Volksschule bekommen soll, wurde mtt alle« gegen sdie Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Ebenso wurde ein weiterer Antrag Hildenbraud und Gen., hinter dem Wort „Naturkunde" die Worte „Gesetzes- und Bürgerkuude" ein« zufügeu und damit die Gesetzes- und Bürgerkuude als selbstständiges obligatorisches Fach dem Lehrplan der Volksschule einzureihen, mit allen Stimmen gegen die Antragsteller ab- gelehut. Dagegen gelangte die folgende, vom Abg. Hauß- Maun beantragte Erklärung, mtt der sich auch der Kult- minister einverstanden erklärt hatte, mit alle« Stimmen bei einer Stimmenthaltung zur Annahme: „Die Kammer der Abgeordneten richtet an den Herrn Staat-minister des Kirchen- und Schulwesens das Ersuchen, tu dem Lehrplan der Lehrerbildungsanstalten zur künftigen Vermittlung eines elementaren Verständnisses für die Entwicklung der Verhältnisse der Gegenwart der Bürgerkuude eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuweudeu." Bei der nun folgenden Beratung der Worte „Singen u. Zeichnen" stellten dir Abg. Schrempf und Dr. Wolfs den Antrag: „In Art. 1 Abs. 2 die Worte „und Zeichnen" zu streichen und io Art. 1 Abs. 4 hinter den Worten „als weitere Lehrfächer können insbesondere eingesührt werden" eiuzusügeu: „Zeichnen", d. h. daS Zeichnen aus der Reihe der oblig. Unterrichtsfächer zu streichen und in die der fakultativen zu verweisen. Dieser Antrag wurde nach längerer Diskussion mit 11 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehut und die Faffuug des Regieruugseutwurfs angenommen. Im Anschluß hieran gelangte noch folgende Erklä.uug der Abg. Kübel und Löchner mit 9 gegen 5 Stimmen bet einer Enthaltung zur Annahme: „Den Herrn Siaaismimster des Kirchen- und Schulwesens zu ersuchen, bei Einführung des obligatorischen Zeichenunterrichts 1 auf die besonderen Verhältnisse und Schwierigketten einzelner Gemeinden in der Uebergaugszett Rücksicht zu nehmen, 2. bedürftigen Gemeinden entsprechende StaatSbeiträge zu bewilligen und hiebei solche, welche die Zeicheumaterialieu unentgeltlich liefern, besonders zu berücksichtigen.
Die Beratung über den wettereu Inhalt des Art. 1 wird morgen fortgesetzt.
Mages-Neuigkeiten.
GtM »«d Lirrk.
Nagold. der. 10 Oktober 1906
Zum Brsvdfsll. Die kürzlich durch den Oberstaats- auwau vorgenommeueu Vernehmungen wegen der vermuteten Brandstiftung find ergebnislos geblieben.
b. Obertalhei«, 9, Okt. Das Fest der goldenen Hochzeit feiern am Ktrchweihmoutag die Johann Weber'scheu Eheleute. Da seit einem Meuscheualter ein derartiges Fest in hiesiger Gemeinde nicht mehr gefeiert wurde und die Jubilare sich allgemeiner Beliebtheit erfreuen ist die Anteilnahme der ganzen Einwohnerschaft jau der seltenen Feier -fine allgemeine.
Enztal, 8. Oktbr. Zu dem schon gemeldeten Unfall wird uns von anderer Sette geschrieben: Schon wieder ist irotz aller Warnungen durch unvorsichtigen Gebrauch von Spiritus schweres Unheil entstanden und schwebt ein junges Menschenleben in Todesgefahr. DaS 15jährige Dienstmädchen, Frida BLzner, Fuhrmannstochter von hier, bei Kaufmann Bott in Wtldbad im Dienst, ist bei dem Versuch, mit Spiritus Feuer schnell auzufacheu, entsetzlich versengt worden. Ihre Kleider gerieten in Brand und verbrannten ihr am Leibe. Von Nachbarn, die selbst an den Händen Verwundungen davövtrugen, wurde das Feuer gelöscht, welches um so mehr um stch griff, weil die Brennende aus die Straße ritte. Ob die Hoffnung, daS arme Mädchen am Leben zu erhalten, sich bewahrheitet, ist sehr ungewiß. _
Ealw, 9. Oktbr. Am Sonntag und Montag findet in der hiesigen Turnhalle eine Jnnggeflügel- und Obst- ausstelluug statt; die GeflügelauSstellurrg wird von hervorragende« Züchtern Württembergs und Kadens mit Tieren der verschiedensten Raffen beschickt.
Stuttgart, 8. Okt. Der Vorstand der Bauabteiluug der Gemraldttektion der Württ. SiaalSeiseubahncu, Präsident v. FuchS, ist heute nachmittag 3 Uhr hier gestorben.
r. Schloß Lichtemstei«, 9. Ott. Am kommenden Sonntagabend wird von einer Tübinger Studentenverbindung das Schloß Lichtensteiu beleuchtet. Es wird dies bei der herrlichen Lage des Schlößchens ein selten schönes Schauspiel darstellen.
r. Rerrfseu, 9. Ott. In Beuren wurde der Schreiner Jakob Kuhn, dessen Hans zum Teil uiedergebrauut ist, unter dem Bedacht der Brandstiftung verhaftet. Sr bewohnte das Haus allein, nachdem seine Frau ihn wegen
feiner Drohungen, er werde sie in die Lust fliegen lassen, verlassen hatte.
Hellbraun, 7. Oktbr. Auf Veranlassung des kaufmännischen Vereins und des GewrrbevereinS hielt heute ReichstagSabgeordneter Dr. Navmanu im vollbesetzten Saale der KtliauShallen einen fast zweistündigen Vortrag über „Den gewerblichen und kaufmännischen Mittelstand in der kulturellen Entwicklung Deutschlands". Zwischen dem Gewerbe- u. Kavfmannsstavd gab es in der Vergangenheit mancherlei Spannungen und Kämpfe. In der Zeit deL „alten" Handwerks war der erste Satz der Junuugspolitik, daß nicht gehandelt werden darf mit den Erzeugnissen des Gewerbes, z. B. mit Geweben, Tuch. Jede Gegend bildete in gewerblicher Hinficht für stch einen Bezirk der dem Handwerk der Städte gehörte. Die Zünfte schützte« ihre Mitglieder vor lästiger Konkurrenz durch Begrenzung der Zahl der Handwerksbetriebe und Beschränkung der Zahl der Arbeitskräfte im einzelnen Betrieb. Die alte Zuuftpolittk war also mehr eine Politik der Sorge als der Hoffnung und des Optimismus! Der Kaufmann lief Stur« gegen diesen Zustand. Der Handwerkerstand war aus zwei Gründen innerlich geschwächt worden: 1) Weil er eS nicht verstand, stch seinen Nachwuchs recht zu erziehen, aus Furcht vermehrter Konkurrenz, und 2) weil die Handwerker stch nicht auf der nötigen Höhe der Kunstfertigkeit zu behaupten vermochten. Die innere nur vererbte Kunstfertigkeit ging verloren, weil die Tradition unterbrochen wurde. Biele Handwerker mußten anfangen, stch von der Landwirtschaft und nur zum Teil noch von ihrem Gewerbe zu nähren. Dazu kam die Vorliebe für das ausländische Kuusterzeuguis. Der Kaufmann brachte oie Einführung der Gewerbefreiheit. Sie bedeutete, daß nun der Handwerker eigentlich auch ein Kaufmann werden müßte. Der Jahrmarktsgedauke siegte über den Innung?- gedanken. Als ihm der Kaufmann soviel weggeuommen hatte, sagte der Handwerker: Ich werde selbst Kaufmann werden! Es entstanden die Mischformeu, daß der eine Hersteller und Verkäufer, der andere (Uhrmacher) Kaufmann und Reparateur wurde. Im Handwerk zeigte stch also eine viel größere Biegsamkeit als man ihm anfänglich zugetraut hatte. Die größten Schwierigkeiten liegen heute in den beiden Fragen der Erziehung des Nachwuchses und der Regelung des Verkaufspreises im Handwerkerstand. Einen Schritt zur Besserung bedeutet das in letzter Zeit in Geltung getretene Gesetz, der sog. kleine Befähigungsnachweis. Dieses Gesetz verlangt: Wer Lehrlinge heraubildeu will, muß selbst etwas Tüchtiges können. Nun zur zweiten Frage, der Regelung des Verkaufspreises. Hier ist für den Handwerker eine wichtige Frage das Zustandekommen von Organisationen. Alles schließt sich zusammen (Gewerkschaften, Syndikate, Kartelle); Handwerker muffen rS auch tun. Zwangsinunnzen find freilich nicht zu empfehlen. Zu empfehlen find freie Genossenschaften für den Ein- und Verkauf. DaS Wort hat auch für die Handwerker Geltung: „Wer mtt der Zeit geht, wird «it der Z-tt in die Höhe kommen." Der lebhafte Beifall der Versammlung war ein deutliches Zeichen ihres Dankes, und der BerscmmlUNgSleiter gab in seinem Schlußwort diesem Dank noch besonderen Ausdruck. (N. T.)
CraUSHei«, 8. Okt. Als heute nachmittag gegen 2 Uhr der Güterzug 6459 in die hiesige Station Anfuhr, entgleiste er, wobei stch die Maschine quer über das Geleise stellte und 5—6 Wagen umgestürzt und zertrümmert wurden. Personen wurden nicht verletzt, doch ist der Schaden erheblich. DaS Hauptgeleise, auf dem kurz darauf der König die gleiche Strecke im Hofzug passierte, war nicht gesperrt.
Zeppeli«.
Friedrichshofen. Professor Her gesell teilte auf dem Hamburger Meteorologinkougreß »it, daß der Kaiser Mitte Oktober nicht nur einem Aufstiege des Grafe» Zeppelin als Zuschauer anwohnen, sondern die feste Abficht habe, nach dem Beispiel des Königs von Württemberg auch einen Aufstieg mttzumachen.
De»ts^-r Reich
Verli«, 9. Okt. Die „Deutsche Tageszeitung" meldet: Bekanntlich ist dem Reichstage seitens des Kriegsministerimns eine Denkschrift über die Einführung der 2jährigen Dienstzeit bei der Kavallerie und bei der reitenden Artillerie in Ansficht gestellt worden. Wie verlautet, kommt di; Denkschrift zu dem Ergebnis, daß es unmöglich sei, bet den berittenen Truppen e ne Herabsetzung der 3jährigen Dienstzeit vorzunchmer.
Stettin, 9. Oktbr. Heute nacht wurde der Stettiner Früchtdampfer „N.ppoma" auf der Höhe von Scheveuingen von dem Dampfer „Pretoria" in dichtem Nebel angcrannt und mm Sinken gebracht. Vpn der aus 25 Mann be
stehenden Besatzung wurden 10 Mann von der „Pretoria" ausgenommen. Das Schicksal der übrigen ist ungewiß.
Aȧlsnd.
Petersburg, 9. Okt. In den letzten 24 Stunden — bis heute mittag — wurden 109 Neuerkrankungev und 47 Todesfälle au Cholera verzeichnet. Die Zahl der Kranken beträgt 1404.
Lsudou, 9. Ott. Einer Lcydmeldung auS Port Said zufolge ist der engliche Dampfer „Liucolnshire" gestern im Suezkanal auf Grund geraten. Er hindert den Verkehr und muß ausgeladeu werden.
Landwirtschaft Handel Lnd Verkehr
Nagold» 9. Okt. Kartoffel vom Mock 80—ILO auS«
gelesen 1.80—2.20
Nagold, 10. Okt. Obstmarkt. Zufuhr Tafelobst: A«ps«lS6 Körbe 5—7 ^ Birnen 22 Körbe 8—K Lt Zwetschgen 12 Körbe 4-5 Mostobst: Aepfei 1l Säcke 2 40-2,60 «irren 28 Säcke 2.40 10 Säcke gemischtes Obst 2.50 «erkauf ging
lebhaft
-I Altensteig» 9. Okt. Lebhaft ist de, Handel und der Ber- fand von Obst auf hiesiger Station. Die Preis« für Mostobst bewegen stch zwischen 2.30—2 60 ^ pro Ztr. für «epfrl. Ins Murg- u. Änztal kommt ebenfalls manches Obst zum Versand. An vorzüglichen Mostbirnen gibt es noch größere Vorräte. In WörnerSberg verkaufte gestern ein Stuttgarter Abnehmer 100 Ztr. Bratbirnen L 3 Mark. — Die Preise für Tafelobst stellten stch auf 5—6 ^ pro Ztr. Zwetschgen zu Brennereizwecken galten 2.80-3 Schöne gebrochene Früchte 4.S0
-t. Wart, 9. Okt. Versand heut» 100 Ztr. Zwetschgen ä S bis 3 50 ^ 260 Ztr. Aepfel und Birnen zu 230 und 170
Wei«.
Besigheim, 8. Okt. Lese in vollem Gang. Käufe zu 170, 175, 180, 184 ^ pro 3 Hl. Vieles verstellt.
Bestgheim-Frendenral, 7. Okt. Mehrere Käufe zu 15S—165 Mark ür 3 HI.
Diirreozlmmer«, 8. Okt Lese in vollem Gang. Käufe zu
179 -181 ^ pro 8 Hl.
Brackeuheim, s. Olt. Mit der Lese wurde heute allgemein begonnen Käufe zu 169—175 Lt, noch viel Vorrat.
MrimSheim, 8. Okt. Heute wuiden dis ersten Käufe zu 148 ^ für 3 Hl. abgeschloffen.
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Zaifer Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: 8 Vanr.