glied mit gleichen Rechten in die Familie der zivilisierten Böller eivzntretev, n» kulturell und wirtschaftlich weiter vorwärts zu kommen. Aus diesem Wege darf nichts Bul­garien anshalte« und nichts soll seinen Fortschritt hindern. Das ist der Wunsch und der Wille des Volkes. Das Volk der Bulgaren und sein Oberhaupt können nur ein u. dasselbe denken und wünschen. Tatsächlich unabhängig, ist das Land noch in seiner natürlichen und friedlichen Ent­wicklung durch falsche Vorstellungen gehemmt, deren Zer­störung eine Erkaltung zwischen Bulgarien und der Türkei zur Folge hatte. Ich und mein Volk wünschen eine Ber- jäugung der Politik der Türkei herbeizuführeu. Sie und Bulgarien, frei und unabhängig, haben die Vorbedingungen um freundschaftliche Bande zu schaffen und sie zu festigen, indem sie sich einer friedlichen Entwicklung hiugeben. Durchdrungen von dieser heiligen Aufgabe und um den Bedürfnissen des Staats gerecht zu werden, proklamiere ich mit dem Segen des Allmächtigen das seit 1885 geeinigte Bulgarien zu« unabhängigen Königreich. Mit meine« Volk glaube ich, daß dieser Schritt die Billigung der Groß- Mächte finden wird. Es lebe das Bolk und das unab­hängige Bulgarien!"

Die Annexio« Besuierrs «nd der Herze-»wi«a.

Die Wiener Ztg. wird folgendes allerhöchste Hand­schreiben an den österreichischen Ministerpräsidenten ver­öffentlichen: Ich habe «ich bestimmt gefunden, die Rechte meiner Souveränität auf Bosnien und die Herzegowina zu übertragen und die für mein Haus geltende Erbfolge­ordnung auch für diese Länder iu Wirksamkeit zn setzen, sowie eine gleichzeitige verfassungsmäßige Einrichtung zu gewähren. Indem ich Ihnen zugleich die Abschriften der Handschreiben mitteile, die ich aus diesem Anlaß au den Minister meines Hauses und des Aeußeren und au meinem gemeinsamen Finauzmmister gerichtet habe, fordere ich Sie auf, im Sinne de? Z 5 des Gesetzes vom 22 Febr. 1880, Reichsgesetz Nr. 18, wegen Einbringung der hiernach er­forderlichen Borlage im Reichsrat das entsprechende eiu- z-leiteu. Budapest, 5. Okt. 08. Franz Joseph. Gegengcz. Beck. Ein ähnliches Handschreiben ist au den ungarischen Ministerpräsidenten ergangen.

Kein Krieg.

Die letzte Depesche des deutschen Botschafters iu Kon- stavtinopel an das Auswärtige Amt lautet:Lage ruhig. Friede darf als gesichert gelten. Die bulgarischen Kriegs- rüstangeu sind eingestellt. Dis türkische Regierung bereitet eine Protestnote gegen die Okkupation Rumelieus vor."

Rumelien dürste überhaupt der strittige Punkt in dm kommenden Berhaudlungeu werden. Bekanntlich hat bis jetzt Bulgarien au die Türkei 140000 Pfund als Tri­but zahlen müssen, die der Dette Publique aber haben die Nachte ein lebhaftes Interesse, da aus ihren Einkünften des «akedoutsche Reformwerk und andere Garantien be­stritten wurden. Deutschland ist besonders dabet enga­giert, da 4 Prozent der Dette Publique der Anatolischeu Eisenbahn Zuflüßen. Tie bulgarische Regierung will, wie verlautet diese bis jetzt bestehenden Verpflichtungen mit über­nehmen, aber schon aus Gründen der jetzt geteilten Aatomte der Türkei und Bulgariens lassen sich diese Verpflichtungen nicht auf eine Doppelbasts stellen, die iu dem Augenblick entstehen würde, wenn Bulgarien die pekuniären Zuschüsse wie bisher leisten wollte.

El« Appell de- jnugtürkische« Komitees au Europa.

DaS Zentralkomitee für Einheit und Fortschritt ersucht dasBrrl. Tagbl." telegraphisch um Ausnahme der fol­genden Erklärung:

Das Zentralkomitee für Einheit und Fortschritt ist von de« durch Bulgarien gefaßten Entschlüsse, sich un­abhängig zu erklären, sowie von der Absicht Oesterreich- UugarnS benachrichtigt worden, sich Bosniens und der Herzegowina zu bemächtigen. Es betrachtet diese beiden Ereignisse als einen Eingriff in die Rechte der Türket

stehen bleibend und sah au den Häusern entlang,ich möchte mir die Reihenfolge der Häuser hier einprägeu. Jst's doch mein Steckenpferd. London durch und durch zu kennen. Also: Mortimer. Tabakhändler, der kleine Zeituugsladeu, die Filiale der City- und Borftadtbauk, das vegetariauische Gasthaus und Mc. Farlaues' Wageubau-Geschäst. Von da beginnt ein anderes Häuservierte. Und uau find wir fertig, Watsou, nun kommt die Zeit der Erholung. Ein belegtes Brot und eine Taffe Kaffee und dann fort ins Land der Satten und Klänge, wo alles sauft, zart und harmonisch ist, wo es keine rothaarigen Klienten gibt, die unS mit ihren Rätselfrageu den Kopf toll machen."

Mein Freund war ein Musik-Enthusiast, der ausge­zeichnet spielte, und dessen Kompositionen sich wett über daS Gewöhnliche erhoben. Ja völliger Glückseligkeit saß er den ganzen Nachmittag aus seines Sperrsitz und bewegte di: laugen, schmalen Finger im Takt. Niemand hätte glauben können, daß dies saust lächelnde Gesicht, diese schmachtend träumerischen Auge« Sherlock Holmes augehörten, dem rastlosen, spitzfindigen, stets bereiten Krtmiualageuteu. In seinem sonderbaren Charakter machte sich die Doppelnatur abwechselnd geltend. Häufig fragte ich «ich. ob nicht sein Scharfblick, seine außerordentliche Genauigkeit, ihr Gegen­gewicht iu den beschaulichen und poetischen Stimmungen fänden, die gelentlich bei ihm die Oberhand hatten. Seine elastische Natur befähigte ihn, sich aus der äußerst« Schlaffheit zur äußersten Energie emporzuschwiugeu, und ich wußte wohl, daß er sich nie gewaltiger zeigte, als wenn er tagelang in seinem Lehnstuhl gelegen und sich ganz in seine Jmprovi-

uud protestiert laut im Nqmeu der Menschheit (an nom äs I'ttmnLnitö) gegen diese« Beweis der übeleu Ab­sichten (manvaisss äispositions) der beiden oben erwähnten Länder' gegen/ ein iu voller Evolution zur Freiheit begriffenes Polk. Es appelliert au die öffent­liche Meinung Europas gegen dieses Attentat auf die heiligsten Rechte einer Nation."

Das Telegramm ist ür Saloniki Dienstag vormittag 12 Uhr 30 Min. aufgegebe».

Koustaatiuopel, 6. Okt. Der hiesige österr.-uugar. Botschafter Markgraf Pall avieint leitete den heutigen historischen Empfang beim Großwestr mit den Worten ein:Ich bedauere aufrichtig die wenig angenehme Ver­pflichtung zu haben, Euerer Hoheit die beifolgende Note zu übergeben." Der Empfang war eisig. Der Großwestr warf kaum einen Blick iu die Note und protestierte sofort lebhaft gegen den Akt Oesterreich-UngaruS. Heute nacht noch sendet die Pforte einen scharfen Protest au die Sig­natar-Mächte und ruft deren Intervention an.

Annexio« Kretas durch Griechenland.

8o»do«, 7. Okt. Das Reutersche Bureau meldet aus Kanea. ein Staatsstreich werde dort heute erwartet, durch welchen die Bereinigung Kretas mit Griechenland ausgesprochen wird.

Athen, 7. Oktbr. Nach Depeschen aus Kanea au hiesige Zeitungen proklamierten die Kreter die Anglteder- uug au Griechenland.

UoMischs Hleöerfichl.

Der König von Dachse» hat dem am Montag pro­grammmäßig in Dresden eingetroffenen spanischen Königs- Paar einen geradezu glänzenden Empfang bereitet. Auf dem Weg zum Schloß wurden die Monarchen vom Publikum auf das lebhafteste begrüßt. Auf dem Bahnhof hielt namens der Stadt Dresden Oberbürgermeister Beutler eine kurze Begrüßungsansprache, auf die König Alfons iu deutscher Sprache erwiderte, daß er sich freue, die Stadt Dresden kennen zu lernen, von der er schon viel schönes und Gutes gehört habe.

I» Frankreich flackert der Kampf um die Schule zwischen Klerikalismus und weltlicher Macht immer wieder auf. So vermauerte mau z. B. jüngst in Arbouffols den Eingang zur Schule, um eine von der Provinzialbehörde ernannte weltliche Lehrerin an der Ausübung ihrer Lehr­tätigkeit zu hindern. In einem andere» Ort empfing «au eine weltliche Lehrerin mit unflätige« Schimpfereien.

Der rassische Dtndentenstreik wird von Oktobristeu verurteilt, weil er nach ihrer Ansicht resultatlos bleiben wird und die Autouomiefrage bei der Reichsdumamajorität um deren Sympathien bringe» kann. ^

Da- chinesische Fiuanz«inift«rinm hat beschlossen, für China die Silberwährung brizubehalteu. Im Jahr 1910 will man den Großen Rat abschaffeu; von da ab soll das Kabinett die erste Regierungsbehörde bilden. Der französisch-chinesische Zwischenfall, der infolge des Ein­falls chinesischer Revolutionäre von Jünnan nach Frauzöstsch- Judochina entstauben war, ist betgelegt worden. China zählt 100000 Dollar und vergütet den von der Mnuanbahu angerichreten Schaden. Es erneuert die Mineurechte und gestattet den Ausbau der Eisenbahn bis Sianfu, lehnt es aber ab, den Vizeköuig seines Amtes zu entsetzen.

Ans Beneznela erhielt das holländische Kolonialamt die folgende Nachricht: Ein vom 26. September datierter Brief der Gesandtschaft in Caracas meldet, daß Präsident Castro schwer erkrankt ist. Die Gesandtschaft bat erfahren, daß die Regierung wahrscheinlich noch iu dieser Woche iu die Hände des Vizepräsidenten übergehen dürfte. Die Note der Niederlande vom 25. September ist dem Minister des Auswärtigen in Caracas zugestellt worden. .

sativum und seltenen Druckwerke vertieft hatte. Dann kam plötzlich der Jagdtrieb über ihn und seine gläozeuden Ver- mmsrschlüffe wurden zu förmlichen Eingebungen. Wer sein Wesen, seine Art und Weise nicht kannte, mußte ihn daun fast scheu anblickeu, wie einen Menschen der mehr weiß als die übrigen Sterblichen.

Als ich Holmes an dem Nachmittag iu St. James so völlig in die Musik versunken sah, da dachte ich, es komme eine schlimme Zeit für diejenigen, auf welche er es abge­sehen hatte.

Du möchtest gewiß nach Hause, Doktor," meinte er, als wir heraasgingen.

Ja, cs wäre mir recht."

Uud ich habe ein Geschäft vor, das mich einige Stunden in Anspruch nehmen wird. Die Geschichte iu Coburg-Square ist ernst."

Warum ernst?"

Ein schweres Verbrechen ist dort im Werke. Ich habe jedoch guten Grund zu der Annahme, daß wir es noch rechtzeitig hindern können. Heute abend bedarf ich deiner Hilfe."

Um wie viel Uhr?"

Um zehn ist'S früh genug."

Um zehn bin ich iu der Bakerstraße."

Gut. Und bitte stecke dttnen Revolver ein, vielleicht ist die Sache nicht ganz ohne Gefahr." Er winkte mir zu, wandte sich um uud verschwand sofort in der Menge.

(Fortsetzung folgt.)

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VagsL-Aeuigüeiten.

A»r Gtstzt >»d L«h.

Ragold, de« S Oktober 1SM.

* Der Haudwerkerlaude-verband Ortsgruppe Nagold wird vom 12. Okt. ab hier einen 12tägigeu Vor- berettungSkurs für die Meisterprüfung abhalten. Vgl. Anzeige.

r. Renenbür-, 7. Oktbr. In Bernbach wurde die sechsjährige Maurerstochter Knöller zu Tode geschleift. DaS Mädchen war mit Nachbarn auf die Wiese gegangen, be­wachte daselbst eine Kuh uud legte unglücklicherweise den Strick um den Hals. Die Kuh ging durch uud sprang in den Ort zurück, das Kind neben sich herschleppeud; eS war schon tot, als die Kuh aufgefangen werden konnte.

r. Stuttgart, 6. Oktbr. Der Polizeibericht schreibt: In einem hiesigen Gasthof wurde gestern nachmittag ein 23jähriger Handlungsgehilfe in seinem Zimmer vergiftet aufgefuudeu. Gestern nachmittag 2'/» Uhr wurde in der Rotenbergstraße iu Ostheim einem 4jährigen Knaben, ver­mutlich von einem Kiessuhrwerk, der linke Oberschenkel ab­gefahren. Der Fuhrmann ist noch nicht ermittelt. Beim Mostöereiteu bekam gestern nachmittag ein in der Hahustraße wohnhafter, 60 Jahre alter Weingärtuer einen Schlagaufall und war sofort tot.

r. Tübingen, 7. Oktbr. Laut Tüb. Chronik werden die Arbeitslose Schloßberg-Tunnel, Tuuneleiuschnitt uud Westbahnhof Tübingen zu der Tübingen-Herrenberger Bahn iu den nächsten Tagen zur Vergebung gelangen.

r. Ebingen, 7. Oktbr. Der über die Firma P. Bickelhaupt, Papierhandlung in Ebingen, ausgebrochene Konkurs, kam seinerzeit ganz unerwartet. Nur wenige Leute ahnten die große Ueberschuldnug des FirmeuinhaberS, die über 200 000 betragen soll. Nicht weniger über­raschend war aber die vor einigen Wochen erfolgte Ver­haftung des Inhabers Hermann Bickelhaupt, der sich wegen betrügerischen Baukerotts iu Untersuchungshaft befindet, wie auch die gestern erfolgte Verhaftung der Schwester des Inhabers, Frl. Elise Bickelhaupt, die der Teilnahme be­schuldigt wird.

r. Eßlingen, 7. Oktbr. Am 6. November werden in das hiesige Lehrerseminar 30 Zöglinge ausgenommen, die bereits im Besitze der Berechtigung zum Dienst des Einjährig-Freiwilligen sind. Eine zweijährige Präparanden- zett hatten sie nicht abzulegev, auch finden sie, um dem Lehrermangel zu begegnen, bereits nach 3 Jahren Verwen­dung im Schuldienst.

r. Jl-feld, 7. Ott. Die Tochter des Zimmermauns Wilhelm Fischer, die fett Jahren in Offeubach bedienstet ist, hatte dieser Tage beim Ankleiden morgens das Unglück, die Lampe umzustoße». Ihre Kleider fingen Feuer und das Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, daß es bald da­rauf starb.

Böekiuge«, 6. Oktbr. Das Opfer der entsetzliche» Bluttat auf demSaudhofr" ist nichts wie ein gestern gemeldetes Gerücht sagte, gestorben, sondern befindet sich besser, als mau nach seinem schweren Zastaud erwarten durste. Die Verwundungen sind aber noch viel schrecklicher als man anfangs anuahm. Das Mädchen hat nicht 10, sondern 21 Stiche iu allen Teilen des Körpers, von denen besonders einige im Bauch und Rücken sehr lebensgefährlich find. Wie man jetzt nachträglich vernimmt, bat sich der Täter vor einiger Zeit mit den Eltern seines Opfers ver­feindet und ihnen öfters mit seiner Rache gedroht. Auch soll erwiesen sein, daß er das zur Tat benützte Messer am Morgen vor der Ausführuug des Verbrechens sorgfältig geschärft habe. Die Untat gewinnt durch diese ueuere« Mitteilungen noch ein schlimmeres Gesicht; denn es scheint sich darnach nicht nur um eine im Jähzorn begangene bestialische Körperverletzung, sonders um einen wohl vor­bereiteten Mordversuch zu handeln. Der Täter ist von Bückingen gebürtig und wird von seinen Eltern, die als rechtschaffen bekannt find, als ein roher und trrmksüchtiger Mensch geschildert. Nach der Tat begab er sich in die Wohnung seiner Eltern uud nachher nach Großgartach. Das benützte Messer warf er in den Abort. Das verletzte Mädchen konnte eine Beschreibung des Täters geben, die zu seiner Ermittlung führte.

Tuttlingen, 5. Okt. In der hiesigen Schuhindustrie ist eine Einigung zwischen den Fabrikanten und Arbeitern zu staube gekommen. Infolgedessen wurde heute früh in allen Fabriken die Arbeit wieder aufgenommen.

6. Ulm, 7. Ott. Ein Unglück passierte heute abend iu der Htrschgasft. Ein lljähriges Kiud kam unter einen Wagen der elektrischen Straßenbahn. Es wurde bewußtlos und schwer verletzt vom Platze getragen. Wer die Schuld au dem Unglück trägt ist noch nicht festgesteüt. Aerztliche Hilfe war gleich zur Stelle.

Gerichtssaal.

r. Ulm, 7. Okt. (Strafkammer.) Mit einer besonders für landwirtschaftliche Kreise wichtigen Frage hatte sich die hiesige Strafkammer zu besaffeu. Iu dem Städt­chen Weil he im OA. Ktrchheim hatte ein Schmied vom Stadtvorstaud ein Strafmandat wegen nächtlicher Ruhe­störung erhalten, da er während der Heuernte noch nachts nach 11 Uhr Sensen dengelte, die ihm kurz vorder zu diesem Zwecke von Bauern überbracht worden waren. Der Schmied nahm aber die Strafe nicht au, sondern beantragte gericht- liche Entscheidung. Das Schöffengericht, das dann mit der Sache zn tun bekam, sprach ihn aber frei, weil es der An- schaurma war, daß man den Schmieden in der Heuernte