. Nach Lage der Dinge scheint es nicht un­möglich, daß der Rücktritt des Reichskanzlers schon tu aller­nächster Zeit erfolgt. ES wird erzählt, Bülow habe gestern früh ein ausführliches Telegramm des Kaisers erhalten, das ohne Borwürfe zu enthalten, Bülows RücktrittSwüuschen nicht widerspricht! Natürlich ist auch ein weiteres Verbleiben Bülows nicht ausgeschloffen, aber die Situation hat sich derart zugespitzt, daß die Frage seines Nachfolgers ernstlich erwogen wird.

BerU«, 13. Nov. Wie unser Korrespondent erfährt, rechnet man in konservativen Kreisen damit, daß der Kanz­ler scho« t» diese» Tages demisstosiere» werde. Mau glaubt in diesen Kreisen, daß ein General zu« Reichskanzler ernannt werde. (Bad. Presse.)

Hamburg, 13. Nov. Bei« Präsidenten der Bürger­schaft ist der Antrag eiugegaugen, der Senat möge im Bnudesrat die geeigneten Schritte tun, um dem Kaiser klarzulegen, daß man auch in Hamburg das persönliche Eingreifen des Kaisers in die äußere Politik tief bedauere und eine sichere Bürgschaft gegen die Wiederholung solcher Vorkommnisse verlange.

Re«e Enthüll«« ge«.

»msterda«, 12. Nov. DaS HaagerBaderlaud" veröffentlicht aus Anlaß der Mitteilungen des deutschen Kaisers betreffs des BurevkrtegS einige Enthüllungen ans den nachgelassenen Papieren eines Diplomaten, die recht abenteuerlich klingen. Hiernach habe die Königin Wilhelmine auf Veranlass-mg des Minister des Aeußeru de Beaufort sich schriftlich, aber vergebens bei Kaiser Wilhelm für Krüger verwandt. Nach de» Kriege habe Kaiser Wilhelm befürchtet die wachsende Erbitterung Englands über die Stellungnahme des deutschen Volkes im Bureukrteg könne zu einem euro­päischen Kriege führen. Er habe daher zu erkennen gegeben, daß in solche« Falle die holländischen Häfen besetzt werden müßten. Als der japanisch-rassische Krieg ausbrach, habe der Kaiser au die Königin einen Brief geschrieben, worin er avküudizte, die Hafenbesetzung werde durchgeführt werden, wenn Holland sich nicht sofort in Verteidigungszustand gegen England stelle. Die Königin teilte entrüstet den Brief dem Ministerpräsidenten Kuyprr mit, woraus Koyper einige Forts in Ordnung bringen ließ. Kuyprr habe de« großen Fehler begangen, dem Parlament die ernste Lage zn ver­schweigen. Das Nordsecabkommen, das der Kaiser der Königin bei seinem Besuch in Amsterdam gewissermaßen als Geschenk Mitbrachte, habe den Zweck gehabt die Ver­stimmung bei der Königin Wilhelmine wieder gut zu machen.

Trotzdem dem »Baderlaud" früher gute Beziehungen zum Ministerium des Aeußeru uachgesagt wmdeu, tut mau

1S08

gut, diese Mitteilung mit Borficht aufznuehmen, besonder»

da das gleiche Blatt noch vor karzem etue gleichfalls die Königin betreffende Falschmeldung mit aller Hartnäckigkeit auftecht erhielt.

Gages-Weuigkeiten.

Aus Stadt md Land.

t. Gbha«fe», 13. Nov. Unter dem Vorfitz von Bezirksschulinspektor Pf. Schott fand gestern hier die Be« zirksschulversammluug statt. Au der Versammlung, die im RathanSsaal tagte, beteiligten sich sämtliche ständige und unständige Lebrer, eine größere Anzahl von Geistlichen und als Gast der Bezirksvorstand Reg.-Rat Ritter. Ans dem vom Vorsitzenden erstatteten Schulbertcht seien folgende sta­tistischen Mitteilungen angeführt: Zahl der Schulklassen im Bezirk 72, woran 53 ständige und 19 unständige Lehrer tätig find; Schul,rzahl 4409, 101 Schüler wehr als im Vorjahr. Infolge deS Lehrermangels muß in 38 Schul- klaffen AStnlnaMnterricht erteilt werden. Die höchste Schülerzahl ist dem Lehrer in Rot selben zugewiefev, der gegenwärtig 125 Kinder za unterrichten hat, sonst beträgt die durchschnittliche Schülerzahl auf eine» Lehr.r 61. Au den Schulbertcht schloß sich ein sehr interessanter Vortrag des Borfitzendeu über den Religionsunterricht an, der Anlaß zu regem Gedankenaustausch gab. Der zweite Ge­genstand der Tagesordnung, Vortrag von Srmiuarcber- lehrer Köbele über »Die Entwicklung und den hmtigm Stand der Methodik des RechtSschreibuuterrtchtS" bot ebenfalls sehr viel Anregendes. Auch der Bortrag von Schull. Kläger über »das Touwort, eine neue Ges an gs- methode" bot der Neuen und Belehrenden manches. In geschickter Weise führte Lehrer Freytag den praktische» Börner'scheu Leseapparat der Versammlung dar. Den Schluß der Konferenz bildete ein gemeinschaftliches Essen i« Gasthaus z. »Wuldhorn".

r. Stuttgart, 13. Nov. In der heutigen Sitzung der Bolksfchrrlko«»iffio« wurden, dem »Deutsche« BolkSblatt" zufolge, sämtliche Anträge zu Art. 72 (Orts- schulaufficht), also die Anträge Dr. Späth, Hieber, von Gauß und Heymau« abgelehnt. Auch die Fassung der Regierungsvorlage zu Art. 72 fand keine Mehrheit und wurde mtt 13 gegen 2 Stimmen (Bauernbund) abgelehut. Die freilich nicht von allen Kommtsstousmitgliederu gewollte Wirkung des Beschlusses ist di: Aufrechterhalturg der ge­setzlich sestgelegteu geistlichen OrtSschulaufstcht. Die Kom­mission ließ nach diese« Ergebnis etue Pause in der Fort­setzung der Beratung eiutreteu, um den Parteien Gelegen­heit zu geben, zu der neuen Situation Stellung zu nehmen. Heute nachmittag 3 Uhr Fortsetzung.

8 Stuttgart, 13. Nov. Aus fast sämtlichen Ober­ämtern des Landes waren am letzten Souutag im Hotel Biktoria Stadt- und Gemeivdepfleger und sonstige Ge- meiuderechuer versammelt, welche als Vertreter der betr. OberamtSbezirke von Stadtpfleger Weilemann-Nürttugen eiugeladen waren, um der schon im letzten Sommer von einer Anzahl Kollegen angeregten Gründung einesVer­bands Württ. Gemeiuderechner", wozu bereits 679 Mit­glied-Anmeldungen etultefen, näher zu treten. Die Versamm­lung, dir sich auS fachmännisch und uich'.fachmäunisch gebil­dete» Kollegen zusammeusetzte und von Stadtpflrger Wetlc- mauu geleitet wurde, war der einstimmigen Ansicht, daß die Gemeioderechner in dem Verein Württ. Körperschafts­beamten nicht die gewünschte Wahrung und Förderung ihrer Inter« sseu erfahren und deshalb die Gründung eines eige­nen Verbands ähnlich demjenigen der Oderamtspflegcr, Ober- amtssparkasfiere und Verwaltungsaktuare eia uubdtugtes Bedürfnis seie. Sofort wurde denn auch ein provisorischer (gcschäftSführ.) Ausschuß mit Stadtpfieger Weilemann als Vorstand an der Spitze gewählt, ein Statuteu-Eutwurf fest­gelegt und die konstituierende Landesversammlnug auf Sonn­tag den 7. Febr. k. Js. in Aussicht genommen. Dev an- weseudru Bezirksvertreteru ist nahegelegt worden, möglichst viele weitere Semeiuderechner für den neuen Berbaud als Mitglieder zu gewinnen, damit der Mitgliederstavd bis zur Landesversammlurg auf mindestens 1000 gebracht werde. Für den Oberamtsoezirk Nagold nimmt Stadtpflcger Lenz in Nagold MttgliedSanmelduagen entgegen.

Fridittge» OA. Tuttlingen, 11. Nov. Behufs Fest­stellung der Waffermeug n, welche von der Verfickeruugsstklle der Donau zur Aach abfl eßm, wurden heute unter Anwesen­heit einer württemb. und badischen Kommission 500 Ztr. Salz tu die Senklöcher der Donau unweit Fridivgeu ge­schüttet. Vo« württ. Sette waren Bautuspektor Konz uud Inspektor Bareiß, ferner Pr»f. Dr. Eudriß, vou badischer